Neckargemünd

Stadt in Deutschland
(Weitergeleitet von Rainbach (Neckargemünd))

Neckargemünd (anhören/?) ist eine Stadt am Neckar, zehn Kilometer flussaufwärts östlich von Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.

Wappen Deutschlandkarte
Neckargemünd
Deutschlandkarte, Position der Stadt Neckargemünd hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 24′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 49° 24′ N, 8° 48′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rhein-Neckar-Kreis
Höhe: 127 m ü. NHN
Fläche: 26,16 km2
Einwohner: 13.629 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 521 Einwohner je km2
Postleitzahl: 69151
Vorwahl: 06223
Kfz-Kennzeichen: HD
Gemeindeschlüssel: 08 2 26 056
Stadtgliederung: 4 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Bahnhofstraße 54
69151 Neckargemünd
Website: www.neckargemuend.de
Bürgermeister: Jan Peter Seidel
Lage der Stadt Neckargemünd im Rhein-Neckar-Kreis
KarteBayernHessenRheinland-PfalzHeidelbergHeilbronnLandkreis HeilbronnLandkreis KarlsruheMannheimNeckar-Odenwald-KreisEberbachAltlußheimAngelbachtalBammentalBrühl (Baden)DielheimDossenheimEberbachEberbachEberbachEdingen-NeckarhausenEdingen-NeckarhausenEpfenbachEppelheimEschelbronnGaibergHeddesbachHeddesheimHeiligkreuzsteinachHelmstadt-BargenHemsbachHirschberg an der BergstraßeHockenheimIlvesheimKetschLadenburgLaudenbach (Bergstraße)Leimen (Baden)Leimen (Baden)LobbachMalsch (bei Heidelberg)Mauer (Baden)MeckesheimMühlhausen (Kraichgau)NeckarbischofsheimNeckargemündNeidensteinNeulußheimNußlochOftersheimPlankstadtRauenbergReichartshausenReilingenSandhausenSt. Leon-RotSchönau (Odenwald)Schönbrunn (Baden)SchriesheimSchwetzingenSchwetzingenSinsheimSpechbachWaibstadtWalldorfWeinheimWeinheimWiesenbach (Baden)WieslochWilhelmsfeldZuzenhausen
Karte
Blick von der Friedensbrücke auf Neckargemünd mit der Mündung der Elsenz (rechts) in den Neckar (links)
Altstadt von Neckargemünd mit Elsenzmündung, Friedensbrücke und Hollmuth- sowie Bahntunnel

Im Hoch- und im Spätmittelalter war Neckargemünd eine selbstständige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich, was sich im Stadtwappen widerspiegelt.

Geographie

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Lage und Naturraum

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Die Stadt gehört zur Metropolregion Rhein-Neckar und liegt an der namensgebenden Mündung der Elsenz in den Neckar, am Fuße des Hollmuth, umgeben von den Ausläufern des südwestlichen Odenwaldes. Die Gemarkung erstreckt sich in 116 bis 469 Metern Höhe. 19,1 Prozent der 2615 Hektar großen Gemarkung sind Siedlungs- und Verkehrsfläche, 28 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und 48 Prozent sind bewaldet.[2] Das Gemeindegebiet ist Teil des Naturparks Neckartal-Odenwald. Die Elsenzaue, das Gebiet Sotten, eine Rodungsinsel östlich von Mückenloch, und das Gebiet Felsenberg stehen unter Naturschutz.[3]

Nachbargemeinden

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Das Stadtgebiet grenzt im Westen an Heidelberg, im Norden an Schönau, im Nordosten an das hessische Neckarsteinach und im Osten an Schönbrunn und Lobbach. Südlich von Neckargemünd liegt Wiesenbach, im Südwesten Bammental.

Stadtgliederung

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Zur Stadt Neckargemünd gehört der zentrale Stadtteil Neckargemünd und die ehemaligen Gemeinden Dilsberg, Mückenloch, Neckargemünd und Waldhilsbach.

  • Zur ehemaligen Bergfeste Dilsberg gehören der Ort Dilsberg, die Weiler Dilsbergerhof, Neuhof und Rainbach.
  • Zu Mückenloch gehören das Dorf Mückenloch und die Siedlung Neckarhäuserhof.
  • Zu Neckargemünd in den Grenzen von 1972 („Kernstadt“) gehören die Stadt Neckargemünd, der Stadtbezirk Kleingemünd, das Anwesen Kümmelbacher Hof und die Häuser Faßfabrik, Kriegsmühle, Haltestelle Waldhilsbach und Walkmühle.
  • Zu Waldhilsbach gehört das Dorf Waldhilsbach.

Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Dilsberg lag der im Mittelalter aufgegebene Ort Reitenberg.[4] In Neckargemünd aufgegangen ist die Ortschaft Ziegelhütte.[5][6]

Geschichte

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Kupferstich nach Matthäus Merian
 
Hochwassermarken im Ortsteil Kleingemünd
 
Alte Ansicht von 1898

Bis zum 19. Jahrhundert

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Erstmals 988 unter dem Namen Gmundi urkundlich erwähnt, erhob König Heinrich (VII.) die Siedlung um 1230 zur freien Reichsstadt. Kaiser Ludwig verpfändete Neckargemünd 1330 an den Pfalzgrafen bei Rhein, der 1346 das Gericht der Meckesheimer Zent hierher verlegte. 1395 verlor Neckargemünd den Status einer Reichsstadt durch die Eingliederung ins pfälzische Territorium. 1466 erhielt die Stadt das Marktrecht, das 1544 erweitert wurde. 1566 wurde die Stadt wie die gesamte Pfalz protestantisch.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt immer wieder von fremden Truppen besetzt. Während des Dreißigjährigen Krieges war es 1622 das Heer der Katholischen Liga unter Tilly. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt von französischen Truppen unter General Mélac besetzt, 1799 waren es französische Revolutionstruppen und von 1814 bis 1819 stand russisches Militär in der Stadt. Die Badische Revolution führte preußische Verbände her.

1803 kam Neckargemünd zu Baden und wurde anstelle des Amtes Dilsberg Sitz eines Bezirksamtes. In Neckargemünd befand sich auch ein Großherzoglich-badisches Amtsgericht. Durch die Badische Gemeindeordnung verlor Neckargemünd 1831 alle ehemaligen kaiserlichen Privilegien. 1857 wurde das Bezirksamt Neckargemünd aufgelöst und die Stadt dem Bezirk Eberbach und ab 1863 Heidelberg zugeteilt. Durch die Eröffnung der Badischen Odenwaldbahn im Jahre 1862 und der Neckartalbahn 1879 wurde die Stadt ans Schienennetz angeschlossen.

20. Jahrhundert

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Im Jahr 1914 wurde eine Straßenbahnverbindung nach Heidelberg erstellt.

Politisch waren vor dem Ersten Weltkrieg die Nationalliberalen am stärksten, während der Weimarer Republik waren sozialistische und liberale Parteien gleichauf. 1933 erhielt die NSDAP, die schon seit September 1930 stärkste Partei war, knapp 49 Prozent der Stimmen.

Neckargemünd wurde im Gegensatz zu Heidelberg im Zweiten Weltkrieg bombardiert. Ziel waren vor allem die Bahngleise, in deren Verlauf sich der Tunnel beim Deutschen Haus befand. So zerstörte im Herbst 1944 ein Volltreffer das Deutsche Haus, die örtliche NSDAP-Zentrale, welche hier eine Sammelstelle für das Winterhilfswerk eingerichtet hatte. In die Kellergewölbe dieses Hauses waren die Umwohner geflüchtet, obgleich es kein offizieller Luftschutzbunker war – jener befand sich beim Gasthaus Adler. Doch erwiesen sich die Gewölbe als sehr stabil, sodass viele Menschen dort am Leben blieben. 1938 war eine große Straßenbrücke über den Neckar eingeweiht worden. Am 29. März 1945 (Gründonnerstag) wurde sie, wie die meisten anderen Übergänge über den Fluss auch, von Pionieren der deutschen Wehrmacht gesprengt. Dennoch nahmen zwei Tage später amerikanische Truppen die Stadt ein.

Im Jahr 1967 wurde der Grundstein für das Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche gelegt. Durch die Auflösung des Landkreises Heidelberg 1973 kam Neckargemünd damals zum neuen Rhein-Neckar-Kreis. Durch die Aufnahme von Heimatvertriebenen, Ausweisung von Neubaugebieten und Eingemeindungen erhöhte sich die Einwohnerzahl in den Nachkriegsjahrzehnten. Politisch wurde nach 1945 die CDU zur dominierenden Partei.

Einwohnerentwicklung

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Neckargemünd mit Kleingemünd

Jahr 1439 1577 1688 1727 1818 1852 1905 1939 1965
Einwohner[7] 295 855 550 877 1956 2702 2637 3862 8107

Neckargemünd in der heutigen Ausdehnung

Jahr 1961 1970 1991 1995 2005 2010 2015 2020
Einwohner[8] 10.120 11.763 14.562 14.559 14.280 13.905 13.369 13.349

Eingemeindungen

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Religionen

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Dilsberg

Nach der Reformation waren alle heutigen Stadtteile lange mehrheitlich protestantisch. Nur auf dem Dilsberg bildete sich durch die Garnison ab 1700 eine katholische Mehrheit heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte sich der katholische Anteil durch die Aufnahme von Vertriebenen in den Gemeinden. 2004 waren 40,6 Prozent der Einwohner evangelisch und 32 Prozent katholisch.

Gemeinderat

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Kommunalwahl 2019
Wahlbeteiligung: 69,2 % (2014: 57,6 %)
 %
30
20
10
0
27,4 %
26,4 %
21,2 %
20,6 %
4,4 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
−1,6 %p
+6,5 %p
−5,1 %p
−4,3 %p
+4,4 %p

Der Gemeinderat hat normalerweise 22 Sitze. Dazu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Vorsitzender. Durch die Unechte Teilortswahl ist den Ortsteilen eine Vertretung im Gemeinderat garantiert: die Kernstadt hält 14, Dilsberg 4, und Mückenloch und Waldhilsbach halten je 2 Sitze.[11]

Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ergaben sich zusätzlich 5 Ausgleichssitze, sodass der Gemeinderat bis zur nächsten Wahl 2024 27 Mitglieder hat. Insgesamt führte die Wahl zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[12]

Gemeinderatswahl 2019
Partei Stimmen Sitze
Freie Wähler 27,4 % (−1,6) 7 (±0)
GRÜNE 26,4 % (+6,5) 7 (+2)
CDU 21,2 % (−5,1) 6 (±0)
SPD 20,6 % (−4,3) 6 (±0)
LINKE 4,4 % (+4,4) 1 (+1)
Wahlbeteiligung 69,2 % (+11,6)
Kommunalwahl 2024
Wahlbeteiligung: 66,9 % (2019: 69,2 %)
 %
30
20
10
0
25,6 %
24,6 %
27,7 %
17,1 %
5,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
−1,8 %p
−1,8 %p
+6,5 %p
−3,5 %p
+0,6 %p

Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 ergaben sich 4 Ausgleichssitze, sodass der Gemeinderat bis zur nächsten Wahl 2029 26 Mitglieder hat. Insgesamt führte die Wahl zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2019)

Gemeinderatswahl 2024
Partei Stimmen Sitze
Freie Wähler 25,6 % (−1,8) 7 (±0)
GRÜNE 24,6 % (−1,8) 6 (−1)
CDU 27,7 % (+6,5) 7 (+1)
SPD 17,1 % (−3,5) 5 (−1)
LINKE 5,0 % (+0,6) 1 ±0 )
Wahlbeteiligung 66,9 % (-2,3)

Die Angaben für die Wahlen des Jahres 2024 wurden der Stuttgarter Zeitung vom 13. Juni 2024 entnommen und nehmen Bezug auf die Veröffentlichung der Stadt Neckargemünd.

Bürgermeister

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Am 26. Juni 2016 setzte sich Frank Volk in der Stichwahl knapp mit 134 Stimmen Vorsprung gegen den Amtsinhaber Horst Althoff durch, der bis dahin 16 Jahre lang im Amt gewesen war.[13] Im 2. Wahlgang der Bürgermeisterwahl des Jahres 2024 setzte sich am 26. Mai der parteilose Kandidat Jan Peter Seidel mit 59,3 % der Wählerstimmen gegen Frank Volk durch. Er trat am 27. September dessen Nachfolge im Amt des Bürgermeisters an.

Bürgermeister von Neckargemünd
Name Partei Amtszeit
Mathäus Heckman 1833–1839
Georg Reibold 1839–1839
Adam Herpel 1839–1842
Philipp Bauer 1842–1848
Peter Pabst 1848–1849
Franz Degen 1849–1851
Adam Herpel 1852–1855
(2. Amtszeit)
Georg Reibold 1855–1861
(2. Amtszeit)
Julius Friedrich Menzer 1862–1867
Carl Heckmann 1867–1873
Carl Thilo 1873–1899
Carl Wittmann 1899–1902
Franz Heeg 1903–1909
Wilhelm Steinbrunn 1909–1910
Georg Schneider 1910–1917
Carl Kirchmayer 1917–1919
Dr. Emil Leist 1919–1928
Georg Müßig 1928–1939
Wilhelm Cloos 1939–1942
(als Erster Beigeordneter im Verein)
Gottfried Kramer 1942–1945
(zunächst Erster Beigeordneter, dann Bürgermeister)
Georg Lampertsdörfer 1945–1948
Heinrich Held 1948–1966
(1948–1951 kommissarisch)
Kurt Schieck 1966–1984
Oskar Schuster 1984–2000
Horst Althoff CDU 2000–2016
Frank Volk Freie Wähler 2016–2024
Jan Peter Seidel seit 2024

Die Blasonierung des Wappens lautet: In Gold ein rot bewehrter und rot bezungter schwarzer Adler, belegt mit einem silbernen Brustschild, worin ein blauer Reichsapfel mit goldenem Kreuz und goldenem Beschlag.

Bereits ein Siegel aus dem Jahr 1359 zeigte den für eine Reichsstadt typischen Reichsadler. Das Wappen in seiner heutigen Form ist erstmals 1645 in Merians Topographia Palatinatus Rheni zu sehen. Die Flagge ist Schwarz-Gelb.[14]

Städtepartnerschaften

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Städtepartnerschaften bestehen mit

Für das tschechische Valeč wurde 1965 eine Patenschaft übernommen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Neckargemünd liegt an der Burgenstraße, dem Neckartal-Radweg und dem Neckarsteig, die alle an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen.

Bauwerke

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Evangelische Ulrichskirche
 
Griechische Weinstube
 
Karlstor

In der Altstadt von Neckargemünd, die sich vom Neckartal den Hang hinaufzieht, findet man verschiedenste Sehenswürdigkeiten. Außer den bisherigen Hauptverkehrsstraßen Hauptstraße und Neckarstraße, die in jeweils nur einer Verkehrsrichtung durch die Altstadt führen, gibt es zahlreiche kleine Gassen mit vielen Fachwerkhäusern. Besonders erwähnenswert ist die sehr enge Kleppergasse, die direkt an der Rückseite der ehemaligen Stadtmauer verläuft. Der zuvor störende Durchgangsverkehr in der Altstadt wurde durch den 2011 eröffneten Straßentunnel, der in etwa parallel zum Eisenbahntunnel verläuft, und durch nachfolgende Maßnahmen der Verkehrsberuhigung weitgehend reduziert.

Am Neckarufer steht die evangelische St. Ulrichskirche, die auf den Grundmauern einer im 12./13. Jahrhundert erbauten Vorgängerkirche im spätgotischen Stil errichtet wurde. Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk findet man am höher gelegenen Marktplatz. Das heutige Gebäude im neuromanischen Stil wurde an der Stelle einer kleineren katholischen Kirche 1894/96 erbaut. In der Nähe befindet sich auch die ehemalige lutherische Kirche, die 1770/71 im klassizistischen Stil errichtet wurde. 1821 als Folge der badischen Kirchenunion zwischen Reformierten und Lutheranern im gleichen Jahr an die Stadt verkauft, wurde sie bis 1984 als Rathaus genutzt; jetzt ist dort das Museum für verschiedene Aspekte der Stadtgeschichte untergebracht.

In dem am Anfang der Dilsberger Straße gelegenen Menzerpark steht die Villa Menzer. Sie wurde 1892 von dem Architekten Leonard Schäfer erbaut. Die Villa und der sie umgebende prachtvoll angelegte Park waren lange Zeit die hervorragenden Sehenswürdigkeiten von Neckargemünd. Sie war das Wohnhaus von Julius Menzer (1846–1917), Besitzer einer Weingroßhandlung, der als Erster griechische Weine nach Deutschland eingeführt hatte; später wurde er zum griechischen Konsul ernannt und Reichstagsabgeordneter für die Deutschkonservative Partei. Die Villa Menzer mit ihrem heutigen Aussehen ist das Ergebnis des Wiederaufbaus nach einem schweren Brand im Jahre 1947, der den alten, vielgliedrigen Dachstuhl vollkommen zerstörte.[15] Im Menzerpark wurde in der Zeit zwischen Juni 2003 und Juni 2008 nach einem Schulhausbrand das städtische Gymnasium in Containern untergebracht. Etwas weiter unten in der Neckarstraße steht die von Menzer 1882 eröffnete, seit Ende 2012 geschlossene griechische Weinstube „Zur Stadt Athen“. In seiner Zeit als Reichstagsabgeordneter eröffnete Menzer auch in Berlin eine griechische Weinstube, der noch eine weitere in Frankfurt folgte. Aber beiden Filialen war kein Erfolg beschieden, und sie mussten bald wieder geschlossen werden.

Neben der Weinstube und im Herzen der Altstadt stand das Hotel Ritter (früher Hotel Pfalz), ein ehemaliges Jagdschloss aus dem Jahr 1286. Es fiel in der Nacht auf den 10. Januar 2003 einem Brand zum Opfer. Für den Wiederaufbau dieses historischen Bauwerkes wurde kein Investor gefunden, woraufhin die Stadt im Juli 2006 den Abriss der Ruine beschloss. An der Stelle des Hotels wurde eine moderne Wohnanlage mit Eigentumswohnungen errichtet, wobei einzelne alte Bauelemente (u. a. ein Torbogen) in den Neubau integriert wurden.

Daneben findet sich der Prinz Carl, ein ehemaliges Gasthaus mit Brauerei aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Heute werden seine Räume von der Musikschule und der Volkshochschule Eberbach – Neckargemünd genutzt.

Am Ende der Altstadt und am Anfang des Wiesenbachertals steht das Karlstor, das 1788 zu Ehren des Kurfürsten Karl Theodor erbaut wurde. Darauf weist auch eine lateinische Inschrift über dem Torbogen hin.

Nur noch die Grundmauern sind von Burg Reichenstein auf dem Neckargemünder Hausberg Hollmuth zu sehen, die Ende des 14. Jahrhunderts aufgegeben worden war und seitdem verfallen ist.

Von 1972 bis 1982 existierte das Jugendzentrum Neckargemünd e. V. in Selbstverwaltung, zunächst in den Räumen des alten Lederwerks in der Bammentaler Straße, ab 1982 bis zum widerrechtlichen Abriss 1987[16] in der eigens errichteten Holzbaracke in der gleichen Straße weiter stadtwärts. Seit 1990 gibt es in der Dilsberger Straße den Jugendtreff Altes E-Werk, der unter Regie des Stadtjugendrings Neckargemünd mit unterschiedlichen kulturellen Angeboten und Veranstaltungen Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene anspricht.

Das Museum im alten Rathaus wurde 1988 eröffnet. Es hat seine Wurzeln in der stadtgeschichtlichen Sammlung (1935–39) und dem Heimatmuseum Neckargemünd (1938–87). Es stellt die Geschichte Neckargemünds dar und hat neben einer volkskundlichen und einer kunstgeschichtlichen Abteilung einen Schwerpunkt auf der Neckarschifffahrt.[17] Des Weiteren werden regelmäßig Sonderausstellungen veranstaltet, die Werke Neckargemünder Künstler zeigen.[18]

Die Popgruppe Liquido, die vor allem durch den Song „Narcotic“ aus dem Jahr 1999 Erfolg fand, kommt aus Neckargemünd.

Der älteste und zugleich größte Gesangverein in Neckargemünd ist der

  • GV Liederkranz 1857 Neckargemünd e. V.
  • Turnverein 1876 Neckargemünd
  • Turnverein 1907 Kleingemünd
  • Auf eine hundertjährige Tradition als Fußballverein blickt die SpVgg 1911 Neckargemünd zurück. Seit 1996 gibt es einen weiteren Fußballverein, den FC Blau Weiss Neckargemünd 96.
  • Leichtathletik-Gemeinschaft

Wirtschaft und Infrastruktur

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Neckargemünder Ortseingangsschild
 
Altes Elektrizitätswerk Neckargemünd an der Elsenz

Der Bahnhof Neckargemünd wird durch die Linien S1, S2, S5 und S51 der S-Bahn RheinNeckar halbstündlich auf Neckartalbahn und Elsenztalbahn in Richtung Eberbach/Mosbach/Sinsheim und Heidelberg/Mannheim bedient. Der zweite Haltepunkt der Stadt, Neckargemünd-Altstadt, wird nur von den S-Bahnlinien S1 und S2 angefahren.

Neckargemünd ist in das Busverkehrsnetz der RNV eingebunden. Die Buslinie 35 verkehrt werktäglich im 20-Minuten-Takt zwischen Heidelberg und der Endhaltestelle am Bildungszentrum im Spitzerfeld. Über weitere Buslinien sowie Ruftaxen im Rahmen des VRN ist Neckargemünd mit kleineren Ortschaften des Neckartals und des Odenwaldes verbunden. Neckargemünd gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Durch den Ort führen die Bundesstraßen 37 (KaiserslauternNeckarelz) und 45 (SinsheimWöllstadt). Über Heidelberg sind die Bundesautobahnen 5 und 656, über das Elsenztal (B 45) ist die Bundesautobahn 6 zu erreichen.

Von 1914 bis 1962 war Neckargemünd auch mit der Straßenbahn erreichbar, die „Neckartalbahn“ der Straßenbahn Heidelberg führte von hier über die Heidelberger Innenstadt nach Wieblingen.

Öffentliche Einrichtungen

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Die Stadt ist (zusammen mit Eberbach) Sitz des Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach der Evangelischen Landeskirche in Baden. In der ehemaligen Elly-Heuss-Knapp-Schule befindet sich das Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises.

Neckargemünd betreibt im Neckartal ein Terrassenfreibad mit Springerbecken, 50-Meter-Bahn (Olympiabecken), Nichtschwimmerbecken mit Rutsche sowie einem Babyplanschbecken. Das Olympiabecken und das Springerbecken sind seit der Badesaison 2008 als Naturbad realisiert.

 
Schulzentrum
 
Berufsbildungswerk

In Neckargemünd gibt es drei staatliche Grundschulen (Dilsberg/Mückenloch, Waldhilsbach, Neckargemünd) und ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen (Erich-Kästner-Schule) (die frühere Hauptschule mit Werkrealschule ist jetzt in Bammental), weiterhin ein Schulzentrum mit Realschule und Gymnasium sowie eine staatliche Schule mit Internat für Hör- und Sprachgeschädigte.

Das Schulzentrum brannte am 2. Juni 2003 fast vollständig aus. Nach zwei Jahren zäher Verhandlungen, während deren der Unterricht in Behelfscontainer ausgelagert worden war, wurde bis 2008 an gleicher Stelle ein modernes, für den Ganztagesbetrieb gerüstetes Schulzentrum errichtet. Der in Passivhausbauweise erstellte Neubau wurde 2009 von der RWE Energy AG mit dem PROM des Jahres für die energieeffizienteste gewerblich oder öffentlich genutzte Immobilie ausgezeichnet.[19]

Außerdem betreibt die SRH in einem großen Bildungszentrum mit Internat das Berufsbildungswerk Neckargemünd und zwei staatlich anerkannte Privatschulen: Die Stephen-Hawking-Schule (SHS), eine UNESCO-Projektschule, ist auf die Bildung körperbehinderter Kinder und Jugendlicher mit besonderem Förderbedarf im integrativen Unterricht mit nicht behinderten Schülern ausgerichtet. Die Schule bildet in zehn elementaren Bildungsgängen das baden-württembergische Schulsystem vom Primarbereich bis zum Gymnasium ab. Bei der zweiten Schule handelt es sich um die von der SRH betriebene Viktor-Lenel-Schule.

Darüber hinaus gibt es in Neckargemünd eine Musikschule und eine Volkshochschule. Die Stadt betreibt eine Bücherei. Für die jüngsten Einwohner gibt es drei kommunale, drei private und je zwei evangelische und römisch-katholische Kindergärten.

Neckargemünd findet in dem Lied „Rhythmus meines Lebens“ des Rappers Kool Savas Erwähnung.[20]

Persönlichkeiten

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Ehrenbürger

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  • 1893: Ludwig Carl Reichert, katholischer Stadtpfarrer
  • 1895: Gustav Wöttlin, Dekan, evangelischer Stadtpfarrer
  • 1984: Kurt Schieck, Bürgermeister von 1966 bis 1984
  • 1992: Henri Buet, ehemaliger Bürgermeister der Partnerstadt Evian
  • 1994: Wolf-Peter Haasemann, langjähriger Stadtrat und 1. Stellv. Bürgermeister
  • 2000: Oskar Schuster, Bürgermeister von 1984 bis 2000
  • 2024: Winfried Schimpf, langjähriger Stadtrat (von 1975 bis 2024) und stellvertretender Bürgermeister[21]

Söhne und Töchter der Stadt

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Sonstige mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten

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Literatur

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  • Richard Nutzinger: Kriegs-Chronik der Stadt Neckargemünd. Maschinenschriftliches Manuskript, 29 S. Neckargemünd, August 1945, wiederabgedruckt im Neckargemünder Jahrbuch 1995
  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
    • Bd. 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
    • Bd. 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968
  • Günther Wüst: Tausend Jahre Neckargemünd 988–1988. Beiträge zur Geschichte einer Neckartalgemeinde. Stadt Neckargemünd 1988, ISBN 978-3-931033-00-2
  • Hermann Eris Busse: Heidelberg und das Neckartal. In: Badische Heimat. Zeitschrift für Volkskunde, Heimat-, Natur- und Denkmalschutz. 26. Jahrgang 1939. S. 417, „Neckargemünd im 16. und 17. Jahrhundert“. o. V., Freiburg im Breisgau 1939.
  • Badische Heimat, Publikationen des Landesvereins Badische Heimat. Zeitschrift für Volkskunde, Heimat-, Natur- und Denkmalschutz Jahrbuch, Heft 4 Ekkhart 1975
  • Neckargemünder Jahrbuch, Hrsg. Stadt Neckargemünd, erschienen 1989 bis 1998, Artikel zur Geschichte und Gegenwart der Stadt, Redaktion: Wolf Peter Haasemann, Klaus Hoepke, Doris Meyer zu Schwabedissen, Uwe Uffelmann, Günther Wüst
  • Slogsnat, Helmut: Neckargemünd. „Ein kurpfälzisches Kleinod“. Heidelberg – Ubstadt-Weiher – Basel: Verlag Regionalkultur, 2015, ISBN 978-3-89735-864-5
  • von Solodkoff, Michael: Neckargemünd „ein Vorspiel von Heidelberg mit Blick auf die Welt“. Heidelberg – Ubstadt-Weiher – Neustadt a.d.W. – Basel: Verlag Regionalkultur, 2016, ISBN 978-3-89735-911-6
  • Odenwald, Rolf: Familien in Neckargemünd und Kleingemünd 1640-1910. Hrsg. Stadt Neckargemünd. Verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher – Heidelberg – Basel 2019, ISBN 978-3-95505-129-7

Einzelnachweise

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  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31. Dezember 2010@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
  4. Der Ort Reitenberg lag am Bergfuß des Reutenbergs/Reitbergs westlich von Dilsbergerhof.
  5. Die Ortschaft Ziegelhütte lag weit westlich des Stadtkerns zwischen linkem Neckarufer und der B 37 an der heutigen Straße gleichen Namens.
  6. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 381–384
  7. Kreisbeschreibung Bd. 2 S. 741: Neckargemünd mit Kleingemünd, ohne Dilsberg, Mückenloch und Waldhilsbach.
  8. Kreisbeschreibung Bd. 2 S. 741: Neckargemünd mit Kleingemünd, ohne Dilsberg, Mückenloch und Waldhilsbach.
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 475 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  10. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 487 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  11. Hauptsatzung Neckargemünd, § 14; abgerufen am 31. Mai 2019.
  12. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeinderatswahlen 2019, Stadt Neckargemünd; Stadt Neckargemünd: Gemeinderatswahl 2019 (PDF); abgerufen am 31. Mai 2019.
  13. Mit 50,9 Prozent wird Frank Volk Neckargemünds Bürgermeister - Nachrichten aus der Region - Rhein-Neckar-Zeitung. In: rnz.de. 26. Juni 2016, abgerufen am 3. März 2024.
  14. Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 86
  15. Klaus Hoepke: Hundert Jahre Villa Menzer. In: Neckargemünder Jahrbuch 1992, S. 6–29.
  16. Rolf Gramm: Jugendzentrum illegal abgerissen im Archiv der taz vom 9. Mai 1987, abgerufen am 5. Mai 2021.
  17. Ursula Kohl: Museumsführer Rhein-Neckar-Kreis. Schwetzingen 1995, ISBN 3-87742-101-6
  18. Abgeschlossene Sonderausstellungen, Website Neckargemünd, abgerufen am 13. Februar 2014
  19. Die Preisträger. PROM des Jahres, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Juni 2009; abgerufen am 9. Juli 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.prom-des-jahres.de
  20. ♫ Kool Savas - Rhythmus Meines Lebens Songtext, Lyrics & Übersetzung. Abgerufen am 27. November 2021.
  21. Petra Polte: 2024-07-13 Ehrungen Schimpf und Rehberger. Abgerufen am 20. Juli 2024.
  22. Georg Hermann und das Haus Poststraße 2 bei www.stanomir.de (abgerufen am 27. Oktober 2012)
  23. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 222.
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