SŽD-Baureihe ГР

sowjetische Schmalspurdampflomomotiven, Achsfolge D h2
(Weitergeleitet von SZD-Baureihe GR)

Die Lokomotiven der Baureihe ГР (deutsche Transkription GR) der Sowjetischen Eisenbahnen (SŽD) waren schmalspurige Dampflokomotiven. Der Prototyp dieser Baureihe gelangte mit der Nummer 99 1401 zur Deutschen Reichsbahn.

SŽD-Baureihe ГР (GR)
MBB 19 und 20
Гр-336 bei der Kindereisenbahn Kiew
Гр-336 bei der Kindereisenbahn Kiew
Гр-336 bei der Kindereisenbahn Kiew
Nummerierung: SŽD: ГР-001–352, 415–420
DR: 99 1401
MBB: 19 und 20
Anzahl: 420
Hersteller: Lokomotivbau Babelsberg
Baujahr(e): 1947–1956
Ausmusterung: SŽD: 1980er Jahre
DR: 1968
MBB: 1969
Bauart: D h2
Gattung: K.44.6
Spurweite: 750 mm
Länge über Puffer: 12 014 mm
Höhe: 3400 mm
Breite: 2320 mm
Gesamtradstand: 2800 mm
Radstand mit Tender: 8258 mm
Leermasse: 23,4 t
Dienstmasse: 25,6 t
Dienstmasse mit Tender: 39,6 t
Reibungsmasse: 25,6 t
Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h
Indizierte Leistung: 300 PSi / 220 kW
Anfahrzugkraft: 52,47 kN
Treibraddurchmesser: 800 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 370 mm
Kolbenhub: 400 mm
Kesselüberdruck: 13 bar
Rostfläche: 1,6 m²
Strahlungsheizfläche: 6,04 m²
Überhitzerfläche: 19,0 m²
Verdampfungsheizfläche: 42,89 m²
Wasservorrat: 5,5 m³ *
Brennstoffvorrat: 3,0 t *
* Tender

Baureihe ГР der SŽD

Bearbeiten

Im Rahmen der Reparationsentnahmen in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands nutzte die Sowjetunion das Werk Potsdam-Babelsberg der Maschinenbau- und Bahnbedarf AG, vormals Orenstein & Koppel, später als VEB Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg bezeichnet, für den Bau von Schmalspurdampflokomotiven. Sie erhielten entsprechend ihrer Herkunft die Baureihenbezeichnung ГР als Abkürzung für Germanskaja reparazja (Германская репараця).

Da die Lokomotiven auch zum Einsatz bei Waldbahnen bestimmt waren, waren sie für Holzfeuerung ausgerüstet. Angetrieben wurde die vierte Achse. Die zweite und dritte Achse waren seitlich beweglich gelagert.

1947 wurde ein Prototyp unter der Nummer ГР-001 gefertigt, er verblieb in der Sowjetischen Besatzungszone (siehe unten). Noch 1947 begann der Bau der Serie mit der Nummer ГР-002, eine weitere Lokomotive mit der Nummer ГР-001 wurde 1948 unter derselben Fabriknummer wie der des Prototyps nachgebaut. Bis 1951 wurden für die Sowjetunion 349 ГР gebaut (Nummern ГР-001 bis 352 mit einer Lücke, wahrscheinlich ГР-204 bis 206). Die Lokomotiven kamen sowohl bei dem Verkehrsministerium (Ministerstwo putej soobschtschenija, MPS) unterstehenden Bahnen als auch bei Wald- und Industriebahnen zum Einsatz. 1953 wurden 62 weitere Lokomotiven der Baureihe ГР gebaut, die allerdings alle zu Industriebahnen gelangten und dort individuell nummeriert wurden. 1956 wurden noch die ГР-415 bis 420 gebaut, so dass insgesamt 417 ГР in die Sowjetunion geliefert wurden.

Der größte Teil der Baureihe ГР wurde Mitte der 1970er Jahre entbehrlich. Bei einzelnen Industriebahnen bleiben sie bis Anfang der 1980er Jahre im Einsatz. Ein Teil der überzähligen ГР gelangte noch bei Kindereisenbahnen zum Einsatz. Einige Lokomotiven sind als Denkmäler oder Museumslokomotiven erhalten geblieben.

99 1401 der DR

Bearbeiten

Der Prototyp ГР-001 wurde am 30. April 1947 fertiggestellt und vom 15. September bis zum 20. Oktober auf der Weißeritztalbahn einer umfassenden Erprobung unterzogen. Anschließend wurde die ГР-001 der als Schmalspurbahn wieder in Betrieb genommenen Strecke GlöwenHavelberg zugeteilt und wahrscheinlich bereits zu diesem Zeitpunkt von Holz- auf Kohlefeuerung umgebaut. Nach deren Übernahme durch die DR wurde die ГР-001 zur ehemaligen Prignitzer Eisenbahn AG nach Perleberg umgesetzt. 1950 erhielt sie die Betriebsnummer 99 1401. Am 30. Januar 1968 wurde sie ausgemustert.

Mansfelder Bergwerksbahn 19 und 20

Bearbeiten

Die Mansfelder Bergwerksbahn erhielt 1954 ab Werk zwei Lokomotiven der Bauart GR und reihte sie unter den Nummern 19 und 20 ein. Sie wurden 1969 ausgemustert und verschrottet. Die heute beim Verein Mansfelder Bergwerksbahn e. V. (MBB e. V.) vorhandene Lok 20II ist die ehemalige ГР-320, die vom estnischen Eisenbahnmuseum Lavassaare gekauft wurde. Dort ist eine weitere Lokomotive dieser Baureihe vorhanden.

SIA „Gulbenes–Alūksnes bānītis“

Bearbeiten

Die lettische Gesellschaft SIA „Gulbenes–Alūksnes bānītis“ setzt die aufgearbeitete GR-319 für ihren Museumsbetrieb ein.[1]

Literatur

Bearbeiten
  • Horst J. Obermayer: Taschenbuch Deutsche Schmalspur-Dampflokomotiven. Franckh, Stuttgart 1971, ISBN 3-440-03818-1
  • Keith Chester, Peeter Klaus, Helmut Pochardt: „Two Reparation 0-8-0s for the Soviet Union“. In: Keith R. Chester (Hrsg.): Narrow Gauge Steam Locomotives in Russia and the Soviet Union. Trackside Publications, Skipton 2003, S. 76–95, ISBN 1-900095-18-1.
Bearbeiten
Commons: SŽD-Baureihe ГР – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. TVAIKA LOKOMOTĪVES GR-319 RESTAURĀCIJA. (PDF) In: banitis.lv. Abgerufen am 17. Februar 2023 (lettisch).