Rignano sull’Arno

italienische Gemeinde

Rignano sull’Arno ist eine italienische Gemeinde mit 8566 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Metropolitanstadt Florenz in der Region Toskana.

Rignano sull’Arno
Rignano sull’Arno (Italien)
Rignano sull’Arno (Italien)
Staat Italien
Region Toskana
Metropolitanstadt Florenz (FI)
Koordinaten 43° 43′ N, 11° 27′ OKoordinaten: 43° 43′ 19″ N, 11° 27′ 9″ O
Höhe 118 m s.l.m.
Fläche 54,21 km²
Einwohner 8.566 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 50067
Vorwahl 055
ISTAT-Nummer 048036
Bezeichnung der Bewohner Rignanesi
Schutzpatron San Leolino
(12. November)
Website Rignano sull’Arno

Panorama von Rignano sull’Arno

Geografie

Bearbeiten
 
Lage von Rignano sull’Arno in der Metropolitanstadt Florenz

Die Gemeinde erstreckt sich über etwa 54 km². Sie liegt rund 23 km südöstlich der Provinz- und Regionalhauptstadt Florenz am Arno.

Zu den Ortsteilen zählen Bombone, Cellai, Le Corti, Le Valli, Pian dell’Isola, Rosano, Salceto, San Donato in Collina, San Martino, San Piero, Santa Maria, Sarnese, Torri, Troghi und Volognano.

Die Nachbargemeinden sind Bagno a Ripoli, Figline e Incisa Valdarno, Greve in Chianti, Pelago, Pontassieve und Reggello.

Geschichte

Bearbeiten

Der Ort wird erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt[2] und war bis 1773 Ponte a Rignano benannt. Die Pieve di San Leolino wurde um 1066 errichtet[2] und in ihrer Nähe entstand die damalige Burg.[3] Um 1129 wurde der Ort Teil der Grafschaft Florenz. Weitere Dokumente erwähnen die Zerstörung der um 1300 erbauten Arnobrücke aufgrund der Hochwasser von 1422 und 1459[2][3]. Mit dem Dekret des Großherzogs der Toskana, Leopold I., vom 13. Februar 1773 erhielt der Ort seinen heutigen Namen und Pfarreien und Ortsteile wurden von Pontassieve übernommen.[2]

Am 4. November 1966 wurde die Gemeinde abermals von einem Hochwasser heimgesucht.[4]

Fall Einstein

Bearbeiten

Der sogenannte „Fall Einstein“ ereignete sich am 3. August 1944, als Soldaten drei Frauen aus der Familie von Albert Einstein ermordeten. Robert Einstein war ein staatenloser Jude, der 1884 in München geboren wurde. Er war der Sohn von Jakob Einstein, dem Onkel von Albert Einstein. Robert Einstein war ein erfolgreicher Geschäftsmann, der seit 1937 in Italien lebte. Er war mit Cesarina (Nina) Mazetti verheiratet, der Tochter eines evangelischen Pastors. Das Paar hatte zwei Töchter (18 und 27 Jahre).[5] Die Familie lebte auf dem Gut Villa Il Focardo bei Rignano sull’Arno.

Als sich der Frontverlauf dem Gut näherte, versteckte sich Einstein in der Umgebung bei italienischen Partisanen in der Hoffnung, dass seine nicht jüdische Familie einschließlich zweier adoptierter Nichten von Übergriffen verschont bleibt und die Befreiung kurz bevorstand. Am Morgen des 3. August 1944 drangen Soldaten in das Haus ein, vandalierten und sperrten die Frauen und Kinder in einem Raum im Obergeschoss ein. Es wurde ein kurzes Standgericht abgehalten und die Familie von Robert Einstein wurde in einem Raum im Erdgeschoss erschossen. Die beiden Nichten überleben in einem Schuppen[5] eingesperrt,[6] weil sie nicht den Namen Einstein trugen. Die Soldaten zündeten anschließend das Haus an.

Robert Einstein sah die Flammen und kehrte aus dem Wald zur Villa zurück. Er fand seine Frau und seine beiden Töchter ermordet vor und versuchte umgehend einen Selbstmord, welcher misslang.[5] Die eintreffenden alliierten Truppen bewegte Einstein zu schnellen Ermittlungen zu den Mördern. Es tauchten Hinweise auf die Verurteilung aufgrund Spionage und der Zugehörigkeit zum Judentum auf. 1945 nahm sich Robert Einstein an seinem 32. Hochzeitstag das Leben.

2007 wurde ein Verfahren zu diesem Mord durch eine der überlebenden Nichten angestrengt. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden, nach Zeugenaussage gab es aber bei den Soldaten einen, welcher sich gegen den Mord aussprach. Aber auch diese Person konnte nicht festgestellt werden.[5]

2011 wurde der Fall bei Aktenzeichen XY...ungelöst vorgestellt.[5] Der Grund dafür ist unbekannt. Der weltbekannte Name Albert Einsteins gilt als wahrscheinlicher Auslöser.[5]

Das Verbrechen konnte bis jetzt nicht aufgeklärt werden.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Rathaus von Rignano sull’Arno
 
Pieve di San Leolino
  • Pieve di San Leolino, Pieve aus dem 11. Jahrhundert, 1066 erstmals erwähnt[2]
  • Pieve di San Lorenzo a Miransù, schon 1103 erwähnte Pieve
  • Monastero di Santa Maria a Rosano, um 780 entstandenes Kloster
  • Chiesa di San Cristoforo in Perticaia, Kirche aus dem 11. Jahrhundert

Wirtschaft

Bearbeiten
  • Betamotor S.p.A. hat seinen Firmensitz in Rignano.

Gemeindepartnerschaften

Bearbeiten

Rignano sull’Arno unterhält seit 2009 eine Gemeindepartnerschaft mit der hessischen Gemeinde Groß-Zimmern (Deutschland).

Söhne und Töchter der Gemeinde

Bearbeiten
  • Ardengo Soffici (1879–1964), Kunstkritiker, Illustrator und Maler
  • Francisco Focardi Mazzocchi (1949–2022), katholischer Ordensgeistlicher, Apostolischer Vikar von Camiri in Bolivien
  • Matteo Renzi (* 1975), Politiker, ehemaliger Ministerpräsident der Italienischen Republik

Literatur

Bearbeiten
  • Emanuele Repetti: RIGNANO, e PONTE A RIGNANO nel Val d’Arno sopra Firenze. In Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana (1833–1846), Onlineausgabe der Universität Siena (pdf, ital.)
Bearbeiten
Commons: Rignano sull'Arno – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. a b c d e Offizielle Website der Gemeinde Rignano sull’Arno, abgerufen am 20. Februar 2010 Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.comune.rignano-sullarno.fi.it
  3. a b Terra di Toscana, abgerufen am 20. Februar 2010
  4. About Florence, abgerufen am 20. Februar 2010
  5. a b c d e f Sven Felix Kellerhoff: 67 Jahre nach der Tat: Die ewige Suche nach dem Mörder der Einsteins. In: DIE WELT. 21. Februar 2011 (welt.de [abgerufen am 21. August 2020]).
  6. Stefan Dosch: Einsteins Nichten: Die tragische Geschichte von zwei Schwestern. Abgerufen am 21. August 2020.