Oerrel (Dedelstorf)
Oerrel ist ein Ortsteil von Dedelstorf, einer Gemeinde im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen.
Oerrel Gemeinde Dedelstorf
| ||
---|---|---|
Koordinaten: | 52° 41′ N, 10° 35′ O | |
Höhe: | 84 m ü. NHN | |
Einwohner: | 428 (1. Jan. 2021)[1] | |
Eingemeindung: | 1. März 1974 | |
Postleitzahl: | 29386 | |
Vorwahl: | 05832 | |
Lage von Oerrel in Niedersachsen
| ||
Ortseingang
|
Geographie
BearbeitenLage
BearbeitenOerrel liegt im Norden des Landkreises Gifhorn, rund 23 Kilometer von der Kreisstadt Gifhorn entfernt. Die Landschaft um Oerrel gehört zur östlichen Südheide, das Gebiet südwestlich von Oerrel wird als Oerreler Heide bezeichnet. Östlich von Oerrel befindet sich die bereits 1619 erwähnte Hässelmühle, eine Wassermühle, und das Oerreler Moor. Im südlichen Teil des Dorfes steht die bereits 1382 erwähnte Lenschenmühle, ebenfalls eine Wassermühle.
Geschichte
BearbeitenIn der Franzosenzeit gehörte Oerrel zum Departement der Aller des Königreichs Westphalen. 1885 wurde der Kreis Isenhagen gegründet, dem Oerrel angehörte. Zuvor gehörte Oerrel zum Amt Isenhagen.
Im Ersten Weltkrieg verloren von 1914 bis 1918 zwölf Männer aus Oerrel ihr Leben, die Namen der gefallenen Soldaten sind auf dem Kriegerdenkmal in Oerrel verzeichnet. 1926 wurde die Freiwillige Feuerwehr Oerrel gegründet.[2] 1932 wurde der Kreis Isenhagen aufgelöst, seitdem gehört Oerrel zum Landkreis Gifhorn. Der Zweite Weltkrieg forderte 24 Opfer aus Oerrel, ein Ehrenhain am Kriegerdenkmal erinnert sie.
Seit dem 1. März 1974 gehört Oerrel zur Gemeinde Dedelstorf, die Gemeinde Oerrel wurde in diesem Zusammenhang aufgelöst.[3] 2021 wohnten von den 1209 Einwohnern der Gemeinde Dedelstorf 428 in Oerrel, damit war Oerrel mit großem Abstand das Dorf mit der größten Einwohnerzahl in der Gemeinde Dedelstorf. Weitere 60 Personen hatten eine Nebenwohnung in Oerrel.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1910 | 1925 | 1933 | 1939 | 2008 | 2017 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 228 | 263 | 266 | 261 | 485 | 435 | 417 | 428 |
Religion
BearbeitenDie Region um Oerrel wurde durch die Reformation protestantisch geprägt. Evangelisch-lutherische Einwohner gehören zur Kirchengemeinde Hankensbüttel mit der St.-Pankratius-Kirche in Hankensbüttel, Katholiken zur Pfarrei Maria Königin in Wittingen mit der nähergelegenen Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Wesendorf.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenMuseen
BearbeitenDas „Jagdmuseum Wulff“ ist das einzige Museum in Oerrel. Es wurde 1981 im Jagdhaus von Günter Wulff (1912–1980), dem Gründer des Unternehmens „Günter Wulff Apparatebau“, eingerichtet. Das Museum zeigt im Jagdhaus, das in den 1970er Jahren im bayerischen Landhausstil erbaut wurde, auf einer Fläche von rund 650 Quadratmetern eine der größten Trophäensammlungen Europas mit Jagdtrophäen aus Europa, Afrika und Nordamerika. Auch Jagdwaffen und das Jagdliches Brauchtum werden präsentiert.[8][9]
Das Arbeitszimmer des Schriftstellers Alfred E. Johann in Oerrel ist noch unverändert erhalten, es kann auf Anfrage besichtigt werden.[10]
Bauwerke
BearbeitenUnter Denkmalschutz stehen die Hofanlage „Springgrund 9“, die Wohn- und Wirtschaftsgebäude „Gohgräfenberg 1“, das Wohnhaus „Hässelmühler Straße 2“ und ein nördlich der Ortslage am Bokelsberg gelegener Schafstall.
Grünflächen und Naherholung
BearbeitenGelegenheit zur Naherholung bieten die nahegelegenen Waldflächen. Südlich des Dorfes befindet sich das Naturschutzgebiet Rössenbergheide – Külsenmoor. Nahe dem Jagdmuseum befindet sich ein Wildgehege, in dem Damwild, Muffelwild, Rotwild und Schwarzwild gehalten werden, sowie ein Naturlehrpfad. Die Königseichen entstammen der Tradition, dass ein Schützenkönig nach seiner Proklamation eine Eiche pflanzt.
Sport
BearbeitenOerrel verfügt über einen Waldsportplatz, nur wenige hundert Meter vom Ortskern entfernt. Der Sportverein ist der „FC Oerrel“ von 1968, der ein 1988 erbautes Sportheim besitzt und in der Kreisliga Fußball spielt. Dem Sportschießen widmet sich der Schützenverein Oerrel.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenUnternehmen
BearbeitenDie Poststelle II, die dem Postamt Wittingen zugeordnet war, wurde geschlossen. Sie trug nach der Eingemeindung von Oerrel nach Dedelstorf die Bezeichnung „Dedelstorf 2“.[11] Heute ist in Oerrel nur noch ein Postbriefkasten vorhanden.
Das „Haus Niedersachsen“, 1973 gegründet, ist eine Fachklinik zur stationären Entwöhnung alkohol- und/oder medikamentenabhängiger Frauen und Männer unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Gesellschafter sind die „Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Niedersachsen K.d.ö.R.“ und das „Advent-Wohlfahrtswerk e.V.“[12] Zum Unternehmen „Haus Niedersachsen gGmbH Dedelstorf“ gehören auch Einrichtungen in Emmen bei Hankensbüttel und Hambühren im Landkreis Celle.
Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten bestehen in der Gaststätte und Pension „Zur Heidequelle“. Die Bäckerei Maronde und das Gemischtwarengeschäft wurden geschlossen, so dass heute keine Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs mehr in Oerrel zu finden sind.
Öffentliche Einrichtungen
BearbeitenOerrel verfügt über ein Feuerwehrhaus und einen Friedhof mit einer Friedhofskapelle, für Kinder steht ein Spielplatz zur Verfügung.
Bildung
BearbeitenDie Schule wurde geschlossen, eine Kindertagesstätte ist in Oerrel nicht vorhanden. Bereits im Jahre 1793 wurde ein Lehrer in Oerrel, „Schulmeister Schulze zu Orrl“, in einem Brief des Pastors von Hankensbüttel an das Amt Gifhorn erwähnt.[13]
Verkehr
BearbeitenDie Kreisstraße 7 führt in Nord-Süd-Richtung durch Oerrel. Sie beginnt an der Bundesstraße 244 in Hankensbüttel und verläuft über Oerrel, wo sie die Bezeichnung „Oerreler Dorfstraße“ trägt, und Wesendorf bis zur Bundesstraße 4 an der Krümme. Die Kreisstraße 87, in Oerrel als „Langwedeler Straße“ bezeichnet, führt von Oerrel in westlicher Richtung nach Langwedel. Linienbusse fahren von Oerrel bis nach Groß Oesingen, Hankensbüttel und Wahrenholz.
Persönlichkeiten
BearbeitenPersönlichkeiten, die in Oerrel gewirkt haben
Bearbeiten- Alfred E. Johann (1901–1996), Journalist und Schriftsteller, lebte und arbeitete von 1978 an bis zu seinem Tod in Oerrel, wo er bestattet wurde
- Günter Wulff (1912–1980), Unternehmer und Jäger, stiftete das Jagdmuseum Oerrel
Weblinks
Bearbeiten- Oerrel. Samtgemeinde Hankensbüttel.
- Paul Gerlach: Als in Oerrel zwei Wassermühlen klapperten. Isenhagener Kreisblatt, 26. September 2020.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gemeinde Dedelstorf. Haushaltssatzung, Haushaltsplan 2021, S. 6.
- ↑ Freiwillige Feuerwehr Oerrel. Gemeindefeuerwehr der Samtgemeinde Hankensbüttel, abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 227.
- ↑ Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. gemeindeverzeichnis.de, abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Die Gemeinden des Landkreises Gifhorn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ Nahverkehrsplan 2008 für den Großraum Braunschweig, C3.3.3 Teilnetz 12 Wittingen – Hankensbüttel, Strukturdaten Teilnetz 12: Wittingen - Hankensbüttel.
- ↑ Gemeinde Dedelstorf, Haushaltssatzung, Haushaltspläne 2017, 2020 und 2021, S. 6.
- ↑ Jagdmuseum Wulff. Jagdmuseum Wulff, abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ Jürgen Delfs: Jagdmuseum Wulff, Oerrel. In: Museen und Ausflugsziele im Raum Gifhorn-Wolfsburg. Schriftenreihe zur Heimatkunde der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Band 5, Gifhorn 1989, S. 29–32.
- ↑ Herzlich Willkommen auf der A. E. Johann - Homepage. A.E. Johann-Gesellschaft e.V., abgerufen am 26. November 2021.
- ↑ Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen (Hrsg.): Ortsverzeichnis Post. Bonn 1983, S. 701.
- ↑ Herzlich Willkommen in der Fachklinik Oerrel. Haus Niedersachsen gGmbH Dedelstorf, abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ Winfried Harms: Eine Oerreler Karriere vor mehr als 200 Jahren. In: Kreiskalender 2001. Gifhorner Heimatbuch. ISBN 3-929632-51-9, Gifhorn 2000, S. 206.