Robert Riehl
Johannes Robert Riehl (* 26. April 1924 in Viernheim; † 14. Februar 1976)[1] war ein deutscher Bildhauer und Keramiker in der DDR.
Leben und Wirken
BearbeitenRobert Riehl, der ursprünglich Maschinenschlosser gelernt hatte,[2] studierte an der Akademie der Bildenden Künste München bei Josef Thorak[3] und arbeitete ab 1945 als freier Künstler in Viernheim.[2][4] In den Jahren 1951 bis 1953 war er an der Akademie der Künste der DDR Meisterschüler bei Gustav Seitz.[2] Beim Wettbewerb für ein Ehrenmal im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald belegte ein Entwurf, den er gemeinsam mit dem Bildhauer Hans-Peter Goettsche unter dem Namen „Kollektiv Makarenko“[5] bzw. häufiger „Brigade Makarenko“[5] eingereicht hatte, einen der Preise.[5]
Nach seinem Ausscheiden aus der Akademie der Künste 1953 arbeitete Riehl in einem Atelier in Stalinstadt an einem Großauftrag zur künstlerischen Gestaltung der Planstadt.[4] Der Großauftrag der Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten, des Vorläufers des Kulturministeriums der DDR, umfasste die Schaffung von vier überlebensgroßen Plastiken für das geplante Theater in Stalinstadt, heute Friedrich-Wolf-Theater. Im Frühjahr 1955 wurde ihm der Auftrag wieder entzogen, da seine Entwürfe und Vorarbeiten nicht den Vorstellungen der zuständigen Kommission entsprachen.[4] Kurz darauf verunglückte er schwer bei einem Verkehrsunfall und war seitdem Invalide.[2] Die Arbeit an Großplastiken war für ihn im Anschluss nicht mehr möglich.[4][2] Eine seiner Arbeiten für Stalinstadt, die Skulptur eines Maurers, wurde 1960 ohne seine Beteiligung als Steinguss fertiggestellt und in Stalinstadt aufgestellt.[4] Riehl konzentrierte sich in seinem weiteren bildhauerischen Schaffen auf Kleinplastiken und Porträts.[4] Im Jahr 1959 stellte er Porträtplastiken in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin aus.[4] Seine Skulptur Mädchen mit Mohn wurde 1961 in der Ausstellungsreihe „Plastik und Blumen“ in Berlin-Treptow gezeigt.[4] Weiterhin beteiligte er sich an der von Fritz Cremer organisierten Ausstellung „Junge Kunst – Graphik und Plastik“ 1962 in der Akademie der Künste der DDR in Berlin.[4]
Nach den sehr kontroversen und ablehnenden Reaktionen[6] auf die Ausstellung zog sich Riehl aus dem offiziellen Kunstbetrieb zurück.[4] Zugleich wurde er von der Staatssicherheit beobachtet.[4][7] Seine Invalidenrente hatte man ihm bereits in den frühen 1960er-Jahren wegen „staatsfeindlichen Schwadronierens“ erheblich gekürzt.[4]
Ab 1968 war Riehl mit der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger verheiratet.[8] Er lebte in Skaby bei Berlin.[9] Er starb am 14. Februar 1976 an Leberkrebs.[9]
Ausstellungen
Bearbeiten- 1959: Ausstellung von 30 Porträtplastiken in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Humboldt-Universität zu Berlin, sowie im VEB Bergmann-Borsig, Berlin[4]
- 1961/62: Ausstellungsbeteiligung an der von Fritz Cremer initiierten Ausstellung Junge Kunst in Berlin[4]
- 1961: Beteiligung an der Ausstellung Plastik und Blumen, Berlin-Treptow[4]
- 1962: Beteiligung an der Ausstellung Junge Künstler – Graphik und Plastik vom 9. März bis 8. April 1962 in Berlin[10]
- 1970: Ausstellung im Kulturhaus Johannes R. Becher, Berlin[4]
- 2006: Zwei Entdeckungen: Der Bildhauer Robert Riehl – Skulpturen und Zeichnungen. Die frühen Bilder der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger.[11][12]
Werke
Bearbeiten- Taufbecken für die Evangelische Auferstehungskirche in Viernheim, Gips, 1948.[4]
- Mädchen mit Mohn, Bronze, 1952.[4]
- Porträt Lotte Loebinger, Gips, 1952.[4]
- Maurer, Zement, 1955/60.[4]
- Schlafende, Bronze, 1960.[4]
- Flötenspieler, Bronze, 1965.[4]
- Bewahrende / Sich schützende Frau, Betonguss, Höhe ca. 90 cm, 1968/74.[13]
- Porträt Prof. Bittel, Bronze, 1968.[4]
- Große Liegende, Bronze, 1969.[4]
- Gefallener Krieger, Beton, 1972/75.[4]
- Niederkauernde, Bronze, o. J.[4]
- Sitzendes Mädchen, Bronze o. J.[4]
Literatur
Bearbeiten- Hildegard Gräfe: Robert Riehl – ein fast vergessener Künstler. In: Kreiskalender Oder-Spree 2006. Beeskow, 2005.
- Jens Semrau: Robert Riehl (1924-1976). Eisenhüttenstadt: Städtisches Museum Eisenhüttenstadt, 2006 (Ausstellungskatalog)
- Stadtverwaltung Eisenhüttenstadt, Gebäudewirtschaft Eisenhüttenstadt (Hrsg.): Eisenhüttenstadt. Architektur-Skulptur. Stadtbilder. Eisenhüttenstadt, Februar 1998, S. 76.
- Riehl, Johannes Robert. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S. 377 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Weblinks
Bearbeiten- Robert Riehl (1924-1976)
- Der Maurer von Stalinstadt Dokumentation der Zerstörungen 2003 und 2007
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Riehl, Johannes Robert. In: Allgemeines Künstlerlexikon – Internationale Künstlerdatenbank – Online. Abgerufen am 2. Juli 2024.
- ↑ a b c d e Rengha Rodewil, Micaela Porcell: Hunzinger – Luxemburg: literarisch politisch künstlerisch. artesinex, Berlin 2019, S. 10.
- ↑ Galerie am Gendarmenmarkt (Hrsg.): Galerie am Gendarmenmarkt: Zwölfte Ausstellung. Berlin 2006 (archive.org).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Jens Semrau: Robert Riehl (1924-1976) [Katalog]. Städtisches Museum Eisenhüttenstadt, Eisenhüttenstadt 2006.
- ↑ a b c Ausstellung der Entwürfe zum Buchenwalddenkmal. In: Neues Deutschland. 7. Juni 1952, S. 4.
- ↑ gh: Umorientierung. In: NEUE ZEIT. 23. Dezember 1961, S. 2.
- ↑ BStU: Operativ-Einzelinformation [über oppositionelle Treffen bei Hunzinger] Info Nr. 276/68. (ddr-im-blick.de).
- ↑ Galerie am Gendarmenmarkt (Hrsg.): Galerie am Gendarmenmarkt: Zwölfte Ausstellung. Berlin 2006 (archive.org [abgerufen am 29. Mai 2024]).
- ↑ a b Julia Franck: Welten auseinander. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 2023, S. ohne Paginierung.
- ↑ Deutsche Akademie der Künste zu Berlin (Hrsg.): Junge Künstler – Malerei, Graphik, Plastik; „Junge Künstler – Malerei“ vom 15. Sept. bis 29. Okt. 1961 und „Junge Künstler – Graphik und Plastik“ vom 9. März bis 8. April 1962 Katalog. Berlin 1962.
- ↑ Galerie am Gendarmenmarkt: Zwei Entdeckungen Ausstellung von 2006.
- ↑ AUSSTELLUNG Bildhauer Robert Riehl – eine Wiederentdeckung. In: Berliner Zeitung. Berlin, 15. Juli 2006, S. 30.
- ↑ gräfe art.concept (Hrsg.): Robert Riehl (1924-1976). Berlin 2023 (archive.org).
Personendaten | |
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NAME | Riehl, Robert |
ALTERNATIVNAMEN | Riehl, Johannes Robert (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer und Keramiker in der DDR |
GEBURTSDATUM | 26. April 1924 |
GEBURTSORT | Viernheim |
STERBEDATUM | 14. Februar 1976 |