Schwefeldicyanid
Schwefeldicyanid ist eine anorganische, chemische Verbindung mit der Formel S(CN)2.[1] Es ist einer der ersten Vertreter der Dicyansulfane Sx(CN)2, welche auch das Thiocyanogen ((SCN)2) umfasst, und höhere Polysulfane bis S4(CN)2.
Strukturformel | |||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||
Name | Schwefeldicyanid | ||||||||||||
Summenformel | C2N2S | ||||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißer, instabiler Feststoff[1] | ||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||
Molare Masse | 84,10 g·mol−1 | ||||||||||||
Aggregatzustand |
fest[1] | ||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||
Löslichkeit |
löslich in vielen organischen Lösungsmitteln[1] | ||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Geschichte
BearbeitenEs wurde zuerst 1828 von Jean Louis Lassaigne durch die Reaktion von Silbercyanid und Schwefeldichlorid dargestellt.[1] Später entdeckte Eduard Linnemann, das sich Schwefeldicyanid auch aus Silberthiocyanat und Iodcyan herstellen lässt.[2] Linnemann entdeckte ebenfalls, das Schwefeldicyanid mit Ammoniak nach der Pinner-Reaktion ein Amidin ergibt, ohne die S–C Bindung zu ersetzen,[2] obwohl Dimethylamin eine Zersetzung zu Dimethylcyanamid und Dimethylammoniumthiocyanat verursacht.[1]
Eigenschaften
BearbeitenPhysikalische Eigenschaften
BearbeitenNach der Röntgenkristallografie ist das Molekül planar gebaut, mit einem S-C-S Winkel von 95.6°.[4]
Chemische Eigenschaften
BearbeitenSchwefeldicyanid beginnt bei 30–40 °C zu sublimieren und schmilzt ab 60 °C.[2] Unter einer Inertatmosphäre zersetzt es sich langsam zu einem gelben Polymer, bei steigender Temperatur zersetzt es sich schneller, auch bereits bei Raumtemperatur.[1] Schwefeldicyanid ist instabil in Säure, es disproportioniert zu Thiocyanat, Cyanat, Hydrogensulfat und Cyanid,[5] in neutralen Lösungen zersetzt es sich zu Thiocyansäure und Cyansäure. Stabile Lösungen sind in vielen organischen Lösungsmitteln möglich.[1]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h Louisiana State University and Agricultural & Mechanical College (Hrsg.): Reactions of Sulfur-Dicyanide and Sulfur-Dichlorides with Transition Metal Complexes. 26. November 1974.
- ↑ a b c d F. Linneman: Untersuchung über das Cyansulfid. In: Liebigs Annalen der Chemie. Nr. 1, 1861, S. 36–47, doi:10.1002/jlac.18611200103.
- ↑ Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
- ↑ K. Emerson: The Crystal and Molecular Structure of Sulfur Dicyanide. In: Acta Crystallographica. Nr. 6, 1966, S. 970–974, doi:10.1107/S0365110X66004262, bibcode:1966AcCry..21..970E (englisch).
- ↑ I. R. Wilson, G. M. Harris: The oxidation of thiocyanate ion by hydrogen peroxide II: The acid-catalyzed reaction. In: Journal of the American Chemical Society. Nr. 2, 1. Januar 1961, doi:10.1021/ja01463a007.