Regional- und Minderheitensprachen in Europa
Die verschiedenen Regional- und Minderheitensprachen in Europa lassen sich in vier Kategorien unterteilen:
- Die Sprachen von Gemeinschaften in einem einzigen Staat, die dort nicht die Mehrheit darstellen, beispielsweise das Sorbische in Deutschland oder das Walisische im Vereinigten Königreich.
- Die Sprachen von Gemeinschaften in zwei oder mehreren Staaten, die in keinem davon die Mehrheit darstellen, beispielsweise das Baskische in Frankreich und Spanien oder das Samische in Finnland, Norwegen, Russland und Schweden.
- Die Sprachen von Gemeinschaften, die in einem Staat eine Minderheit, in einem anderen jedoch eine Mehrheit darstellen, beispielsweise Dänisch in Deutschland, Finnisch in Schweden und Schwedisch in Finnland.
- Nicht territorial gebundene Sprachen, die traditionsgemäß in einem oder mehreren Staaten gesprochen werden, jedoch nicht einem bestimmten Gebiet zugewiesen werden können, zum Beispiel die Sprachen der Sinti und Roma (Romani), der Juden (Jiddisch), der Jenischen (Jenisch) oder auch der Russland-Mennoniten (Plautdietsch).
Dialekte und Sprachen von Einwanderern sowie die internationale Sprache Esperanto werden nicht hinzugerechnet.[1]
Die Europäische Union rechnet auch Luxemburgisch zu den Minderheitssprachen, da es keine offizielle Amtssprache der EU ist[2]. Bis zum 13. Juni 2005 besaß auch Irisch diesen Status.
Seit mehreren Jahren haben in verschiedenen Ländern der Europäischen Union auch verschiedene Gebärdensprachen den Status von Minderheitensprachen erhalten. Diese werden hier jedoch nicht aufgeführt.
Länder mit sprachlichen Minderheiten
BearbeitenAlbanien
BearbeitenAndorra
BearbeitenBelarus
BearbeitenBelgien
BearbeitenBosnien und Herzegowina
BearbeitenBulgarien
BearbeitenDänemark
BearbeitenDeutschland
Bearbeiten- Dänisch in Schleswig-Holstein
- Jenisch
- Niederdeutsch (inkl. Plautdietsch)
- Niederfränkisch in Nordrhein-Westfalen, mit Limburgisch und Kleverländisch
- Nordfriesisch in Schleswig-Holstein
- Romani
- Saterfriesisch in Niedersachsen
- Sorbisch in der Lausitz, genauer:
- Obersorbisch in der Oberlausitz in Sachsen
- Niedersorbisch in der Niederlausitz in Brandenburg
Estland
Bearbeiten- Russisch
- Ukrainisch
- Võro (Dialekt des Estnischen)
Finnland
BearbeitenFrankreich
Bearbeiten- Arpitanisch
- Baskisch
- Bretonisch
- Deutsch (Elsässisch und Lothringisch (fränkisch))
- Italienisch
- Jenisch
- Katalanisch
- Korsisch
- Niederländisch
- Okzitanisch
- Romani
Griechenland
BearbeitenIrland
BearbeitenItalien
Bearbeiten- Albanisch
- Deutsch (regionale Amtssprache in der Region Trentino-Südtirol), Südtirolerisch als Umgangssprache
- diverse höchstalemannische und südbairische Mundarten (Zimbrisch u. a.)
- Franko-Provenzalisch
- Französisch (regionale Amtssprache im Aostatal)
- Furlanisch
- Griechisch (als Griko in Kalabrien und Apulien)
- Katalanisch (in Alghero)
- Kroatisch, Moliseslawisch
- Ladinisch (regionale Amtssprache in der Region Trentino-Südtirol; Sprachinseln auch in der Provinz Belluno)
- Ligurisch
- Okzitanisch
- Sardisch
- Sizilianisch
- Slowenisch (regionale Amtssprache in den ehemaligen Provinzen Triest und Gorizia)
- Venetisch
- Romani
Kasachstan (europäischer Teil)
BearbeitenKosovo
BearbeitenKroatien
Bearbeiten- Albanisch
- Bosnisch
- Deutsch
- Italienisch
- Istriot
- Istrorumänisch
- Romani
- Russinisch
- Serbisch
- Slowakisch
- Tschechisch
- Ungarisch
Lettland
BearbeitenLitauen
BearbeitenRepublik Moldau|Moldau
BearbeitenMontenegro
BearbeitenNiederlande
Bearbeiten- Limburgisch verwandt mit dem linksrheinischen „Öcher Platt“ = Aachener Platt, in Ostbelgien der deutsche Sprachraum und in Vaals / Kerkrade das limburgische Platt.
- Niedersächsisch
- Romani
- Westfriesisch
Nordmazedonien
BearbeitenNorwegen
BearbeitenÖsterreich
Bearbeiten→ Minderheitensprachen in Österreich
- Burgenlandkroatisch im Burgenland
- Jenisch
- Romani
- Slowakisch in Wien
- Slowenisch in Kärnten und der Steiermark
- Tschechisch in Wien
- Ungarisch im Burgenland und in Wien
Polen
Bearbeiten- Deutsch, als Hilfssprache in einzelnen Gemeinden, hauptsächlich in Oberschlesien
- Kaschubisch in der (Kaschubei) – Woiwodschaft Pommern (mit Möglichkeit eines Abiturabschlusses in dieser Sprache)
- Jiddisch
- Litauisch im Grenzgebiet zu Litauen
- Romani
- Slowakisch im Grenzgebiet zur Slowakei
- Tatarisch im Grenzgebiet zu Belarus
- Tschechisch im Grenzgebiet zu Tschechien
- Ukrainisch im Grenzgebiet sowie von vielen Einwanderern
- Belarussisch im Grenzgebiet zu Belarus
Portugal
Bearbeiten- Mirandés, in der Gegend um Miranda do Douro
Rumänien
Bearbeiten- Aromunisch
- Bulgarisch
- Deutsch
- Jiddisch
- Kroatisch
- Polnisch
- Romani
- Russinisch
- Russisch
- Serbisch
- Slowakisch
- Tatarisch
- Tschechisch
- Türkisch
- Ukrainisch
- Ungarisch
Russland (europäischer Teil)
Bearbeiten- Armenisch
- Baschkirisch
- Deutsch
- Finnisch
- Ischorisch
- Kalmückisch
- Karelisch
- Komi
- Mari
- Bergmari
- Wiesenmari
- Mordwinisch
- Nenzisch
- Romani
- Samisch
- Tatarisch
- Tschuwaschisch
- Udmurtisch
- Ukrainisch
- Belarussisch
- Wepsisch
- Wotisch
Schweden
Bearbeiten- Dänisch
- Finnisch
- Gutamål (Gutnisch, Gotländisch)
- Jämtländisch
- Jiddisch
- Meänkieli (Tornedalfinnisch)
- Romani
- Samisch (Lappisch)
Schweiz
Bearbeiten«Als von der Charta erfasste und geschützte Minderheitensprachen in der Schweiz gelten das Deutsch in Bosco-Gurin (Walserisch), Deutsch in Ederswiler (Jura), Italienisch in Graubünden, Italienisch im Tessin, Romanisch, Jenisch und Jiddisch.»[3]
- Deutsch (Amtssprache; in Bosco-Gurin und Ederswiler zudem Minderheitensprache)
- Französisch (Amtssprache)
- Gebärdensprachen:
- Italienisch (Amtssprache)
- Lombardische Sprache (Mundarten in den Kantonen Graubünden und Tessin)
- Franko-Provenzalisch
- Jenisch (anerkannt als territorial nicht gebundene Sprache)
- Jiddisch (anerkannte Minderheitensprache)
- Rätoromanisch (Landessprache, Amtssprache im Kanton Graubünden)
- Romani (Sprache der Sinti; Sinti sind als nationale Minderheit anerkannt)
Serbien
Bearbeiten- Albanisch
- Aromunisch
- Bosnisch
- Bulgarisch
- Deutsch
- Kroatisch
- Mazedonisch
- Romani
- Rumänisch
- Russinisch
- Slowakisch
- Tschechisch
- Türkisch
- Ungarisch
Slowakei
BearbeitenSlowenien
BearbeitenSpanien
Bearbeiten- Aragonesisch
- Aranesisch (= Okzitanisch in Frankreich)
- Asturisch
- Baskisch im Baskenland und Navarra
- Caló
- Galicisch in Galicien
- Katalanisch in Katalonien, in der Region Valencia[4] (als Valencianisch) und auf den Balearen (Balearische Dialekte)
- Leonesisch in Kastilien-León
- Quinqui, Sprache der Mercheros, einer seit dem 17. Jahrhundert bezeugten sozialen Randgruppe in Spanien
- Romani
Tschechien
Bearbeiten- Deutsch
- Polnisch im Grenzgebiet
- Romani
- Slowakisch
Türkei
Bearbeiten- Adygeisch
- Arabisch
- Aramäisch
- Armenisch
- Bosnisch
- Georgisch
- Griechisch
- Kurmandschi
- Lasisch
- Romani
- Zazaisch
weitere Turksprachen wie:
Ukraine
Bearbeiten- Bulgarisch
- Deutsch
- Gagausisch
- Jiddisch
- Krimtatarisch
- Polnisch
- Romani
- Rumänisch
- Russisch
- Russinisch
- Tatarisch
- Türkisch
- Ungarisch
- Belarussisch
Ungarn
Bearbeiten- Armenisch
- Bulgarisch
- Deutsch
- Griechisch
- Kroatisch
- Polnisch
- Romani
- Rumänisch
- Russinisch
- Serbisch
- Slowakisch
- Slowenisch
- Ukrainisch
Vereinigtes Königreich
Bearbeiten- Irisch (regionale Amtssprache in Nordirland)
- Kornisch (regionale Amtssprache in Cornwall)
- Schottisch-Gälisch (regionale Amtssprache in Schottland)
- Scots
- Shelta
- Ulster Scots
- Walisisch (regionale Amtssprache in Wales)
Kronbesitzungen der britischen Krone
Bearbeiten- Manx (regionale Amtssprache auf der Isle of Man)
- Jèrriais (vom Aussterben bedrohte Sprache in Jersey und Sark)
Republik Zypern|Zypern
Bearbeiten- Armenisch
- Türkisch
- Zyprisches Arabisch (arabischer Dialekt der auf Zypern lebenden Maroniten)
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Joachim Born, Sylvia Dickgießer: Deutschsprachige Minderheiten. Ein Überblick über den Stand der Forschung für 27 Länder. Institut für deutsche Sprache im Auftrag des Auswärtigen Amtes, Mannheim 1989, ISBN 978-3-922641-39-1 (Forschungsbericht über Deutsch als Minderheitensprache).
- Ulf-Thomas Lesle: Imaginierte Gemeinschaft: niederdeutsche Identitätskonstruktionen. In: Martin Rheinheimer (Hrsg.): Schriftlichkeit und Identität in der Neuzeit. Wachholtz, Neumünster 2004, S. 241–256, ISBN 3-529-02938-6.
- Samuel Salzborn (Hrsg.): Minderheitenkonflikte in Europa: Fallbeispiele und Lösungsansätze. Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2006, ISBN 978-3-7065-4181-7.
- Jan Wirrer: Minderheiten- und Regionalsprachen in Europa. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-525-26535-2 / VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13131-1.
- Friedrich Heckmann: Ethnische Minderheiten, Volk und Nation. Soziologie inter-ethnischer Beziehungen, Enke, Stuttgart 1992, ISBN 3-432-99971-2.
- Ursula Reutner: „'Minor' Gallo-Romance Languages“, in: Franz Lebsanft, Felix Tacke (Hrsg.): Manual of Standardization in the Romance Languages. De Gruyter, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-045573-1, S. 773–807.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Zumindest nicht in der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen.
- ↑ Sandra Nißl: Die Sprachenfrage in der Europäischen Union. Möglichkeiten und Grenzen einer Sprachenpolitik für Europa. München 2011, ISBN 3-8316-4078-5, S. 77.
- ↑ https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20164000
- ↑ Europäischer Bericht zu Regional- und Minderheitensprachen (PDF; 1,4 MB) Abschnitt 1.3.28 S. 7; Abschnitt 2.2.5 S. 107
Weblinks
Bearbeiten- Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
- Euromosaik-Studie (Maßnahmen der Europäischen Kommission zur Sicherung von Regional- und Minderheitensprachen)
- Sprachen Europas (Eine Landkarte und tabellierte Übersicht der in Europa gesprochenen europäischen Sprachen von Urion Argador)