Rudolf Bailovic

österreichischer Kryptoanalytiker

Rudolf Bailovic (* 1885 in Sarajevo)[1] war ein öster­reichischer, später deutscher Krypto­analytiker und Dolmetscher. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs leitete er als Ober­regierungs­rat innerhalb der Dienststelle des Generals der Nachrichten­aufklärung (GdNA) das Referat Balkan.[2]

Serbokroatischer Abstammung, diente er im Ersten Weltkrieg als Offizier und Krypto­analytiker der Land­streit­kräfte Österreich-Ungarns in der Hafenstadt Triest, zuletzt im Rang eines Obersten und Leiter einer Kryptanalyse­abteilung.[1]

Auch nach dem Krieg arbeitete er weiter als Krypto­analytiker und Übersetzer. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs im Jahr 1938, verweigerte er die Übergabe der krypto­logischen Schlüssel seiner Abteilung an die neuen Machthaber.[3] Daraufhin wurde er in eine unter­geordnete Position versetzt, etwas später allerdings auf Initiative der Generale Fellgiebel und Thiele nach Berlin geholt.

Dort arbeitete er einige Monate lang als Krypto­analytiker zunächst für das „Forschungsamt“ (FA) des Reichs­luftfahrt­ministeriums (RLM), bevor er zur Inspektion 7 Gruppe VI (In 7/VI) wechselte, der kryptana­lytischen Gruppe des Ober­kommandos des Heeres (OKH). Dort war er im Herbst 1941 mit der Amts­bezeichnung Regierungs­rat (Reg.Rat.) Leiter des Referats 6 Balkan.[4]

Danach wurde er zu OKW/Chi versetzt, der Chiffrier­abteilung des Ober­kommandos der Wehr­macht (OKW), aus der im Oktober 1944 die neue Dienst­stelle des GdNA hervorging.

Einem damals streng geheimen (Top Secret) Bericht der United States Army Security Agency (ASA) vom 1. Mai 1946 kann man entnehmen, dass er zwar unauffällig und zurück­gezogen mit seiner Ehefrau gelebt habe, jedoch keinen Hehl aus seiner anti­nazistischen Einstellung gemacht habe und beispiels­weise vermied, national­sozialistische Aus­zeichnungen an seiner Uniform zu tragen.[5]

Gegen Ende des Krieges waren seine Dienst­pflichten eher admini­strativer als kryptana­lytischer Art. Über sein Leben nach dem Krieg ist nichts bekannt.

Literatur

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  • ASA: European Axis Signal Intelligence in World War II as revealed by “TICOM” Investigations and by other Prisoner of War Interrogations and Captured Material, principally German, Volume 7, Goering’s “Research” Bureau. Washington, D.C., 1946, PDF; 75,1 MB
  • TICOM: CSDIC 1704 – The Organisation and History of the Cryptographic Service within the German Army. 1945, PDF; 15,6 MB.

Einzelnachweise

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  1. a b TICOM: CSDIC 1704 – The Organisation and History of the Cryptographic Service within the German Army. 1945, S. 21, abgerufen am 9. Januar 2021.
  2. TICOM: CSDIC 1704 – The Organisation and History of the Cryptographic Service within the German Army. 1945, S. 19, abgerufen am 9. Januar 2021.
  3. ASA: European Axis Signal Intelligence in World War II as revealed by “TICOM” Investigations and by other Prisoner of War Interrogations and Captured Material, principally German, Volume 7, Goering’s “Research” Bureau. Washington, D.C., 1946, S. 54, abgerufen am 9. Januar 2021.
  4. TICOM: CSDIC 1704 – The Organisation and History of the Cryptographic Service within the German Army. 1945, S. 17, abgerufen am 9. Januar 2021.
  5. ASA: European Axis Signal Intelligence in World War II as revealed by “TICOM” Investigations and by other Prisoner of War Interrogations and Captured Material, principally German, Volume 7, Goering’s “Research” Bureau. Washington, D.C., 1946, S. 55, abgerufen am 9. Januar 2021.