Der Nethegau, benannt nach dem Fluss Nethe, wird in unterschiedlichen Quellen auch Netago, Netga, Netgau, aber auch Nithega genannt und umfasst im Wesentlichen das Brakeler Bergland zwischen Weser und Eggegebirge um die Städte Brakel und Bad Driburg im heutigen Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen sowie den nördlichen Teil des heutigen Borgentreicher Stadtgebietes.[1]

Nethegau
Historisches Zentrum Brakel
Lage Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Gau im Oberwälder Land
Nethegau (Nordrhein-Westfalen)
Nethegau (Nordrhein-Westfalen)

Geographische Lage

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Zu verschiedenen Zeiten wurde die Abgrenzung der mittelalterlichen Gaue unterschiedlich angegeben, zeitweise versuchte man sogar feste Grenzen zu erarbeiten. Heute wird eher die ungefähre Lage angegeben, da zu einem Gau gehörige Orte nur selten und punktuell aus den Quellen hervorgehen.

Aus einer Urkunde Ottos des Großen vom 8. Juni 965 geht hervor, dass der Hof Bodincthorpe, das heutige Bökendorf, im pago Nithega liegt und aus dem Erbbesitz der Liudolfinger dem Kloster Corvey geschenkt wird. Um 1400 wird Willebadessen als im Gericht in der Vestene videlicet in pago Netago (in heutigem Deutsch: „im Gerichtsbezirk, nämlich im Gau Nethegau“) gelegen bezeichnet.[2]

Zusammen mit Hinweisen zu benachbarten Gauen und Landschaften ergibt sich folgendes Bild: Der Nethegau grenzt im Westen an das Eggegebirge, im Norden an den Wetigau, im Süden an den Hessengau und im Osten an den Augau um die Weser. Wie schon angegeben erstreckt er sich um den Fluss Nethe.[3]

Naturräumliche Gliederung

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Ungefähre Lage der mittelalterlichen Gaue in Ostwestfalen-Lippe, rot: westfälische Gaue, schwarz: ursprünglich engrische Gaue, blau: ostfälische Gaue.
 
„Nethegardi“ statt Bezeichnung als Gau in der Gaukarte „TABULA ANGARIAE IN DIOECESI PATERBORNENSI des Christian Ulrich Grupen, 1740
 
Die klar abgegrenzten mittelalterlichen Gaue des Herzogtum Sachsens um 1000 aus dem Allgemeinen Historischen Handatlas von Gustav Droysen von 1886.

Nach dem Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands liegt der Nethegau in der Haupteinheitengruppe D36 Weser- und Weser-Leine-Bergland (Niedersächsisches Bergland), zu der die alten Haupteinheitengruppen 36 Oberes Weserbergland und 37 Weser-Leine-Bergland, an denen der Nethegau Anteil hat, sowie 53 Unteres Weserbergland zusammengefasst wurden. Hier sind zu erwähnen:

Wichtigstes Gewässer ist die Nethe mit ihren Zuflüssen.[4]

Nethegau und Grafschaftsverfassung

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Bei diesem Thema ist zu berücksichtigen, dass umstritten ist, ob die fränkische Grafschaftsverfassung im von Karl dem Großen eroberten Sachsen mit der Fläche nach abgegrenzten Grafschaftsbezirken konsequent eingeführt wurde, bzw. bis wann sie dort bestand und ob die Grafschaften den landschaftlichen Gaunamen entsprachen. Sicher ist, dass die Grafschaften von Immunitäts-, Pfalz-, Forst- und Allodialbezirken sowie Marken durchsetzt waren, in denen die Gewalt der Grafen nicht galt. Auch einzelne Personengruppen waren davon ausgenommen.[5]

Als Grafen sind im Nethegau erwähnt:

  • 940 Dendus und Hampo
  • 965 Ludolf (Vogt)
  • 1021 Dodico
  • 1033 Hermann

Im Laufe der Zeit ging die Herrschaft über das Gebiet an das Hochstift Paderborn und in Teilen auch an die Fürstabtei Corvey über.

Der Nethegau in der Literatur

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Die Dichtung Dreizehnlinden[6] von Friedrich Wilhelm Weber ist dort ebenso zu verorten wie Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff.

Weber besingt im ersten Teil seines Epos eine Wanderung durch den Nethegau:

Aus dem Nethegau

Wonnig ist’s, in Frühlingstagen
Nach dem Wanderstab zu greifen
Und, den Blumenstrauß am Hute,
Gottes Garten zu durchschweifen.

Oben ziehn die weißen Wolken,
Unten gehn die blauen Bäche,
Schön in neuen Kleidern prangen
Waldeshöh’ und Wiesenfläche. …

Literatur

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  • Hermann Bannasch: Das Bistum Paderborn unter den Bischöfen Rethar und Meinwerk. Altertumsverein, Paderborn 1972.
  • Wilhelm Engelbert Giefers: Der Nethegau. Eine historisch-topographische Abhandlung. Westfälische Zeitschrift, Band 5, 1842[7]
  • Ludwig Maasjost: Das Brakeler Bergland – Der Nethegau. 2. verbesserte Auflage, bearbeitet von Lothar Hamelmann. Landschaftsführer des Westfälischen Heimatbunds, Heft 6, Aschendorff Verlag, Münster 1981, ISBN 3-402-06342-5.
  • Diether Pöppel: Das Hochstift Paderborn – Entstehung und Entwicklung der Landeshoheit. Paderborn 1996.
  • Gottholt Wagner: Comitate im Bistum Paderborn, WZ 103/104 1954, S. 221–270.

Einzelnachweise

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  1. So nicht anders angegeben ergeben sich die Belege aus den unter Literatur angegebenen Werken.
  2. Ludwig August Theodor Holscher: Die ältere Diöcese Paderborn, nach ihren Grenzen, Archidiaconaten, Gauen und alten Gerichten. V. Archidiaconat Iburg (später Brakel). In: Westfälische Zeitschrift 40, 1882, S. 84. Hermann Bannasch: Das Bistum Paderborn unter den Bischöfen Rethar und Meinwerk. Altertumsverein, Paderborn 1972, S. 75, 79. Urkunde Ottos I., Nr. 292 vom 8. Juni 965.
  3. Th. Menke: Karte Deutschlands Gaue; III. Sachsen. Nördliches Thüringen. In: Karl Spruner, Theodor Menke: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und die neueren Zeit, 1880.
  4. Jürgen Hövermann: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 99 Göttingen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1963. → Online-Karte (PDF; 4,1 MB), Sofie Meisel: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 98 Detmold. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959. → Online-Karte (PDF; 5,4 MB)
  5. Siehe z. B. W. Schlesinger: Bemerkungen zum Problem der westfälischen Grafschaften und Freigrafschaften, in: Ders.: Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters 2, 1963. Hermann Bannasch: Das Bistum Paderborn unter den Bischöfen Rethar und Meinwerk, Paderborn 1972, S. 55 f. Heinrich Boettger: Diöcesan- und Gau-Grenzen Norddeutschlands zwischen Oder, Main, jenseits des Rheins, der Nord- und Ostsee. Von Ort zu Ort schreitend festgestellt. 4 Bände und Karte. Buchhandlung des Waisenhauses u. a., Halle u. a. 1875–1876.
  6. Friedrich Wilhelm Weber: Dreizehnlinden. Paderborn 1878.
  7. https://de.wikisource.org/wiki/Westf%C3%A4lische_Zeitschrift/Inhalt#Band_1_.281838.29_bis_Band_5_.281842.29
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