Schienenverkehr auf Sachalin
Schienenverkehr auf Sachalin gibt es seit 1904. Die ersten Strecken entstanden auf der Insel Sachalin in Kapspur (1067 mm) unter japanischer Herrschaft. Seit 1945 gehört die gesamte Insel zu Russland, die kapspurigen Strecken wurden bis 2020 auf russische Breitspur (1520 mm) umgebaut. Daneben bestehen und bestanden noch weitere Strecken, insbesondere mit 750 mm Schmalspur.
Die öffentlichen Strecken gehören heute zur regionalen Filiale Fernost-Eisenbahn der staatlichen Russischen Eisenbahnen (RŽD). Von 1992 bis 2010 gab es mit der Sachalinskaja schelesnaja doroga (Sachalineisenbahn) eine eigene regionale Verwaltung für die Kapspurstrecken auf Sachalin.
Geschichte
BearbeitenDer Eisenbahnbau auf der Insel Sachalin begann nach dem Russisch-Japanischen Krieg (1904–05), infolgedessen der südliche Teil der Insel entsprechend dem Vertrag von Portsmouth an Japan abgetreten wurde. Auf dem japanischen Teil der Insel wurde zunächst eine Schmalspurstrecke von Korsakow (damals japanisch Otomari) nach Juschno-Sachalinsk (Toyohara) von 42,5 km Länge bei 600 mm Spurweite gebaut. Die Strecke wurde später auf die in Japan übliche Spurweite von 1067 mm (Kapspur) umgebaut. 1911 erfolgte der Bau einer Zweigstrecke von Juschno-Sachalinsk nach Starodubskoje (53,5 km lang). Von 1918 bis 1921 wurden die Orte Newelsk (Honto), Cholmsk (Maoka), Tschechow (Noda) und Tomari (Tomarioru) an das Streckennetz angeschlossen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Folge auch der südliche Teil Sachalins an die Sowjetunion fiel, wurden die vorhandenen Strecken sowie der vorhandene Fahrzeugbestand (so etwa Dampf- und Diesellokomotiven) von den Sowjetischen Eisenbahnen übernommen. Die eingesetzten Wagen stammten größtenteils aus dem Bestand der Sowjetischen Bahn und wurden für den Einsatz auf Kapspur umgerüstet. Speziell für den Einsatz auf Sachalin wurden von der Lokomotivfabrik Ljudinowo die Diesellokomotiven der Baureihen TG16 und TG21 gebaut. Mit Ausnahme von einigen in Japan beschafften Triebwagen wurden die Normen des sowjetischen bzw. russischen Eisenbahnbetriebes wie die Kupplungsbauart SA-3 in europäischer Höhe auch beim Kapspurbetrieb angewendet.
Das in sowjetischer Zeit auch in den Norden der Insel bis Nogliki ausgebaute Netz hatte 1992 eine Länge von 1072 km. 2006 waren noch 805 km in Betrieb. Der Rückgang erklärt sich mit der Schließung wenig genutzter Streckenabschnitte, so z. B. zwischen Datschnoje und Aniwa sowie zwischen Dolinsk und Starodubskoje.
Anbindung an das Festlandsnetz
BearbeitenAnfang der 1950er Jahre wurde der Bau eines Eisenbahntunnels unter dem Tatarensund, der Sachalin mit dem Festland verbinden sollte, begonnen. Die Bauarbeiten wurden jedoch bald abgebrochen. Bis heute ist es die Absicht der russischen Regierung, dieses Vorhaben zu vollenden. Derzeit wird alternativ der Bau einer Brücke geplant, die nach optimistischer Einschätzung zwischen 2030 und 2035 eingeweiht werden könnte.
Fähre
BearbeitenFür die Anbindung an das russische Eisenbahnnetz besteht eine Eisenbahnfährverbindung zwischen Wanino und Cholmsk. Bedingt durch die unterschiedliche Spurweite war bis 2019 der Wechsel von Radsätzen oder Drehgestellen erforderlich.
Umspurung auf 1520 mm
BearbeitenDie Arbeiten zur Umstellung des Streckennetzes der Insel auf die in Russland übliche Spurweite von 1520 mm sind seit 2020 abgeschlossen. Sie wurden schon mehrere Jahre vor dem Beginn der Umbauarbeiten mit dem Einbau von Betonschwellen mit drei Schienenaufnahmen vorbereitet.
Am 18. Juli 2019 erreichte der erste Fernzug Nogliki auf der umgespurten Strecke.[1]
Am 30. August 2019 wurden weitere Streckenabschnitte für den Verkehr freigegeben.[2] Dies sind die Strecken Juschno-Sachalinsk – Tomari, Tomari – Cholmsk und Juschno-Sachalinsk – Korsakow. Im Nahverkehr kommen in Kooperation von Metrowagonmasch und Italdesign[3] neu konstruierte Triebwagen der Baureihe RA-3 zum Einsatz.[4]
Die Umspurung wurde im August 2019 beendet.[5] Der letzte planmäßige Zug auf Spurweite 1067 mm verkehrte am 30. September 2020.[6]
Weitere Eisenbahnstrecken
Bearbeiten- in russischer Breitspur (1520 mm):
- Moskalwo–Ocha (unterstand nie dem Eisenbahnministerium der Sowjetunion – MPS)
- in 750 mm Schmalspur
- Ocha–Nogliki (unterstand früher dem MPS)
- um Uglegorsk, eine 1067-mm-Brücke nachnutzend (unterstand nie dem MPS)
- um Poronaisk
- Kindereisenbahn Juschno-Sachalinsk
- einzelne weitere Bahnen
- ursprünglich 750 mm, später auf Kapspur umgespurt:
- Pobedino–Perwomaisk (unterstand nie dem MPS)
- Grubenbahnen, v. a. nahe Bykow
Die 750-mm-Bahnen wurden in Russland (anders als in der Ukraine) nie als Teil des landesweiten Eisenbahnnetzes angesehen.
Galerie
Bearbeiten-
Museum: Schneeschleuder und alter japanischer Triebwagen
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Museum: Einige Ausstellungsstücke
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Museum: Dampflokomotive C159 4-78
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Eisenbahnfähre Sachalin-8, im Einsatz seit 1985
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ТГ16-047
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ТГМ7-045
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ТГМ7-027 in Cholmsk
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Bahnbetriebswerk Cholmsk
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Schmalspur-Triebzug Д2 bei Poljakowo
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Dreischienengleis im Bau
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Neuer Triebwagenzug RA-3: in geänderter Farbgebung auf Sachalin im Einsatz
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Russische Eisenbahnen (RŽD) (russisch)
- Sachalinskaja schelesnaja doroga (RŽD) (russisch)
- Sakhalin Railway schedules (englisch)
- Photo - project «Steam Engine» (russisch)
- private «Sachalinskaja schelesnaja doroga» S. Bolashenko (russisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Trans-Europe Express LLC: The gauge change on Sakhalin Island's railway line. 23. Juli 2019, abgerufen am 2. Februar 2020 (englisch).
- ↑ RZD: Российская колея по всему Сахалину: движение открыто. 30. August 2019, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. September 2019; abgerufen am 1. Februar 2020 (russisch).
- ↑ Italdesign: Railbus RA-3 the new convenient and technological mobility project for unelectrified railways. Italdesign Giugiaro S.p.A., abgerufen am 1. Februar 2020 (englisch).
- ↑ RailTech: New Russian railbus expands geography of routes. ProMedia Group, 18. Oktober 2019, abgerufen am 1. Februar 2020 (englisch).
- ↑ Российская колея по всему Сахалину: движение открыто. 30. August 2019, abgerufen am 1. September 2019.
- ↑ 共同通信: サハリン、日本の鉄路に幕 宮沢賢治「銀河鉄道」にも | 共同通信. In: 共同通信. 30. September 2020, abgerufen am 16. März 2021 (japanisch).