Reaktogenität

im Zusammenhang mit Impfungen auftretende unerwünschte Nebenwirkungen, wie beispielsweise Schmerz, Schwellung und Rötung an der Injektionsstelle

In klinischen Studien versteht man unter Reaktogenität (Eindeutschung des englischen Wortes reactogenicity[1]) die grundsätzliche Fähigkeit, Reaktionen hervorzurufen. Im engeren Sinne versteht man unter der Reaktogenität eines Impfstoffs (auch Impfstoff-Reaktogenität) das Ausmaß und die klinische Bedeutsamkeit[2] der – nach Gabe eines bestimmten Impfstoffs – zu erwartenden Impfreaktion.[3] Ein reaktogener Impfstoff kann bei geimpften Personen lokale und systemische Impfreaktionen hervorrufen. Dazu zählen sowohl Lokalreaktionen wie Schmerzen, Schwellung, Induration und Rötung an der Einstichstelle als auch Allgemeinreaktionen wie anaphylaktischer Schock, Synkope,[4] temporäre Thrombozytopenie[5], Fazialisparese sowie grippeartige Beschwerden.[6]

Auch die abgeschwächte Form der Krankheit selbst, die sogenannte Impfkrankheit, wie z. B. Impf­masern und Impf­poliomyelitis, die bei Verabreichung von Lebendimpfstoffen auftreten kann, fällt unter diesen Begriff.[7]

COVID-19-Impfstoff

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Das Paul-Ehrlich-Institut wies in seiner Mitteilung vom 18. Februar 2021 auf die erhöhte systemische Reaktogenität des AstraZeneca COVID-19-Impfstoffs hin. Eine Analyse der Sicherheitsdaten der klinischen Prüfungen vor der Zulassung weise auf eine „höhere systemische Reaktogenität“ des COVID-19-Impfstoffs von Astrazeneca im Vergleich zu Meningokokken-Konjugatimpfstoff (MenACWY) hin. Aus klinischen Studien sei bekannt, dass die Reaktogenität dieses Impfstoffes bei älteren Personen geringer als bei jüngeren Personen und bei der Zweitimpfung geringer als bei der Erstimpfung sei.[8] Bei mRNA-basierten Impfstoffen hingegen ist die Reaktogenität bei der zweiten Impfung wesentlich höher als bei der ersten.[9]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Klaus Taschwer: Reaktogenität – Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe: Nicht so ganz „ohne“. In: Der Standard. 9. Dezember 2020 (derstandard.de), abgerufen am 24. Juni 2021.
  2. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Hrsg.): Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 1999, Bd. 41, S. 844, (einsehbar bei Google.Books).
  3. Wolfgang Kiehl: Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie. Fachwörter – Definitionen – Interpretationen. Hrsg.: Robert Koch-Institut, Berlin 2015, ISBN 978-3-89606-258-1, S. 108, Stichwort Reaktogenität
  4. Synkope nach Impfung – das ist extrem selten. In: Ärztezeitung, 13. Mai 2008.
  5. Meldung von Impfreaktionen und die Bewertung auf dem Server des Bundesinstituts für Risikobewertung, BfR, (Thrombozytopenie und Petechien nach Masern-Mumps-Röteln Impfung).
  6. Reaktogenität einer Booster-Impfung mit azellulären Pertussis-Impfstoffen bei Jugendlichen (PDF, Dissertation an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München 2010).
  7. Impfen: Noch immer gibt es DefiziteDeutsches Ärzteblatt, 2013 (10), S. 92/93.
  8. Sicherheit und Wirksamkeit des COVID-19-Impfstoffs AstraZenecaPaul-Ehrlich-Institut, aktualisierte Meldung vom 18. Februar 2021.
  9. Thomas Winckler: mRNA als neues Impfstoffprinzip. In: pharmazeutische-zeitung.de, 7. Februar 2021.