Nikolai Petrowitsch Bogdanow-Belski

russischer Maler

Nikolai Petrowitsch Bogdanow-Belski (auch Bogdanov-Belsky bzw. Bogdanoff-Belsky, russisch Никола́й Петро́вич Богда́нов-Бе́льский)(* 8. Dezember 1868 in Schitik, Gouvernement Smolensk im Russischen Kaiserreich; † 19. Februar 1945 in Berlin[1]) war ein russisch-lettischer Maler und Mitglied der Wanderer-Bewegung.

Nikolai Petrowitsch Bogdanow-Belski in einem Selbstporträt
Sein Grabstein auf dem russisch-orthodoxen Friedhof in Berlin-Tegel.

Bogdanow-Belski wurde 1868 in Shitik im Smolensker Gouvernement geboren. Er absolvierte die vom Adligen, Wissenschaftler und Mitgliedes der Russischen Akademie für Wissenschaften Sergei Ratschinski, eigentlich Sergei Alexandrowitsch Ratschinski, auch Semjon Ratschinski (1833–1902), 1875 in dessen Heimatort gegründete Landschule in Tatewo, einem Dorf im heutigen Oblast Twer. Hier erhielt, nachdem sein Zeichentalent erkannt wurde, bis 1883 eine erste Kunstausbildung, die durch Studien zur Ikonenmalerei am Kloster von Sergijew Possad ergänzt wurden. Von 1884 bis 1889 konnte er (möglicherweise durch ein Stipendium) Moderne Malerei an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur studieren. Die Hochschule zeichnete ihn im Abschlussjahr mit einer Silbermedaille für seine Arbeiten aus. Ab 1894 war er ein Schüler Repins an der Russischen Kunstakademie in St. Petersburg. Er war schon seit 1890 an internationalen Ausstellungen in Paris, Rom, New York, Prag, Kopenhagen, Amsterdam, Berlin und Belgrad vertreten. Seit der zweiten Hälfte der 1890er Jahre lebte und arbeitete er in Frankreich in privaten Ateliers in Paris.

Er kehrte danach wieder nach Russland zurück und war in St. Petersburg aktiv. Er wurde Mitglied mehrerer prominenten Gesellschaften, darunter ab 1895 der Peredwischniki (Wanderer-Bewegung) und ab 1909 der 1904 Archip Kuindschi Gesellschaft („Gesellschaft der Künstler“) und war von 1913 bis 1918 deren Vorsitzender. 1903 erhielt er einen akademischen und pädagogischen Abschluss der Petersburger Akademie der Künste, deren aktives Mitglied er seit 1914 war. In Petersburg hatte er in den folgenden Jahren mehrere Einzelausstellungen.

Realistische Kunst wurde von der Sowjetunion stark abgelehnt und zwang den Künstler 1921 nach Riga zu ziehen. Dort nahm er die lettische Staatsbürgerschaft an.[1]

Tatjana Lietz (1916–2001), eine damals angehende lettische Malerin, war in seiner baltischen Zeit nahe Riga die einzige Privatschülerin des Malers. Hier lernte er auch die Malerin Ida Kerkovius (1879–1970) kennen. Bogdanov-Belsky erlebte auf ihre Einladung hin die große Gastfreundschaft der Patrizierfamilie Kerkovius, die seit 1878 das Rittergut Saadsen östlich von Riga besaß, und schenkte ihr zwei Gemälde. In Riga wurde er am 25. Oktober 1930 Ehrenmitglied (Ehrenphilister) der Studentengesellschaft Fraternitas Arctica. Er wurde mit dem Orden der drei Sterne ausgezeichnet.

Infolge der sowjetischen Besetzung der baltischen Staaten 1939 zog Bogdanow-Belski nach Posen[1]. Am 19. Februar 1945 erlag er in der Berliner Charité seinem Prostataleiden und wurde auf dem russisch-orthodoxen Friedhof in Berlin-Tegel beigesetzt.[2]

Er war seit 1932 mit Antonie (Antonia) Höflinger, einer Deutsch-Baltin, verheiratet.[1]

Bogdanow-Belskij malte hauptsächlich Genrebilder von Landschaften und bäuerlichen Motiven, insbesondere Episoden der Erziehung von Bauernkindern, Porträts und später verstärkt impressionistische Landschaften. Er schuf außerdem zahlreiche Porträts von Berühmtheiten seiner Zeit wie dem Opernsänger Fjodor Iwanowitsch Schaljapin, Zar Nikolaus II. (1908), Nikolai Felixowitsch Jussupow u. v. a.

Nach langen Jahren, in denen er und seine Werke kaum noch rezipiert wurden, fand 1991 im Lettischen Kunstmuseum eine Ausstellung mit Kunstwerken von Nikolai Bogdanov-Belski statt. 2016 gab es im Lettischen Kunstmuseum („Exchange“) erneut eine Ausstellung, in der Kunstwerke aus lettischen und deutschen Sammlungen ausgestellt wurden.

Seine Bilder befinden sich heute u. a.:

Siehe auch

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Literatur

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  • Ziedonis Ligers: Bogdanoff-Belsky: Leben und Werk des russischen Malers, Wertpapierdruckerei Lettlands, Riga 1943, 23 Seiten
  • Boriana Dimitrova: Bogdanov-Belsky: Selected Paintings, Selected Paintings Series, Verlag CreateSpace Independent Publishing Platform, 2017, ISBN 978-1-5455-5874-4. 60 Seiten
  • Viktor Vladimirovich Vanslov, Magdalina Mikhaĭlovna Rakova, Gerhard Hallmann (Übersetzer): Russische Realisten: Aufsätze zur Kunst der Wanderer, VEB E.A. Seemanns Verlag, Leipzig 1983
  • Russische und ukrainische Malerei des 19. Jahrhunderts aus dem Kunstmuseum Sumy: Katalog anlässlich einer Ausstellung des Bomann-Museums Celle vom 21. Juni bis 30. August 1992, Bomann-Museum Celle, S. 16 f, 40–43
  • Vladimír Fiala: Die russische realistische Malerei des 19. Jahrhunderts, Artia, 1953, S. 240
  • Andreĭ Konstantinovich Lebedev: Передвижники: Russian painters series, Verlag Aurora Art, 1974, S. 225
  • Wolf-Borwin Wendlandt: Ein Stück Russland in Berlin: die russisch-orthodoxe Gemeinde Reinickendorf, Brandenburgisches Verlagshaus, 1994, ISBN 978-3-89488-072-9. S. 14, S. 89
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Commons: Nikolai Bogdanov-Belsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d StA Mitte von Berlin, Sterbeurkunde Nr. 1467/1945
  2. Anatolij Perewischko: Nikolai Petrowitsch Bogdanow-Belski. St. Petersburger Künstler, 9. Juni 2012