Satz von Rado

Lehrsatz der Matroidtheorie

Der Satz von Rado (englisch Rado's theorem oder Rado's transversal theorem) ist ein Lehrsatz der Matroidtheorie und gehört als solcher in das Gebiet der Diskreten Mathematik. Er geht auf eine Arbeit des deutschen Mathematikers Richard Rado aus dem Jahre 1942 zurück und stellt eine weitreichende Verallgemeinerung des berühmten Heiratssatzes von Philip Hall dar.[1][2][3][4][3][5][6]

Formulierung des Satzes

Bearbeiten

Der Satz lässt sich folgendermaßen formulieren:[7][8][9][10][11][12]

Gegeben seien eine nichtleere endliche Grundmenge   und darauf ein Matroid   mit der Rangfunktion  .
Weiter gegeben seien eine nichtleere endliche Indexmenge   und dazu eine Mengenfamilie   von  -Teilmengen  .
Dann sind folgende Aussagen äquivalent:
(1) Die Mengenfamilie   besitzt eine Transversale, die in   eine unabhängige Menge ist.
(2) Jede Teilmenge   erfüllt in Hinblick auf die Rangfunktion   die Ungleichung   .

Erläuterungen und Anmerkungen

Bearbeiten
  • Eine Teilmenge   ist eine Transversale[13] der Mengenfamilie  , wenn es eine bijektive Abbildung   gibt derart, dass für jedes   stets   gilt.
  • In der Matroidtheorie ist   für ein   eine abkürzende Schreibung, wobei stets   gilt.
  • Die obige Bedingung (2) nennen manche Autoren auch – in Analogie zur Hall-Bedingung (bzw. zu Hall’s Bedingung) im Heiratssatz – die Rado-Bedingung oder Rado’s Bedingung. Sie besagt, dass die Vereinigungsmenge von je   der Teilmengen   eine in   unabhängige Menge mit mindestens   Elementen umfasst.[7][10][12]
  • Fallen die Rangfunktion   und die Anzahlfunktion   zusammen und sind damit alle Teilmengen   unabhängig, so fällt die Rado-Bedingung mit der Hall-Bedingung zusammen und man erhält den Heiratssatz.[9]
  • Der Satz von Rado lässt sich ausdehnen auf den transfiniten Fall, der ein unendliches Matroid voraussetzt, also eine Matroidstruktur mit unendlicher Grundmenge   und zusätzlichen Endlichkeitsbedingungen.[14]
  • Auf Richard Rado geht ein weiterer wichtiger Lehrsatz zurück, nämlich der Rado'sche Satz in der Ramseytheorie. Es ist in diesem Zusammenhang auch festzuhalten, dass der hiesige Satz nicht mit den auf den ungarischen Mathematiker Tibor Radó zurückgehenden Radó'schen Sätzen in der Analysis verwechselt werden sollte.

Folgerung

Bearbeiten

Aus dem Satz von Rado lassen sich viele Folgerungen gewinnen; so etwa die folgende:[15][16][17]

Gegeben seien eine nichtleere endliche Grundmenge   und darauf zwei nichtleere endliche Mengenfamilien   und   von Teilmengen   über einer gegebenen endlichen Indexmenge  .
Dann gilt:
Die beiden Mengenfamilien   und   besitzen eine gemeinsame Transversale genau dann, wenn für je zwei beliebige Indexteilmengen   die Ungleichung    erfüllt ist.

Anwendung

Bearbeiten

Als Anwendung der obigen Folgerung erhält man ein Resultat über endliche Gruppen:[18]

Gegeben seien eine endliche Gruppe   und darin eine Untergruppe   vom Index  .
Dann gibt es zu den Links- und Rechtsnebenklassen von   nach   ein gemeinsames  -Tupel   von Gruppenelementen mit
  .

Literatur

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Dieter Jungnickel: Transversaltheorie. 1982, S. 136 ff
  2. James Oxley: Matroid Theory. 2011, S. 411 ff
  3. a b D. J. A. Welsh: Matroid Theory. 1976, S. 97 ff
  4. Robin J. Wilson: Einführung in die Graphentheorie. 1976, S. 159 ff
  5. Korte/Lovász/Schrader: Greedoids. 1991, S. 1 ff, S. 16
  6. Martin Aigner: Kombinatorik II. 1976, S. 244 ff
  7. a b Jungnickel, op. cit., S. 136
  8. Oxley, op. cit., S. 412
  9. a b Welsh, op. cit., S. 98
  10. a b Wilson, op. cit., S. 160
  11. Korte/Lovász/Schrader, op. cit., S. 16
  12. a b Aigner, op. cit., S. 246
  13. Anderswo, etwa in der Geometrie, hat der Begriff der Transversale eine andere Bedeutung.
  14. Jungnickel, op. cit., S. 138 ff
  15. Welsh, op. cit., S. 106 ff
  16. Wilson, op. cit., S. 161 ff, S. 130
  17. Aigner, op. cit., S. 251
  18. Wilson, op. cit., S. 131