Pragelpass
Der Pragelpass ist ein Gebirgspass in der Schweiz, welcher das Muotatal im Kanton Schwyz mit dem Klöntal im Kanton Glarus verbindet.
Pragelpass | |||
---|---|---|---|
Kapelle südlich der Passhöhe, Blick nach Norden | |||
Himmelsrichtung | Nordost | Südwest | |
Passhöhe | 1548 m ü. M. | ||
Kanton | Glarus | Schwyz | |
Wasserscheide | Chlü, Löntsch, Linth (Rhein) | Starzlen, Muota, Vierwaldstättersee (Rhein) | |
Talorte | Riedern | Muotathal | |
Ausbau | Passstrasse (mehrheitlich einspurig) | ||
Erbaut | 1970–1974 | ||
Wintersperre | November – Juni | ||
Gebirge | Alpen | ||
Besonderheiten | Kfz-Sperre der Ostrampe an Wochenenden | ||
Profil | |||
Denzel-Skala | SG 2-3 | SG 3 | |
Ø-Steigung | 4,9 % (1039 m / 21,32 km) |
7,8 % (940 m / 12 km) | |
Max. Steigung | 14 % | 18 % | |
Karte (Schwyz) | |||
| |||
Koordinaten | 708818 / 206337 |
Lage
BearbeitenDer Pragelpass liegt zwischen den Orten Muotathal und Riedern, die Passhöhe liegt auf 1548 m ü. M., westlich davon der Drusberg (2282 m ü. M.), östlich der Pragel (2319 m ü. M.). Die Strasse verläuft mehrheitlich einspurig und steigt vor allem von Schwyz her stark an (bis 18 %), führt dann auf Glarner Seite am Klöntalersee vorbei.
Die Strasse verläuft nördlich parallel zum Klausenpass auf einer genau 400 Meter geringeren Höhe. Trotzdem dauert die Wintersperrung beim Pragelpass länger.
Es bestehen mehrere Verkehrsbeschränkungen (Ausnahmen für Landwirtschaft): es sind nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen und ohne Anhänger zugelassen, und auf dem ca. 2 km kurzen Stück zwischen Richisau und der Kantonsgrenze GL/SZ (etwa auf halber Strecke zwischen Klöntalersee und Passhöhe) besteht samstags und sonntags ein Fahrverbot für Motorfahrzeuge. Damit kann die Strecke an Wochenenden nicht als Verbindung zwischen dem Glarnerland und der Innerschweiz genutzt werden.
Die Strasse führt auf Schwyzer Seite durch einen seit dem Orkan Lothar naturbelassenen Wald, einen der wenigen Urwälder Europas. Die Passhöhe bietet sich als Ausgangspunkt für eine Wanderung auf die Silberen an, eine in der Schweiz einmalige Karstlandschaft.[1]
Bei Richisau zweigt der Längeneggpass hinüber zum Obersee nahe Näfels ab.
Geschichte
BearbeitenIm Zweiten Koalitionskrieg zogen sich zwischen dem 29. September und dem 4. Oktober 1799 etwa 15'000 Russen und Österreicher unter Feldmarschall Alexander Suworow über den Pass ins Glarnerland zurück, wobei sie in Kämpfe mit französischen Truppen unter Brigadegeneral Gabriel Molitor verwickelt wurden.[2]
Zwischen 1766 und 1908 scheiterten mehrere Anläufe, eine Strasse über den Pass zu bauen, ebenso wurde eine 1911 projektierte Schmalspurbahn nicht verwirklicht.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Pass als Teil der Rochadeachse Weisstannental–Muotathal im Falle einer nachhaltigen Zerstörung der Kerenzerbergachse (Strasse und Bahn) mit Militärseilbahnen wintersicher ausgebaut und im Frühjahr 1940 fertiggestellt. Zusammen mit dem Risetenpass sollte er den Munitions- und Verpflegungsnachschub für das Festungsgebiet Sargans aus dem Zentralraum sowie den Transport von Verwundeten vom Militärspital Lochezen in Innerschweizer Militärspitäler ermöglichen.[3]
Die 9,6 Kilometer lange Militärseilbahn MSB101 führte mit drei Sektionen von Vorauen (853 m ü. M.) über die Winkelstation Hinter-Richisau (1135 m ü. M.) zum Pragelpass (1550 m ü. M.) und nach Gutentalboden (1297 m ü. M.) im Muotathal.[4]
1940 wurde die heutige Passstrasse auf Glarner Seite erbaut, der Schwyzer Teil folgte 1974. Der Strassenbau erfolgte durch Genieeinheiten der Reduitbrigade 24. Initiant und Verantwortlicher für den Bau war Claus Cramer, der Kommandant der Brigade, der dafür von den Muotathalern das Ehrenbürgerrecht erhielt.[5][6]
Verkehr
BearbeitenSeit 1978 ist ein kurzes Stück der östlichen Rampe (von Richisau bis zur Kantonsgrenze zwischen Glarus und Schwyz) an Wochenenden für den Motorfahrzeugverkehr gesperrt, um den Durchgangsverkehr zu unterbinden.
Ab August 2008 und im Jahre 2009 verkehrte im Sommer der Pragelbus mehrmals täglich zwischen Hölloch und Richisau, im zweiten Jahr in der Nebensaison nur noch an Wochenenden. Im Dezember 2009 wurde das Angebot aus Kostengründen wieder eingestellt.[7][8][9]
-
Passhöhe
-
Pragelpass Hochebene, allgemeine Blickrichtung Süd
-
Pragelpass Ende Mai, kurz vor der Passhöhe von der Glarner Seite her
Literatur
Bearbeiten- Harald Denzel (Hrsg.): Großer Alpenstraßenführer. 23. Auflage. Denzel Verlag, Innsbruck 2007, ISBN 978-3-85047-766-6.
Weblinks
Bearbeiten- Karin Marti-Weissenbach: Pragelpass. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Neigungsdiagramm der Auffahrt von Riedern
- Neigungsdiagramm der Auffahrt von Muotathal
- Die Militärseilbahnen über den Risetenpass und den Pragelpass
- Klöntal.com: Seilbahnbau von Richisau zum Gutentalbogen 1940
- Strassenzustand des Pragelpasses (Gemeinde Muotathal)
- Karstspur Silberen auf wanderland.ch
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sarganserland-Walensee: Militärseilbahnen
- ↑ Carl von Clausewitz: Die Feldzüge von 1799 in Italien und der Schweiz, 2. Theil (Hinterlassene Werke [hrsg. v. Marie von Clausewitz], 6. Band). Ferdinand Dümmler, Berlin 1834, S. 193–216 (Digitalisat ).
- ↑ Historische Militärseilbahnen über den Risetenpass und den Pragelpass. Abgerufen am 29. Juni 2022.
- ↑ Die historische Militärseilbahn über den Pragelpass
- ↑ NZZ vom 14. September 2001: Urwaldreservat Bödmeren ( vom 28. Mai 2015 im Internet Archive)
- ↑ Hans Stadler-Planzer: Militärische Denkmäler in Uri, Schwyz und Zug. Geschichtlicher Überblick ( vom 9. Mai 2016 im Internet Archive). In: Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Hrsg.): Militärische Denkmäler in den Kantonen Uri, Schwyz und Zug. Inventar der Kampf- und Führungsbauten. (pdf, 2,0 MB) S. 4–7, hier S. 6.
- ↑ Pragelbus Fahrplan. (pdf, Folder; 438 kB) AAGS, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 28. Dezember 2009.
- ↑ Pragelbus – ein Opfer der Krise. In: Bote der Urschweiz. 27. Juni 2009, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. Dezember 2009. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Pragelbus noch nicht am Ende. (PDF; 127 kB) In: Bote der Urschweiz. 8. Oktober 2009, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. Dezember 2009. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.