Der Nettelgraben ist ein künstlicher Wasserweg im Brandenburger Landkreis Barnim und liegt im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Der knapp fünf Kilometer lange Graben bildet den einzigen Abfluss des Parsteiner Sees und verbindet ihn über den Weißen See und den Choriner Amtssee mit der Ragöse (Ragöser Fließ).

Nettelgraben
Nettelgraben am Kloster Chorin (Durchstich zur Ragöse, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert)
Nettelgraben am Kloster Chorin (Durchstich zur Ragöse, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert)

Nettelgraben am Kloster Chorin (Durchstich zur Ragöse, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert)

Lage Deutschland: Brandenburg
Länge Knapp 5 Kilometer
Erbaut 13. Jahrhundert
Beginn Parsteiner See
Ende Amtssee, Ragöse
Entwässerung des Parsteiner Sees zur Oder; angelegt von den Zisterziensermönchen des Klosters Chorin

Der Wassergraben durchläuft die reliefreiche Landschaft westlich des Endmoränenbogens Chorin mit glazifluviatilen Sanden und Kies der Sander aus der Angermünder Staffel des Weichseleis-Rückzugs.[1]

Der Graben wurde im 13. Jahrhundert von den Mönchen des Zisterzienserklosters Chorin angelegt, da der Ragöseabfluss des Choriner Sees (heute Amtssee) nicht genügend Wasser zum Betrieb der Klostermühlen und zur Versorgung des Klosters, das direkt am See liegt, zuführte. Die nötige Wasserzufuhr erreichten die Klosterbrüder mit dem Bau des Nettelgrabens vom Choriner See zum höher gelegenen und heute isolierten Weißen See, der zur Bauzeit im 13. Jahrhundert eine Bucht des Parsteiner Sees bildete.

Der Graben hatte erheblichen Einfluss auf die Hydrogeologie und Melioration der Region um Chorin. So entwässert er über den dem Weißen See zufließenden Gottesgraben beispielsweise das als Totalreservat besonders naturgeschützte Plagefenn, dessen Feuchtgebiete und Seen zum Teil verlandeten.[2] Über die Ragöse, den Finowkanal und den Oder-Havel-Kanal flossen die Wasser zur Oder ab. Das Plagefenn und der Parsteiner See waren bis zum Grabenbau Binnenentwässerungsgebiete.

Heute ist die Wasserzufuhr in den Nettelgraben durch umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Biotope weitgehend reguliert. Dabei wird in Kauf genommen, dass der Graben temporär trockenfällt. Bei Messungen im Jahr 1996 führte der Nettelgraben beispielsweise kein Wasser.[3]

Einzelnachweise

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  1. Fritz Brose: Eisrückzug im Parsteiner Becken. In: Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, ..., S. 95–103
  2. Managementplan für das Gebiet Plagefenn (Memento des Originals vom 3. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icoworks-online.de Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL); Land Brandenburg; Potsdam; September 2015; Auf: icoworks-online.de; (PDF; deutsch; 5,14 MB)
  3. Brigitte Nixdorf, Mike Hemm u. a.: Dokumentation ...

Literatur

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  • Wolfgang Erdmann: Zisterzienser-Abtei Chorin. Geschichte, Architektur, Kult und Frömmigkeit, Fürsten-Anspruch und -Selbstdarstellung, klösterliches Wirtschaften sowie Wechselwirkungen zur mittelalterlichen Umwelt. Unter Mitarbeit von Gisela Gooß, Manfred Krause und Gunther Nisch. Verlag Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster Verlagsbuchhandlung KG, Königstein i. Ts. 1994 (Reihe: Die Blauen Bücher). ISBN 3-7845-0352-7, siehe Seiten 10f, 48f
  • Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg, Nr. 2, Bad Freienwalde – Parsteiner See, Johannes H. Schroeder (Hrsg.), Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e.V., Selbstverlag Berlin, 2. verbesserte Auflage 1994, ISBN 3-928651-03-X, ISSN 0941-2980
  • Rüdiger Michels: Hydrologische Sanierung im Plagefenn. In: 100 Jahre Naturschutzgebiet Plagefenn. Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band XXXI. Hrsg.: MLUV des Landes Brandenburg Landesforstanstalt Eberswalde, Tagungsband zur Jubiläumsveranstaltung vom 11. bis 12. Mai 2007 in Chorin, Eberswalde 2007, S. 41–46 pdf
  • Brigitte Nixdorf, Mike Hemm u. a.: Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen Deutschlands, Teil 5, Brandenburg, Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Abschlussbericht F&E Vorhaben FKZ 299 24 274, im Auftrag des Umweltbundesamtes am Lehrstuhl Gewässerschutz der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, 2004. Kapitel 1.22 Parsteiner See S. 92–96, pdf

Koordinaten: 52° 54′ 33″ N, 13° 55′ 5″ O