Die Familie von Bünau ist ein altes und geographisch weit verzweigtes deutsches Adelsgeschlecht, das in Kursachsen, den Thüringischen Staaten, Altpreußen, Altwürttemberg und Böhmen Besitzungen hatte.

Das Wappen derer von Bünau

Geschichte

Bearbeiten
 
Grabplatte von Rudolf von Bünau in Liebstadt

Die Familie von Bünau gehört zum Naumburger Uradel. Als namensgebende Orte diskutiert werden Beuna, heute ein Ortsteil von Merseburg, Bonau, heute ein Ortsteil von Teuchern, und Büna, heute ein Ortsteil der Stadt Zeulenroda-Triebes im Landkreis Greiz.

Ihre ältesten nachweisbaren Familienmitglieder dienten als Ministeriale unter den Bischöfen des Bistums Naumburg. Rudolfus de Bunowe, Kastellan der Burg Schönburg in ebendiesem Bistum, wurde am 10. März 1166 als erstes Familienmitglied urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit besaßen die Bünau unter anderem in Köttichau mehrere Hufen als Lehen, wovon am 17. Januar 1206 Berthold II. im Auftrag von Günther von Bünau zwei Hufen an das Kloster St. Stephan zu Zeitz übertrug, dessen Tochter dort als Nonne aufgenommen werden sollte.[1]

In den folgenden Jahrzehnten traten von Bünaus als Burggrafen und Vögte auch im Vogtland in Erscheinung, bevor sich das Adelsgeschlecht ab dem Hochmittelalter infolge der natürlichen Entwicklung immer mehr verzweigte und geographisch ausbreitete. Durch den Erwerb zahlreicher Güter und Herrschaften verästelte sich die Familie im Laufe der Jahrhunderte auf 15 Haupt- und 28 Nebenlinien. Trotz oder gerade aufgrund dieser breiten Fächerung waren die von Bünaus nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen bemüht, nach außen hin geschlossen aufzutreten. Dazu fanden seit 1507 regelmäßige Treffen und Beratungen der männlichen Familienmitglieder statt.[2] Die dabei getroffenen Vereinbarungen sind als Familiengesetz bekannt geworden. Sie regelten vor allem eigentumsrechtliche Fragen und legten unter anderem zu befolgende Gewohnheiten bei Veranstaltungen, Eheschließungen und Todesfällen fest.

Gegenüber anderen Adelsgeschlechtern heben sich die von Bünaus besonders durch die Wahl der Vornamen ihrer männlichen Familienmitglieder ab. Der Sage nach sollen in den Hussitenkriegen (1420–1434) 200 Abkömmlinge der Familie ums Leben gekommen sein. Nur drei Brüder oder – das ist fraglich – Vettern mit Namen Heinrich, Günther und Rudolf überlebten die Kriegsgräuel. Ihnen zum Andenken sollten alle männlichen Nachkommen ausschließlich einen der drei Vornamen führen. Der Wahrheitsgehalt dieser Überlieferung ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass die von Bünaus durch eine Erbeinigung 1517 tatsächlich beschlossen, männlichen Mitgliedern nur noch einen der drei Vornamen zu geben.[3] Denkbar ist, dass mit der einheitlichen Namenswahl die Geschlossenheit der Familie auch nach außen hin dokumentiert werden sollte.

Die Existenz eines Bünauischen Wappens mit Leopardenkopf und Lilie lässt sich erstmals 1301 nachweisen. Das heute noch gebräuchliche viergeteilte Wappen wurde erstmals 1487 verwendet. Es zeigt seit 1495 im ersten und vierten Feld einen rot-silber gespaltenen Schild, im zweiten und dritten Feld eine goldene Löwenmaske mit Lilie im Rachen. Die Verzierungen wurden später hinzugefügt.

Herrschaften und Besitzungen (Auswahl)

Bearbeiten

weitere Güter im heutigen Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) und Landkreis Leipzig (Sachsen):

sowie im heutigen Thüringen (Saale-Holzland-Kreis):

Bekannte Familienmitglieder

Bearbeiten
 
Günter von Bünau, Epitaph in Naumburg
 
Rudolf von Bünau (vorn) 1580

Literatur

Bearbeiten
 
Epitaph der Bünaukapelle in der Stadtkirche Lauenstein (von Lorenz Hörnig um 1610)
  • anonym: Des Wohl-löblichen Geschlechts, Derer Reichs-Grafen und Herren von Bünau Uhr-alte und Anno 1650. renovirte Geschlechts-Ordnung. (Digitalisat)
  • Max Julius Büttner: Chronik der alten Bergstadt Lauenstein nebst einer Geschichte der Burg und ihrer Besitzer und der Beschreibung des Gotteshauses und seiner Kunstschätze. Leipzig 1902.
  • Iniciativa pro decinsky zamek (Hrsg.): Die Herren von Bünau in Sachsen und Böhmen. Decin 2006, ISBN 80-239-6852-1.
  • Martin Wittig: Die Herren von Bünau auf Weesenstein. Soziale und wirtschaftliche Verhältnisse einer sächsischen Adelsfamilie im 16. und 17. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für sächsische Landesgeschichte. Heft 1/2003, S. 7–20.
  • Martina Schattkowsky (Hrsg.): Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Band 27). Leipzig 2008.
  • Valentin König: Genealogischer Adelskalender. Band 2: Genealogische Adels-Historie oder Geschlechts-Beschreibung derer im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen Adligen Geschlechter. Leipzig 1729, S. 200–288 (Volltext).
  • Maria Emanuel Herzog zu Sachsen: Mäzenatentum in Sachsen, Verlag Weidlich, Frankfurt am Main 1968, S. 12–14, 31, 42
  • Walter von Boetticher: Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter, III. Abteilung. / Die Adelsgeschlechter, Bünau, auch Grafen, S. 219ff
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser 1903, S. 221ff
  • August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien. Beygangische Buchhandlung, Leipzig 1793, S. 9 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Bearbeiten
Commons: Bünau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Martina Schattkowsky: Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Leipziger Universitätsverlag, 2008, S. 136.
  2. vgl. Iniciativa pro decinsky zamek 2006; nach anderen Angaben fand das erste Familientreffen erst 1508 statt (vgl. http://www.von-buenau.de/ [11. August 2006])
  3. vgl. Iniciativa pro decinsky zamek 2006; nach anderen Angaben wurden die drei Taufnamen bereits ausschließlich seit dem ersten Auftreten des Geschlechts geführt (vgl. http://www.von-buenau.de/ [11. August 2006])
  4. August Wilhelm Bernhardt von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien. Beygangische Buchhandlung, Leipzig 1793, S. 9 (Volltext in der Google-Buchsuche).