Römisches Haus (Stuttgart)

archäologische Stätte in Deutschland

Das Römische Haus ist ein mutmaßlicher Kultbau der indigenen keltischen Bevölkerung aus dem 2. Jahrhundert, der rund 800 Meter östlich vom Bärenschlössle im Rotwildpark bei Stuttgart gefunden, 1921 und 1922 unter Oscar Paret und Gerhard Bersu archäologisch untersucht[1] und 1976 vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg erneut erforscht wurde.[2][3]

Mauerreste des römischen Hauses
Schautafel

Der Fundort lag nur rund einen Kilometer östlich der römischen Straße, die vom Gebiet des heutigen Stuttgarter Stadtteils Vaihingen zum Stadtteil Solitude führte. Der quadratische Grundriss des Gebäudes weist eine Seitenlänge von 26 Metern auf, die Mauern sind 80 bis 90 Zentimeter stark. Fundamentrollierungen auf der Innenseite, parallel zur Mauer verlaufend, lassen auf eine Portikus, einen überdachten Umgang schließen. Der 2,5 bis 3,0 m breite Haupteingang befand sich mittig auf der südöstlichen Seite der Anlage. Neben diesem wurden auch noch drei rund 0,8 m breite Nebeneingänge an der West-, Nord- und Ostecke des Bauwerkes, die mit massiven Schwellsteinen versehen waren.

Im Innenraum wurde lediglich eine kastenförmige Grube mit quadratischem Grundriss bei einer Seitenlänge von 2,8 m entdeckt, die ursprünglich mit einer Holzschalung eingefasst war. Aus der Grube konnten verschiedene Keramiken des späten zweiten Jahrhunderts, darunter eine nahezu vollständig erhaltene Schüssel geborgen werden. Eine Funktion des Gebäudes zu Wohnzwecken schloss Dieter Planck als unwahrscheinlich aus, da der Standort und sein Umfeld zur damaligen Zeit abgelegen in dünn besiedeltem Gebiet gelegen habe. Zudem würden die Form und die Baumerkmale der Anlage eher für ein Gebäude für kultische Zwecke sprechen.[2][3]

Heute sind die erhaltenen Mauern des Gebäudes restauriert und können besichtigt werden.

Denkmalschutz und Fundverbleib

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Das Bodendenkmal „Römisches Haus“ ist geschützt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden. Das Fundmaterial der Ausgrabungen befindet sich in der Sammlung des Landesmuseums Württemberg im Alten Schloss in Stuttgart.

Literatur

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  • Gerhard Bersu: Römisches Haus im Rotwildpark bei Stuttgart. In: Germania, 7, 1923, S. 117f.
  • Dieter Planck: Ein römisches Bauwerk im Rotwildpark bei Stuttgart. In: Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen, Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen 1976, ISSN 0341-1222, S. 32ff.
  • Dieter Planck: Ein römisches Bauwerk im Rotwildpark bei Stuttgart. In: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Kleiner Führer, Blatt 31, 1977.
  • Dieter Planck: Römisches Haus im Rotwildpark. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1976, ISBN 3-8062-0287-7, S. 566–568.
  • Dieter Planck: Stuttgart: Römisches Haus im Rotwildpark. In: Ders. (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 326f.
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Commons: Römisches Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gerhard Bersu: Römisches Haus im Rotwildpark bei Stuttgart. In: Germania, 7, 1923, S. 117f.
  2. a b Dieter Planck: Römisches Haus im Rotwildpark. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1976, S. 566–568.
  3. a b Dieter Planck: Stuttgart: Römisches Haus im Rotwildpark. In: Ders. (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 326f.

Koordinaten: 48° 45′ 45,3″ N, 9° 6′ 6,7″ O