Plaste und Elaste aus Schkopau

Werbeslogan für Kunststoffprodukte

Plaste und Elaste aus Schkopau ist ein aus der DDR stammender Werbeslogan, mit dem auf Kunststoffprodukte des in Schkopau in Sachsen-Anhalt ansässigen VEB Chemische Werke Buna hingewiesen wurde. Der Claim wurde zu einem der bekanntesten Slogans der DDR-Werbung,[2] entwickelte sich zum geflügelten Wort[3][4] und ist seit 1995 als Wortmarke der Gemeinde Schkopau im Markenregister des Deutschen Patent- und Markenamtes eingetragen.[5]

Reklame, 1978[1]
Leuchtreklame an der Elbebrücke Vockerode (ca. 1984)

Herkunft

Bearbeiten

Der von Siegfried Berthmann im Auftrag des VEB Neontechnik entworfene[6] Slogan verband zwei Markennamen für polymere Kunststoffprodukte mit dem Hinweis auf den Unternehmensstandort ihres Herstellers, VEB Chemische Werke Buna in Schkopau.

Plaste[7] war ein Markenname für Thermoplaste und Elaste[8] ein Markenname für Elastomere,[8] die zu Anfang der 1930er-Jahre von den Buna-Werken entwickelt worden waren und Deutschland weitgehend unabhängig vom Import von Kunststoffen und Naturkautschuk gemacht hatten.[8] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Buna-Werke verstaatlicht und 1954 in einen Volkseigenen Betrieb überführt. In Westdeutschland wie auch in anderen Ländern wurden für synthetische Werkstoffe die Begriffe „Plastik“ oder „Kunststoff“ verwendet.[8][4][3]

Verwendung

Bearbeiten

Der Slogan wurde zur Präsentation in der Öffentlichkeit meist mit dem Firmensymbol des VEB Chemische Werke Buna (dem sogenannten „Buna-Kolben“ mit der Buchstabenfolge BUNA) kombiniert. Bei Plaste und Elaste aus Schkopau waren die Worte „Plaste“ und „Elaste“ in orange-roter Farbe hervorgehoben, die Bindewörter sowie der Ortsname „Schkopau“ weiß dargestellt.

Die solcherart geschaffene Wort-Bild-Marke gehörte in der DDR zu den am häufigsten anzutreffenden Werbemotiven und war zum Beispiel oft neben Schnellstraßen und auch vielen Sportstadien zu sehen.[9]

Die vermutlich bekannteste Darstellung des Slogans Plaste und Elaste aus Schkopau fand sich in Form einer riesigen Leuchtreklame am Turm an der Ostrampe der Elbebrücke der A 9 bei Vockerode, wo sie auch für autofahrende Transitreisende zwischen Westdeutschland und West-Berlin von Weitem zu sehen war.[6] Der Schriftzug, ausgeführt 1978 von VEB Neontechnik, bestand aus 66 Teilen und war aus verzinktem Stahlblech, Piacryl sowie PVC hergestellt. Für gute Sichtbarkeit sorgten Leuchtröhren. Der gesamte Schriftzug war über 10 Meter hoch, mehr als 5 Meter breit[10][1] und so an der Nordseite des Turms angebracht, dass Autofahrer, die aus Richtung Berlin kamen, ihn schon aus großer Entfernung lesen konnten. Die originale Leuchtreklame von der Elbebrücke Vockerode befindet sich heute unter den Exponaten des Deutschen Historischen Museums[1] in Berlin;[6] laut Nils Schiffhauer zählt sie „zu den museumswürdigen Rätseln des DDR-Alltags“.[11]

Die Formulierung Plaste und Elaste ist ein Beispiel für den Sprachgebrauch in der DDR. Während das Wort Kunststoff im ganzen deutschen Sprachraum verbreitet ist, ist vor allem Plaste eine ostdeutsche Besonderheit. Es ist fachsprachlich der Plural von Plast, umgangssprachlich aber ein Singularetantum (z. B. „ein Werkstück aus Plaste“, analog zu Knete oder Pappe).[4][3]

Der Modellbahnhersteller „Piko“ hat einen gedeckten Güterwagen mit der Modellnummer 47762 für TT bzw. 58908 für H0 mit der Aufschrift „Plaste aus Schkopau“ hergestellt. Zudem existiert ein Modell einer V-180-Diesellokomotive mit der Aufschrift „VEB Chemische Werke Buna“ der Marke „Tillig Bahn“ unter der Modellnummer 02697 für die Spurweite TT.

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Plaste und Elaste aus Schkopau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Deutsches Historisches Museum, Inventar-Nr. 1991/627
  2. Steffen Honig: Plaste, Elaste und Werkskultur in Trümmern, www.volksstimme.de vom 18. Februar 2020 (Plaste, Elaste und Werkskultur in Trümmern online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
  3. a b c Edition Jule Hammer, zusammengestellt von Theodor Constantin: Plaste und Elaste. Ein deutsch-deutsches Wörterbuch, Verlag Haude & Spener, Berlin 1985, ISBN 3-7759-0249-X.
  4. a b c Zu dem in Ost- und Westdeutschland unterschiedlichen Sprachgebrauch siehe: Jürgen Eichhoff: Zu einigen im 20. Jahrhundert entstandenen geographischen Unterschieden des Wortgebrauchs in der deutschen Sprache., in: Sprache und Brauchtum. Festschrift Martin, 1980, S. 163–166.
  5. Auskunft zur Marke Plaste und Elaste aus Schkopau im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA)
  6. a b c Artikel "„Plaste und Elaste aus Schkopau“ – auch dröge Werbung geht ins Hirn", archiv.magdeburg-kompakt.de vom 18. September 2016 (online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
  7. Artikel "Plaste" auf www.chemie.de (/lexikon/Plaste.html online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
  8. a b c d Artikel "Elaste" auf www.chemie.de (/lexikon/Plaste.html online, Zugriff am 9. Dezember 2021)
  9. Plaste und Elaste aus Schkopau
  10. Bascha Mika: Serie Denk-Mal: Das Gedächtnis des Ortes, Teil 9: Plaste und Elaste aus Schkopau, in: taz. die tageszeitung vom 13.  August 1993, S. 5 ([1], Zugriff am 9. Dezember 2021)
  11. Nils Schiffhauer: 100 Jahre Plastik: Plaste und Elaste aus Schkopau, FAZ Online vom 6. August 2007 (online, Zugriff am 9. Dezember 2021)