Satz von Denjoy

mathematisches Prinzip

In der Mathematik ist der Satz von Denjoy ein grundlegendes Resultat aus der Theorie der dynamischen Systeme. Es besagt, dass zweimal stetig differenzierbare Selbstabbildungen des Kreises keine Cantor-Menge invariant lassen können, und weiterhin dass zweimal stetig differenzierbare Selbstabbildungen des Kreises mit irrationaler Rotationszahl stets zu einer Drehung topologisch konjugiert sind. Beide Resultate sind falsch für nur einmal stetig differenzierbare Selbstabbildungen.

Invariante Mengen

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Für einen orientierungserhaltenden Diffeomorphismus   ist jede minimale nicht-leere abgeschlossene invariante Teilmenge von   entweder

  • eine endliche Menge, oder
  • ganz  , oder
  • eine Cantor-Menge.[1]

Das folgende Beispiel zeigt, dass der dritte Fall für  -Diffeomorphismen tatsächlich möglich ist. Der Satz von Denjoy besagt jedoch, dass der dritte Fall für  -Diffeomorphismen nicht eintreten kann. Insbesondere sind im Fall irrationaler Rotationszahl dann alle Orbiten dicht in  .

Denjoy's Beispiel

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Es gibt einen orientierungserhaltenden  -Diffeomorphismus  , der keine periodischen Punkte hat, aber eine Cantor-Menge invariant lässt.

Zu jeder irrationalen Zahl   kann man einen solchen Denjoy-Diffeomorphismus konstruieren, der zur Drehung   semi-konjugiert ist.

Die Idee ist grob wie folgt. Man nehme den Orbit   einer irrationalen Drehung, dies ist eine abzählbare dichte Menge  . Man schneide   in den Punkten von   auf. Für jedes   fülle man ein Intervall   ein, dabei soll die Summe der Intervallängen endlich sein damit der so konstruierte Raum wieder homöomorph zum Kreis ist. Man konstruiert eine stetige monotone Abbildung, die außerhalb der eingefügten Intervalle die Drehung   ist und   stetig und streng monoton auf   abbildet. Man erhält einen Homöomorphismus (eines zu   homöomorphen Raumes), der keine periodischen Punkte hat, eine Cantor-Menge invariant lässt und zu einer irrationalen Drehung konjugiert ist. Man kann ihn so modifizieren, dass er   wird.[2][3][4]

Der Abbildungstorus der Einschränkung dieser Abbildung auf die invariante Cantor-Menge wird als Denjoy-Solenoid bezeichnet.[5]

Satz von Denjoy

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Wenn   ein orientierungserhaltender  -Diffeomorphismus ist, dann ist jede minimale nicht-leere abgeschlossene invariante Teilmenge von   entweder eine endliche Menge, oder ganz  .

Man erhält als Folgerung aus dem Satz von Denjoy, dass jeder orientierungserhaltende  -Diffeomorphismus mit irrationaler Rotationszahl zu einer Drehung topologisch konjugiert ist.[6][7] (Auch dieser Satz wird als Satz von Denjoy bezeichnet. Mit diesem Satz widerlegte Arnaud Denjoy eine Vermutung von Henri Poincaré.)

Im Allgemeinen ist die konjugierende Abbildung nur stetig. Unter gewissen arithmetischen Voraussetzungen an die Rotationszahl erhält man aber eine differenzierbare Konjugationsabbildung.[8]

Blätterungen

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Suspension einer Abbildung   gibt eine Blätterung auf dem 2-dimensionalen Torus. Denjoy's Beispiel zeigt, dass eine  -Blätterung eine exzeptionelle Minimalmenge haben kann und aus dem Satz von Denjoy folgt, dass eine  -Blätterung einer Fläche keine exzeptionellen Minimalmengen besitzt.[9]

Es gibt hingegen Beispiele von  -Blätterungen der Kodimension 1 auf höher-dimensionalen Mannigfaltigkeiten, die eine exzeptionelle Minimalmenge haben. Die höher-dimensionale Verallgemeinerung des Satzes von Denjoy ist stattdessen der Satz von Sacksteder: eine exzeptionelle Minimalmenge einer  -Blätterung der Kodimension 1 auf einer kompakten Mannigfaltigkeit enthält immer ein Blatt mit nichttrivialer linearisierter Holonomie.[10]

Literatur

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  • Arnaud Denjoy: Sur les courbes définies par les équations différentielles à la surface du tore, J. Math. Pures Appl. (9) 11 (1932), 333–375. online (PDF; 2,5 MB)
  • V. V. Nemyckiĭ, V. V, Stepanov: Kačestvennaya Teoriya Differencialʹnyh Uravneniĭ. (russisch), OGIZ, Moskau-Leningrad (1947).
  • Harold Rosenberg: Un contre-exemple à la conjecture de Seifert (d'après P. Schweitzer). Séminaire Bourbaki, 25ème année (1972/1973), Exp. No. 434, pp. 294–306. Lecture Notes in Math., Vol. 383, Springer, Berlin, 1974. online (pdf)
  • Gilbert Hector, Ulrich Hirsch: Introduction to the geometry of foliations. Part A. Foliations on compact surfaces, fundamentals for arbitrary codimension, and holonomy. Second edition. Aspects of Mathematics, 1. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig, 1986. ISBN 3-528-18501-5
  • Alberto Candel, Lawrence Conlon: Foliations. I. Graduate Studies in Mathematics, 23. American Mathematical Society, Providence, RI, 2000. ISBN 0-8218-0809-5
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Einzelnachweise

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  1. Hector-Hirsch, Kapitel 4
  2. Candel-Conlon, Example 4.1.10
  3. Hector-Hirsch, Kapitel 5.2
  4. Rosenberg
  5. Nemyckiĭ-Stepanov
  6. Hector-Hirsch, Korollar 5.3.3.
  7. Candel-Conlon, Exercise 9.2.19
  8. Michel Herman: Sur la conjugaison différentiable des difféomorphismes du cercle à des rotations. Inst. Hautes Études Sci. Publ. Math. No. 49 (1979), 5–233. online (pdf)
  9. Milnor, §15C
  10. Hector-Hirsch, Kapitel VI