Schwarzburg

Gemeinde im Schwarzatal im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Thüringen, Deutschland

Schwarzburg ist eine Gemeinde im Schwarzatal im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die Gemeinde gehört der Verwaltungsgemeinschaft Schwarzatal an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Schwarzatal hat.

Wappen Deutschlandkarte
Schwarzburg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Schwarzburg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 38′ N, 11° 12′ OKoordinaten: 50° 38′ N, 11° 12′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Saalfeld-Rudolstadt
Verwaltungs­gemeinschaft: Schwarzatal
Höhe: 280 m ü. NHN
Fläche: 14,67 km2
Einwohner: 510 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 35 Einwohner je km2
Postleitzahl: 07427
Vorwahl: 036730
Kfz-Kennzeichen: SLF, RU
Gemeindeschlüssel: 16 0 73 082
Adresse der Verbandsverwaltung: Markt 5
Ortsteil Oberweißbach
98744 Schwarzatal
Website: vg-schwarzatal.de
Bürgermeisterin: Heike Printz
Lage der Gemeinde Schwarzburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
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Karte

Schwarzburg liegt im Thüringer Wald an der Nordabdachung des Gebirges und am Fluss Schwarza. Die Landesstraße 1112 verbindet Schwarzburg mit Bad Blankenburg und dem Umland.

Angrenzende Gemeinden sind Allendorf, die Stadt Bad Blankenburg, Bechstedt, Döschnitz, Saalfeld/Saale und Sitzendorf.

Geschichte

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Die Ersterwähnung 1071 als „Swartzinburg“ erfolgte in einer Grenzbeschreibung der Orlasenke.

Das Dorf unterhalb der Burg wuchs durch Ausnutzung der Wasserkraft (Mahlmühle, Schneidemühle, Lohmühle, Eisenhammer) bis zum 19. Jahrhundert als kleines Industriezentrum. Besonders im Hochmittelalter war es durch Goldwäscherei (Seifengold) ein wichtiger Ort im Schwarzatal. Nach Aufgabe des Eisenhammers 1846 erfolgte eine große Auswanderungswelle (mehr als 20 % der Einwohner) nach Nordamerika. Danach brachte Fremdenverkehr einen Aufschwung. Die Urburschenschaft, Ludwig Bechstein und Maler der Romantik hatten das wildromantische Tal der Schwarza (Saale) gerühmt. Auch Goethe, in einem Brief an Charlotte von Stein vom 5. Juli 1781, fand das Tal erwähnenswert: „NB. von Schwarzburg auf Blanckenburg ist ein fürtrefflicher Weeg der Schwarze nach, durch ein tiefes Thal zwischen Fels und Wald Wänden.“[2] 1887 wurde in Schwarzburg der Schwarzburgbund gegründet, ein Zusammenschluss von christlich geprägten farbentragenden, nichtschlagenden Studentenverbindungen. In jener Zeit galt Schwarzburg (im sächsischen Idiom) als „Berle von Düringen“.[3]

Besondere historische Bedeutung erlangte Schwarzburg, als Reichspräsident Friedrich Ebert im Urlaub am 11. August 1919 die Weimarer Verfassung unterzeichnete. Dieser Akt fand im Zimmer 7 der damals zum Hotel „Weißer Hirsch“ gehörigen Villa „Schwarzaburg“ (heute: "Hotel SchwarzaBurg") statt, in der Ebert wohnte, nachdem er vom Hauptgebäude des Hotels dorthin umgezogen war.[4][5] Im Park zwischen den beiden Gebäuden befindet sich ein Gedenkfels mit der Inschrift:

In Schwarzburg wurde am 11. August 1919 vom Reichspräsidenten Ebert die Verfassung des Deutschen Reiches ausgefertigt.

Eine Metalltafel an der früheren Villa und jetzigem Hotel „SchwarzaBurg“ verlautet:

IN DIESEM GEBÄUDE UNTERZEICHNETE AM 11. AUGUST 1919 DER DAMALIGE REICHSPRÄSIDENT FRIEDRICH EBERT DIE WEIMARER VERFASSUNG[6]

Im Jahre 1944 waren im Schloßberg-Hotel 30–40 Schüler im Rahmen der Kinderlandverschickung (KLV) untergebracht. Diese Verschickung wurde von der HJ-Führung organisiert und hatte zur Aufgabe, die Kinder aus den bombengefährdeten Gebieten in „friedlicher“ Umgebung zu schützen. So wurde das KLV-Lager im Schloßberg-Hotel von Schülern mit ihren Lehrern durch das Düsseldorfer Lessing-Gymnasium belegt. Das Hotel wurde damals von Familie Schildbach geführt.

Bevölkerungsentwicklung

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Schwarzburg
 
Unterzeichnung der Reichsverfassung 1919 durch Reichspräsident Ebert

Entwicklung der Einwohnerzahl der Gemeinde

  • 1895: 703
  • 1994: 742
  • 1995: 735
  • 1996: 728
  • 1997: 707
  • 1998: 708
  • 1999: 707
  • 2000: 698
  • 2001: 688
  • 2002: 689
  • 2003: 665
  • 2004: 645
  • 2005: 619
  • 2006: 609
  • 2007: 578
  • 2008: 569
  • 2009: 562
  • 2010: 542
  • 2011: 535
  • 2012: 542
  • 2013: 532
  • 2014: 554
  • 2015: 560
  • 2016: 551
  • 2017: 557
  • 2018: 550
  • 2019: 533
  • 2020: 525
  • 2021: 501
  • 2022: 492
  • 2023: 510
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik, Stichtag 31. Dezember[7]
 
Einwohnerentwicklung von Schwarzburg von 1895 bis 2017

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Schloss Schwarzburg: links das Zeughaus, rechts das Schlossgebäude
 
Ehrenhain des Schwarzburgbundes

Das Schloss Schwarzburg war seit dem 12. Jahrhundert Stammsitz der Grafen von Schwarzburg. Nach wiederholten Aufteilungen in verschiedene Linien entstanden 1599 die zwei Hauptlinien Schwarzburg-Sondershausen (1909 erloschen) und Schwarzburg-Rudolstadt, die 1697 und 1710 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Schwarzburg gehörte bis 1918 zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Teile des Schlosses wurden renoviert.

Im ehemaligen Pädagogium (Privatschule von 1919, die zur mittleren Reife und zum Abitur führte) wurde 1946 eine Landesforstschule eingerichtet. 1950 wurde sie Fachschule, 1968 Ingenieurschule, seit 1992 Fachhochschule für Forstwirtschaft. Die Fachhochschule wurde durch die Freistaaten Sachsen und Thüringen als verwaltungsinterne Ausbildungsstätte für den gehobenen Forstdienst gemeinsam betrieben und mit Ausbildungsende des letzten Studienjahrgangs 2008 geschlossen. Im Norden von Schwarzburg befindet sich der frei zugängliche „Forstbotanische Garten Schwarzburg“.

Etwas oberhalb der Stadt liegt das Bahnhofsgebäude von 1900, es ist das schönste und aufwendigste der Schwarzatalbahn. Das Dach ist mit farbig glasierten Ziegeln gedeckt. An der Westseite wurde für die Schwarzburger Fürsten ein separater Anbau errichtet. Das Empfangsgebäude ist seit dem 1. Juni 1992 geschlossen und fungiert nach der Wiedereröffnung der Strecke nur noch als Haltepunkt. Es ist von der Firma Faller als Modell in den Spurweiten H0 und N erhältlich.

In der Nähe des Ortseinganges zum unteren Tal Schwarzburgs befindet sich der öffentliche Zugang zum sogenannten Ehrenhain. Es finden sich hier zwei Gedenksteine. Einmal für die Gefallenen der Gemeinde und zum anderen für die des Schwarzburgbundes.

Die evangelische Kirchengemeinde Schwarzburg gehört zum Kirchspiel Döschnitz-Lichte mit den Kirchengemeinden Döschnitz, Meura, Sitzendorf, Unterweißbach und Schwarzburg sowie Lichte-Wallendorf, Piesau und Schmiedefeld.

Söhne und Töchter der Gemeinde

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Literatur

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  • Friedrich Ebert in Schwarzburg. Aus Anlaß des 75. Jubiläums der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung (= Rudolstädter Heimathefte. Sonderausgabe. ZDB-ID 2292488-7). Landkreis Rudolstadt, Rudolstadt 1994.
  • Ludwig Friedrich Hesse: Rudolstadt und Schwarzburg nebst ihren Umgebungen. Historisch und topographisch dargestellt (= Taschenbuch der Geschichte u. Topographie Thüringens gewidmet. Bändchen 1). Verlag der Hof-Buch- u. Kunst-Handlung, Rudolstadt 1816, (Digitalisat).
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Commons: Schwarzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Richard Müller-Freienfels (Hrsg.): Briefe an Frau von Stein. Mit dem Tagebuch aus Italien und Briefen der Frau von Stein (= Sonderreihe des Volksverbandes der Bücherfreunde. 9, ZDB-ID 2015270-X). Band 1. Wegweiser-Verlag, Berlin 1923, S. 137.
  3. Arthur Barth: Meine Universitätszeit. Corpsbericht der Franconia zu Jena, Winter-Semester 1930/31, S. 26
  4. Hotel Weißer Hirsch
  5. [diverse Autoren]: Friedrich Ebert und seine Zeit : Ein Gedenkwerk über den ersten Präsidenten der Deutschen Republik, Verlag Dr. Wilhelm Glass & Co., Berlin-Charlottenburg 1928
  6. Im Osten geht die Sonne auf... – Geschichten aus Deutschland, erzählt von Werner Doyé, ZDF 1996
  7. Gemeinde Schwarzburg, Bevölkerung am 31. Dezember nach Geschlecht. Thüringer Landesamt für Statistik, abgerufen am 14. September 2024.