Nunzio Scarano

italienischer katholischer Prälat und war Rechnungsprüfer der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls

Nunzio Scarano (* 1952 in Salerno, Italien) ist ein italienischer katholischer Prälat und war Rechnungsprüfer der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls.[1]

Scarano wuchs in Süditalien auf. Nach seinem Schulabschluss und Studium arbeitete er zunächst als Bankkaufmann, wo er bei der Banca d’America e d’Italia,[2] die dann von der Deutschen Bank übernommen wurde,[3][4] beschäftigt war.[5] 1987 wurde er als sogenannter Spätberufener zum Priester geweiht. Im Range eines Prälaten arbeitete er später als Rechnungsprüfer der vatikanischen Güterverwaltung.[6] Ende Juni 2013 wurde Nunzio Scarano beurlaubt, nachdem seine Vorgesetzten über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn informiert wurden.[7]

Geldwäscheaffäre

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Fassade des Gefängnisses »Regina Coeli« (it., Himmelskönigin) in der »Via della Lungara« im römischen Stadtteil Trastevere, in das Nunzio Scarano nach seiner Festnahme am 28. Juni 2013 eingeliefert wurde.[8]

Seinen Spitznamen Monsignor 500 erhielt Don Nunzio Scarano, weil er laut Repubblica stets 500-Euro-Banknoten zur Verfügung hatte. Der Geistliche soll befreundeten Unternehmern angeboten haben, die Banknoten gegen Verrechnungsschecks zu tauschen. Sein Anwalt Silverio Sica bestritt im italienischen Fernsehsender »Sky« jede kriminelle Energie.[9] Gegen Scarano läuft schon ein Verfahren in Salerno wegen Geldwäsche über eines seiner Konten bei der Vatikanbank; er soll 560.000 Euro im Jahr 2009 von seinem Konto nach Italien geschleust haben, um damit eine Hypothek auf sein Haus in Salerno zu bezahlen.[10]

Scarano soll nicht nur über anonyme Konten bei der Vatikanbank IOR, bei Unicredit und MPS verfügt haben, sondern auch Millionen Euro auf Konten der Schweizer UBS in Lugano transferiert haben. Diese ist dem Zugriff der italienischen Behörden entzogen. In diesem Zusammenhang, und weil er seinen aufwendigen Lebenswandel nicht mit dem bescheidenen Gehalt eines Prälaten hätte finanzieren können, wurde die Staatsanwaltschaft auf Monsignore Scarano aufmerksam.[11] Der Corriere della Sera berichtete von 20 Millionen Euro Bargeld, die der Prälat mit Hilfe eines italienischen Geheimdienstmitarbeiters aus der Schweiz einfliegen lassen wollte.[12]

Der ehemalige Agent Giovanni Maria Zito des italienischen Geheimdienstes AISA sollte das Geld daraufhin in einem Regierungsflugzeug nach Rom bringen.[13] Der ermittelnde Staatsanwalt Rossi erklärte dagegen, es habe sich um ein Privatflugzeug gehandelt.[10] Der Plan scheiterte, weil der mit der Verwaltung der Gelder in der Schweiz beauftragte Finanzdienstleister Giovanni Carenzio sich nach einer anfänglichen Zusage geweigert haben soll, das Geld zu übergeben.[5] Der Agent und der Finanzdienstleister wurden ebenfalls festgenommen.[14][15][16] Nach den Erkenntnissen der Ermittler soll es sich bei diesem Bargeldvermögen um unversteuerte Gelder der sogenannten „Salerno-Brüder“ Paolo, Cesare und Maurizio D’Amico handeln, die von Rom aus eine Öltankerflotte betreiben.[5]

Der Generaldirektor der Vatikanbank IOR, Paolo Cipriani, und sein Stellvertreter Massimo Tulli haben am 1. Juli 2013 ihren Rücktritt erklärt. Ihre Amtsgeschäfte soll vorerst der Deutsche Ernst von Freyberg übernehmen. Freyberg war im Februar 2013 – damals amtierte noch Benedikt XVI. – als Aufsichtsrats-Präsident des IOR (»Presidente del Consiglio di Sovrintendenza«[17]) berufen worden, um die IOR zu reformieren.[18]

Unterdessen gab der Sprecher des Vatikans Pater Federico Lombardi bekannt, das Vermögen von Nunzio Scarano auf den Konten der IOR sei eingefroren worden; außerdem könnten die Untersuchungen auf weitere Personen, die in diesem Zusammenhang verdächtig sind, ausgeweitet werden. Die unabhängige Finanzberaterfirma Promontory Financial Group wurde beauftragt, eine umfassende Untersuchung aller Kundenkontakte der Vatikanbank auf Geldwäsche durchzuführen.[19] Anfang August 2013 stellte der Staatsanwalt des Heiligen Stuhls wegen dieser Geldwäsche-Affäre zum ersten Mal in der Geschichte ein Rechtshilfeersuchen an die Republik Italien.[20]

Ende Oktober 2013 wurde Scarano aus der Haft in sein Haus in Salerno entlassen und dort unter Arrest gestellt.[21] Im Januar 2014 wurde die Anklage um weitere Vorwürfe der Geldwäsche und des Spendenbetrugs erweitert,[22] ein erneuter Haftbefehl wurde erlassen.[23]

Im Januar 2016 wurde Scarano von einem Strafgericht in Rom vom Vorwurf der Korruption freigesprochen, erhielt jedoch wegen Falschbeschuldigung eine zweijährige Haftstrafe, die auf Bewährung ausgesetzt wurde. Er hatte Zito vorgeworfen, einen Scheck über 200.000 Euro gestohlen zu haben, den er dem Ex-Agenten nach Überzeugung des Gerichts in Wahrheit aber selbst übergeben hatte. Das Verfahren wegen Geldwäsche in Salerno war zum Zeitpunkt der Verurteilung noch anhängig.[24] Im Februar 2019 wurde das römische Urteil, gegen das Scarano Berufung eingelegt hatte, von der Berufungsinstanz noch weiter verschärft. Die Richter bestätigten nicht nur die Verurteilung der Vorinstanz, sondern sprachen Scarano zusätzlich auch wegen des in der ersten Instanz fallengelassenen Vorwurfs der Korruption schuldig und verurteilten ihn zu drei Jahren Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann erneut angefochten werden.[25]

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Fußnoten

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  1. Tobias Bayer: Vatikan: Der Pakt des Nunzio Scarano mit dem Teufel. Nachrichten Wirtschaft. DIE WELT, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  2. Giulia Segreti: Suspended banker-turned-priest spent career managing money - FT.com. Financial Times, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013 (englisch).
  3. Deutsche Bank - History. Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, 19. Oktober 2011, archiviert vom Original am 13. April 2012; abgerufen am 4. Juli 2013 (englisch): „In 1986 Deutsche Bank AG acquired 100 % of Banca d'America e d'Italia, a bank established in Naples in 1917 following the name change of Banca dell'Italia Meridionale.“
  4. Rachel Donadio, Elisabetta Povoledo: Cleric Arrested in $26 Million Plot, Leaving New Blot on Vatican Bank. ROME — A Vatican official. A private plane. And 20 million euros in cash. The New York Times, 30. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013 (englisch): „Although he did work for a bank that that was bought by Deutsche Bank in 1986, his employment there predated the sale, so he was never “an employee of Deutsche Bank”.“
  5. a b c Francesco Pecoraro: Die dubiosen Geldgeschäfte des Monsignore Scarano. VATIKAN. In: zeit.de. Zeit Online, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  6. CHI È NUNZIO SCARANO, PRELATO ARRESTATO. PRIMA DEI VOTI ERA FUNZIONARIO DI BANCA. Leggo, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013 (italienisch).
  7. Nicole Winfield: Vatican official, Monsignor Nunzio Scarano, arrested in corruption plot. Europe - World. The Independent, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013 (englisch).
  8. Inhaftierter Vatikan-Prälat weist Vorwürfe zurück. Die Presse, 1. Juli 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  9. Ior, arrestati un alto prelato e un ex funzionario 007. Sky TG24, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013 (italienisch).
  10. a b Pfarrer wollte offenbar Millionen Euro per Flugzeug schmuggeln. News Ausland: Europa. Tages-Anzeiger, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  11. Thesy Kness-Bastaroli: Nunzio Scarano: Ein Monsignore als ausgefuchster Finanzakrobat. Kirche. derStandard.at GmbH, 30. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  12. Tilmann Kleinjung: Verhaftungen in Rom: Welche Rolle spielt die Vatikanbank? Der Don mit den 500-Euro-Scheinen. In: tagesschau. ARD-aktuell, 28. Juni 2013, archiviert vom Original am 1. Juli 2013; abgerufen am 4. Juli 2013.
  13. AFP: Vatikanbank: Drei Personen wegen Korruptionsverdachts festgenommen. Europa. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  14. dpa/AP/rtr: Scarano festgenommen: Vatikanischer Geistlicher wollte 20 Millionen Euro schmuggeln. Banken - Unternehmen. Wirtschaftswoche, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  15. Hans-Jürgen Schlamp: Vatikanbank-Affäre: Nunzio Scarano verhaftet. Verhaftung von Vatikan-Priester: Die Skandal-Bank Gottes. SPIEGEL ONLINE, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  16. rup/jba/AFP/Reuters: Korruption in Rom: Betrug bei der Vatikanbank – Prälat von Salerno in Haft. Banken. FOCUS Online, 28. Juni 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  17. Ernst von Freyberg nominato nuovo presidente del Consiglio di Sovrintendenza dello Ior. Radio Vaticana, 15. Februar 2013, archiviert vom Original am 28. September 2013; abgerufen am 4. Juli 2013 (italienisch).
  18. AFP/Reuters/sks: Chef und Vize-Direktor der Vatikanbank treten zurück. Wirtschaft. Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH, 1. Juli 2013, abgerufen am 4. Juli 2013.
  19. Fall Scarano: Geld eingefroren, Untersuchungen könnten ausgeweitet werden. Radio Vatikan, 12. Juli 2013, abgerufen am 14. Juli 2013.
  20. Vatikan bittet Italien um Justiz-Hilfe gegen Prälaten. In: Vatikanische Dokumente. Radio Vatikan, 2. August 2013, abgerufen am 2. August 2013.
  21. Monsignore unter Hausarrest. Radio Vatikan, 25. Oktober 2013, abgerufen am 9. November 2013.
  22. Monsignor Nunzio Scarano charged with money-laundering. BBC News, 21. Januar 2014, abgerufen am 21. Januar 2014 (englisch).
  23. Neuer Haftbefehl gegen Vatikan-Prälaten Scarano. APA-Meldung auf derstandard.at, 21. Januar 2014, abgerufen am 21. Januar 2014.
  24. Mixed verdicts for ex-Vatican official in corruption trial, Cruxnow.com vom 19. Januar 2016.
  25. Urteil gegen Ex-Vatikan-Rechnungsprüfer verschärft. In: Katholisch.de, 14. Februar 2019, abgerufen am selben Tag.