Die Schlacht bei Humin im Ersten Weltkrieg stellte einen weiteren und letzten Versuch dar, mit der 9. Armee Warschau von Westen her zu erreichen. Während dieser Kämpfe wurde von den Deutschen am 31. Januar 1915 bei Bolimów erstmals umfangreich Giftgas eingesetzt. Nachdem dieser Angriff festlief, stellte sich wieder der Stellungskrieg ein.

Vorgeschichte

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Nachdem die Schlacht an der Weichsel verloren gegangen war, wurde am 2. November 1914 August von Mackensen mit der Führung der 9. Armee beauftragt. Während die 8. Armee defensiv in Ostpreußen verblieb, sollte die 9. Armee offensiv den russischen Verbänden in die rechte Flanke fallen und damit einen Entlastungsangriff für die 8. Armee herbeiführen. Mackensen sammelte seine Verbände zwischen Thorn und Hohenzalza und versuchte in der Schlacht um Łódź auf Warschau vorzustoßen. Doch auch dieses Unternehmen misslang Ende November. Daher setzte man weiter nördlich einen weiteren Angriff an. Am 5. Dezember 1914 dem Ende der Schlacht um Łódź, kam es auch in den nördlichen Kampfabschnitt zu einem operativen Stillstand.

Schlachtverlauf

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Kämpfe an der Bzura und Rawka

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Am 8. Dezember langte aber das XVII. Armee-Korps vor Łowicz an und wurde zunächst in Lenczycz untergebracht und für den weiteren Kampf dem I. Reserve-Korps unterstellt. Ab 10. Dezember wurde versucht weiter in Richtung Warschau vorzugehen. Doch der Angriff konnte keinen Schwung aufbauen, weil die Stellungen der Feinde vor Łowicz zu stark waren. Schließlich wurden vom XIII. Armee-Korps eine Batterie von 21-cm-Mörser zur Verfügung gestellt und auch österreichische 30,5-cm-M.11-Mörser kamen zum Einsatz. Bis zum 12. Dezember konnten etwa 8000 Gefangene eingebracht werden.[3] Am 15. Dezember besetzte das I. Reservekorps unter General von Morgen kampflos das von den Russen geräumte Łowicz. Für diesen Sieg erhielt von Morgen den Pour le Mérite. Am 17. Dezember erreichte der Nordflügel der 9. Armee die Stellungen der Russen an der Bzura. Das Zentrum Mackensens, die Gruppen Pannewitz und Morgen erwartete an der Rawka erneut harter Widerstand. Nachdem man bis Mitte Januar 1915 vergeblich versucht hatte den kleinen Fluss zu überqueren, ereilte den Truppen am 19. Januar der Armeebefehl einen neuerlichen größeren Angriff anzusetzen. Für Mitte Februar 1915 war ein Vorstoß aus Ostpreußen geplant, dabei sollte die Armeegruppe Gallwitz über den Narew nach Süden vorgehen. Bevor die Schlacht um Przasnysz beginnen sollte, wurde die 9. Armee angewiesen einen Vorstoß östlich der Rawka auszuführen.

Die Schlacht bei Humin

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Am 30. Januar 1915 hatte sich die Artillerie eingeschossen. Auf einer Breite von 6 Kilometer, zwischen der Ortschaft Szydłowiecka im Süden und Dołowatka im Norden[4] waren 98 Batterien in Stellung gegangen. In der Nacht zuvor war viel Schnee abgegangen. Am 31. Januar um 7:30 Uhr begann das Wirkungsschießen der Artillerie aus allen Feldkanonen, Langrohrgeschützen und Haubitzen. Um 11 Uhr stürmten die bereitgestellte Infanterie die sturmreif geschossenen Stellungen des Gegners. Doch nach der Überwindung des ersten Grabens verlief der Angriff dennoch stockend. Selbst in der einbrechenden Nacht wurde verbissen weitergekämpft. Am 1. Februar wurde wieder die Artillerie zum Einsatz gebracht. Der 1. Reserve-Division gelang es am Nachmittag sich in den Besitz der Höhe 98 nördlich des Gutes Wola zu setzen; aber auch jetzt gelang nicht der entschiedenen Durchbruch. In der zweiten Nacht hatte es wieder heftigen Schneefall gegeben. Der dritte Morgen war sehr trüb und durch die schlechte Sicht konnte die Geschosse kaum richtig in ihrer Wirkung beobachtet werden; erst am Nachmittag klarte es auf. Darauf ordnete General Wladimir Smirnow, Befehlshaber der russischen 2. Armee einen Gegenangriff an.[5] Den Angriff führte das russische VI. Armeekorps unter Generalleutnant Gurko. Nur unter gewaltigen Anstrengungen konnte die Front verteidigt werden; an einen weiteren Vorstoß war nicht mehr zu denken. Am 4. Februar werden weitere Angriffe auf deutscher Seite endgültig aufgegeben. Beide Seiten gruben sich in ihren Stellungen ein; die deutschen Truppen verblieben dort bis zum 15. Februar 1916.[6]

„Die Angriffe der 9. Armee östlich der Rawka hatten wohl schöne taktische Erfolge gebracht, der Durchbruch war aber nicht erreicht worden. Die zum ersten Mal hier verwandten Gasgeschosse, mit T- und Ni-Stoff[7] gefüllt, hatten nicht die gewünschte Wirkung gehabt. Die gefangenen Russen klagten wohl über tränende Augen und Kopfschmerzen, außer Gefecht waren sie nicht gesetzt worden.“

Kurt von Morgen[8]

In dieser Schlacht kam versuchsweise Giftgas zum Einsatz. Es wurden mit Xylylbromid gefüllte Geschosse eingesetzt. 18.000 Gasgranaten waren bereitgestellt worden, deren Wirkung aber durch Kälte nahezu aufgehoben wurde.[9]

Die Vorstöße in Richtung Warschau wurden aufgegeben.

Gedenkstätten

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Einzelnachweise

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  1. Der deutsche Heeresbereich vom 16. Februar 1915 stellt lapidar fest „In der ausländischen Presse haben die abenteuerlichsten Gerüchte über unermeßliche Verluste der Deutschen in den Kämpfen östlich Bolimow (Anfang Februar) Aufnahme gefunden. Es wird festgestellt, daß die deutschen Verluste bei diesen Angriffen im Verhältnis zum erreichten Erfolg gering waren.“ (Stahlgewitter)
  2. Curt von Morgen schreibt von ungeheuren Verlusten, die Zahl der Gefangenen beziffert er bis zum 4. Feb. auf 4000 in Meiner Truppen Heldenkämpfe. Berlin 1920, S. 48. Der deutsche Heeresbereich vom 5. Februar 1915 gibt bekannt: „Ebenso mißlangen starke russische Angriffe gegen unsere neu gewonnenen Stellungen östlich Bolimow. Die Zahl der dort Gefangenen beträgt seit dem 1. Februar im ganzen 26 Offiziere und annähernd 6000 Mann.“ (Stahlgewitter)
  3. Kurt von Morgen: Meiner Truppen Heldenkämpfe. Berlin 1920, S. 44.
  4. Der Ort Humin war im Zentrum der Schlacht und daher wird er auch in der deutschen Literatur so benannt. Der Ort Bolimów war die nächste größere Ortschaft, die aber nicht in das Geschehen einbezogen war. In der angelsächsischen Literatur wird daher zumeist der Name Battle of Bolimów verwendet.
  5. Max Meyhöfer, Das Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 1 im Weltkriege (1914–1918), Berlin 1926, S. 63–67.
  6. R. Leopolod, Reserve Infantrie-Regiement Nr. 3, Oldenburg 1926, S. 65–66.
  7. eine pulverförmige Kombination von Dianisidin-Chlorhydrat und Dianisidinchlorsulfonat (Ni-Mischung) siehe dazu Walther Nernst
  8. Kurt von Morgen: Meiner Truppen Heldenkämpfe. Berlin 1920, S. 48.
  9. Der Weltkrieg von 1914 bis 1918. Band 7: Die Operationen des Jahres 1915. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr. Berlin 1931, S. 166.