Ordensburg Roggenhausen

Deutschordensburg in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen

Die Burg Roggenhausen (polnisch Zamek Krzyżacki Rogóźno-Zamek) die Ruine einer Deutschordensburg bei Rogóźno.

Burg Roggenhausen

Daten
Ort Rogóźno-Zamek Rogóźno, Woiwodschaft Ermland-Masuren
Koordinaten 53° 31′ 10,5″ N, 18° 57′ 8,9″ OKoordinaten: 53° 31′ 10,5″ N, 18° 57′ 8,9″ O
Burg Roggenhausen (Kujawien-Pommern)
Burg Roggenhausen (Kujawien-Pommern)
Plan des Schlosses Roggenhausen, erstellt von Conrad Steinbrecht (1849–1923)

Geschichte

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Durch die natürlich geschützte Lage, die durch zwei steile, von den Flüssen Ossa und Gardenga gebildete Schluchten, war der Burgplatz schon in vorgeschichtlicher Zeit, möglicherweise zur Zeit der Ostgermanen oder der Wikinger, befestigt. Um 1200 befand sich hier die pruzzische Festung Rogaw, dessen Burghauptmann beim Vordringen des Deutschen Ordens von Thorn aus kapitulierte.

Um 1270 wurde Burg Roghausen in Stein aufgeführt. Möglicherweise in Zusammenhang damit wurde 1275 die nahe Burg Starkenberg abgebrochen. An die Starkenburg, die nach der Burg Montford im heutigen Israel benannt war, erinnerte lange nur noch die Sluper Mühle. Roggenhausen war Teil der dritten Burgenlinie des Ordensstaates, zu der auch die Burgen Graudenz, Engelsburg, Rehden und Strasburg zählten. Für 1285 ist ein erster Komtur Wynandus urkundlich belegt. Nachfolger waren Arnold von Kropf und Sieghard von Schwarzburg. Nach 1336 saßen hier nur noch Vögte, u. a. Konrad von Erlichshausen, der 1441 zum Hochmeister aufstieg, und Friedrich von Wenden, der in der Schlacht bei Tannenberg fiel.

Nach der Niederlage von Tannenberg erhielt Roggenhausen Teile der vorherigen Komturei Engelsburg Komturei Engelsburg. Nach dem Zweiten Thorner Frieden wurde Roggenhausen polnisch und war ein königlich-polnisches Tafelgut. Durch die landwirtschaftliche Nutzung verfiel die Burg jedoch zusehends. Die Burg muss jedoch lange noch teilweise intakt gewesen sein, denn 1636 bis 1697 hatte Starost Johann Theodor Dietrich Graf von Schlieben hier seinen Sitz. Ab 1772 wurde die Burg abgetragen und für den Bau der Festung Graudenz verwendet.

In der Nachgeschichte entwickelte sich unterhalb des alten Burgstandortes ein Schloss Roggenhausen, Vorderschloss genannt. Es war eine königliche Domäne, zunächst in der Hand von bürgerlichen Amtsleuten, dann über Generationen[1] bei der briefadeligen Familie von Kries. Ein Vertreter war Adolf von Kries-Osterwitt (1808–1899), der als Pächter agierte. Seine Enkeltochter wurde Autorin und nannte sich Gerda von Kries-Roggenhausen (1901–1972).[2] Vor 1903 hatte die Domäne einen Umfang von stabil 635 ha. Zur Gemeinde gehörten verschiedene Grundstücke mit 177, 240 und 95 ha.[3]

Burg Roggenhausen wurde bereits in der rechteckigen Grundform der späteren Ordensburgen erbaut. Zwei natürliche in Nord-Süd-Richtung verlaufende Senken erlaubten eine Bauweise, die den Abschnittsburgen im damaligen Altreich ähnelt. Die große östliche Hochfläche wurde mit einer Wehrmauer eingefasst und bildete eine Vorburg, während auf der kleineren westlichen Hochfläche die Hauptburg errichtet wurde. Möglicherweise war, wie später in Schlochau, vorgesehen, auf der Fläche der Vorburg eine Stadt anzulegen. Im Süden der Vorburg sprang ein Flankenwerk in die Lesssauer Schlucht vor, das das nördlich anschließende Vorburgtor sicherte.

Die Hauptburg war durch ein Torhaus mit vorgelagertem Zwinger geschützt. Das Tor war durch zwei schwere Tore und ein Fallgatter im Torturm stark gesichert. Zu beiden Seiten des Torturms schlossen sich Wehrmauern an, die das Plateau umgaben.

Ausstattung

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Aus der ehemaligen Burgkapelle stammt wahrscheinlich eine qualitätsvolle Schreinsmadonna (um 1390; heute Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Inv. Nr. Pl. O. 2397).[4]

Heutiger Baubestand

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Im imposanten Torturm ist ein kleines Museum untergebracht. Erhalten ist weiterhin ein kleiner runder Flankierungsturm. Vom Haupthaus sind Mauerklötze erhalten.

Literatur

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  • Friedrich Borchert: Burgenland Preußen. Die Wehrbauten des Deutschen Ordens und ihre Geschichte, in: Publikationsreihe des Hrsg., Band 13, Hrsg. von der Ost-und-Westpreussenstiftung in Bayern „Prof. Dr. Ernst Ferdinand Müller“ e.V., Verlag Mahnert-Lueg, München, Wien 1987, S. 70–76. ISBN 3-922170-65-X.
  • Johannes Sembrzycki: Westpreussische Schlosser im sechzehnten Jahrhundert. Nach archivalischen Quellen, Ferd. Beyer (Thomas & Oppermann), Königsberg i. Pr. 1891, S. 9–12.

Weitere Literatur

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  • Karl Baedeker: NordOst-Deutschland (von der Elbe und der Westgrenze Sachsens an) nebst Dänemark. Randbuch für Reisende, 25. Auflage, in: Baedekers Reisehandbücher, Druck Breitkopf und Härtel, Selbstverlag, Leipzig 1896, S. 139 f.

Einzelnachweise

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  1. Roggenhausen, in: Die ehemaligen Güter der Familie, Hrsg. Familienverband von Kries e.V. Duisburg 2023.
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1941, Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 33. Jahrgang. 1941, Justus Perthes, Gotha 1940, S. 314–315.
  3. Westpreussisches Güter-Adreßbuch 1903, in: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Band II, 1. Auflage, Hrsg. Paul Niekammer, Selbstverlag (Friedrich Nagel), Stettin 1903, S. 108 f. Reprint BoD Norderstedt, Klaus D. Becker, Potsdam 2021, ISBN 978-3-88372-247-4.
  4. Schreinmadonna (Pl.O.2397). In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, abgerufen am 11. April 2024.
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Commons: Rogóźno Castle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien