Schloss Rammenau

Schloss in Deutschland

Das Schloss Rammenau in Rammenau bei Bischofswerda im Landkreis Bautzen ist eines der am besten erhaltenen barocken Landschlösser Sachsens. Zu der im 18. Jahrhundert entstandenen Anlage gehören Ehrenhof, Kavaliershäuser, Rittergut und Park. Rammenau war stets ein Rittergut des niederen Adels. Ernst Ferdinand von Knoch ließ ab 1720 die fast wie eine fürstliche Residenz anmutende Anlage errichten. Die Innenräume zeugen von der adligen Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts.

Schloss Rammenau
Luftbild mit Oberteich

Die Anlage des Barockschlosses Rammenau befindet sich am Nordrand der Gemeinde Rammenau. Diese liegt etwa 30 Kilometer ostnordöstlich von Dresden und zirka 20 Kilometer westlich von Bautzen im Westlausitzer Hügel- und Bergland und gehört zum Landschaftsschutzgebiet Westlausitz. Bis 450 Meter hohe bewaldete Hügel umrahmen den Ort, in dem im Mittelalter mehrere Teiche angelegt wurden. Das Schloss liegt in der Nähe des Oberteiches.

Geschichte

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Johann Centurius von Hoffmannsegg
 
Das Schloss Rammenau um 1850

Das Rittergut Rammenau wurde erstmals 1597 urkundlich erwähnt.[1] Seine anfänglichen Besitzer waren von Ponickau, von Staupitz, von Kottwitz und von Seydewitz.[2] Von letzterer, in Konkurs geratener Familie kaufte 1717 Ernst Ferdinand von Knoch, Kammerherr bei August dem Starken, das Anwesen. Er ließ von 1721 bis 1731 von Johann Christoph Knöffel ein zweigeschossiges barockes Schloss mit Nebengebäuden völlig neu errichten und dahinter einen Barockgarten anlegen. Obwohl Knoch sieben Rittergüter besaß, überstiegen die Baukosten für die prachtvolle Anlage seine finanziellen Möglichkeiten. Noch bevor der Innenausbau fertig war, musste er Konkurs anmelden. Der Dachstuhl blieb jahrelang ungedeckt.

1744 ersteigerte Franz Josef von Hoffmann das Schloss. Sein Erbe trat 1749 sein Neffe, der kursächsische Geheimrat Johann Albericius von Hoffmann, an. Sie vollendeten das Schloss. 1758, während des Siebenjährigen Krieges, diente das Schloss dem preußischen König Friedrich dem Großen kurzzeitig als Hauptquartier.[3] Im Jahre 1778 wurde von Hoffmann als „von Hoffmannsegg“ in den Reichsgrafenstand erhoben.[4] Sein Sohn, der Botaniker und Entomologe Johann Centurius von Hoffmannsegg, verkaufte 1794 das Gut Rammenau an seinen Schwager, den preußischen Rittmeister Friedrich von Kleist.[5] Dieser ließ das Innere des Schlosses im klassizistischen Stil verändern und den Garten in einen englischen Landschaftspark verwandeln. 1820 kaufte Johann Centurius von Hoffmannsegg das Schloss als seinen Alterssitz zurück.

1879 erwarb der Königliche Kammerherr und Klostervogt in Marienstern Hans Curt Christoph Ernst von Posern das Gut von der Familie von Hoffmannsegg. Seine Vorliebe für grüne Einrichtungsgegenstände wurde bekannt durch die Ballade Der grüne Posern von Börries von Münchhausen (1920).[6][7][8] Seine Witwe, eine geborene Freiin von Humboldt (1853–1914), heiratete den General der Kavallerie Eugen von Kirchbach. Nach ihrem Tod übernahm ihre Tochter Margarete Gisela Gabriele Alexandra von Helldorff, geborene von Posern, das Schloss. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Schloss auch als Lazarett genutzt.

1945 wurde das Schloss durch die Rote Armee besetzt und die Familie von Helldorff durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet. Ab 1951 nutzte die Hochschule für Bildende Künste Dresden Räume im Schloss als Sommeratelier und zu schulischen Zwecken. 1961 begann die museale Nutzung mit dem Fichte-Museum, das 1967 um eine Abteilung zur Geschichte des Schlosses erweitert wurde. 1968 wurde das Schlossrestaurant eröffnet. 1972 wurde auf dem Schlossgelände der DEFA-Film Aus dem Leben eines Taugenichts mit Dean Reed gedreht.

Obwohl erste Restaurierungsarbeiten bereits 1948 begannen und in dem in der DDR möglichen bescheidenen Rahmen weitergeführt wurden, konnte eine umfassende Instandsetzung erst in den 1990er-Jahren erfolgen, nachdem die Rammenauer Anlage komplett mit Schloss, Park und Wirtschaftshof in den Besitz des Freistaates Sachsen kam und Staatlicher Schlossbetrieb wurde.

Die Anlage

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Die Schlossanlage erreicht man durch das zweigeschossige Torhaus mit barockem Turmaufbau. Das Torhaus ist Teil des Wirtschafts- oder Meierhofes, dessen einstöckige Gebäude (ehemals Ställe und Lager) sich an das Torhaus anschließen. Der Wirtschaftshof wird von zwei Kavaliershäusern abgeschlossen, die zum Ehrenhof, dem Vorplatz des Hauptgebäudes, überleiten.

Das Schloss ist eine zweistöckige Dreiflügelanlage mit hohem Mansarddach. Die Fassaden sind zum Hof und dem Garten durch Mittelrisalite und flache Lisenen gegliedert. Giebel als auch Dächer tragen barocke Schmuckelemente. Sowohl vom Hof als auch vom Garten führen Freitreppen über Terrassen ins Haus. Aus einer Empfangshalle mit Kreuzgewölbe führt eine dreiläufige Treppe mit barocken Formen ins Obergeschoss. Empfangshalle und Treppenhaus zeigen eine illusionistische Architekturmalerei.

Im Erdgeschoss befinden sich die Schlossgaststätte und einige Museumsräume und im Obergeschoss die weitestgehend im Originalzustand wieder hergestellten Schauräume des Schlosses. Durch mit den Nutzungswechseln einhergehende Umgestaltungen und Überformungen zu verschiedenen Zeiten finden sich nur in einigen Räumen noch barocke Stuckdecken. Jedoch sind die barocke Raumfolge wie auch die ursprünglichen Dielenböden noch weitgehend erhalten. Als herausragende Raumgestaltung aus der Zeit des Dresdner Barock um 1730 zeigt sich das Chinesische Zimmer mit seinen Wandmalereien und reichen Stukkaturen im Stil von Schloss Pillnitz; die Schlösserverwaltung hat es mit passendem Mobiliar aus dieser Zeit ausgestattet. Prägend für das Interieur des Schlosses wurden aber die fast durchgehend erhaltenen klassizistischen Wandmalereien aus der Zeit des Herrn von Kleist um 1800: das etrurische Zimmer, das pompeijanische Zimmer (sogenanntes „Teufelszimmer“), das Goldene Zimmer und das Humboldtzimmer (bis zu seiner Neuinszenierung 2010 „Jagdzimmer“ genannt). Das Zentrum des Obergeschosses bildet der über zwei Etagen reichende Spiegelsaal. Das Treppenhaus wurde spätbarock ausgemalt.

Hinter dem Schlossgebäude befindet sich ein fünf Hektar großer Park. Seit 1962 trug er den Namen Fichte-Park nach dem in Rammenau geborenen deutschen Philosophen, dessen Denkmal er auch enthält. Neuerdings wird er aber meist nur Schlosspark genannt. In dem als englischen Garten angelegten Park, in dessen Gestaltung die landwirtschaftlich genutzte Umgebung durch Sichtbeziehungen eingebunden wurde, finden sich seltene Pflanzen, ein Teich mit Wasserspielen, ein See und, den Ehrenhof einbezogen, zahlreiche Statuen und Putti.

Der Schlosspark ist vertraglicher Kooperationspartner des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[9]

 
Kugelpanorama des Wirtschaftshofes (2023)
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Kugelpanorama im Ehrenhof des Schlosses (2023)
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Kugelpanorama des Spiegelsaales (2023)
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Frontansicht des Hauptgebäudes

Neben dem Besuch des Schlosses als Museum zur Demonstration adeliger Wohn- und Lebensweise in Sachsen zur Zeit des Barock und des Klassizismus bietet Schloss Rammenau zahlreiche weitere Möglichkeiten. Es werden thematische Führungen durchgeführt. Es finden regelmäßig im Spiegelsaal Konzerte und im Gartensaal Leseveranstaltungen statt.

Veranstaltungen gibt es auch außerhalb des Haupthauses, wie Sonderausstellungen im Kavaliershaus-Ost oder Sommerkonzerte im Park. In den Räumen des Wirtschaftshofes sowie auch des Hauptgebäudes finden Tagungen, Geschäfts- und private Feiern statt. Die Internationalen Oberlausitzer Leinentage Ende August sind seit den 1990er Jahren ein Treffen von Designern und Kunsthandwerkern aus zahlreichen europäischen Ländern zum Thema „Rund ums Leinen“. Die Rammenauer Schlossrundfahrt der Pferdegespanne führt Anfang Juni durch das Oberlausitzer Hügelland und findet seit der 20. Schlossrundfahrt 2017 noch alle zwei Jahre statt.[10]

Die Gastronomie der Schlossgaststätte bietet normale wie auch spezielle historisch orientierte kulinarische Veranstaltungen an. Das Standesamt Bischofswerda führt zu bestimmten Terminen Eheschließungen im Schloss durch, auch im Rahmen der Fernsehsendung Hochzeit auf den ersten Blick.

Literatur

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  • Otto Moser: Rammenau. In: Markgrafenthum Oberlausitz, Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, S. 65–67 (Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3. Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Cornelius Gurlitt: Rammenau. Das Schloss. In: Amtshauptmannschaft Bautzen (II. Teil). Meinhold, Dresden 1908, S. 255–263 (Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Band 32. Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Georg Dehio: Rammenau. In: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mitteldeutschland. 2. Auflage. Berlin 1914. (E-Text bei Gutenberg.org)
  • Andrea Hessler/Sächsisches Staatsministerium der Finanzen, Sächsische Schlösserverwaltung (Hrsg.): Sächsische Schlösser, Burgen und Gärten. Dresden 1994, S. 9–16.
  • Falk Lorenz: Park mit vielen Gesichtern. Schloßpark Rammenau. In: Ernst Panse (Hrsg.): Parkführer durch die Oberlausitz. Lusatia Verlag, Bautzen 1999, ISBN 3-929091-56-9, S. 80–83.
  • Roswitha Förster: Barockschloss Rammenau. Edition Leipzig, Berlin 2002, ISBN 3-361-00551-5.
  • Sabine Schneider: Klassizistische Raumdekoration im Schloss Rammenau. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Heft 2/2005, S. 48–53.
  • Falk Dießner: Ernst Ferdinand von Knoch und das Barockschloss Rammenau. Vom Aufstieg und Niedergang einer anhaltisch-sächsischen Adelsfamilie. Sax-Verlag, Markkleeberg 2009, ISBN 978-3-86729-049-4.
  • Sven Taubert: Die Wiederherstellung des Humboldtzimmers 2010/11 – Zur Wiedergewinnung eines klassizistischen Rauminterieurs in Schloss Rammenau. In: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen 2010/2011, Jahrbuch, Band 17, ISBN 978-3-942422-87-1, S. 168–174.
  • Sven Taubert: Hans Lillig und Schloss Rammenau, Zur Dokumentation und restauratorischen Wiederherstellung eines klassizistischen Rauminterieurs 1918 und 2010/2011, In: Der Zittauer Kunstmaler Hans Lillig (1894–1977), Herausgeber: Zittauer Geschichts- u. Museumsverein 2014, ISBN 978-3-944560-04-5.
  • Falk Dießner, Matthias Donath: Barockschloss Rammenau. Edition Leipzig, Leipzig 2015, ISBN 978-3-361-00706-2.
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Commons: Barockschloss Rammenau – Album mit weiteren Bildern

Einzelnachweise

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  1. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Schlossarchiv.de
  3. Helmut Petzold: Der Alte Fritz in Rammenau in Das Rammenauer Brevier, 1988, Museum Barockschloss Rammenau in Zusammenarbeit mit dem Fichte-Freundeskreis
  4. Ernst Heinrich Kneschke in Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 4, S. 414
  5. Aus dem Ahnenbuch der Familie von Kleist
  6. Balladenbuch des Börries von Münchhausen, Neuauflage Deutsche Verlags-Anstalt 1963
  7. Börries von Münchhausen: Der grüne Posern. In Doch was lebendig war, Herausg.: Liselotte Greife, Mohland Verlag, 2000, ISBN 3-932184-58-0
  8. Börries von Münchhausen: Der Grüne Posern, in: Das Balladenbuch des Freiherrn Börries von Münchhausen, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1924, S. 222–225.
  9. Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Mitglieder und Kooperationspartner, abgerufen am 4. Juni 2018
  10. Regine und Andreas Mikus: Rammenauer Schlossrundfahrt. Freizeit-Reitverein „Hufnagel“ e. V., abgerufen am 2. Juni 2019.

Koordinaten: 51° 9′ 32,7″ N, 14° 7′ 42,1″ O