Rudolf Hamburger
Rudolf Hamburger (* 3. Mai 1903 in Landeshut in Schlesien; † 1. Dezember 1980 in Dresden) war ein deutscher Architekt und Agent der GRU, des militärischen Nachrichtendienstes der UdSSR.
Rudolf Hamburger |
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Passfoto monochrom |
4 × 3 cm |
Deutsche Digitale Bibliothek |
Leben
BearbeitenRudolf Hamburger studierte zunächst in Dresden, wo er sich mit Richard Paulick anfreundete,[1] dann an der Technischen Hochschule Berlin bei Hans Poelzig Architektur. Er war dort Mitglied der von seinem Kommilitonen Hermann Zweigenthal initiierten Gruppe Junger Architekten (G.J.A.).[2] Nach seiner Heirat 1929 mit Ursula Kuczynski, die später als „Stalins beste Spionin“ galt, ging Rudolf Hamburger 1930 nach Shanghai, um dort als Architekt für das Shanghai Municipal Council zu arbeiten. Er wurde dadurch zu einem wichtigen Wegbereiter für die Entwicklung der modernen Architektur in China. Sein für 100 Schwestern konzipiertes Wohnheim Victoria Nurses' Home für das britische Country Hospital und ist heute Bettenhaus des Huadong Hospital.
1933 half er Richard Paulick bei dessen Flucht nach Shanghai. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und dem inzwischen geborenen Sohn Michael kehrte er 1937 nach Europa zurück, lebte eine Zeitlang in Polen und in der Schweiz. Im Frühjahr 1939 schickte ihn der Geheimdienst nach China. Später ging er dann offiziell als Architekt des Industrieministeriums, in Wahrheit aber für den militärischen Nachrichtendienst der Sowjetunion bis 1943 in den Iran.
Inzwischen waren nicht nur die Briten und Amerikaner auf ihn und seine Spionagetätigkeit aufmerksam geworden. Auch die Sowjetunion vermutete in ihm einen Doppelagenten. 1943 wurde er in Moskau mit einer fingierten Anklage verurteilt und in ein Arbeitslager deportiert, aus dem er erst 1952 freigelassen wurde. Bis 1955 lebte er in der Verbannung in der Ukraine. Mit der Hilfe Paulicks konnte er 1955 in die DDR ausreisen. Zeitweise war er danach stellvertretender Leiter für den Aufbau von Hoyerswerda. 1990 wurde Rudolf Hamburger in Moskau posthum rehabilitiert.
Familie
BearbeitenDer Übersetzer, Publizist und Dramaturg Maik Hamburger war sein Sohn, der Entwicklungsbiologe Viktor Hamburger war sein Bruder.[3]
Werk
BearbeitenDie Tagebücher von Rudolf Hamburger erschienen 2013 unter dem Titel Zehn Jahre Lager, Herausgeber ist Hamburgers Sohn Michael.[4] Das Buch wurde positiv rezipiert, beispielsweise zeigte sich Regina Mönch in der FAZ „tief berührt“ über das Schicksal der Person.[5]
Literatur
Bearbeiten- Eduard Kögel: Zwei Poelzigschüler in der Emigration: Rudolf Hamburger und Richard Paulick zwischen Shanghai und Ost-Berlin (1930–1955). Dissertation, Bauhaus-Universität Weimar, 2007.
- Eduard Kögel: Die letzten 100 Jahre. Architektur in China. In: Gregor Jansen (Hrsg.): Totalstadt. Beijing case. High-speed urbanisierung in China. König, Köln 2006, ISBN 3-86560-153-7, S. 99–123.
- Eduard Kögel: Architekt im Widerstand: Rudolf Hamburger im Netzwerk der Geheimdienste. DOM publishers, Berlin [2021] (Grundlagen; 113), ISBN 978-3-86922-761-0.
- Ruth Werner: Sonjas Rapport. Verlag Neues Leben (Eulenspiegel Verlagsgruppe), 2006 (vollständige Neuausgabe, zuerst 1977), ISBN 3-355-01721-3.
- Janina Blankenfeld: Die Tochter bin ich. Kinderbuchverlag, Berlin 1985 (Kindheitserinnerungen von Janina Blankenfeld (1936–2012), der Tochter von Ursula Kuczynski, verh. Hamburger = Ruth Werner).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Rudolf Hamburger: ein Architektenleben in Bildern. (Abgerufen am 2. Dezember 2020)
- ↑ Rudolf Stegers: Hermann Herrey – Werk und Leben 1904–1968. Birkhäuser, Basel 2018, ISBN 978-3-0356-1323-0, S. 28–29.
- ↑ Larry R. Squire (Hrsg.): The History of Neuroscience in Autobiography. Vol. 1. Society for Neuroscience, Washington DC 1996, S. 225
- ↑ Rudolf Hamburger: Zehn Jahre Lager. Als deutscher Kommunist im sowjetischen Gulag. Siedler, München 2013, ISBN 978-3-8275-0033-5.
- ↑ Regina Mönch: Der Aufbau des Sozialismus braucht klare Köpfe. In: FAZ. 5. Oktober 2013.
Personendaten | |
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NAME | Hamburger, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Kommunist und Widerstandskämpfer und Agent des GRU |
GEBURTSDATUM | 3. Mai 1903 |
GEBURTSORT | Landshut in Schlesien |
STERBEDATUM | Dezember 1980 |
STERBEORT | Dresden |