Lassee
Lassee ist eine Marktgemeinde mit 3027 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich.
Marktgemeinde Lassee
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Gänserndorf | |
Kfz-Kennzeichen: | GF | |
Fläche: | 55,63 km² | |
Koordinaten: | 48° 14′ N, 16° 49′ O | |
Höhe: | 148 m ü. A. | |
Einwohner: | 3.027 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 54 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2291 | |
Vorwahl: | 02213 | |
Gemeindekennziffer: | 3 08 30 | |
NUTS-Region | AT126 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Obere Hauptstraße 4 2291 Lassee | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Norbert Klein (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (21 Mitglieder) |
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Lage von Lassee im Bezirk Gänserndorf | ||
Rathaus in Lassee | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geografie
BearbeitenLassee liegt im Weinviertel in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 55,62 Quadratkilometer. 7,53 Prozent der Fläche sind bewaldet. Zum Ort Lassee gehört auch ein Erholungszentrum (EHZ), welches insgesamt 14 Seen umfasst. Lassee hat eine Rettungsstelle (wird vom Roten Kreuz Groß Enzersdorf betreut) und eine eigene Polizeiinspektion. Zwischen Schönfeld und Lassee liegt der Bahnhof Schönfeld-Lassee an der Marchegger Ostbahn.
Gemeindegliederung
BearbeitenDas Gemeindegebiet umfasst folgende zwei Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
- Lassee (2617)
- Schönfeld im Marchfeld (410)
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Lassee und Schönfeld.
Mit der NÖ. Kommunalstrukturverbesserung wurde zum 1. Jänner 1971 Lassee und Schönfeld im Marchfeld zu einer Gemeinde zusammengelegt.[2]
Nachbargemeinden
BearbeitenWeiden an der March | ||
Untersiebenbrunn | Marchegg | |
Haringsee | Eckartsau | Engelhartstetten |
Geschichte
BearbeitenLassee hieß ursprünglich Lauchsee (See an dem Lauch wächst) und wurde erstmals 1115 urkundlich erwähnt.[3]
Im Zwettler Stiftungsbuch findet sich für das Jahr 1233 ein Chunrat als Sohn des „Poppo de Lavcse“ (Lassee). Die Pfarre war seit 1189 dem Kloster Melk inkorporiert. Der Ort gehörte (als Lehen) den Babenbergern, dann den Habsburgern. Im Jahr 1724 gelangte der Ort in den Besitz Prinz Eugens von Savoyen. Das Marktrecht erhielt Lassee im Jahr 1822.[4]
Die dem hl. Martin geweihte Kirche wurde in der heutigen Form 1695 errichtet,[3]
Im Nationalsozialismus kam es im März 1938 zur Plünderung jüdischer Geschäfte und Wohnungen. In der Folge wurden jüdische Betriebe arisiert. 1943 wurde in Lassee ein Arbeitslager eingerichtet. Unter anderem mussten dort 48 Juden und Jüdinnen Zwangsarbeit leisten. Ihre Wertgegenstände wurden entwendet und die Lebensbedingungen waren grausam.[5] Die Überlebende Schoschana Edler berichtete, mit 44 anderen Gefangenen in einem Stall gewohnt zu haben. Sie und andere wurden 1944 in das KZ Bergen-Belsen transportiert.[6]
Der NSDAP-Ortsgruppenleiter Ludwig Travek wurde nach der Kapitulation wegen dieser und weitere Taten angeklagt. Im Mai 1947 verurteilte ihn ein Wiener Gericht zu zehn Jahren schwerer Kerkerhaft. 1949 wurde er wegen schwerer Krankheit entlassen, die Reststrafe 1952 durch den Bundespräsidenten erlassen.[5]
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenEthnographie
BearbeitenDer Ort ist Teil der kroatischen Sprachinsel im Marchfeld.[7]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Katholische Pfarrkirche Lassee hl. Martin: ursprünglich als Wehrkirche im 13. Jahrhundert errichtet. Im 14. Jahrhundert wurde sie zu einer dreischiffigen Basilika erweitert und Ende des 18. Jahrhunderts fand eine Barockisierung des Sakralbaus statt.
- In Lassee finden regelmäßig Aufführungen in der Aula der Volksschule statt, sei es nun ein Theaterstück von der Theatergruppe Lassee oder ein Konzert des Kirchenchors. Besonders im Kulturherbst treten vielerlei verschiedene Künstler auf. Unter anderem sind schon die Kabarettisten Alfons Haider, Bernhard Lentsch, Clemens Maria Schreiner, Fredi Jirkal, Joesi Prokopetz, Klaus Eckel, Gerold Rudle und Omar Sarsam in Lassee aufgetreten. Der Kulturherbst beschränkt sich jedoch nicht nur auf Kabarettprogramme, sondern ist auch durch Vernissagen (z. B. des Malers Gottfried „Laf“ Wurm) gekennzeichnet.
- Naturschutz
In der Gemeinde befinden sich die Natura-2000-Gebiete
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenNichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 82, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 119. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1117. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 48,59 Prozent.
In Lassee gibt es ein mit Stroh befeuertes Biomasseheizwerk der EVN Wärme, welches die gesamte Gemeinde mit Fernwärme versorgt.[9]
Öffentliche Einrichtungen
BearbeitenIn der Gemeinde gibt es zwei Kindergärten,[10] eine Volksschule und eine Neue Mittelschule.[11]
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat hat 21 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 6 SPÖ, und 2 FPÖ.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 4 FPÖ, und 4 SPÖ.[12]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 5 SPÖ, und 3 FPÖ.[13] (19 Mitglieder)
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 8 SPÖ, und 1 FPÖ.[14]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 8 SPÖ, und 1 FPÖ.[15]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 7 SPÖ, und 2 FPÖ.[16]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 8 ÖVP, 6 WIR2291ER, 4 SPÖ und 3 FPÖ.[17]
Bürgermeister
BearbeitenBürgermeister seit 1945 waren:[3]
- 1945–1953 Josef Moring
- 1953–1960 Josef Weiss
- 1960–1971 Franz Weiss
- 1971–1976 Herbert Breuer
- 1976–1994 Alfred Zuna
- 1994–2000 Franz Aichinger
- 2000–2020 Karl Grammanitsch
- 2020–2024 Roman Bobits
- seit 2024 Norbert Klein
Wappen
BearbeitenDas Gemeindewappen wurde Lassee 1977 verliehen. Das Pferd zeigt die bäuerliche Tradition, die goldenen Ähren symbolisieren den Getreideanbau. Die gekreuzten Schlüssel sind das Symbol der Benediktiner und weisen auf die Zugehörigkeit der Pfarre zum Stift Melk hin.[3]
Gemeindepartnerschaften
BearbeitenLassee pflegt Partnerschaften mit:[18]
- Lassee hat seit 1999 eine Gemeindepartnerschaft mit dem in Frankreich gelegenen Briennon (département Loire).
- Die Gemeinde Strzyżów in der Woiwodschaft Karpatenvorland, in den polnischen Waldkarpaten.
Weiters ist es Mitglied der European Charter – Villages of Europe, eine Gruppe ländlicher Gemeinden aus allen 28 EU-Ländern.[18]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Anton Gasselich (1888–1953), Politiker
- Poldi Waraschitz (1900–1970), Schauspieler und Lebenskünstler
- Leopold Weiss (1903–1991), Landwirt und Politiker, Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich
- Rudolf Sallinger (1916–1992), Politiker
- Rudolf Nürnberger (* 1945), Gewerkschafter und Politiker
- Heidemarie Doganalp-Votzi (* 1961), Sozialanthropologin und Orientalistin (Turkologie)
- Rainer Predl (* 1990), Ultraläufer
Literatur
Bearbeiten- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 3. Band: Herzogbirbaum bis Kammersdorf. Mechitaristen, Wien 1834, S. 276 (Laasee – Internet Archive).
Weblinks
Bearbeiten- Lassee in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 30830 – Lassee. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Statistik Austria: Auflösungen bzw. Vereinigungen von Gemeinden ab 1945
- ↑ a b c d Geschichte. Gemeinde Lassee, abgerufen am 12. September 2022 (österreichisches Deutsch).
- ↑ a b Gedächtnis des Landes - Orte: Lassee. Niederösterreichische Museum BetriebsgesmbH, abgerufen am 12. September 2022.
- ↑ a b Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz (Hrsg.): Volksgerichtsverfahren gegen Ludwig TRAVEK. United States Holocaust Memorial, 2007, S. 105 (ushmm.org [PDF; abgerufen am 1. März 2023]).
- ↑ Eleonore Lappin: Die Deportationen ungarischer Juden nach Theresienstadt. Hrsg.: Mahnmal Viehofen. Viehofen (mahnmal-viehofen.at [PDF; abgerufen am 2. März 2023]).
- ↑ Karl Freiherr von Czoernig: Ethnographie der österreichischen Monarchie. 1 Band, k.k. Staatstruckerei, Wien 1857, S. 138
- ↑ Gebietsbeschreibung. Abgerufen am 16. Juli 2020.
- ↑ Facts & Figures, Wärmeversorgungsanlagen der EVN, Karte Seite 58 ( des vom 7. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; Abgerufen am 10. Juni 2010
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche auf Schulen online, abgerufen am 8. September 2020
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Lassee. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Lassee. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Lassee. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Lassee. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Lassee. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Lassee. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 15. Februar 2020.
- ↑ a b Partnergemeinden. Gemeinde Lassee, abgerufen am 12. September 2022 (österreichisches Deutsch).