Otto Franke (Politiker)
Otto Franke (* 15. September 1877 in Rixdorf; † 12. Dezember 1953 in Ost-Berlin) war ein deutscher Politiker.
Leben
BearbeitenOtto Franke absolvierte nach dem Besuch der Volksschule von 1891 bis 1894 eine Maschinenbauerlehre. Parallel zur Lehre besuchte er Sonntags- und Abendkurse. Während seiner Lehrzeit trat Franke 1892 der SPD und dem Deutschen Metallarbeiter-Verband bei. 1898 gehörte er zu den Mitbegründern des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes. Zwischen 1901 und 1907 war Franke Berliner Bezirksleiter dieses Verbandes, bei dem er ab 1907 als Angestellter beschäftigt war. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er ein entschiedener Gegner der sogenannten Burgfriedenspolitik und kam so mit Mitgliedern der Spartakusgruppe in Kontakt.
Franke organisierte zusammen mit Karl Liebknecht die große Antikriegsdemonstration vom 1. Mai 1916 auf dem Potsdamer Platz in Berlin. Daraufhin im Juni 1916 verhaftet wurde er nach fünf Monaten Haft in Berlin-Moabit an die Ostfront geschickt. An seinem Einsatzort Baranawitschy setzte sich Franke alsbald für die Bildung von Soldatenräten ein. Im Herbst 1917 desertierte er und schlug sich nach Berlin durch, wo er zunächst illegal lebte. Franke organisierte im Januar 1918 den Streik der Berliner Rüstungsarbeiter mit und baute den Transport- und Kurierdienst der Spartakusgruppe auf. Vom Oktober 1918 an bis zu dessen Tod war er der engste Mitarbeiter Karl Liebknechts sowie Mitglied des Berliner Arbeiter- und Soldatenrates. Franke nahm am Gründungsparteitag der KPD teil und wurde dabei zum leitenden Sekretär der ersten Berliner KPD-Bezirksleitung ernannt. Am Aufbau der Berliner KPD-Organisation war er maßgeblich beteiligt. 1921 wurde Franke nach Sachsen delegiert und übernahm dort die Leitung des KPD-Bezirks Ostsachsen. Im August 1923 siedelte er nach Moskau über und vertrat dort beim EKKI die Informationsabteilung für Deutschland. Im Mai 1924 kehrte er nach Berlin zurück, wo er kurz darauf verhaftet wurde. Franke gelang jedoch im Oktober 1925 die Flucht in die Sowjetunion. Im Rahmen der Hindenburg-Amnestie von 1928 konnte er wieder nach Deutschland zurückkehren. Franke wurde die Leitung der Zentralbibliothek und des Archivs des ZK der KPD übertragen. Anfang 1933 gehörte er zu den Mitorganisatoren der illegalen ZK-Tagung im Sporthaus Ziegenhals. Im Juli 1933 wurde Franke verhaftet und in den Konzentrationslagern Oranienburg, Sonnenburg und Lichtenburg inhaftiert. Aus diesem im Oktober 1936 freigelassen, fand er Arbeit im Autobahnbau. Im November 1937 erneut verhaftet, emigrierte Franke nach seiner Entlassung im Januar 1938 nach Prag. Dort wurde er für Kaderschulungen eingesetzt. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen im März 1939 musste Franke erneut emigrieren, nun verschlug es ihn nach London. Im Juni 1940 als „feindlicher Ausländer“ interniert, wurde Franke im März 1941 krankheitsbedingt entlassen.
Erst am 14. September 1946 kehrte Franke nach Berlin zurück. Er wurde Mitglied der SED und bekam eine Anstellung an der Parteihochschule Karl Marx in Liebenwalde. Als Veteran der Arbeiterbewegung bekam Franke kurz vor seinem Tod noch als einer der ersten Träger den Karl-Marx-Orden verliehen. Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.
Ehrungen
Bearbeiten- 1953 Karl-Marx-Orden
- 1964–1993 Umbenennung des Dresdner Bünauplatzes und der Bünaustraße in Otto-Franke-Platz und Otto-Franke-Straße
- 1985–? Die 138. Polytechnische Oberschule im Neubaugebiet Dresden Gorbitz trug den Namen Otto Franke.
- Benennung des Otto-Franke-Stadions des Phoenix Wildau in Wildau zu seinen Ehren[1]
Literatur
Bearbeiten- Redaktionskollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 136.
- Jakob Weber: Der Unbeugsame – Erinnerungen an Otto Franke. Verlag Tribüne, Berlin 1978.
- Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6, S. 262 (Online).
- Jürgen Stroech: Otto Franke (1877–1953). In: Günter Benser, Michael Schneider (Hrsg.): Bewahren – Verbreiten – Aufklären: Archivare, Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung. Bonn-Bad Godesberg, Friedrich Ebert-Stiftung 2009, S. 71–76. als pdf
- Jürgen Stroech: Otto Franke – Arbeiterfunktionär und Bibliothekar. In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft III/2004.
- Arno Gräf: Freunde Otto Frankes, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft III/2004.
- Arnd Groß, Franke, Otto (1877–1953), in: Siegfried Mielke (Hrsg.): Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und Sachsenhausen. Biographisches Handbuch, Bd. 1, Berlin 2002, S. 151 f. (Kurzbiografie).
- Siegfried Mielke, Stefan Heinz (Hrsg.): Emigrierte Metallgewerkschafter im Kampf gegen das NS-Regime (= Gewerkschafter im Nationalsozialismus. Verfolgung – Widerstand – Emigration, Bd. 3). Metropol Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86331-210-7, S. 819 f. (Kurzbiografie).
Weblinks
Bearbeiten- Kurzbiografie
- www.sozialistenfriedhof.de Eintrag über Otto Franke
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stadion & Heimat. Abgerufen am 18. März 2023 (deutsch).
Personendaten | |
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NAME | Franke, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker |
GEBURTSDATUM | 15. September 1877 |
GEBURTSORT | Rixdorf |
STERBEDATUM | 12. Dezember 1953 |
STERBEORT | Ost-Berlin |