Schlossruine Pansevitz
Die Schlossruine Pansevitz in Pansevitz auf der Insel Rügen in der Nähe von Gingst in der Gemeinde Kluis ist ein zerfallenes Herrenhaus, das 1597 fertiggestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem es so gut wie keinen Schaden erlitt, wurde es größtenteils von der einheimischen Bevölkerung als Quelle für Baumaterialien verwendet.
Rund um das Schlossgelände erstreckt sich der mehr als zwölf Hektar große Schlosspark, heute Landschaftspark Pansevitz, der seit 2006 auch als Friedwald genutzt wird.
Geschichte
BearbeitenDas Gelände rund um die heutige Ruine wurde 1314 erstmals urkundlich erwähnt. Es war im Besitz der Familie von Krassow, zu der u. a. der mecklenburgische General Adam Philipp von Krassow und Carl Reinhold von Krassow gehörten. Die Familie besaß mehrere Begüterungen in Vorpommern.[1] Im 16. Jahrhundert[2] wurde dann mit den Bauarbeiten an dem Herrenhaus Pansevitz begonnen, welches 1597 fertiggestellt wurde. Im 18. Jahrhundert wurde hinter dem Hauptgebäude ein Kavaliershaus errichtet. Zudem fanden Umbauarbeiten an dem Hauptgebäude statt. So wurden Teile der nördlichen und östlichen Fassade entfernt.
Pansevitz gehörte als alter Besitz zu einem größeren Gutskomplex,[3] zunächst im Eigentumsformat eines Majorat. Der mit dem Recht der Erstgeburt gefürste Teil der Familie zu Innhausen und Knyphausen-Lütetsburg übernahm Schloss und Gut Pansevitz im späten 19. Jahrhundert durch Heirat, die nachgeborenen Familienmitglieder tragen bis heute den Grafentitel. Luise von Krassow (* 31. Oktober 1843; † 7. Februar 1930), Tochter des Carl Reinhold von Krassow-Pansevitz, heiratete Edzard zu Innhausen und Knyphausen. Luise zu Innhausen und Knyphausen war Herrin des zuvor 1856 gestiften Freiherrlichen von Krassowschen Familienfideikommiss Pansevitz.[4] Die Erben waren direkt die Enkel Karl-Theodor Graf Innhausen und sein Bruder Tido-Folef Graf Innhausen, beide führten auch die Titulatur Erbjägermeister des Fürstentum Rügen und der Lande Barth und fielen als Offiziere im Zweiten Weltkrieg. Diese Nachfahren des Fürstenpaares bewohnten das Gut, bis die sowjetische Besatzungsmacht sie 1945 enteignete. Nach dem 1939 letztmals amtlich publizierten Pommerschen Güteradressbuch gehörten einst zum Gutskomplex das Waldgut Pansevitz mit rund 600 ha, das Rittergut Gagern zu 486 ha, das Rittergut Varnsevitz umfasste 315 ha, sowie Gut Schweikvitz 248 ha.[5]
Nach der Bodenreform wurden dann vorerst die Häuser nun von sowjetischen Armeeoffizieren bewohnt. Danach bewohnten mehrere Familien das Herrenhaus bis 1963. Anschließend verfiel vor allem das Herrenhaus sehr schnell, ohne das dies bei der Erstauflage des Kunstführers durch die DDR und somit in der Fachliteratur 1969 Erwähnung fand,[6] und der Schutt wurde als Baustoff benutzt.
Erst 1999 wurde mit der Instandsetzung des Parks begonnen, der heute fast vollständig ausgestaltet ist, was auch durch finanzielle Unterstützung der enteigneten Familie Graf Knyphausen und ihrer Verwandtschaft[7] Die Familie bewohnt Schloss Lütetsburg.[8] ermöglicht wurde. 2006 wurde der Park dann schließlich auch als Friedwald genutzt. 2007 wurde die Stiftung Schlosspark Pansevitz gegründet, die sich um die weitere Ausgestaltung und Neuanpflanzungen sowie Unterhaltung und Pflege des Parks[9] kümmert und der heute der Schlosspark gehört. Im Juni 2009 wurde eine Stahl-Wendeltreppe in eine der beiden Turmruinen installiert. Sie führt auf eine Höhe von 17 Metern und kostete mehr als 100.000 €.
Heutiges Erscheinungsbild
BearbeitenDas Herrenhaus ist fast vollständig verfallen. Es stehen lediglich noch die Ruinen der zwei Türme, die noch etwa 17 Meter hoch sind, sowie einige Grundmauern der Frontfassade. Das Kavaliershaus wurde dagegen vollständig renoviert und ist wieder bewohnt.
Der Park ist ähnlich seiner ursprünglichen Erscheinung wieder hergestellt worden. Die vier großen Teiche wurden vollkommen entschlammt und neu gefüllt.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Carl von Krassow, Erbe von Pansevitz
- Ernst Detlof von Krassow, auf Pansevitz geboren
Weblinks
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Sabine Bock: Rügen. Burgen und Schlösser, Kirchen und Kapellen, Rittersitze und Herrenhäuser. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2022. ISBN 978-3-944033-42-6, S. 193–198
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 1852. In: Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Genealogie Standardwerk. 1 (A - K), Grafen v. Krassow. T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 479–481 (Online).
- ↑ Karl Hopf: Historisch-genealogischer Atlas seit Christi Geburt bis auf unsere Zeit. 1866. In: Abteilung I. Deutschland. Band 1/ Lieferung 2, 697. Herren, Freiherren und Grafen v. Krassow. Justus Perthes, Greifswald, Gotha 1866, S. 15–16 (Online).
- ↑ Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgänger-Ausgaben der Güter-Adressbücher. Selbstverlag, Berlin Juni 1857, S. 121 (Online).
- ↑ Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser 1959. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014 erschienen; Nachfolge des Gotha; Vorgänger des GGH. Band V, Nr. 19. C. A. Starke, 1959, ISSN 0435-2408, S. 455–457 (d-nb.info).
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Paul Niekammer. 9. Auflage. I f. Pommern (als Reprint b. Klaus D. Becker-Potsdam neu veröffentlicht), Nr. 1939. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1939, S. 50 (Auszug/Online).
- ↑ Georg Piltz: Kunstführer durch die DDR, Erstauflage, Urania Verlag, Leipzig; Jena; Berlin 1969, S. 53.
- ↑ Gottfried Graf Finck von Finckenstein, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A/B (vereint) Band XXXVI, Band 158 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2015, S. 261–262.
- ↑ Walter von Hueck et al: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XXI, Band 108 der Gesamtreihe GHdA, Limburg/Lahn 1995, S. 187 f.
- ↑ DDG. Fritz Graf Schwerin Nachf. (Hrsg.): Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Eugen Ulmer Stuttgart, 2003, ISSN 0070-3958, S. 223 (Auszug/Online).
Koordinaten: 54° 27′ 19,3″ N, 13° 18′ 41,2″ O