Kreis Brakel

ehemaliger Kreis im Regierungsbezirk Minden
(Weitergeleitet von Oberwaldischer Kreis)
Lage (1818)
Kreis Brakel in Preußen 1818
Basisdaten (1831)
Bestandszeitraum: 1816–1831
Staat: Preußen
Provinz: Westfalen
Regierungsbezirk: Minden
Sitz der Verwaltung: Brakel
Fläche: 397 km²
Einwohner: 22.197
Bevölkerungsdichte: 56 Einwohner je km²
Lage des Kreises Brakel in der Provinz Westfalen

Der Kreis Brakel war ein preußischer Kreis in Ostwestfalen, der von 1816 bis 1831 im Regierungsbezirk Minden bestand. Verwaltungssitz war Brakel. Er wurde zum 1. Januar 1832 dem Kreis Höxter angegliedert. Zuvor bestand bereits von 1803 bis 1807 der ähnlich abgegrenzte Oberwaldische Kreis im preußischen gewordenen Fürstentum Paderborn.

 
Lage des Kreises Brakel im Regierungsbezirk Minden 1816–1831

Der Kreis Brakel lag im Wesentlichen östlich des Eggegebirges, westlich aber nicht unmittelbar an der Weser und südlich von Lippe. Das Gebiet lag zu großen Teilen im Oberwälder Land. Fast gänzlich vom Kreisgebiet umschlossen war die lippische Exklave Grevenhagen. Andererseits hatte der Kreis mit dem Amt Lügde auch eine Exklave nördlich des Kerngebiets. Heute liegen die ehemaligen Gebiete des Kreises im nordwestlichen Teil des Kreises Höxter im Osten Nordrhein-Westfalens bzw. im südöstlichen Ostwestfalen-Lippe. Lügde gehört dem Kreis Lippe an.

Vorgeschichte: Der Oberwaldische Kreis

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1802 besetzten preußische Truppen das Hochstift Paderborn, das 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss auch rechtlich an Preußen fiel. Am 10. April 1803 wurde das Gebiet des ehemaligen Hochstifts in drei Kreise nach preußischem Muster aufgeteilt, in den Unterwaldischen Kreis, den Oberwaldischen Kreis und den Warburger Kreis. Damit war die Reorganisation der Verwaltung in den neuen preußischen Westprovinzen auf den Weg gebracht. Die Kreise waren zugleich ständische Kommunalverbände und staatliche Steuer- und Polizeiverwaltungsbezirke. Leiter war ein hauptamtlicher Landrat. Der Oberwaldische Kreis umfasste den Norden des ehemaligen Oberwaldischer Distrikts, bestehend aus dem Rentamt Dringenberg (ohne die Richterei Kleinenberg und Herbram), der Gografschaft Brakel, der Richterei Nieheim, der Vogtei Driburg, den Kirchspielen Fölsen und Tietelsen, den Ämtern Steinheim und Lügde, der Stadt Bredenborn sowie den Samtämtern Oldenburg und Stoppelberg.[1] Die Tätigkeit des Landrates Wilhelm Friedrich von Bocholtz begann am 1. Dezember 1803.[2]

Die erste Preußenzeit dauerte nur vier Jahre. Von Oktober 1806 (nach der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt) bis November 1813 (nach der Völkerschlacht bei Leipzig) stand das Gebiet unter französischer Herrschaft. Bis zur Gründung des Königreichs Westphalen (1807–1813) wurde die Verwaltung des ehemals preußischen und jetzt provisorisch weiterbestehenden Kreises zunächst vom französischen Militärgouvernement in Minden (bzw. Kriegs- und Domänenkammer Minden) wahrgenommen. Nach Gründung des Königreichs Westphalen wurden neue Verwaltungsstrukturen nach französischem Muster angelegt. Das spätere Kreisgebiet gehörte nun zum Distrikt Höxter im Departement der Fulda und war in die fünf Kantone Brakel, Driburg, Lügde, Nieheim und Steinheim eingeteilt.[3]

Kreis Brakel

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Nach Ende der Franzosenzeit gehörte das Kreisgebiet zunächst zum preußischen Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein und seit 1815 zum Regierungsbezirk Minden der neuen preußischen Provinz Westfalen. Der Regierungsbezirk Minden wurde zum 1. November 1816 in zwölf Kreise, darunter den Kreis Brakel, eingeteilt. Der Kreis Brakel umfasste im Wesentlichen das Gebiet der 1807 gegründeten Kantone Brakel, Driburg, Lügde, Nieheim und Steinheim, die als Verwaltungsbezirk, teilweise auch als Bürgermeisterei bezeichnet, fortbestanden. Die Gemeinden Altenbeken und Buke aus dem Kanton Driburg kamen 1816 zum Kreis Paderborn.[4]

Durch eine Kabinettsorder wurde der Kreis Brakel mit Wirkung vom 1. Januar 1832 aufgelöst und mit dem benachbarten Kreis Höxter zusammengeschlossen.[5]

Im Kreis Höxter lebte das Gebiet des Kreises Brakel in Form der Ämter Brakel, Driburg, Harzberg, Nieheim und Steinheim sowie der amtsfreien Städte Brakel, Driburg, Lügde, Nieheim und Steinheim fort.[6][7]

 
Gebietsänderungsvertrag der Kreise Warburg und Höxter vom 24. Juli 1974

Spätere Pläne

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Die Neugründung eines Kreises Brakel zum 1. Januar 1975 stand im Rahmen der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen Mitte der 1970er Jahre zur Diskussion. Im Gebietsänderungsvertrag zur Kreisneugliederung der beiden Kreise Warburg und Höxter wurde vereinbart, den gemeinsamen neuen Kreis als Kreis Brakel zu benennen mit Sitz in Brakel. Dieser Vertrag wurde von den Kreistagen der Kreise Höxter und Warburg angenommen. Trotzdem wurde bei der Landtagsentscheidung zum Sauerland/Paderborn-Gesetz für den Kreisnamen Kreis Höxter und den Sitz in Höxter gestimmt. Auch eine Benennung des neuen Kreises als Kreis Höxter-Warburg fand keine Zustimmung im Düsseldorfer Landtag.[8]

Bevölkerungsentwicklung

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Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Kreises Brakel. Bei den Zahlen handelt es sich um Volkszählungsergebnisse[9], die nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt wurden.

Jahr 1818 1822 1825 1831
Einwohner 20.802 21.223 21.395 22.197
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Commons: Kreis Brakel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Thomas Reich: Erbfürstentum Paderborn, Kreise. Findbuch G111. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, 2024, abgerufen am 13. November 2024.
  2. Theodor Kraayvanger: Die Organisation der preußischen Justiz und Verwaltung im Fürstentum Paderborn. In: Münsterische Beiträge zur Geschichtsforschung. Schöningh, Paderborn 1905, Kap. Die Einsetzung der Landräte, S. 44 ff. (Digitalisat).
  3. Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.); Projekt Westfälische Geschichte : „Königliches Decret, wodurch die Eintheilung des Königreichs in acht Departements angeordnet wird“, Seite 103
  4. Amtsblatt der Regierung Minden 1816, S. 178 f.
  5. Amtsblatt der Regierung Minden 1831, S. 383: Veränderung der Kreiseinteilung Westfalens
  6. Amtsblatt der Regierung Minden 1843, S. 344, 354, 408. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  7. Amtsblatt der Regierung Minden 1844, S. 12. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  8. Gebietsänderungsvertrag, verabschiedet vom Kreistag Höxter am 24. Juli 1974
  9. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966, S. 56–57.

Koordinaten: 51° 43′ 3,8″ N, 9° 10′ 51,7″ O