Michelbach an der Bilz

Gemeinde in Deutschland
(Weitergeleitet von Rauhenbretzingen)

Michelbach an der Bilz ist eine Gemeinde im Landkreis Schwäbisch Hall im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs.

Wappen Deutschlandkarte
Michelbach an der Bilz
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Michelbach an der Bilz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 4′ N, 9° 46′ OKoordinaten: 49° 4′ N, 9° 46′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Schwäbisch Hall
Höhe: 388 m ü. NHN
Fläche: 17,68 km2
Einwohner: 3542 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 200 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 74544, 74523
Vorwahl: 0791
Kfz-Kennzeichen: SHA, BK, CR
Gemeindeschlüssel: 08 1 27 056
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hirschfelder Straße 13
74544 Michelbach an der Bilz
Website: www.michelbach-bilz.de
Bürgermeister: André Dörr
Lage der Gemeinde Michelbach an der Bilz im Landkreis Schwäbisch Hall
KarteBayernHohenlohekreisLandkreis HeilbronnMain-Tauber-KreisNeckar-Odenwald-KreisOstalbkreisRems-Murr-KreisBlaufeldenBraunsbachBühlertannBühlerzellBühlerzellCrailsheimFichtenauFichtenbergFrankenhardtGaildorfGerabronnIlshofenIlshofenKirchberg an der JagstKreßbergLangenburgMainhardtMichelbach an der BilzMichelfeldOberrotObersontheimRosengarten (Landkreis Schwäbisch Hall)Rot am SeeSatteldorfSchrozbergSchwäbisch HallStimpfachSulzbach-LaufenUntermünkheimVellbergWallhausen (Württemberg)Wolpertshausen
Karte
Blick auf Michelbach von der südlicher gelegenen Bilz, dem Hausberg des Dorfes

Geografie

Bearbeiten

Geografische Lage

Bearbeiten

Michelbach an der Bilz liegt am Rand der Limpurger Berge 5 km südlich der Kreisstadt Schwäbisch Hall. Die Gemeinde hat Anteil an den Naturräumen Schwäbisch-Fränkische Waldberge und Hohenloher-Haller Ebene.[2] Durch das Hauptdorf zieht der an seinem Ostrand entstehende und namengebende Michelbach westlich zum nahen Kocher.

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Zur Gemeinde Michelbach an der Bilz gehören die Dörfer Michelbach an der Bilz, Gschlachtenbretzingen, Hirschfelden und Rauhenbretzingen, die Weiler Buchhorn, die Höfe Einkorn und Neumühle und die Häuser Bahnhof Wilhelmsglück, Burgbretzingen, Engelsburg, Hagenhof, Steinbrück und Ziegelhütte sowie die abgegangenen Siedlungen Adelbacher Wirtshaus, Berwinkel, Burg Bretzingen, Burg Hirschfelden, Kohlhäu, Kohlhofen, Lobingsforst, Sarlachen[3][4] und, nicht mit Sicherheit belegt, die Burg Entsee.

Flächenaufteilung

Bearbeiten

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[5]

Nachbargemeinden

Bearbeiten

Die Gemeinde grenzt im Norden an die Kreisstadt Schwäbisch Hall, im Osten an Obersontheim, im Süden an die Stadt Gaildorf und im Westen an Rosengarten.

Geschichte

Bearbeiten

1095 wurde das Dorf Michaelbach erstmals urkundlich erwähnt, welches wohl als fränkische Grenzsiedlung zur Sicherung des Königshofs in Vellberg entstanden war. Die Herrschaft am Ort war im Mittelalter als Kondominat sehr heterogen verteilt. Einigen Anteil an der Grundherrschaft hatte das Kloster Comburg. Es gelang den Schenken von Limpurg jedoch allmählich, die Herrschaftsrechte am Ort zu erwerben und in ihrer Hand zu bündeln. Schon seit 1433 besaßen sie dort die Hochgerichtsbarkeit. Von 1609 bis 1619 ließ Wilhelm Schenk von Limpurg in Michelbach das ursprünglich als Witwensitz für seine Gemahlin Dorothea vorgesehene Renaissanceschloss errichten. Da Dorothea jedoch 16 Monate vor ihrem Mann starb, wurde das Schloss niemals als Domizil genutzt, sondern fand zunächst lediglich eine Verwendung als Speichergebäude. 1746 erbten die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg sämtliche Rechte der Schenken von Limpurg für die Grafschaft Limpurg-Sontheim und übten bis 1806 die Landesherrschaft über Michelbach aus. 1806 fiel der Ort an das Königreich Württemberg. Seit 1809 war Michelbach Bestandteil des Oberamts Gaildorf. 1926 eröffnete Ludwig Wunder ein Landerziehungsheim im Schloss. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Michelbach 1938 zum Landkreis Schwäbisch Hall. 1945 bis 1952 gehörte die Gemeinde zum Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war, ab 1952 zum neuen Bundesland Baden-Württemberg. In der Nachkriegszeit entstand im Schloss eine Aufbauschule und schließlich ein Gymnasium der evangelischen Kirche, aus dem das Evangelische Schulzentrum Michelbach hervorging.

Religionen

Bearbeiten

Seit der Reformation ist Michelbach evangelisch geprägt. Auch heute gibt es lediglich eine evangelische Kirche im Ort. Die evangelische Kirchengemeinde Michelbach an der Bilz liegt im Kirchenbezirk Gaildorf und ist Bestandteil der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die römisch-katholischen Gläubigen sind nach Schwäbisch Hall eingepfarrt.

Verwaltungsgemeinschaft

Bearbeiten

Michelbach gehört der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Schwäbisch Hall an.

Gemeinderat

Bearbeiten

In Michelbach an der Bilz wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. 2024 umfasst der Gemeinderat 14 Personen. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis.[6] Die Wahlbeteiligung lag bei 65,34 %.

Liste Stimmenanteil Sitze
Freie Wählervereinigung 45,28 % 6
Unabhängige Bürger 54,72 % 8

Blasonierung: In Blau ein goldener Schenkenbecher.

Der Schenkenbecher erinnert an die Schenken von Limpurg und ihre jahrhundertelangen Beziehungen zur Gemeinde. Das Wappen wurde am 29. Juni 1957 vom Innenministerium Baden-Württemberg verliehen.

Bürgermeister

Bearbeiten
  • 1948–1952: Alfred Hartmann
  • 1952–1959: Erich Specht
  • 1959–1971: Helmut Maaß
  • 1972–2008: Volker Schneider
  • 2008–2024: Werner Dörr
  • seit 2024: André Dörr

André Dörr wurde am 25. Februar 2024 mit 83,2 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

Michelbach besaß früher einen Bahnhof (Wilhelmsglück) an der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental, der aber inzwischen für den Personenverkehr geschlossen und zur Ausweichanschlussstelle zurückgebaut wurde. Nächstgelegener Bahnhof ist nun Schwäbisch Hall-Hessental. Gegenwärtig befindet sich dort eine Umladestation von Erdaushub aus dem Bahnprojekt Stuttgart 21, der zur Verfüllung des Kalksteinbruchs Wilhelmsglück verwendet wird.[8]

Öffentliche Einrichtungen

Bearbeiten

Die Freiwillige Feuerwehr Michelbach an der Bilz besteht aus den Abteilungen Einsatzabteilung, Jugendfeuerwehr, Spielmannszug und Alters- und Ehrenabteilung. Die Einsatzabteilung ist gegliedert in die zwei Abteilungen Michelbach und Gschlachtenbretzingen.

Sportliche Aktivitäten gibt es in Michelbach vom Turn- und Sportverein[9] und Tennis Club Michelbach.[10]

In Michelbach gibt es zwei kommunale und einen evangelischen Kindergarten, einen Waldkindergarten und eine Grundschule. Hinzu kommt das Evangelische Schulzentrum Michelbach (ESZM), das eine Realschule, ein Aufbaugymnasium, ein Gymnasium und ein Internat umfasst. Bestandteil des ESZM ist auch die „Unicorns Academy“, ein Sportinternat in Kooperation mit dem American Football Team der Schwäbisch Hall Unicorns.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Michelbach liegt an der Schwäbischen Dichterstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.

Bauwerke

Bearbeiten

Das Anfang des 17. Jahrhunderts erbaute Schloss beherbergte später Bildungseinrichtungen wie ein Landerziehungsheim und ein Aufbaugymnasium. Mittlerweile sind dort die Internats-Schüler des Ev. Schulzentrums Michelbach untergebracht.

 
Schloss (2018)

Auf einem Ausläufer der Limpurger Berge bei Buchhorn befinden sich die Reste der Burg Buchhorn.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Ehrenbürger

Bearbeiten

Die Gemeinde Michelbach an der Bilz ernannte zu Ehrenbürgern:[12]

  • Karl Sträb (1858–1939), Lehrer und Heimatkundler, Ehrenbürger seit 1924
  • Johann Schulthes (1897–1948), Gemeinderatsmitglied, Ehrenbürger seit 1933
  • Rudolf Then (1889–1982), Fabrikant, Ehrenbürger seit 1964
  • Volker Schneider (* 1944), langjähriger Bürgermeister, Ehrenbürger seit 2008

Söhne und Töchter der Gemeinde

Bearbeiten

Sonstige mit Michelbach verbundene Personen

Bearbeiten
  • Ludwig Wunder (1878–1949), Reformpädagoge, gründete das vegetarische Landerziehungsheim im Schloss Michelbach
  • Willi Lauk (1913–1965), Politiker (CDU), lebte in Michelbach
  • Ulrich Lang (1933–2018), Pädagoge und Politiker (SPD)
  • Tadesse Söhl (um 1970–1981), äthiopisches Adoptivkind, nahm sich mit etwa 11 Jahren das Leben

Literatur

Bearbeiten
  • Michelbach an der Bilz. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Gaildorf (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 31). J. B. Müller, Stuttgart 1852, S. 169–175 (Volltext [Wikisource]).
  • Michelbach an der Bilz, Beiträge zur Geschichte und Gegenwart, Michelbach an der Bilz 1980
  • „TK25“: Topographische Karte TK 1:25.000 Baden-Württemberg (Nord), im Einzelblattschnitt die Karte Nr. 6924 Gaildorf.
  • „TAKW50“: Topographischer Atlas des Königreichs Württemberg 1:50 000, Blatt 11. Reproduktion nach einem Original der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Graphische Sammlungen. Herausgegeben vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Stuttgart 1983. (Original von 1841.)
Bearbeiten
Commons: Michelbach an der Bilz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Naturräume Baden-Württembergs. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 2009.
  3. Auf der Hochfläche der Limpurger Berge südöstlich des Einkorns erstreckt sich der TK25 zufolge ein Waldgewann Sahrlachen. Es beginnt im Norden am Abzweig der Kohlenstraße von der K 2599 Hessental–Herlebach und erstreckt sich dann zwischen den beiden Straßen nach Süden bis zum einsetzenden Geländeabfall hinunter ins Lembachtal. In diesem Geländedreieck liegen heute einige forstlich genutzte Lichtungen, das ganze Gebiet gehört jedoch zumindest heute administrativ zu Schwäbisch Hall.
  4. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1. S. 550–552.
  5. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Michelbach an der Bilz.
  6. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
  7. Gottfried Mahling: Bürgermeisterwahl in Michelbach/Bilz: André Dörr wird mit 83,16 Prozent der Stimmen gewählt. In: swp.de. 25. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  8. Die Baulogistik von Stuttgart 21 - Freie Fahrt für vierzig Container, Stuttgarter Zeitung vom 20. Mai 2016, aufgerufen am 9. Dezember 2016
  9. TSV-Michelbach (Memento des Originals vom 10. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tsv-michelbach-bilz.de
  10. Tennis Club Michelbach
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. September 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eszm.de
  12. Liste der Ehrenbürger