Rümlang

Gemeinde im Kanton Zürich in der Schweiz

Rümlang (im Ortsdialekt Rümlig [ˈɾymlig]) ist eine politische Gemeinde des Bezirks Dielsdorf im Unterland des Kantons Zürich in der Schweiz.

Rümlang
Wappen von Rümlang
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk: Dielsdorfw
BFS-Nr.: 0097i1f3f4
Postleitzahl: 8052 Zürich
8152 Glattbrugg
8153 Rümlang
UN/LOCODE: CH RMA
Koordinaten: 682553 / 256445Koordinaten: 47° 27′ 13″ N, 8° 32′ 0″ O; CH1903: 682553 / 256445
Höhe: 443 m ü. M.
Höhenbereich: 414–504 m ü. M.[1]
Fläche: 12,41 km²[2]
Einwohner: 8194 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 487 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
30,2 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Peter Meier-Neves (SVP)
Website: www.ruemlang.ch
Reformierte Kirche, 952 erwähnt
Reformierte Kirche, 952 erwähnt
Lage der Gemeinde
Karte von RümlangKatzenseeDeutschlandKanton AargauBezirk AndelfingenBezirk BülachBezirk DietikonBezirk PfäffikonBezirk UsterBezirk ZürichBachsBoppelsenBuchs ZHDällikonDänikonDielsdorf ZHHüttikonNeerachNiederglatt ZHNiederhasliNiederweningenOberglatt ZHOberweningenOtelfingenRegensbergRegensdorfRümlangSchleinikonSchöfflisdorfStadel bei NiederglattSteinmaurWeiach
Karte von Rümlang
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Wappen der Herren von Rümlang im Scheiblerschen Wappenbuch

Blasonierung:

In Rot ein halbes silbernes Einhorn

Das Gemeindewappen zeigt auf rotem Grund die obere Hälfte eines für den Angriff aufgebäumten, weissen Einhorns. Es soll an die Ritter von Rümlang erinnern, die ihre Schilde und Helme mit diesem Emblem bemalt hatten. Im Jahre 1424 erschien dieses Einhorn im Wappen der Obervogtei Rümlang, die im Wesentlichen aus dem Dorf bestand. Deshalb übertrug sich das Wappen bereits 1508 auf das Dorf Rümlang, was durch eine bald 500 Jahre alte Wappenscheibe der Gemeinde im Chorfenster der reformierten Kirche belegt ist.

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung[5]
Jahr 1634 1850 1900 1950 1960 2000 2005 2010 2015 2020 2022
Einwohner 558 904 1029 1744 3409 5508 5923 6698 7752 8281 8180

Das frühere Bauerndorf Rümlang hatte lange Zeit nur ca. 1100 Einwohner. Unter dem Druck der Agglomeration Zürich und des Flughafens stieg die Einwohnerzahl nach 1948 aber rasch an. Heute hat Rümlang rund fünfmal so viele Einwohner wie 1940. Aufgrund der starken Bevölkerungszunahme wurden um den alten Dorfkern im Laufe der letzten Jahrzehnte viele neue Wohnbauten und gewerbliche Betriebsstätten erstellt. Trotzdem nehmen die Rümlanger ihre Gemeinde noch als Dorf wahr.

2022 waren 20,5 % der Bevölkerung evangelisch-reformiert, 23,9 % römisch-katholisch, und 55,6 % hatten eine andere oder keine Konfessionszugehörigkeit.[6]

Seit 2018 ist Peter Meier-Neves (SVP) Gemeindepräsident. Gemeinderäte sind Michaela Oberli, Thomas Huber, Corinne Lee, Nadja Giuliani, Rosita Buchli und Roland Niesper (Stand Dezember 2023).[7]

Bei der Nationalratswahl 2019 erreichten die Parteien folgende Wähleranteile: SVP 41,61 %, SP 19,76 %, glp 9,87 %, FDP 8,70 %, Grüne 6,28 %, EDU 3,82 %, CVP 3,42 %, EVP 2,52 %, BDP 2,09 % und andere (8) 1,93 %.[8]

Geschichte

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Reste von römischer Besiedlung sind auf der «Bölli» zu finden, was nicht verwundert, denn das heutige Gemeindegebiet wurde von Ost nach West von einer römischen Landstrasse durchquert. Auf ein römerzeitliches Totenritual weisen Funde, die im Zusammenhang mit dem Autobahnbau 1979 auf Bärenböl/Chäshalden zutage traten. Das Fundmaterial umfasste rund 50 Keramikgefässe, Glas- und Metallobjekte sowie kalzinierte Knochen, alles mit starken sekundären Brandeinwirkungen, wie sie für gallische Grabkulte belegt sind. Dabei wurden die Reste des Scheiterhaufens für den Leichenbrand in einer rituellen Handlung den Gräbern beigesetzt. Das Rümlanger Fundensemble konnte in die Zeit 150–190 n. Chr. datiert werden. Offen blieb der einstige Siedlungsplatz der Bestatteten.[9]

Der Name Rümlang leitet sich aus der im 7. Jahrhundert entstandenen Alemannen-Siedlung ab. «Rumilinswanc», die älteste in schriftlichen Quellen überlieferte Ortsbezeichnung, datiert aus dem Jahr 924, eine spätere lautet «Rumelanc». Man vermutet, dass ein Anführer namens «Rumilo» sich mit seiner Sippe auf dem heutigen Gemeindegebiet niederliess. Der zweite Teil des Namens leitet sich aus «wang» ab, was Wiesenhalde oder Grashang bedeutet. Rümlang liegt denn auch an einem sanft nach Osten abfallenden Hang.

1972 wurde der Zweckverband Abwasserreinigung Fischbach-Glatt gegründet, welcher in Niederglatt eine Kläranlage für die angeschlossenen Gemeinden betreibt.[10]

Kleinjogg, Landwirtschaftsreformer im 18. Jahrhundert

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Einer der berühmtesten Rümlanger ist der Kleinjogg. Er wohnte im Weiler Katzenrüti, wo eine Gedenktafel an ihn erinnert: In diesem Hause wirkte der Musterbauer Jakob Gujer, genannt Kleinjogg, 1769 bis 1785 für eine vorbildliche Erneuerung der zürcherischen Landwirtschaft. Johann Wolfgang Goethe besuchte den Musterbauer am 12. Juni 1775 und am 26./27. November 1779: Ich habe kein aus den Wolcken abgesencktes Ideal angetroffen, Gott sey Dank, aber eins der herrlichsten Geschöpfe, wie sie die Erde hervorbringt (Goethe an Sophie von La Roche, Zürich, 12. Juni 1775).

Eng mit Kleinjogg verbunden ist die Legende vom gestrickten Kirchturm (zürichdeutsch: Vom glismete Chileturm). Die Rümlanger hatten sich nämlich im 18. Jahrhundert von der Landwirtschaft ab- und der Heimarbeit im Textilgewerbe zugewandt. Sie waren spezialisiert auf die Herstellung von Strümpfen. Nicht nur Frauen und Kinder, auch die Männer strickten grobe, wollene Strümpfe. Die Rümlanger färbten die Wolle und liessen ihre Erzeugnisse von Hausierern im ganzen Zürichbiet und darüber hinaus verkaufen. Ob all dieser Professionistentätigkeit kam jedoch die Landwirtschaft zu kurz. Wo alle strickten, was das Zeug hielt, da fehlten die Hände zur Bewirtschaftung des Bodens, so dass viele Felder vergandeten. Das war Kleinjogg ein Dorn im Auge. Er pachtete um 1775 drei Jucharten vernachlässigten Ackerlandes und baute dort Esparsetten an, um seinen Nachbarn ein Beispiel zu geben, wie sie ihre Güter zu Quellen wahren Reichtums machen könnten, wenn sie ihre elende Müssiggängerbeschäftigung (Stricken) mit Feldarbeit vertauschen würden. Schon aus diesen Worten kann man erkennen, weshalb im ganzen Zürcher Unterland über die Rümlanger gespottet wurde – ja man behauptete sogar, sie hätten gar ihren Kirchturm «glismet»!

Wirtschaft

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Unternehmen

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In Rümlang ist der Hauptsitz des weltweit agierenden Konzerns Dormakaba. Im Industriegebiet Riedmatt ist die Firma Ticketcorner ansässig. Mit 85 Mitarbeitern ist dieser Dienstleistungsbetrieb einer der grössten Steuerzahler der Gemeinde. In Rümlang gibt es eine Zweigstelle der Firma Gilgen Logistics. Grössere Arbeitgeber mit nationaler Ausstrahlung und Hauptsitz in Rümlang sind Bosshard + Co (Farbe, Lacke, Lasuren), Fröhlich Transklima AG (Service Transportkühlsysteme) oder die Schweizer Zentrale des amerikanischen Autovermietungskonzerns Avis. Die Schweizerische Post eröffnete im Jahr 2022 ein Paketzentrum.

Öffentlicher Verkehr

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Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 verkehren statt der S5 neu die S 9 (Schaffhausen–Uster) und die S 15 (Rapperswil–Niederweningen) im Bahnverkehr, beide jeweils im Halbstundentakt, somit sind viertelstündlich Verbindungen nach Zürich sowie nach Oberglatt sichergestellt. Im Busverkehr bleibt die Linie 742 (Rümlang Bahnhof–Zürich Seebach) bestehen. Ebenfalls kommt die neue Lokallinie 795 hinzu, die morgens und abends viertelstündlich zu den Stosszeiten Personen aus dem Dorf zum Bahnhof und umgekehrt transportiert.

Sehenswürdigkeiten

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Römisch-katholische Kirche St. Petrus

In Rümlang gibt es zwei Kirchen:

  • Die evangelisch-reformierte Landeskirche besitzt die im Dorfzentrum gelegene reformierte Kirche, welche bereits seit dem Jahr 952 belegt ist. Im Jahr 1302 oder 1316 wurde diese durch einen höheren Chorturmbau ersetzt und nach der Zerstörung von Dorf und Kirche im Alten Zürichkrieg 1444 durch die Eidgenossen im Jahr 1471 neu erbaut.[11]
  • Die römisch-katholische Kirche St. Peter befindet sich an der Rümelbachstrasse und wurde in den Jahren 1969–1970 durch den Architekten Bernhard Weis erbaut. In Anlehnung an die Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp des Architekten Le Corbusier wurde die Kirche leicht erhöht errichtet. Die Kirche St. Peter weist auch im Innern deutliche Anlehnungen an die Wallfahrtskirche von Ronchamp auf. In den 1960er Jahren war zudem geplant, an der gleichen Stelle neben dem Schulhaus Rümelbach und der katholischen Kirche auch eine neue reformierte Kirche und einen Friedhof zu errichten. Von dieser geplanten Anlage wurden jedoch nur das Schulhaus und die katholische Kirche realisiert.

Persönlichkeiten

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Literatur

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  • Hans Peter Treichler: Rümlang – ein Dorf mit Geschichte. 1996 (Bezug auf der Gemeindeverwaltung).
  • Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. Rümlang (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK). Bern 1943, DNB 365803049, S. 127–131 (Digitalisat).
  • Regula Crottet, Anika Kerstan, Philipp Zwyssig: Der Bezirk Dielsdorf (= Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Neue Ausgabe. Band VII). Bern 2023.[12]
  • Walter Gujer: 1050 Jahre Reformierte Kirche Rümlang – Baugeschichtliches von 952 bis zur Renovation im Jahr 2002 (Bezug bei der Ev.-ref. Kirchgemeinde Rümlang).
  • Walter Gujer: 60 Jahre Flurgenossenschaft Rümlang – Rückblick 1946–2006 (Bezug bei der Flurgenossenschaft Rümlang).
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Commons: Rümlang – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Quellen: 1764: HLS, 1850–1950: Eidgenössische Volkszählungen, danach: Gemeindeporträts. Rümlang. Bevölkerung (Personen). Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2000–2022.
  6. Gemeindeporträts. Rümlang. Konfession. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.
  7. Gemeinderat. Website der Gemeinde Rümlang.
  8. Nationalratswahl 2019. Kanton Zürich, abgerufen am 1. Oktober 2023.
  9. Thomas Pauli: Zeugnisse des römerzeitlichen Totenrituals: Zwei Aschegruben aus Rümlang. In: Baudirektion des Kantons Zürich, Kantonsarchäologie (Hrsg.): Berichte der Kantonsarchäologie Zürich. Nr. 13. Fotorotar, Zürich/Egg ZH 1996, ISBN 3-905647-66-4, S. 143–152.
  10. Zweckverband ARA Fischbach-Glatt. Website der Gemeinde Niederhasli, abgerufen am 8. April 2022.
  11. Über uns. Geschichtliches. Website der reformierten Kirchgemeinde, abgerufen am 5. September 2023.
  12. Der Bezirk Dielsdorf (= Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Neue Ausgabe. Band VII). Bern 2023.