Satz von Kantorowitsch

mathematischer Satz

Der Satz von Kantorowitsch ist eine Aussage der angewandten Mathematik und garantiert die Konvergenz des Newton-Verfahrens unter minimalen Voraussetzungen. Er wurde von Leonid Witaljewitsch Kantorowitsch 1940 erstmals veröffentlicht.

Voraussetzungen

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Es seien   eine offene konvexe Teilmenge und   eine differenzierbare Funktion, deren Ableitung lokal Lipschitz-stetig ist.

D.h. für jedes   existiere die Jacobi-Matrix F'(x) der partiellen Ableitungen und es gebe für jede beschränkte Teilmenge   eine Konstante L > 0 mit

  für beliebige  .

Die Norm der Differenz der Jacobi-Matrizen ist die induzierte Matrixnorm. Diese in die Vektornorm aufgelöst ergibt die Bedingung

 

für beliebige Punkte   und Tangentialvektoren  .

In X sei ein Punkt   bekannt, so dass die Jacobi-Matrix   invertierbar ist. Sei   der Newtonschritt und   das nächste Glied der Newton-Iteration.

Es bezeichne   die Länge des Newtonschritts.

Liegt die Kugel   um den Punkt   mit der Länge des ersten Newtonschritts als Radius noch vollständig in U und ist die Ungleichung

 

erfüllt, wobei M die Lipschitz-Konstante auf B ist, dann

  1. gibt es eine eindeutige Lösung der Vektorgleichung   innerhalb der abgeschlossenen Kugel   und
  2. konvergiert die Newton-Iteration   mit Startpunkt   mit wenigstens linearer Konvergenzgeschwindigkeit zu dieser Lösung.

Verallgemeinerung

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Der normierte Raum   kann durch einen beliebigen Banachraum in Definitions- und Wertebereich ersetzt werden, die Differenzierbarkeit ist dann durch die Frechet-Ableitung definiert.

Auch im endlichdimensionalen Fall kann man die Normen in Definitionsbereich   und Wertebereich   unterschiedlich wählen. Mit der speziellen Wahl

 

ergibt sich z. B., dass

 

gilt. Die einfachere Form der Konvergenzbedingung ist jedoch aufzuwiegen gegen die komplexere Form der Abschätzung zur Lipschitz-Konstanten.

Beweisskizze

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Man kann zeigen, dass für ein konvexes Gebiet U mit Lipschitz-Konstante M der ersten Ableitung immer die Ungleichung

 

gilt, falls x und x+h in U enthalten sind. Für   und   mit dem Newtonschritt   folgt insbesondere

 .

Wegen

 

ist   nach dem Satz zur Neumann-Reihe ebenfalls invertierbar und es gilt

 

Diese beiden Abschätzungen kann man zusammenfassen zu einer Abschätzung des nächsten Newtonschrittes  :

 

und der die Konvergenz kontrollierenden Kenngröße

 .

Die Kugel um   mit Radius   ist vollständig in B und damit in X enthalten, die Lipschitz-Konstante der kleineren Kugel kann nur kleiner sein als M. Es sind also alle Voraussetzungen für den nächsten Schritt hergestellt. Per Induktion wird dies auf die gesamte Newton-Iteration fortgesetzt. Es ergibt sich eine Folge von ineinander enthaltenen Kugeln, deren Radius sich in jedem Schritt mindestens halbiert. Der gemeinsame Durchschnitt aller Kugeln ist also genau ein Punkt, der auch Grenzwert der Newton-Iteration ist. Die Funktionswerte der Newton-Iteration reduzieren sich in jedem Schritt auf ein Viertel des vorhergehenden Funktionswertes, bilden also eine Nullfolge. Der Grenzwert der Newton-Iteration löst also die Vektorgleichung F(x)=0.

Literatur

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  • Kantorowitsch, L. (1948): Funktionalanalysis und angewandte Mathematik (russ.). UMN3, 6 (28), 89–185.
  • Kantorowitsch, L. W.; Akilow, G. P. (1964): Funktionalanalysis in normierten Räumen. Berlin.
  • P. Deuflhard: Newton Methods for Nonlinear Problems. Affine Invariance and Adaptive Algorithms. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-21099-7 (Reihe: Springer Series in Computational Mathematics, Vol. 35)