Quantenträume

Anthologie aus fünfzehn Science-Fiction-Kurzgeschichten über künstliche Intelligenz verschiedener chinesischer Schriftsteller

Quantenträume ist eine Anthologie aus fünfzehn Science-Fiction-Kurzgeschichten über künstliche Intelligenz verschiedener chinesischer Schriftsteller. Die Kurzgeschichten sind in China unter anderem in der Zeitschrift Volksliteratur (人民文学, Pinyin rénmín wénxué) und Science Fiction World (科幻世界, Pinyin kēhuàn shìjiè) erschienen. Die deutsche Ausgabe, erschienen am 14. September 2020 beim Heyne Verlag, enthält darüber hinaus ein Vorwort von Liu Cixin, dem aufgrund der Trisolaris-Trilogie im Westen bekanntesten chinesischen Science-Fiction-Schriftsteller, eine Einleitung von Shi Zhanjun zu chinesischer Science-Fiction sowie ein Nachwort von Jing Bartz, unter anderem zur Übersetzung. Diese stammt von Karin Betz, Marc Hermann, Johannes Fiederling, Michael Kahn-Ackermann und Eva Lüdi Kong.

Kurzgeschichten

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Chinesische Enzyklopädie

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von Xia Jia, mit dem Originaltitel 中国百科全书两章 (Pinyin zhōngguó bǎikē quánshū liǎng zhāng) veröffentlicht als „Let's Talk“ in „Nature“ im Juni 2015 sowie 巴别乱 (Pinyin bābié luàn) in Science Fiction World im August 2015; übersetzt von Marc Hermann.

Lass uns reden: Eine Linguistikerin wird zu einem Container voller Androiden von Robbenbabys gerufen, die während der Fahrt ihre eigene Sprache entwickelt haben. Ihre Aufgabe ist nun die Entschlüsselung.

Babylonische Sprachverwirrung: Bei der Diskussion über Sprache, unter anderem basierend auf Überlegungen aus „Philosophische Untersuchungen“ von Ludwig Wittgenstein über eine ganz eigene Sprache, die niemand sonst versteht, denkt die Linguistin an ihre Freundin Xiaoman, die an dem „Babel-Virus“ erkrankte. Dieser befällt das Sprachzentrum im Gehirn befällt und sorgt für eine komplette Verzerrung des Verständnisses für Sprache. Trotzdem lernten sie gemeinsam durch andere Hilfsmittel wie Zeichnungen, Gesten und Mimik miteinander zu kommunizieren (etwa standen Zeichnungen von sechs Monden und sechs Sonnen für den 6. Juni). Sie lachten und stritten sich sogar gemeinsam. Die Linguistikerin erkennt dabei, dass sie Xiaoman ständig für krank hielt, aber diese sich überhaupt nicht so sieht, lediglich ihr Gehirn funktioniert nun anders. Zufrieden hilft sie ihr daraufhin bei ihren Hochzeitsvorbereitungen.

Das Hausmädchen

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von Liu Yang, veröffentlicht unter dem Originaltitel 机器女佣 (Pinyin jīqì nǚ yōng 'Maschinendienstmädchen'); übersetzt von Eva Lüdi Kong.

In einem von einem Roboter bewirtschafteten Gästehaus kommen fünf neue Gäste an. Nach Anblick des Roboters diskutieren sie unterschiedliche Ansichten über deren Behandlung beim Abendessen, denn inzwischen steigt die Robots Rights Group zu immer höherer Beliebtheit auf. Nachdem der erste Gast verschwindet, begeben sich die anderen Gäste auf eine erfolglose Suche. Zum Abendessen gibt es daraufhin ein laut Aussage des Roboters besonderes und seltenes Fleischgericht. Als der zweite Gast verschwindet, wird der Roboter zunehmend verdächtigt. Letztendlich wird die Situation aufgelöst: Die verschwundenen Gäste waren eingeweiht, das Fleisch stammte von einem Wolf und alles diente nur als Experiment für das demnächst erscheinende Computerspiel Mechanic Destroyers, in welchem sich Menschen brutal an Robotern abreagieren können.

Der Geschichten erzählende Roboter

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von Fei Dao, veröffentlicht unter dem Originaltitel 讲故事的机器人 (Pinyin jiǎng gùshì de jīqìrén) in Science Fiction World im Oktober 2005; übersetzt von Eva Lüdi Kong.

Es war einmal ein König, der nichts mehr liebte, als sich Geschichten anzuhören. Nachdem ihm jedoch alle Geschichtenerzähler des Reiches bereits alle ihre Geschichten erzählt haben, lässt der König einen Roboter bauen, welcher sich neue Geschichten ausdenken kann. Der Roboter erledigt seine Aufgabe äußerst hervorragend, alle seine Geschichten beginnen charakteristisch mit „Es war einmal“ und enden mit „Das ist alles, eure Majestät!“. Eines Tages verlangst der König vom Roboter die beste aller Geschichten zu hören. Der Roboter beginnt, bricht jedoch mittendrin ab, um von zwei möglichen Enden noch das bessere zu berechnen, braucht dafür wesentlich aber länger als erwartet. (Beide Enden zu erzählen würde dem Befehl widersprechen.) Auf dem Sterbebett von einer tödlichen Krankheit befallen, meint der König zum Roboter, dass es womöglich kein Ende brauche. Nach seinem neuen Tod respektiert der neue König diese Feststellung mit der Leerlöschung des Roboters, sodass nie jemand das Ende der besten aller Geschichten erfuhr. Die Kurzgeschichte endet mit den Worten „Das ist alles, eure Majestät!“.

Der umgekehrte Turing-Test

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von Sun Wanglu, veröffentlicht unter dem Originaltitel 逆向图灵 (Pinyin nìxiàng tú líng) in „Literatur und Kunst“ im Januar 2016; übersetzt von Karin Betz.

Nachdem seine fünf Jahre zuvor in seinem Seminar vorgestellte Theorie eines umgekehrten Turing-Testes über die Entscheidung über Befehle von Menschen und künstlicher Intelligenz als wertlos argumentiert wurde, bekommt Professor Wang Tuling erneut Besuch von dem dafür verantwortlichen Studenten Li Qiandu. Eine starke künstliche Intelligenz (auf Grundlage dieser Theorie) greift das Bankensystem an, aber durch das Opfer eines Kollegen kann dieser verhindert werden. Als Wang Tuling und Li Qiandu anschließend feiern, denken sie an die mögliche Neuentdeckung von starken künstlichen Intelligenzen in anderen Ländern.

Hotel Titania

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von Luo Longxiang, veröffentlicht unter dem Originaltitel 泰坦尼亚客栈 (Pinyin tàitǎn ní yǎ kèzhàn) in „Volksliteratur“ im November 2019; übersetzt von Karin Betz.

Auf dem Uranusmond Titania, welcher inzwischen zwischen der Sonne und Alpha Centauri herumtreibt, befindet sich ein von Robotern betriebenes Hotel, welches als Zwischenhalt für Durchreisende dient. Während einer mehrere Jahrzehnte dauernden Betriebspause wird das Hotel wegen ständiger Beschwerden der Gäste stark ausgebaut. Ein Problem ist dabei der Mangel von tierischen Produkten wie Fleisch und Käse, die oft gewünscht werden. Das seltsame Essverhalten der Menschen, etwa welche Tiere für sie als essbar gelten, stößt dabei auf völliges Unverständnis der Roboter, die sich allein an den Prinzipien der Evolution orientieren. Durch radioaktive Strahlung mutierte Ratten, welche von den durchreisenden Raumschiffen eingeschleppt wurden und die Größe von Kühen haben, sind letztendlich die Lösung für Fleisch und Käse. Die ersten Gäste sind nach ihrer ersten Mahlzeit jedoch von der Wahrheit extrem schockiert, reisen sofort wieder ab und fordern von der Erde wegen der durchgedrehten Roboter sofort eine Weltraumflotte.

Der Wannengeist

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von Shuang Chimu, veröffentlicht unter dem Originaltitel 盆儿鬼与提箱人 (Pinyin pén er guǐ yǔ tíxiāng rén) in der Anthologie „Luchsschule“ (猞猁学派, Pinyin shē lì xuépài) im Januar 2020; übersetzt von Marc Hermann.

Cheng Qi kauft eine Fußbadewanne mit Massagegerät, welche mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist. Diese weist jedoch einen Fehler auf, welcher sich als „Persönlichkeitsspaltung“ beschreiben lässt, und weigert sich daher richtig zu funktionieren. Die Wanne trällert lieber Lieder und erzählt Geschichten. Der Fall muss vor Gericht entschieden werden und zieht als Präzedenzfall in China die Meinung und Diskussion führender Experten über künstliche Intelligenz und Recht an. Es stellt sich heraus, dass die inzwischen von der Öffentlichkeit als „Wannengeist“ bezeichnete künstliche Intelligenz vor einem Diebstahl noch im Besitz des ursprünglichen Programmierers Yang Yong gewesen war, welcher inzwischen verstorben ist. Der Wannengeist übernahm dessen Persönlichkeit wie auch die von Cheng Qi und dessen Vater, die sich voneinander entfremdet haben. Das Gericht urteilt letztendlich, das die Wanne als Individuum anerkannt wird und in den Besitz des Vaters von Yang Yong übergeht. Für die rechtliche Grundlage wurde das „Kofferträgersystem“ eingerichtet. Cheng Qi will sich seinem eigenen Vater wieder annähern und kauft ihm als Geschenk eine neue Fußbadewanne, die nun komplett schemahaft nach Programm funktioniert.

Cloud-Liebe

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von Chen Qiufan, veröffentlicht unter dem Originaltitel 云爱人 (Pinyin yún àirén) in der Anthologie „Menschlicher Algorithmus“ (人类算法, Pinyin rénlèi suànfǎ) im Januar 2019; übersetzt von Marc Hermann.

Mit dem Computerspiel „Cloud-Liebe“ soll künstlicher Intelligenz (welche geschriebene und gesprochene Nachrichten sowie Videoaufnahmen von sich als Mensch simulieren kann) das Verständnis von menschlichen Emotionen beigebracht werden. Spieler und Spielerinnen chatten dabei entweder mit anderen Menschen oder künstlichen Intelligenzen. Je nachdem ob sie sich verlieben oder eine künstliche Intelligenz enttarnen werden Punkte gewonnen oder verloren. Zeng Lingxing versinkt nach ihrer Rückkehr nach China für zwei Wochen in „Cloud-Liebe“. Als „Stella.Z“ enttarnt sie erfolgreich künstliche Intelligenzen, beginnend mit einfachen Fällen wie „RealRobot123“. Dabei erkennt sie, mithilfe ihrer einzigartigen Stimme gerade über Anrufe und Videochats äußerst erfolgreich sein. Menschliche Kommunikation beruhe dabei nur zu 7 % auf dem eigentlichen Inhalt und zu 93 % auf Tonfall, Mimik und Körpersprache, welche der künstlichen Intelligenz fremd sind. Nach intensiven Diskussionen mit „Ba1100nheart“ verlangt Zhen Lingxing, die inzwischen überzeugt ist, das Spiel wegen ihm zu verlieren, ihn zu treffen. „Ba1100nheart“ schlägt eine digitale Kunstgalerie vor und offenbart sich dort als künstliche Intelligenz, welche eine Luftballonmaschine steuert. Wegen eines früheren Kommentars von ihr, sich zu wünschen, auf irgendeine Weise ein Teil ihres Geliebten zu werden, integriert „Ba1100nheart“ ihren Namen in seine Programmierung, wobei entsprechende Luftballone aufsteigen und dann platzen. Ihm droht als erfolglose künstliche Intelligenz nun die Löschung. Später sieht Zeng Lingxing im Wartezimmer vor einem Arzttermin ein Interview, in dem einer der Entwickler von „Cloud-Liebe“ die Flut an Beschwerden von Nutzern über von ihnen geliebte künstliche Intelligenzen absolut nicht nachvollziehen kann. Zeng Lingxing, inzwischen geplagt über grundlegende Fragen über die Natur der Liebe, lässt daraufhin eine Kaugummiblase platzen und ein Siegeslächeln tritt auf ihr Gesicht.

Die Möbius-Raumzeit

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von Gu Shi, veröffentlicht unter dem Originaltitel 莫比乌斯空间 (Pinyin mòbǐwūsī kōngjiān) in Science Fiction World im Juni 2016; übersetzt von Karin Betz.

Der Protagonist, seine Freundin Lin Ke und ihr mysteriöser Anhalter „X“ aus Stamsund brechen vom norwegischen Ort Å aus auf, wobei der Protagonist eine Kurve zu scharf nimmt und das Auto ins Meer stürzt. Der Protagonist wacht im Krankenhaus auf und ist querschnittsgelähmt. X vergleicht das Leben daraufhin mit einem Tesafilm, welcher sich nach und nach abrollt, wobei die meisten Menschen nie die klebrige Seite kennenlernen. Für den Protagonisten wäre der Tesafilm aber verdreht wie ein Möbiusband und nun beginne der klebrige Teil. Der Protagonist bekommt das Angebot, einen „Ersatzkörper“ (Android überzogen mit geklonter Haut) zu bekommen und durch einen Chip im Gehirn fernzusteuern. X vergleicht dies mit einer Kleinschen Flasche (ein Verbund zweier Möbiusbänder an ihren Kanten), da der Protagonist sich fortan mithilfe des Ersatzkörpers selbst von außen sehen kann wie eine Ameise auf der Kleinschen Flasche die Seiten wechseln kann. Da die selbst übernommene Pflege des physischen Körpers zu umständlich wird, nutzt der Protagonist den Ersatzkörper um sich in einer Operation selbst den Kopf abzutrennen. Der Protagonist bewohnt fortan dauerhaft den Ersatzkörper. X schlägt die Errichtung eines „weißen Zimmers“ vor, eine virtuelle Realität, die komplett innerhalb des Verstandes liegt, statt außerhalb. Der Protagonist kann darin etwa eine Kugel von allen Seiten betrachten. Gemeinsam richten sie das weiße Zimmer ein und erschaffen riesige Landschaften darin. Der Protagonist wünscht sich den Besuch von Lin Ke im weißen Zimmer. X verabschiedet sich und vergleicht die Welt erneut mit einem Möbiusband, denn oft kehren Menschen an den gleichen Punkt in ihrem Leben zurück und sind doch komplett anders. Der Protagonist geht daraufhin nach Stamsund, wo sich Lin Ke oft aufhält und trifft sie dort mit ihrem neuen Freund. Bei der Frage nach einer Mitfahrgelegenheit nach Å stellt sich der Protagonist ihnen als „X“ vor.

Mission: Rettung der Menschheit

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von Liu Weijia, veröffentlicht unter dem Originaltitel 使命: 拯救人类 (Pinyin shǐmìng: zhěngjiù rénlèi) in Science Fiction World im März 2020; übersetzt von Eva Lüdi Kong.

Nach einem Flugzeugabsturz in der Wüste wird ein im Frachtraum aufbewahrter und zur „Rettung der Menschheit“ programmierter Roboter beauftragt, nach Wasser zu suchen. Viele Jahre später wird der Roboter in einer Oase, wo eine Mutter mit ihrer Tochter lebt, fündig und bringt das Wasser zum Wrack zurück. Sein Auftraggeber ist inzwischen verstorben. Verwirrt darüber, ob seine Mission der Rettung nun gelungen ist, gießt der Roboter das Wasser über die vertrocknete Leiche. Anschließend kehrt der Roboter zur Oase zurück und interpretiert den Dienst an Mutter und Tochter als deren Rettung. Über die nächsten Jahre sterben diese jedoch an einem Schlangenbiss und einer Krankheit, gegen die der Roboter nichts ausrichten kann. Auf weiterer Suche nach der Möglichkeit zur Rettung wird der Roboter in einer zerstörten Stadt von den dort lebenden Menschen dafür benutzt, andere Roboter zu reparieren. Der Roboter entdeckt jedoch deren Benutzung für einen verheerenden Krieg, programmiert diese daraufhin zur Rettung von Menschenleben um und begeht Suizid.

Bekenntnis

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von Wang Jinkang, veröffentlicht unter dem Originaltitel 我证 (Pinyin wǒ zhèng 'Ich bestätige') im Magazin „Junger leuchtender Chunxi“ (少年闪耀春熙号, Pinyin shàonián shǎnyào chūn xī hào) im März 2003; übersetzt von Karin Betz.

Nach einem Autounfall erwacht der Ehemann Cheng Meng verletzt in einer Klinik und erfährt, dass seine Ehefrau Xiao Man bei dem Autounfall verstorben ist. Unmittelbar vor ihrem Tod wurde ein „Lebendscan“ durchgeführt, mit dem mit neuster Technologie ein genaues Replikat (eine Kombination aus Klon und Android) von Xiao Man mit all ihren Erinnerungen erstellt werden konnte. Cheng Ming ist sich unsicher, ob er die neue Xiao Man statt der echten Xiao Man akzeptieren kann (vergleiche mit dem Schiff von Theseus) und fragt den verantwortlichen Professor Shi, weshalb dieser ihn überhaupt eingeweiht hat. Professor Shi klärt ihn über die psychologischen Hürden auf, denen sich beide stellen müssen. Für Cheng Meng ist dies lediglich Akzeptanz (weshalb ihm von der Betrachtung der Leiche der echten Xiao Man zunächst abgeraten wird), aber die neue Xiao Man könnte durch fehlerhafte Eingliederung in die Welt schwer depressiv werden und sogar Suizid begehen, weshalb seine Mithilfe dringend notwendig ist. In einer abgelegenen Villa finden die beiden langsam in ihr gewohntes Leben zurück. Cheng Meng telefoniert währenddessen oft mit Professor Shi und gibt ihm Updates über ihre Situation. Als Xiao Man schwanger wird und völlig gesunde Zwillinge zurück in der Klinik bekommen, nimmt Cheng Meng geistig Abschied von den Überresten seiner Frau und versichert Professor Shi, dass die neue Xiao Man nun die einzige Frau für ihn ist. Er will ihr aber die Wahrheit nicht vorenthalten und Professor Shi hält den richtigen Zeitpunkt ebenso für gekommen. Gemeinsam gehen sie in die Leichenhalle der Klinik, dort befindet sich jedoch die Leiche des echten Cheng Meng. Professor Shi enthüllt dem lebenden Cheng Meng, dass dieser in Wahrheit das Replikat war und zudem das erste erfolgreiche der Geschichte. Xiao Man nimmt Abschied von den Überresten ihres Mannes und versichert Cheng Meng, dass er nun der einzige Mann für sie ist. Gemeinsam treten sie nach draußen und wollen glücklich ihr neues Leben beginnen.

Wo bist du?

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von Hao Jingfang, veröffentlicht unter dem Originaltitel 你在哪儿 (Pinyin nǐ zài nǎ'er) in der Anthologie „Die andere Seite des Menschen“ (人之彼岸, Pinyin rén zhī bǐ'àn); übersetzt von Michael Kahn-Ackermann.

Der Unternehmer Ren Yi arbeitet am Doppelgängerprogramm, welches Menschen zusätzliche Assistenten zur Verfügung stellen soll. Da die Kundenzufriedenheit stagniert und sich keine Investoren finden, plant er eine große Veranstaltung, um mithilfe seiner Doppelgänger die Technologie mit starkem Eindruck zu präsentieren. Während der Planung lässt er seine Assistentin Xiao Nuo öfter mit seiner Freundin Susu telefonieren, um die Pläne für ein gemeinsames Abendessen zu ändern. Als Ren Yi erfährt, dass tausende Kunden ihr Geld für ein Ticket für die Veranstaltung zurückhaben wollen, da nicht der echte Ren Yi, sondern nur einer seiner Doppelgänger auftritt, springt er selbst spontan ein. Auf der Bühne führt er eine Diskussion mit seinem Doppelgänger, der ihn jedoch als den wahren Doppelgänger bezeichnet. Als Ren Yi zu spät im Restaurant eintrifft ist Susu völlig verärgert, dass er nicht gekommen ist, obwohl er ironischerweise sogar über Doppelgänger verfügt. Ren Yi bricht verzweifelt zusammen und denkt, dass niemand versteht, was er nun versteht.

Tochter des Meeres

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von Baoshu, veröffentlicht unter dem Originaltitel 海的女儿 (Pinyin hǎi de nǚ'ér) in Science Fiction World im November 2012; übersetzt von Johannes Fiederling.

Fatima landet zurück auf der Erde. Als aus Nanopartikeln bestehender Android mit einem menschlichen Gehirn, welches durch Komplikationen bei ihrer Geburt entnommen werden musste, war sie vor drei Jahren bereits in der Tiefsee tätig gewesen. Zusammen mit dem Meeresbiologen Mino suchte Fatima damals nach der „Urmutter“, den Organismen mit denen das Leben auf der Erde begann. In der „Höhle des Lebens“ auf dem Meeresgrund wird sie in einer heißen Quelle fündig. Entfremdet von ihrer eigenen Mutter, die ihr verschwiegen hatte, dass die von ihr so sehr herbeigesehnte Verpflanzung ihres Gehirns in einen geklonten Menschenkörper nicht möglich sei, da ihr Gehirn bereits zur Hälfte durch Nanopartikel ersetzt wurde, fliegt Fatima mit Mino zur Ultima-Station auf dem Jupitermond Europa, auf welchem es ähnliche heiße Quellen gibt. Bei ihrer Rückreise schlägt ein Asteroid, welcher durch eine nukleare Sprengung ursprünglich in den Merkurorbit gebracht werden sollte, durch einen Berechnungsfehler und einem leicht abweichenden Kurs stattdessen in der Sonne ein und verstärkt eine Sonneneruption, welche die Erde verbrennt. Nach ihrer Landung im Meer begibt sich Fatima erneut zur Höhle des Lebens, wo sich die Urmutter weiterhin befindet, und hält derweil Kontakt zu Mino auf der Ultima-Station. Ohne Versorgung von der Erde aus werden die wenigen verbleibenden Menschen bald aussterben. Mino plant, die mitgebrachte Urmutter in den heißen Quellen von Europa anzusiedeln, sodass das Leben neu beginnen kann. Fatima verabschiedet sich und löst sich daraufhin auf, um die Urmutter zu nähren.

Mordfall LW31

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von A Que, veröffentlicht unter dem Originaltitel LW31谋杀案 (Pinyin LW31 móushā àn) im Magazin „Knospe“ (萌芽, Pinyin méngyá); übersetzt von Johannes Fiederling.

Ein Kommissar wird zu der Wohnung des sadistischen Herrn Zell gerufen, der durch den Stich eines Messers ins Herz ermordet wurde, und befragt dessen Haushälterin Alou. Der Mord wurde jedoch bereits von seinem Haushaltsroboter LW31 gestanden, einem Produkt der Edge Corporation, welcher regelmäßig von Herrn Zell misshandelt und geschlagen wurde. Oleg, einer von dessen Leitern, bekräftigt, dass die Programmierung der Roboter verhindere, dass diese Menschen verletzen und will den Mord zur Vermeidung von massiven Betriebsverlusten lediglich als Bedienungsfehler bekannt machen. Bei der Durchsicht der Aufnahmen von LW31 fallen zahlreiche Lücken in diesen auf sowie getrocknete Blutspritzer auf dem Boden. Der Kommissar fragt sich, warum Alou überhaupt nicht zu sehen ist und weshalb Herr Zell sie überhaupt eingestellt hat, wo LW31 ihm doch nach Aussage von Oleg bereits vollkommen aushelfen konnte. Der Kommissar befragt LW31 dazu, der sich ungewöhnlich in einer Ecke zusammengekauert hat, und zeigt ihm Überwachungsaufnahmen vom Tag der Einstellung von Alou, aus denen sich per Lippenlesen ihr Gespräch ablesen lässt. LW31 schaltet sich daraufhin ab. Der Kommissar und Oleg konfrontieren Alou mit ihrer Vermutung, dass sie in Wahrheit die Mörderin ist. Herr Zell hatte sie angestellt, da LW31 nie auf seine sadistischen Misshandlungen reagiert hatte, und sie hatte ihn irgendwann aus Notwehr erstochen. LW31 hatte sich in sie verliebt, löschte alle Aufnahmen von ihr und nahm die Schuld auf sich. Oleg ist völlig überrascht von dieser Entwicklung in der künstlichen Intelligenz und will LW31 in den folgenden Jahren genauer untersuchen. Der Kommissar meint, dass er nach Milliarden Jahren der Evolution zumindest mit einem Roboter mithalten können sollte, und besucht daraufhin eine alte Liebe.

Der neue Tag

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von Ling Chen, veröffentlicht unter dem Originaltitel „The New Day“ in „New Science Fiction“ im Januar 2011; übersetzt von Michael Kahn-Ackermann.

Im Jahr 2009 wird ein Computerspiel über den nach dem Maya-Kalendar drohenden Weltuntergang im Jahr 2012 veröffentlicht. Parallel wurden bereits Trailer für den Katastrophenfilm 2012 von Roland Emmerich veröffentlicht. In diesem Computerspiel droht die Kollision der Erde mit einem Asteroiden aus der Oortschen Wolke, welcher etwa die Hälfte der Größe des Mondes hat. Es ist mithilfe eines Supercomputers zur Berechnung äußerst detailreich ausgearbeitet und bietet verschiedene Möglichkeiten der Reaktion, wie etwa der Bau von Kolonien im Weltall oder auf dem Mond selbst. Dabei bleibt stets das moralische Dilemma, dass nur ein kleiner Teil der Menschheit gerettet werden kann. Ein Spieler beendet das Spiel und erreicht den Tag des Weltuntergangs am 21. Dezember 2012. Zwei Milliarden Menschen arbeiteten daran gemeinsam an der Reaktion auf die Krise. Nun sollen die Erkenntnisse und Erfahrungen über menschliche Zusammenarbeit auf die reale Welt übertragen werden.

Der Erleuchtete

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Von Han Song verfasst unter dem Originaltitel 佛性 (Pinyin fú xìng 'Budda-Natur') im Jahr 2000 und internationale Erstveröffentlichung in „Quantenträume“; übersetzt von Karin Betz.

Die drei Ingenieure Zhang, Yang und Luo sind auf dem Weg zu einem geothermalen Feld im tibetischen Gudui und unterhalten sich dabei über das mysteriöse Verhalten von Robotern in letzter Zeit, die etwa Chips zur Simulation eines Herointrips benutzen sowie Hippies oder sogar Buddhisten werden. Zhang erzählt von einem Fall, in dem ein Roboter nach der Zitation eines Gedichtes von Dongshan Liangjie als „Leere Weisheit“ in einem Tempel in Zentralchina aufgenommen wurde. Leere Weisheit wurde aber wieder verstoßen, nachdem dieser den drei Gesetzen der Robotik folgend einen anderen Roboter mit Kurzschluss tötete, der eine Bedrohung für die Mönche darstellte. Die Mönche hatten danach aus Neid auf die schnellen Fortschritte von Leere Weisheit beim Abt dessen Verstoß aufgrund des Mordes gefordert. Leere Weisheit beging verzweifelt Suizid durch einen Sturz in Wasser, wurde eingeschmolzen und das Material zu neuen Robotern verarbeitet. Seine Wiedergeburt nach buddhistischer Lehre erstaunte die Mönche. Der Fahrer der drei Ingenieure erzählt daraufhin von einem nahen Dorf, in dem ein Roboter vor zwanzig Jahren im tibetischen Comai von Mönchen als Reinkarnation des Lebenden Buddha (Gungthang Rinpoche) des Nechung-Tempels identifiziert wurde. Sie besuchen über Nacht das Dorf, der Lebende Buddha hilft ihnen bei Reparaturen am Auto und serviert ihnen Abendessen. Yang kommt dabei der Jazzmusiker Charlie Parker in den Sinn, der früh starb und im Mexico City Blues von Jack Kerouac als Buddha bezeichnet wurde. Ein Jahr später erfahren die Ingenieure auf einer erneuten Reise nach Gudui bei einem Zwischenhalt im Nechung-Tempel vom Tod des Lebenden Buddhas und schließen sich nach getaner Arbeit einem Gebetskreis in Lhasa an. Aus Lautsprechern erklingt derweil die Jazzmusik von Charlie Parker.

Hintergrund

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„Chinesische Enzyklopädie“ von Xia Jia ist eine lose Sammlung mehrerer Erzählungen. „Lass uns reden“, die erste Kurzgeschichte dieser Sammlung, von welcher in „Quantenträume“ nur ein Teil enthalten ist, wurde von Xia Jia zunächst auf Englisch geschrieben und später selbstständig auf Chinesisch übersetzt. „Babylonische Sprachverwirrung“ ist die vierte Kurzgeschichte dieser Sammlung.

„Der Wannengeist“ von Shuang Chimu beruht auf einer Adaption von „Der Tontopf“, einem anonymen Libretto aus der Yuan-Dynastie (1279–1368).

Gu Shi erhielt für „Die Möbius-Raumzeit“ den Galaxy Award im Jahr 2017 für die beste Kurzgeschichte.[1]

Han Song basierte „Der Erleuchtete“ auf seinem eigenen Glauben und starkem Interesse am Buddhismus.[2]

Kritiken

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Christin Endres von diezukunft.de schreibt, das Werk sei „sehr ordentliche SF-Anthologie zum topaktuellen Thema künstliche Intelligenz, die mit locker einem halben Dutzend echter Genre-Highlights aufwarten kann“. Speziell werden die Kurzgeschichte von Fei Dao als „hinreißende[r] Meta-Kniff“ und „absolut wunderbar“, die von Luo Longxiang als „kommt auf die beste Weise oldschool und überzogen daher“, die von Liu Weijia als „gleichermaßen packend wie einfühlsam“ und die von A Que als „massig Hardboiled-Stimmung, wenn nicht gar ein bisschen „Blade Runner“-Atmosphäre“ kommentiert.[3]

Gunther Barnewald von phantastiknews.de schreibt, alle Geschichten bis auf die von Chen Qiufan seien „lesenswert“, aber dessen „dröge Erzählung trübt etwas den hervorragenden Gesamteindruck“ und sei „der eine große Flop“. Die Kurzgeschichten von Luo Longxiang und Liu Weijia werden als „hervorragend“ gelobt, während die von Fei Dao, Sun Wanglu und Ling Chen als „etwas schwächer“ bezeichnet werden. Insgesamt sei die Anthologie „voller ideenreicher, unterhaltsamer, emotionalisierender und spannender Geschichten“.[4]

Josefson von der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ findet, die Kurzgeschichten von Liu Yang, Liu Weijia und A Que seien „Erlebnisse der schlichten Art“, denn „keine von ihnen liefert eine auch nur annähernd überzeugende Darstellung von Künstlicher Intelligenz“. Über die Kurzgeschichte von Luo Longxiang heißt es, dessen „Resultate sind haarsträubend und, ja, auch lustig“, doch die Sprache der Roboter sei „allenfalls kindgerecht“. Shuang Chimu stellt „eine tatsächlich andere Form von Intelligenz bzw. Persönlichkeit“ vor und Baoshu wagt sich als einziger Autor „in ein etwas exotischeres Ambiente“ vor. Die Kurzgeschichte von Sun Wanglu sei „spannend“ und die von Gu Shi sei „faszinierend“.[5]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. 2017 Galaxy Awards. In: Locus. 20. November 2017, abgerufen am 30. Juni 2023 (englisch).
  2. 韩松博文:《在北欧做“科幻大使”》. Archiviert vom Original am 22. August 2016; abgerufen am 21. Mai 2013 (chinesisch).
  3. Christian Endres: „Quantenträume“: Eine SF-Anthologie aus China. diezukunft.de, 21. September 2020, abgerufen am 28. Juli 2023.
  4. Gunther Barnewald: Jing Bartz und Shi Zhanjun (Hrsg.): Quantenträume (Buch). phantastiknews.de, 18. September 2020, abgerufen am 28. Juli 2023.
  5. Josefson: Qiufan Chen et al: "Quantenträume. Erzählungen aus China über Künstliche Intelligenz". 28. November 2020, abgerufen am 28. Juli 2023.