Sandra Norak

Pseudonym einer Aktivistin gegen legale Prostitution

Sandra Norak (Pseudonym) (* um 1989)[1][2] ist eine deutsche Aktivistin, die sich für die Abschaffung von Prostitution und für das „Nordische Modell für Prostitution“, also Hilfen für Prostituierte zum Ausstieg und der Bestrafung von Freiern, einsetzt. Norak berichtete, sechs Jahre selbst Prostituierte gewesen zu sein, nachdem ein Mann sie über die Loverboy-Methode in das Rotlichtmilieu gelockt hatte.

Kindheit und Jugend

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Norak wuchs ohne Vater auf. Laut eigener Aussage lernte sie mit 17 Jahren online einen 20 Jahre älteren ehemaligen Fremdenlegionär[3][4][5] kennen. Dieser soll sie über die Loverboy-Masche dazu gebracht haben, für ihn „anschaffen“ zu gehen. Erst nach sechs Jahren (2008 bis 2014) soll sie den Ausstieg aus der Prostitution geschafft haben. Nach Noraks Aussage gab es während dieser Zeit einen anonymen Hinweis, und die Polizei holte sie aus der Wohnung ihres Zuhälters. Jedoch beschreibt sie, dass sie so hoffnungslos und manipuliert war, dass sie dort nicht gegen ihren Zuhälter aussagte und wieder zu ihm zurückkehrte.[1]

Ausstieg aus der Prostitution

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Noraks erster Schritt sei gewesen, aus der Wohnung ihres Zuhälters auszuziehen. Sie soll von einer Bordellbesitzerin ein Zimmer im Keller eines Klubs bekommen haben. Dann suchte sie nach Anstellungsmöglichkeiten außerhalb der Prostitution. Sie machte ein unbezahltes Praktikum im Zoo und lernte für ihr Fernabitur, während sie weiter „anschaffen“ ging. Nach einer Weile bekam sie einen Minijob als Pferdepflegerin. 2014 wurde sie Vollzeit in einer Reitanlage angestellt, und es war ihr somit möglich, vollkommen aus der Prostitution auszusteigen; gleichzeitig legte sie das Abitur ab. Sie absolvierte danach ein Jurastudium.[1][6]

Sichtweise auf Prostitution

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Norak hält die Auffassung von Prostitution als „Sexarbeit“ in Deutschland für Verharmlosung.[1] Dabei führt sie an, dass Untersuchungen von Trauma-Experten ergeben hätten, dass viele Prostituierte schwere komplexe Posttraumatische Belastungsstörungen entwickeln würden.[7][8] Viele Frauen, die in der Prostitution arbeiten, haben nach ihrer Aussage bereits in der Kindheit schweren Missbrauch erfahren und so Dissoziation entwickelt, was sie für Ausnutzung durch Zuhälter anfällig mache.[9] Deswegen ist Norak der Meinung, dass auch hier nicht von „Freiwilligkeit“ gesprochen werden könne.[10] Prostitution ist nach Noraks Meinung keine normale Arbeit, sondern ein Geschäft, mit dem Kriminelle viel Geld verdienen könnten und das Frauen entwürdige und erniedrige.[11][12]

Norak vertritt die Ansicht, dass die derzeitige Gesetzgebung in Deutschland es den Strafverfolgungsbehörden erschwere, Zwangsprostitution zu verfolgen. Die zur Prostitution gezwungenen Frauen sagten meist nicht gegen ihre Täter aus, da sie Angst hätten oder nicht glaubten, dass ihnen nach einer Aussage Hilfestellung und Schutz geboten würde, um wirklich der Prostitution zu entkommen.[1]

In einem Interview mit dem Spiegel bezeichnete Norak ihre Zeit als Prostituierte als „Seelenmord“. Sie beschreibt, dass sie nach ihrem Ausstieg an schwerer posttraumatischer Belastungsstörung litt. Ihr Körper war taub, sie hatte Schwindelgefühle, stotterte, und es war schwer für sie, klar und strukturiert zu denken. Diese Symptome seien Anzeichen von Dissoziation, welche häufig bei Opfern von schweren Traumata aufträte.[1] Norak berichtete ebenfalls darüber, dass sie nach ihrem Ausstieg unter schweren Flashbacks und Panikattacken litt.[10]

Aktivismus

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Norak setzt sich dafür ein, dass auch Deutschland das Nordische Modell für Prostitution übernimmt. Dabei wird der Kauf von sexuellen Dienstleistungen unter Strafe gestellt. Prostitution an sich wird jedoch entkriminalisiert, um es Prostituierten leichter zu machen, sich Hilfe zu suchen. Des Weiteren werden Ausstiegshilfen für Prostituierte angeboten, und die Bevölkerung wird ausführlich über die schlechten Seiten der Prostitution aufgeklärt und informiert.[13]

Norak entschloss sich nach ihrem Ausstieg, neben der Arbeit Jura zu studieren. Damit verfolgt sie das Ziel, über die Missstände in der Prostitution öffentlich aufzuklären und langfristig die Gesetzgebung zum Thema zu beeinflussen.[13] Dazu spricht sie zum Beispiel als Sachverständige zu dem Thema bei politischen Debatten wie vor dem Ausschuss für Gleichstellung und Frauen am 5. Juli 2019 im Landtag NRW[14][15] und nimmt an parlamentarischen Veranstaltungen von Bundestagsabgeordneten teil.[16][17]

Seit März 2016 schreibt sie einen Blog, „My Life in Prostitution“, in dem sie über ihr Leben in der Prostitution und ihren Aktivismus berichtet. In dem Blog werden ebenfalls Themen wie wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychotraumatologie im Hinblick auf die Prostitution und Stellungnahmen zu aktuellen Änderungen der Gesetzgebung im Bereich Prostitution besprochen.[18] Norak ist Mitglied von Sisters e. V. Sie unterstützt die Kampagne #Rotlichtaus des Vereins seit Juni 2017.[1]

Norak hält Vorträge an Schulen, um Jugendliche über die Gefahr von Loverboys aufzuklären.[18]

Auftritte im Fernsehen

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  • 9. März 2018, BR Puls, Die Frage: „Gegen Prostitution – Niemand darf für Sex bezahlen | Darf ich für Sex bezahlen?“ Folge 3/7, funk-Format (9:10 min.)[19]
  • 28. März 2019, ZDF, Aktenzeichen XY … ungelöst: „Loverboy-Masche! Der grausame Weg auf den Strich“. Darstellung des Falls von Sandra Norak bei Aktenzeichen XY mit anschließender Diskussionsrunde (36:55 min.)[20]
  • 17. Mai 2019, SWR, Nachtcafé: „Menschenhandel – das Geschäft mit dem Elend“. Talkshow zum Thema Menschenhandel mit sieben Studiogästen[21]
  • 22. November 2019, ZDF[22] und 3SAT[23] Kulturzeit: „Sandra Norak über die Loverboy-Masche“ (6 min.)

Veröffentlichungen

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Im Dokumentarfilm

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  • Sandra Norak: Startseite. Blog von Sandra Norak. In: mylifeinprostitution.wordpress.com.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Geneviève Hesse: Es war Seelenmord. In: Spiegel Online. 5. August 2017, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  2. Sandra Norak: Sandra Norak. In: facebook.com. Abgerufen am 20. Dezember 2019.
  3. Lisa Harmann: Interview mit Aussteigerin „Die Prostitution hat mich fast kaputt gemacht“. In: Kölnische Rundschau. 25. August 2017, abgerufen am 5. Januar 2020.
  4. Mutige Beichte bei „Aktenzeichen XY“: Ex-Prostituierte rührt Millionenpublikum. Nordbuzz, 28. März 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Januar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nordbuzz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Fatima Abbas: Morgens Schule, abends Hure. Saarbrücker Zeitung, 12. April 2018, abgerufen am 4. Januar 2020.
  6. Vom Bordell in den Hörsaal: „Deutschland ist bekannt als Bordell Europas“. In: sueddeutsche.de. 6. März 2022, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  7. Melissa Farley: Prostitution in Five Countries: Violence and Post-Traumatic Stress Disorder. In: SAGE Science Collections, 1. November 1998 (englisch); doi:10.1177/0959353598084002
  8. Melissa Farley: Prostitution and Trafficking in Nine Countries. In: Journal of Trauma Practice, 15. Oktober 2008 (englisch); doi:10.1300/J189v02n03_03
  9. Sandra Norak: Stellungnahme 17/1676 zur Vorlage 17/1796 im Rahmen der Öffentlichen Anhörung zur Entwicklung der sogenannten „Loverboy-Methode“ zur Erzwingung von Prostitution in Nordrhein-Westfalen. (PDF) S. 13–14
  10. a b Lisa Harmann: Interview mit Aussteigerin „Die Prostitution hat mich fast kaputt gemacht“. In: ksta.de. Kölner Stadtanzeiger, 25. August 2017, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  11. Anping Richter: Sandra Norak: Eine Ex-Prostituierte klagt an. tageblatt.de, 26. November 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  12. Sandra Norak: Stellungnahme 17/1676 zur Vorlage 17/1796 im Rahmen der Öffentlichen Anhörung zur Entwicklung der sogenannten „Loverboy-Methode“ zur Erzwingung von Prostitution in Nordrhein-Westfalen. (PDF) S. 9–11
  13. a b Sandra Norak. In: lightup-movement.de. Lightup Movement, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  14. Till-Reimer Stoldt: „Vergewaltigt, traumatisiert, entwürdigt“. In: welt.de. 28. Juli 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  15. Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Frauen am 5. Juli 2019: „Entwicklung der sogenannten „Loverboy-Methode!“ zur Erzwingung von Prostitution in Nordrhein-Westfalen“ (PDF) Vorlage 17/1796, Sitzungsprotokoll
  16. Parlamentarischer Abend – Entkriminalisierung, Sexkaufverbot, Ausstiegshilfe. Sisters e. V., 5. Januar 2019, abgerufen am 1. Januar 2020.
  17. Patricia Hecht: „Nordisches Modell“: Allianzen für ein Sexkaufverbot. In: taz. 14. Oktober 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 1. Januar 2020]).
  18. a b Sandra Norak: ÜBER MICH. In: mylifeinprostitution.wordpress.com. Sandra Norak, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  19. Gegen Prostitution - Niemand darf für Sex bezahlen | Darf ich für Sex bezahlen? Folge 3/7 auf YouTube, 9. März 2018, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  20. Loverboy-Masche! Der grausame Weg auf den Strich - Aktenzeichen XY. In: youtube.com. ZDF, 28. März 2018, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  21. „Nachtcafé“ zum Thema Menschenhandel. In: swr.de. SWR, 17. Mai 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Dezember 2019; abgerufen am 20. Dezember 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swr.de
  22. Sandra Norak über die Loverboy-Masche. ZDF, 22. November 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  23. Sandra Norak über die Loverboy-Masche. 3sat, 22. November 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  24. Christian P. Stracke: „Bordell Deutschland“ – Milliardengeschäft Prostitution. ZDF, 2017
  25. Festival Catalogue (PDF; 5,7 MB) Prix Europa 2018