Pretlack
Die Freiherren von Pretlack (seltener: Prettlack) waren ein ursprünglich ostpreußisches, später hessisches Adelsgeschlecht. Bedeutendstes Familienmitglied war der hessen-darmstädtische General Johann Rudolf Victor von Pretlack.
Herkunft
BearbeitenDie Familie stammte ursprünglich aus Prätlack im ostpreußischen Kreis Gerdauen, wo sie auch die Güter Moltheinen und Gross-Sobrost besaß. Die urkundlich belegte Stammreihe beginnt mit Caspar von Pretlack (um 1589–1644), Herr auf Gut Desdau in Sachsen.[1] Sein Sohn Philipp Friedrich Christoph von Pretlack diente im Dreißigjährigen Krieg als Obrist. Bei Kriegsende ließ er sich in Uchte nieder. Durch Heirat mit Margarethe Amalie von Fullen war ihm hier die kleine Herrschaft Eystrup und das Erbdrostenamt des Amtes Uchte als hessisches Lehen zugefallen, was ihm ein standesgemäßes Auskommen sicherte. Von den zahlreichen Nachkommen (alleine neun Söhne) konnte allerdings nur der Erstgeborene auf diese Weise versorgt werden. Die meisten anderen Söhne strebten, wie im Amtsadel dieser Zeit üblich, eine militärische Karriere an.[2]
Zwei seiner Söhne stiegen im Dienst des Darmstädter Landgrafen Ernst Ludwig zu höchsten militärischen Ämtern auf. Johann Rudolf Victor von Pretlack konnte als enger Vertrauter dazu eine Reihe hessen-darmstädter Lehen an sich bringen, darunter der ehemals rodensteinische Besitz in Fränkisch-Crumbach im Odenwald und der Ort Echzell mit dem Gut Häuserhof in Oberhessen.
Johann Rudolfs Nachkommen standen meist ebenfalls in hessen-darmstädtischen Diensten als Obristen, Generäle, Oberforstmeister oder Kammerherr. Sein Sohn Ludwig Christian von Pretlack konnte sich mit einer morganatischen Tochter des Landgrafen, der Gräfin Friederike von Eppstein, verheiraten.[3] Das Geschlecht starb in männlicher Linie 1843 mit Ludwig Friedrich Georg Franz von Pretlack aus. Den Besitz erbten die Töchter seines Bruders Karl Friedrich, Karoline, die den Juristen und Kunstmaler Kaspar Georg Wilhelm von Harnier geheiratet hatte, und Sophia, verheiratet mit Julius Emil Friedrich Freiherr von Egloffstein. Der Nachlass, darunter die Korrespondenz des Johann Rudolf von Pretlack, befindet sich heute im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt.[4]
Wappen
BearbeitenIn Blau ein abnehmender gesichteter goldener Halbmond und drei pfahlweise gestellte goldene Sterne nebeneinander; auf dem Helm mit blau-goldenen Decken das Schildbild als Helmzier.[1]
Bedeutende Familienmitglieder
Bearbeiten- Philipp Friedrich Christoph von Pretlack (ca. 1627–1697), Obrist, Erbdrost zu Uchte.[5]
- Philipp Adolf von Pretlack (1659–1722), Erbdrost zu Uchte.[6]
- Johann Rudolf Victor von Pretlack (1668–1737), hessen-darmstädtischer General der Kavallerie.
- Johann Franz von Pretlack (1708–1767), Reichsfeldmarschall-Lieutenant.[7]
- Johann Karl Ludwig Christian von Pretlack (1716–1781), Generalfeldmarschall-Lieutenant.[8]
- Karl Friedrich Ludwig von Pretlack (1769–1830), Großherzoglich Hessen-Darmstädtischer Kammerherr und Oberforstmeister, Schwiegervater des Heinrich von Gagern.[9]
- Ludwig Friedrich Georg Franz von Pretlack (1766–1843), Hessen-Darmstädtischer Oberst, Kämmerer, Oberhofmeister.[10]
Literatur
Bearbeiten- Eckhart G. Franz: Friederike Gräfin von Eppstein, verh. Freifrau von Pretlack (HD 40). In: Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6 (=Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission Neue Folge Band 34), S. 307f.
- Eckhart G. Franz: Der hessische General Johann Rudolf von Pretlack (1668-1737) Herr zu Fränkisch-Crumbach und Rimhorn im Odenwald. In: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften 2, Breuberg 1977, S. 435–466.
- Eckhart G. Franz: Das Archiv der Familien von Pretlack und von Harnier zu Echzell, Darmstadt 1975
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 7, 1867; Neudruck 1996, ISBN 3-89557-020-6, S. 246.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Gesamtreihe Band 122, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 2000, S. 12 f.
- ↑ Pretlack, Philipp Friedrich Christoph von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Eckhart G. Franz: Friederike Gräfin von Eppstein, verh. Freifrau von Pretlack (HD 40). In: Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6 (=Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission Neue Folge Band 34), S. 307f.; Pretlack, Johann Karl Ludwig Christian Freiherr von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Ihr Bildnis befindet sich im Schloss Echzell. (Bildnis der Friederike Sophie von Pretlack, geb. Gräfin von Eppstein)
- ↑ HStAD v. Harnier (O 2)
- ↑ Pretlack, Philipp Friedrich Christoph von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Pretlack, Philipp Adolf von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Pretlack, Johann Franz von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Pretlack, Johann Karl Ludwig Christian Freiherr von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Pretlack, Karl Friedrich Ludwig Freiherr von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Pretlack, Ludwig Friedrich Georg Franz Freiherr von. Hessische Biografie. (Stand: 10. Juli 2010). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Weblinks
Bearbeiten- www.alte-grenzsteine.de: Grenzsteine in Fränkisch-Crumbach/Odenwald (u. a. mit dem Wappen derer von Pretlack) (abgerufen am 19. Oktober 2011)