Otto Eduard Pippel (* 10. Februar 1878 in Łódź, Weichselland, Russisches Kaiserreich; † 17. Mai 1960 in Planegg) war ein deutscher Maler. Er gilt als einer der bedeutendsten späten Impressionisten im süddeutschen Raum.

Pippel wurde in Lódz als Sohn eingewanderter deutscher Eltern geboren. 1896 trat er in die Kunstgewerbeschule Straßburg ein und studierte bei Anton Seder. Nach dem Dienst im russischen Militär, unter anderem im Russisch-Japanischen Krieg, vervollständigte er seine Studien 1905 in Karlsruhe bei Friedrich Fehr und Julius Hugo Bergmann und vollendete seine Ausbildung bei Gotthardt Kuehl an der Dresdner Akademie. Doch prägend für sein weiteres Schaffen war ein Aufenthalt in Paris 1908, bei dem er die französischen Impressionisten kennenlernte. 1909 nahm er in Planegg bei München seinen dauernden Wohnsitz. 1912 war er Mitglied der „Luitpoldgruppe“ und stellte zum ersten Mal in München aus. Zwischen 1911 und 1931, bis zum Brand des Gebäudes, nahm er mit insgesamt 55 Werken fast jährlich an den Glaspalastausstellungen teil. Ab 1917 war er Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft.

Während des Ersten Weltkriegs war er durch seine russischen und polnischen Sprachkenntnisse teilweise als Dolmetscher im Kriegsgefangenenlager von Lechfeld eingesetzt. In einem Katalog „Deutscher Künstlerbund Die Türmer e. V.“ (ca. 1917) wird er als Präsident des Vorstandes genannt. Nach 1918 lebte und arbeitete er in seinem Haus in Planegg. In impressionistischer Manier malte er vielfältige Landschaften, Stillleben und Stadtveduten, er beherrschte auch die Figurenmalerei. Seine Motive aus dem Münchener Stadtleben wie Hofgarten, Englischer Garten und Hirschgarten machten ihn berühmt.

Seine konservativen Naturdarstellungen wurden auch während der NS-Zeit unbeanstandet ausgestellt. Am 1. November 1939 trat Pippel der NSDAP bei. Eine Mitgliedschaft in der Reichskammer der bildenden Künste ist nicht belegt.

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Planegg (Sektion A).

Pippel hat im Laufe eines langen Künstlerlebens ein umfangreiches Werk geschaffen. Bei artnet sind rund 1750 zumeist großformatige Gemälde nachgewiesen, die allein in den letzten 20 Jahren auf den Kunstmarkt kamen.[1] Freilich hat Pippel beliebte Motive nicht selten mehrfach mit geringfügigen Abwandlungen bearbeitet. Das gilt nicht nur für die erwähnten Bier- und Kaffeegartenszenen, die als Genremalerei heute noch die höchste Wertschätzung erfahren, sondern auch für die im Kunstlicht erstrahlenden Abendgesellschaften, die Jagdausritte, Baumstudien, venezianischen Plätze und spezielle alpine Prospekte. Außerdem sollen nach Expertenmeinung zahlreiche Fälschungen auf dem Markt sein.[2] Charakteristisch für Pippels Werk ist ein pastoser, flimmernder Farbauftrag, der Licht und Luft im Bild einzufangen versucht. Stilistisch zeigen sich in seinem impressionistischen Verständnis über die Jahre hinweg nur geringfügige Veränderungen. Die Auflösung von Formen und Farben ist fallweise mehr oder weniger weit entwickelt, expressive Ansätze scheinen ganz gelegentlich stärker hervorzutreten, ohne dass man jedoch, mangels aussagekräftiger Datierungen, daraus einen linearen Werdegang ableiten könnte. Von den moderneren Zeitströmungen unangefochten, blieb Otto Pippel seinem Stil verhaftet.

Pippels Werke sind unter anderem zu sehen in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus („Das Undosabad in Starnberg“ und „Großstadtstraße“) sowie in der Städtischen Galerie Rosenheim („Am Chinesischen Turm“, „Sommer“ und „Kammermusik“).

Literatur

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  • Hermann Nasse: Otto Pippel. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. 38. Jahrgang. Bruckmann, München 1923, S. 217 (uni-heidelberg.de).
  • Franz Langheinrich: Der Maler Otto Pippel. Kräutersche Buchhandlung, München o. J.
  • Pippel, Otto Eduard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 27: Piermaria–Ramsdell. E. A. Seemann, Leipzig 1933, S. 77 (biblos.pk.edu.pl).
  • Hans Kiener: Otto Pippel zum 60. Geburtstag. In: Velhagen & Klasings Monatshefte. 52, 1937/38, S. 520–524.
  • Franz Langheinrich: Otto Pippel. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. 53. Jahrgang. Bruckmann, München 1938, S. 155–159 (uni-heidelberg.de – mit einigen Abbildungen).
  • Hermann Reiner (Hrsg.): Otto Pippel. Bruckmann, München 1948.
  • Otto Pippel. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 594 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Hermann Reiner: Otto Pippel 1878–1960. Ein Beitrag zum deutschen Impressionismus. Babenhausen, 1980.
  • 60 auserlesene Gemälde von Otto Pippel. Katalog zur Verkaufsausstellung anläßlich des 30. Todesjahres des bekanntesten deutschen Nachimpressionisten. Gemälde-Cabinett Unger. München 1990.
  • Antonia Latković: Otto Pippel. In: Christian Fuhrmeister, Monika Hauser-Mair, Felix Steffan (Hrsg.): vermacht. verfallen. verdrängt. Kunst und Nationalsozialismus. Die Sammlung der Städtischen Galerie Rosenheim in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Nachkriegsjahren. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2017, S. 275–283, ISBN 978-3-7319-0569-1.
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Einzelnachweise

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  1. Otto Eduard Pippel. artnet, abgerufen am 23. März 2019.
  2. Konstanze Wolter Konstanze Wolter: Erkennen Sie, welches Gemälde von Otto Pippel eine Fälschung ist? e-artis.de, 24. Februar 2015, abgerufen am 31. März 2019.;
    Klaus Spanke: Falsche Meister an der Wand. In: Die Zeit Online. Nr. 45, 31. Oktober 2001 (zeit.de).