Die Schiffswerft Clausen war eine Werft in Oberwinter, die sich vor allem auf Fähren spezialisierte.

Geschichte

Bearbeiten

Die Schiffswerft Clausen hatte ihren Standort am Hafen von Oberwinter. Dort wurden einst Holzboote gebaut; ab 1912 spezialisierte sich Clausen jedoch auf den Bau von Eisenschiffen.

In den 1930er Jahren war der Standort der Werft durch Pläne für eine neue Straßenführung gefährdet. Das Hindenburgufer, später Oberwinterer Rheinallee genannt, wurde Ende 1935 für jeden Verkehr gesperrt, so dass Anfang 1936 die Bauarbeiten für die neue Straße beginnen konnten. Am Schnittpunkt zweier Bauabschnitte befand sich jedoch die Werkhalle der Schiffswerft Clausen. Sie musste in Richtung Rhein versetzt werden. Der Ortsvorsteher Hüllen wandte sich jedoch brieflich an die Eigentümerin des Geländes, die Rheinstrombauverwaltung Koblenz, um einen Verzicht auf den Wiederaufbau der Halle durchzusetzen, die seiner Meinung nach den Blick von den neuen Rheinanlagen aus verschandeln und sich negativ auf die Eignung des Ortes für den Fremdenverkehr auswirken würde. Hüllen konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Halle wurde neben der Straße wieder aufgebaut.[1]

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Werft weitgehend zerstört; der Wiederaufbau erfolgte ab 1946. Ein Schwerpunkt in der Zeit nach dem Krieg war der Bau von Auto-Schnellfähren.[2] Der Konstrukteur Ferdinand Clausen konzipierte in der Nachkriegszeit möglichst leichte Autofähren mit etwa 80 Tonnen Gewicht, die leicht zu manövrieren waren.[3]

Clausen-Fähren wurden unter anderem in Speyer, auf den Strecken BingenRüdesheim, Bad HonnefRolandseck und Bad Godesberg–Niederdollendorf verwendet. Neben Fähren baute Clausen auch Fahrgastschiffe.[2]

1990 mietete der Maritim-Service Groten die ehemalige Werft und renovierte sie. Er hatte ab 1991 seinen Sitz auf dem Gelände, bis er 2002 auf das Gelände der einstigen Schiffswerft Oberwinter GmbH umzog.[4]

Schiffe (unvollständige Liste)

Bearbeiten
 
Konrad Adenauer
  • Rheingold (1928), mittlerweile Nostalgie[5]
  • Brunhilde (1928), mittlerweile Schloss Heidelberg[6]
  • Seeadler (1929), später Regia Wimpina, mittlerweile Kurpfalz[7]
  • Stadt Königswinter (1929)[8]
  • Minchen (1949), mittlerweile Uranus[9]
  • Aegir (1950),[10] später Sancta Maria, Elbaue, Salvator, Stadt Schweinfurt, Ústí nad Labem, mittlerweile verschrottet[11]
  • Möhne (1950, Nr. 112),[12] mittlerweile Papenburg[13][14]
  • Carpe Diem (1953)[15]
  • Marleen (1953) (später Aral 8, Emstank 1, Ara)[16]
  • Ingrid (1953) (später Bad Cannstatt bzw. Walhalla)[17][18]
  • Mülheim (1954)[19]
  • Oberhausen (1954)[20]
  • Friedrich Freye (1955)[21]
  • Ochten-Druten (1955, Nr. 147)[22]
  • Peter Pan (1956, Nr. 148)[23]
  • Stadt Kettwig, von 1996 bis 2008 Bleckeder Löwe (1957)[24]
  • Rheinfähre Altrip (1958)[25]
  • Orsoy (1958)[26]
  • Mondorf II (1958)[27]
  • Dedesdorf (1959, Nr. 157)[28]
  • Mülheim a. d. Ruhr (1960)[29]
  • Königswinter III (1960, Nr. 160),[30] später Treibgut[31]
  • Rumpenheim (1961, Nr. 170)[32]
  • Prototyp einer Pionierfähre (1961)[33]
  • Fritz Middelanis (1962, Nr. 173)[34][35]
  • Pfalzgrafenstein (1966, Nr. 206)[36][37]
  • Rhinowe (1967, Nr. 207)[38]
  • Konrad Adenauer (1967)

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Schiffswerft Clausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bernd Blumenthal, "Die jetzige Straße ist für Fußgänger unpassierbar". Die Vorgeschichte des Baus der Überwinterer Umgehungsstraße (B9) in den 30er Jahren (1991)
  2. a b Hermann Comes, Schiffsbau im Kreis Ahrweiler (1955) (Memento vom 3. Juli 2011 im Internet Archive)
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/rheinnixe.com„Fährschiffe sind Stiefkinder: Keiner liebt sie so richtig“, in: Godesberger Anzeiger 1987 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) (PDF; 2,0 MB)
  4. Maritim-Service Groten
  5. Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 430
  6. Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 88
  7. Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 32
  8. Echo des Siebengebirges 63, 14. Mai 1929 (Digitalisat auf zeitpunkt.nrw)
  9. Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 470
  10. Daten zur Aegir (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  11. Sancta Maria - FGS - 04304940 auf www.binnenschifferforum.de
  12. Daten zur Möhne
  13. Papenburg – FGS - auf www.binnenschifferforum.de
  14. Die Papenburg stand im Jahr 2024 zum Verkauf, siehe www.kleinanzeigen.de
  15. Daten zur Carpe Diem (Memento vom 24. Februar 2012 im Internet Archive)
  16. Marleen - Bunk - 04027720 auf www.binnenschifferforum.de
  17. Dieter Schubert, Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 252
  18. Stand 2023 zum Verkauf, siehe www.kleinanzeigen.de
  19. Bericht über die Mülheim
  20. Geschichte der Oberhausen
  21. Daten zur Friedrich Freye
  22. Daten zur Ochten-Druten
  23. Peter Pan
  24. Bleckeder Löwe (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  25. Geschichte der Fähren in Altrip (PDF; 535 kB)
  26. Orsoy oder Rheinfels?
  27. Mondorf II
  28. Daten zur Dedesdorf
  29. Daten zur Mülheim a. d. Ruhr
  30. Königswinter III (Memento vom 12. Juli 2013 im Internet Archive)
  31. Treibgut - Eventschiff (ex Autofähre) auf www.binnenschifferforum.de
  32. Daten zur Rumpenheim (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  33. Pionierfähre
  34. Geschichte der Fritz Middelanis (PDF; 60 kB)
  35. Clausen war nur die Aufbauwerft; Kasko wurde unter Nr. 171 auf der Schiffswerft Oberwinter gebaut. Siehe Fritz Middelanis - AF - 04810070 auf www.binnenschifferforum.de
  36. Daten zur Pfalzgrafenstein
  37. Laut dieser Quelle hieß das Schiff ursprünglich Sirtaki
  38. Daten zur Rinowe