Phoebe Palmer

US-amerikanische Verfechterin der Heiligungsbewegung, Aktivistin der Frauenrechte

Phoebe Palmer (* 18. Dezember 1807 in New York City; † 2. November 1874) war seit 1837 eine US-amerikanische frühe Verfechterin, Predigerin, Autorin und Kirchenlieddichterin der Heiligungsbewegung (englisch: Holiness Movement), Aktivistin der Frauenrechte und kämpfte für gerechte Arbeitsbedingungen und gegen Alkoholmissbrauch.

Leben und Wirken

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Phoebe Worrell wurde in New York City am 18. oder nach anderen Quellen bereits am 11. Dezember 1807 geboren[1], wo die Familie von Henry Worrell eine methodistische Kirche besuchte. Der Vater stammte aus Yorkshire in England, wo er durch John Wesley Methodist wurde. Als junges Mädchen hatte sie ein Bekehrungserlebnis. Im Jahr 1827 heiratete sie den Arzt Walter C. Palmer, mit dem sie fortan die Norfolk Street Church besuchte. Im gleichen Jahr begann sie damit, Frauen zu Veranstaltungen zu sich nach Hause einzuladen. Nach dem Tod von drei ihrer damals vier Kinder vollzog sie am 26. Juli 1837 eine Ganzhingabe an Gott, erste persönliche Erfahrungen mit der Heiligungsbewegung und identifizierte sich fortan mit diesem Frömmigkeitsstil, so wie es auch ihre Schwester Sarah Lankford (1806–1896) seit 1835 getan hatte und die Tuesday Meetings For The Promotion of Holiness leitete.[2] Sie war vor allem beeinflusst von den Schriften von John Wesley, John William Fletcher und Adam Clarke, wobei die beiden letzteren eine Altartheologie, die Ganzhingabe (englisch: entire consecration) des Menschen an Gott, und die Geistestaufe vertraten, die Palmer in ihre Lehre der sofortigen und vollständigen Heiligung (englisch: shorter way of entire sanctification) aufnahm und an den Treffen am Dienstag weitergab.[3] Schon bald war sie gemeinsam mit ihrem Mann eine der treibenden Hauptpersonen dieser Bewegung innerhalb der methodistischen Kirche. 1840 waren sie als reisende Evangelisten in den USA unterwegs, wo sie in Kirchen, an Konferenzen und bei Treffen im Freien (englisch: camp meetings) predigten. Begründet durch ihren Glauben engagierte sie sich für soziale und karitative Projekte und setzte sich auch für Gefangene ein.

1850 wurde auf ihr Bestreben hin die Five Points Mission gegründet, eine Organisation, die Menschen in den Slums der Stadt unterstützte. Sie veröffentlichte Artikel im Guide to Holiness, dem offiziellen Organ der Heiligungsbewegung. In den 1850er Jahren unternahm sie zusammen mit ihrem Mann verschiedene Reisen im Osten der Vereinigten Staaten und nach Hamilton im kanadischen Ontario, um auf Treffen der methodistischen Kirche für die Heiligungsbewegung zu sprechen, zu werben und wo es im Oktober 1857 zu Bekehrungen und zu erwecklichen Zuständen kam. Etwa zur gleichen Zeit kam es innerhalb der methodistischen Kirche zu einer breiten Hinwendung zur Heiligungsbewegung, aber auch viele Presbyterianer und Kongregationalisten schlossen sich an. Von 1859 bis 1863, also auch während des Amerikanischen Bürgerkrieges, verbreiteten Palmers die Lehre der Heiligungsbewegung im Vereinigten Königreich vor viel Publikum.

Nach ihrer Rückkehr in die USA erwarb ihr Mann die Zeitschrift Guide to Holiness, sie wurde deren Herausgeberin und die Abonnentenzahl konnte auf 40.000 gesteigert werden. Heiligung, Heilung und etwas später Erfahrungen mit dem Heiligen Geist waren die hauptsächlichen Themen. Auch wurde sie die Leiterin der National Camp Meeting Association for the Promotion of Holiness. Sie schrieb und veröffentlichte eine Reihe von Büchern, in denen die Themen der Heiligungsbewegung wie Hingabe, Geistestaufe, Nachfolge, Heiligung und das tiefere Leben mit Christus (englisch: deeper life) behandelt wurden.[4] Sie verfasste auch etwa zwanzig Kirchenlieder, so Blessed Bible! how I love thee (deutsch: Gesegnete Bibel, wie ich dich liebe!) und O! when shall I sweep through the gates (deutsch: O wenn ich durch die Himmelstore sause), letzteres erschien 1878 im Liederbuch von Ira Sankey Sankey's Sacred Songs and Solos. Einige Lieder wurden in die deutsche und spanische Sprache übertragen.[5]

Palmer engagierte sie sich unverblümt für gerechte Löhne von Hausangestellten und in der Abstinenzbewegung. Zudem setzte sie sich für die Rechte von Frauen innerhalb der Kirche ein und vertrat die Ansicht, dass Frauen Zeugnis über ihren christlichen Glauben geben und predigen sollten.[6]

Rezeption

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Durch Palmer fanden etwa 25000 Personen zum christlichen Glauben, zudem beeinflusste sie viele Personen, so auch führende Persönlichkeiten wie Charles Cullis, A. J. Gordon, A. B. Simpson, Jennie Smith und Catherine Booth.[7] Das 1859 von Booth erschienene Buch Female Ministry war zugleich eine Verteidungsschrift für Palmer, nachdem sie in Newcastle-upon-Tyne gepredigt hatte, was nicht alle führenden Männer der Heiligungsbewegung akzeptiert hatten.[8] Als Person, die die Heiligkeit und Macht Gottes stark betont hatte, kann sie auch als Vorreiterin der im 20. Jahrhundert aufkommenden Pfingstbewegung angesehen werden.[9] Aber nicht alle Methodisten unterstützten ihr geistliches Konzept der ganzen Hingabe und der sofortigen und vollständigen Heiligung, beispielsweise der Theologe Nathan Bangs (1778–1862) hatte Einwände und fand, ihre Lehre sei etwas zu einfach, zu mechanisch und der Heilige Geist würde zu stark vereinnahmt.[10]

Im September 1827 heiratete sie den Arzt Walter C. Palmer. Ein erster Sohn, Alexander, kam im September 1828 auf die Welt und starb neun Monate später. Ein zweiter Sohn wurde 1830 geboren und starb sieben Wochen später. 1833 bekam sie Sarah und 1835 Eliza, die um 1837 einem Brand in der Wohnung zum Opfer fiel; 1839 kamen Phoebe und 1842 Walter Camp Jr. zur Welt.[11]

Schriften (Auswahl)

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  • The Way of Holiness, 1845 und 1854.
  • Present to My Christian Friend on Entire Devotion to God, H. V. Degen, 1853 und 1857.
  • Faith and Its Effects, Or, Fragments from My Portfolio, 1856 und 1867.
  • The Useful Disciple: Or, A Narrative of Mrs. Mary Gardner, 1857.
  • The Promise of the Father, 1859.
  • Sweet Mary, 1862.
  • Four years in the Old world; comprising the travels, incidents, and evangelistic labors of Phoebe Palmer and Walter Charles Palmer, 1865.
  • A Mother's Gift: or, A Wreath for my Darlings, New York 1875.
  • Phoebe Palmer: Selected Writings, herausgegeben von Thomas C. Oden, Paulist Press, New York 1988.

Literatur

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  • Elaine A. Heath: Naked Faith: The Mystical Theology of Phoebe Palmer, James Clarke & Co Ltd, Lutterworth Press, 2009, ISBN 978-0-227-17339-8.[12]
  • Sarah Lankford: Fragrant Memories, 1857 und 1896.
  • Richard Wheatley: The Life and Letters of Mrs. Phoebe Palmer, Palmer & Hughes, New York 1876 und BiblioBazaar, 2009, ISBN 978-1-115-29184-2.
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Einzelnachweise

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  1. Phoebe Palmer (1807-1874) and Holiness Theology, Website teachushistory.org (englisch, abgerufen am 2. Oktober 2023)
  2. Phoebe Palmer (1807-1874) and Holiness Theology, Website teachushistory.org (englisch, abgerufen am 2. Oktober 2023)
  3. Markus Krause: Heiligungsverständnis und Verkündigung bei Robert Pearsall Smith, Masterarbeit 2012, S. 37–39: Phoebe Palmer
  4. Chris Armstrong: Phoebe Palmer: From the Editor, Website christianhistoryinstitute.org (englisch, abgerufen am 2. Oktober 2023)
  5. Phoebe Palmer, Website hymnary.org (Kirchenlieder in Englisch, Deutsch und Spanisch; abgerufen am 6. Oktober 2023)
  6. J. Gordon Melton: Palmer, Phoebe. In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6. Facts of File, New York 2005, ISBN 978-0-8160-5456-5, S. 414 (englisch).
  7. Phoebe Palmer, Mother of the Holiness Movement, Website healingandrevival.com 2004 (englisch, abgerufen am 2. Oktober 2023)
  8. Phoebe Palmer, Website sawomensministries.org (englisch, abgerufen am 6. Oktober 2023)
  9. John J. Canon: Heroes of the Faith: Phoebe Palmer, Website canonjjohn.com (englisch, abgerufen am 6. Oktober 2023)
  10. John G. McEllhenney: Phoebe Palmer (1807-1874). A Woman Who Proclaimed A "Shorter Way" To Holiness 1807-1874, Website gcah.org (englisch, abgerufen am 1. Oktober 2023)
  11. Phoebe Palmer (1807-1874) and Holiness Theology, Website teachushistory.org (englisch, abgerufen am 2. Oktober 2023)
  12. https://www.jstor.org/stable/j.ctt1cgf1mv