Zaleskie (Ustka)

Dorf im äußersten Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern
(Weitergeleitet von Saleske)

Zaleskie (deutsch Saleske, früher Salleske; kaschubisch[1] Żelesczé) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Ustka (Stolpmünde) im Powiat Słupski (Stolper Kreis).

Zaleskie
?
Zaleskie (Polen)
Zaleskie (Polen)
Zaleskie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Ustka
Geographische Lage: 54° 31′ N, 16° 46′ OKoordinaten: 54° 31′ 16″ N, 16° 45′ 51″ O
Einwohner: 400
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 203: KoszalinDarłowoUstka
Eisenbahn: PKP-Strecke 405: Piła–Miastko–Słupsk–Ustka
Bahnstation: Ustka
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Bearbeiten

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa zehn Kilometer südwestlich von Stolpmünde und zwanzig Kilometer westnordwestlich von Stolp. Die Dorffläche erstreckt sich nach Norden über das Salesker Moor bis zu den Salesker Dünen an der Ostseeküste.

Geschichte

Bearbeiten
 
Saleske (Salleske), südwestlich von Stolpmünde an der Ostsee und westnordwestlich von Stolp (früher Stolpe geschrieben), auf einer Landkarte von 1794.
 
Saleske südwestlich von Stolpmünde an der Ostsee und westnordwestlich von Stolp auf einer Landkarte von 1905.

Frühere Namensformen sind: Szileske, Sileske, Selleszka, Seleszke und bis 1945 Saleske. Die polnische Namensform Zaleskie kommt in Polen dreimal als Ortsname und zweimal als Name von Seen vor.

Der historischen Dorfform nach ist Zaleskie ein Gassendorf. Im Jahre 1344 wird ein von Typhano als Besitzer genannt, und von 1461 bis 1945 ist es im Besitz der von Belows. 1480 findet der Ort eine Erwähnung in den Klageartikeln des Herzogs Bogislaw X. von Pommern gegen seine Mutter. 1523 saßen Henning von Below und die Witwen von Gerdt und Otto Below auf Saleske.

Um 1782 hatte Saleske zwei Rittersitze bzw. Vorwerke, eine Windmühle, zwölf Bauern, acht Kossäten, eine Schmiede und einen Schulmeister bei 73 Haushaltungen.[2]

Bis 1876 gehörte Saleske zum Landkreis Schlawe und wurde dann dem Landkreis Stolp – ebenfalls im Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern gelegen – angegliedert. Im Jahre 1939 betrug die Gemeindefläche 1751 Hektar bei einer Wohnbevölkerung von 967 Einwohnern. Saleske mit den Ortschaften Brink, Buchwald und Salesker Strand war Amtsdorf, gehörte jedoch zum Standesamt Dünnow und Amtsgericht Stolpmünde.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs drangen am 7. März 1945 Truppen der Roten Armee von Westen her in den Ort ein. Drei Tage später wurde eine sowjetische Kommandantur eingerichtet. Danach wurde das Dorf von der Sowjetunion zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Im Sommer 1945 kamen Polen nach Saleske und übernahmen Höfe und Häuser. Saleske wurde unter dem polonisierten Ortsnamen ‚Zaleskie‘ verwaltet. Alle einheimischen Dorfbewohner wurden in der folgenden Zeit von der polnischen Verwaltungsbehörde aus Saleske vertrieben.[3]

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 576 und in der DDR 247 aus Saleske vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[3]

Das Dorf ist heute ein Teil der Gmina Ustka im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern (1975–1998 Woiwodschaft Słupsk). Heute zählt das Dorf etwa 400 Einwohner.

Dorfkirche

Bearbeiten
 
Dorfkirche (2023), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Saleske

Die Salesker Kirche stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Der Turm trägt die Jahreszahl 1754. Im Innern des Gotteshauses befand sich vor 1945 ein dreiteiliger Flügelaltar aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Kanzel war ein Werk aus dem 17. Jahrhundert. Der Orgelbaumeister Christian Friedrich Völkner aus dem Nachbarort Dünnow (heute polnisch: Duninowo) baute hier 1869 die Orgel.

Die Kirche, in der über 400 Jahre evangelische Gottesdienste stattfanden, wurde 1945 zugunsten der Katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.

Kirchspiel bis 1945

Bearbeiten

Die Bevölkerung von Saleske war vor 1945 fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Im Jahre 1590 wurde Saleske eine Filialgemeinde des Kirchspiels Dünnow, und die dortige Dorfkirche war bis 1945 Pfarrkirche. Sie gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern in der Kirche der Altpreußischen Union.

Im Jahre 1940 zählte die Kirchengemeinde Saleske 1054 Gemeindeglieder von 3090 im gesamten Kirchspiel. Sie unterstand dem Kirchenpatronat der Familie von Below, zuletzt Walter von Below.

Das katholische Kirchspiel war in Stolp.

Polnisches Kirchspiel bis 1945

Bearbeiten

Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch. Zaleskie ist – wie auch Możdżanowo (Mützenow) – eine Filialkirche der Pfarrei Duninowo (Dünnow) im Dekanat Ustka (Stolpmünde) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.

Die evangelischen Polen gehören zur Kirchengemeinde der Kreuzkirche in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Im Jahre 1932 gab es im Gemeindegebiet von Saleske zwei Volksschulen: eine vierstufige mit vier Klassen, drei Lehrkräften und 162 Schulkindern in Saleske selbst sowie eine einstufige mit einer Lehrkraft und 20 Schulkindern im Ortsteil Salesker Strand (polnisch: Zalesin). Der wohl erste Schulhalter in Saleske war Georg Stöckmann (bis 1785).

Durch den Ort führt die Woiwodschaftsstraße 203, die Köslin und Darłowo (Rügenwalde) mit Stolpmünde verbindet.

Die nächste Bahnstation ist das zehn Kilometer entfernte Ustka an der Staatsbahnstrecke 405 Piła (Schneidemühl) – Ustka (Stolpmünde). Bis 1945 bestand die Bahnstation Gallenzin-Saleske (polnisch: Golęcin-Zaleskie) an der dann stillgelegten Bahnstrecke Schlawe–Stolpmünde (Sławno–Ustka).

Persönlichkeit des Ortes

Bearbeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Bearbeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Bearbeiten
  • Nikolaus von Below (1837–1919), nach 1863 Fideikommissherr auf Gut Saleske, Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Literatur

Bearbeiten
  • Saleske, Dorf und Rittergut, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Saleske (meyersgaz.org).
  • Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 23–24 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 162–163 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 92–93 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 888–889, Ziffer 65 (Google Books).
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 845–851 (Download Ortsbeschreibung Saleske) (PDF; 1,5 MB)
  • P. Scharnofske: Saleskerstrand. Chronikaufzeichnungen über Land und Leute. In: Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 14.
  • P. Scharnofske: Aus der Geschichte von Saleskerstrand. In: Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 17.
  • Die Wanderdüne in Saleskerstrand. In: Heimatbuch des Landkreises Stolp und in: Stolper Heimatblatt 1960.
  • Hans Glaeser: Das Evangelische Pommern. 2. Teil, Stettin 1940.
  • Hanna Spiegel: Die Düne wandert: Facetten aus Leben und Werk der pommerschen Dichterin Gerda von Below. Elmenhorst/Vorpommern: Edition Pommern, 2015, ISBN 978-3-939680-26-0.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Im Jahr 1867 gab es unter den Einwohnern des Kreises Stolp noch 188 Kaschuben in einigen Dörfern in der Nähe der Küstenseen und im Südosten (Groß Rakitt); vergleiche Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 127–128, Ziffer 4 (Google Books).
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 888–889, Nr. 65.
  3. a b Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 851 (Online; PDF)