Wirtschaft der Schweiz

Volkswirtschaft
(Weitergeleitet von Schweizer Industrialisierung)

Die Wirtschaft der Schweiz gilt als eine der produktivsten und stabilsten Volkswirtschaften der Welt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt weltweit auf dem 3. Platz.[25] Die 9 Millionen Einwohner (Nummer 99 von 194 Ländern und Territorien) erwirtschaften das zwanziggrösste Bruttoinlandprodukt der Welt.[26] In der Gesundheits- und Sozialbranche arbeitet die grösste Anzahl Beschäftigte. Professional Services, das Baugewerbe und die Automobilbranche bieten ebenfalls eine vergleichsweise hohe Anzahl Arbeitsplätze. In der verarbeitenden Industrie finden im Bereich «Datenverarbeitungsgeräte und Uhren» am meisten Menschen ihr Auskommen. Auch das Bildungswesen liegt in Bezug auf Anzahl Beschäftigte noch vor der Finanzbranche.[27] Bezüglich Bruttowertschöpfung liegt das verarbeitende Gewerbe (Industrie) mit 18,7 % vor Handel und Reparatur mit 14,8 %.[28] Die wichtigsten Branchen nach Gewichtung im Swiss Performance Index der Schweizer Börse sind der Gesundheitssektor mit 32 %, gefolgt von Konsumgütern mit 26 %, der Finanzbranche mit 21 % und Industriegütern mit 16 %.[29]

Schweiz
Flagge der Schweiz
Weltwirtschaftsrang 21. (nominal) (2021)[1]
Währung Schweizer Franken (CHF)
Umrechnungskurs CHF 1.– = EUR 1.08
Kennzahlen
Bruttoinlands-
produkt (BIP)
USD 799,8 Mrd. (nominal) (2021)[2]
USD 674,0 Mrd. (PPP) (2021)[3]
BIP pro Kopf USD 92'248 (nominal) (2021)[4]
USD 77'741 (PPP) (2021)[5]
BIP nach Wirtschaftssektor Landwirtschaft: 1,2 % (2009)[6]
Industrie: 26,8 % (2009)[7]
Dienstleistung: 72 % (2009)[8]
Wachstum 4,2 % (2021)[9]
Inflationsrate 0,6 % (2021)[10]
Erwerbstätige ca. 5,09 Mio. (2021)[11]
Erwerbsquote ca. 58 % (2009)
Arbeitslose 111'378 (30. Juni 2011)[12]
Arbeitslosenquote 3,0 % (2021)[13]
Außenhandel
Export EUR 124,1 Mrd. (2009)[14]
Exportgüter Pharmazeutika, Industriemaschinen, Präzisionsinstrumente, Uhren[15]
Exportpartner Deutschland: 19,2 % (2009)
USA: 10 % (2009)
Italien: 8,4 % (2009)[16]
Import EUR 111,9 Mrd. (2009)[17]
Importgüter Pharmazeutika, Industriemaschinen, Metallwaren[18]
Importpartner Deutschland: 32,5 % (2009)
Italien: 10,7 % (2009)
Frankreich: 9,3 % (2009)[19]
Außenhandelsbilanz EUR 12,2 Mrd. (2009)[20]
Öffentliche Finanzen
Öffentliche Schulden 27,5 % des BIP (2021)[21]
Staatseinnahmen 34,3 % des BIP (2021)[22]
Staatsausgaben 35,0 % des BIP (2021)[23]
Haushaltssaldo −0,7 % des BIP (2021)[24]

Geschichte

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Die Schweizer Industrialisierung fand zuerst schwerpunktmässig im Kanton Zürich und Umgebung statt. Aus der anfänglich dominierenden Textilindustrie wuchs die Maschinenindustrie. Diese produzierte Textilmaschinen, Dampfmaschinen und Lokomotiven. Dazu entwickelte sich leicht später auch die chemische Industrie, vor allem am Rheinknie um Basel. Die Uhrenindustrie entwickelte sich vor allem entlang des Jurabogens. Mit ihrer Präzisionsarbeit behielt sie einen stark handwerklichen Charakter. Mechanische Uhrwerke produzierte man vorerst in vielen kleinen Heimwerkstätten und Kleinstfabriken.

Dank Innovationen gehörte die schweizerische Maschinenindustrie ab den 1860er-Jahren zu den international wichtigsten Produzenten. Nach dem Höhepunkt in den 1950er- und 1960er-Jahren lag der Weltmarktanteil selbst in den 1990er-Jahren immer noch bei 2–3 %. Handwerklichen Maschinenbau hatte es in der Schweiz seit dem 18. Jahrhundert gegeben. Um das Jahr 1800 wurden in Winterthur und St. Gallen die ersten mechanischen Spinnereien eingerichtet. Bezüglich Energiebeschaffung hatte die Schweiz aber aufgrund fehlender Kohlevorkommen ein Handicap. Auch weil vor dem Ausbau der Eisenbahn der Kohletransport teuer war. Es gab daher relativ wenig Dampfmaschinen in der Schweiz. Gezwungen, die Möglichkeiten zur Mechanisierung ohne Dampfantrieb auszuloten, fand die Schweiz in der Wasserkraft Mittel und Wege, um ihr Energie-Handicap wettzumachen. Das führte auch zur Pionierrolle der Schweiz bei der Elektrifizierung ihres Eisenbahnnetzes. Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) realisierte zusammen mit der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft 1891 die erste Fernübertragung von Elektrizität. Die beiden MFO-Ingenieure Charles Brown und Walter Boveri gründeten im selben Jahr die Brown, Boveri & Cie., später ABB.

Der Turbinenbau begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Escher Wyss produzierte ab 1835 Dampfschiffe für Flüsse und Seen. In der Zwischenkriegszeit wurde Sulzer zu einem der wichtigsten Lieferanten der Hochseeschifffahrt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die Produktion von Schienenfahr-, Strassenfahr- und Flugzeugen. Der Einstieg in die Mikroelektronik verlief in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hingegen zögernd.[30]

Turbinenherstellung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Die Turbinenherstellung für Kraftwerke war im 19. Jahrhundert einer der «Motoren» der Industrialisierung und Exportwirtschaft.[31]

Hersteller Zeitraum Gesamtproduktion davon exportiert
Escher Wyss AG, Zürich 1844–1875 801 Turbinen 65,8 %
Benjamin Roy, Vevey 1866–1875 226 Turbinen 45 % (Europa)
J. J. Rieter, Winterthur 1854–1883 350 Installationen 30 % (Russland, Norwegen)
Socin & Wick, Basel 1867–1883 320 Turbinen (95 % Girard) 70 % der Girardturbinen
Theodor Bell, Kriens 1859–1883 200 Turbinen 50 % (davon 70 % nach Italien)
Maschinenwerkstätte Eisengiesserei M. Weniger, St. Georgen (St. Gallen) 1856–1883 130 Turbinen 28 %

Wirtschaftsdaten

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Bruttoinlandsprodukt

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Das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz betrug 2012 rund 592 Milliarden Schweizer Franken, was rund 74'010 Franken pro Kopf entspricht (pro Kopf auch der nicht-erwerbstätigen Bevölkerung).[32] Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte die Schweiz 2015 einen Indexwert von 162 (EU-28:100) und damit etwa 130 % des deutschen Wertes.[33]

Arbeitsmarkt

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Die Schweiz hat einen liberalen Arbeitsmarkt. Insbesondere ist der Kündigungsschutz nicht so ausgebaut wie in anderen europäischen Ländern. Das erlaubt es den Firmen, flexibel auf die Konjunktur zu reagieren.

Im Zuge der globalen Abschwächung der Wirtschaft stieg die Arbeitslosigkeit in der Schweiz zu Beginn des 3. Jahrtausends vom Tiefpunkt 1,6 % im Jahr 2001 bis auf den Höhepunkt der Arbeitslosenquote von 3,9 % im Jahr 2004. Danach zog die Wirtschaft jedoch wieder an und die Arbeitslosenquote begann wieder zu sinken.

Durchschnittlich waren im Jahr 2007 in der Schweiz 109'189 Personen als arbeitslos gemeldet, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 2,8 %. In der Deutschschweiz betrug sie 2,2 %, während sie in der Westschweiz und dem Tessin bei 4,2 % lag.

Kennzahlen

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Verschiedene makroökonomische Indikatoren der Schweizer Wirtschaft von 1980 bis 2021. Alle Werte zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind in Franken angegeben. Inflation unter zwei Prozent ist mit einem grünen Pfeil markiert.[34]

Jahr BIP
(in Mrd. Franken)
BIP pro Kopf
(in Franken)
BIP Wachstum
(real)
Inflationsrate
(in Prozent)
Arbeitslosenquote
(in Prozent)
Staatsverschuldung
(in % des BIP)
1980 205,2 32'553  5,1 %  4,0 % 0,2 % k. A.
1981  220,2  34'767  1,6 %  6,5 %  0,2 % k. A.
1982  233,3  36'601  −1,3 %  5,7 %  0,4 % k. A.
1983  240,4  37'502  0,6 %  3,0 %  0,9 % k. A.
1984  257,1  39'990  3,1 %  2,9 %  1,1 % k. A.
1985  272,7  42'233  3,7 %  3,4 %  1,0 % k. A.
1986  286,2  44'127  1,8 %  0,7 %  0,8 % k. A.
1987  296,9  45'512  1,5 %  1,4 %  0,8 % k. A.
1988  315,1  47'988  3,3 %  1,9 %  0,7 % k. A.
1989  340,5  51'434  4,4 %  3,2 %  0,6 % k. A.
1990  369,4  55'348  3,7 %  5,4 %  0,5 % 33,3 %
1991  385,7  57'089  −0,9 %  5,9 %  1,1 %  35,1 %
1992  393,4  57'491  −0,1 %  4,0 %  2,5 %  39,5 %
1993  401,9  58'182  −0,1 %  3,3 %  4,5 %  44,4 %
1994  412,0  59'121  1,3 %  0,9 %  4,7 %  47,1 %
1995  417,4  59'464  0,6 %  1,8 %  4,2 %  50,0 %
1996  420,5  59'541  0,5 %  0,8 %  4,7 %  51,3 %
1997  427,8  60'408  2,2 %  0,5 %  5,2 %  53,7 %
1998  439,5  61'936  2,9 %  0,0 %  3,9 %  56,0 %
1999  446,9  62'738  1,7 %  0,8 %  2,7 %  52,7 %
2000  471,5  65'815  4,1 %  1,6 %  1,8 %  52,2 %
2001  483,9  67'221  1,6 %  1,0 %  1,7 %  51,1 %
2002  482,4  66'485  −0,1 %  0,6 %  2,5 %  57,7 %
2003  487,7  66'676  −0,1 %  0,6 %  3,7 %  56,9 %
2004  501,6  68'122  2,6 %  0,8 %  3,9 %  57,8 %
2005  520,5  70'202  2,8 %  1,2 %  3,8 %  54,9 %
2006  553,8  74'243  4,2 %  1,1 %  3,3 %  48,5 %
2007  589,2  78'462  3,9 %  0,7 %  2,8 %  44,8 %
2008  614,0  80'868  2,7 %  2,4 %  2,6 %  44,8 %
2009  602,5  78'223  −2,3 %  −0,5 %  3,7 %  43,1 %
2010  623,9  80'127  3,2 %  0,7 %  3,5 %  41,5 %
2011  635,5  80'756  1,9 %  0,2 %  2,8 %  41,9 %
2012  643,6  80'904  1,2 %  −0,7 %  2,9 %  42,6 %
2013  654,8  81'450  1,8 %  −0,2 %  3,2 %  42,0 %
2014  665,7  81'785  2,3 %  0,0 %  3,0 %  42,1 %
2015  667,8  81'061  1,6 %  −1,1 %  3,2 %  42,2 %
2016  677,5  81'365  2,1 %  −0,4 %  3,3 %  40,9 %
2017  684,7  81'312  1,4 %  0,5 %  3,1 %  41,8 %
2018  709,7  83'656  2,9 %  0,9 %  2,5 %  39,8 %
2019  717,3  83'945  1,2 %  0,4 %  2,3 %  39,6 %
2020  693,9  80'629  −2,5 %  −0,7 %  3,2 %  43,3 %
2021  730,9  84'301  4,2 %  0,6 %  3,0 %  42,1 %

Sektoren

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Landwirtschaft und Rohstoffe

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Im hochindustrialisierten Dienstleistungsstaat Schweiz arbeiten heute weniger als vier Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Trotzdem wird dieser Wirtschaftszweig vom Bund mit beträchtlichen Mitteln unterstützt (Subventionen). Die landwirtschaftliche Produktion ist regional sehr unterschiedlich. In den Voralpen, Alpen und im Jura dominiert Viehzucht und Milchwirtschaft, im Mittelland Getreide-, Kartoffel- und Rübenanbau, in der Ostschweiz und im Wallis Obst. In verschiedenen Gebieten wird Weinbau betrieben. Exportiert wird in erster Linie Hartkäse (Emmentaler, Greyerzer (Gruyère), und Sbrinz).

In der Schweiz dominiert in der Landwirtschaft die integrierte Produktion. Der Anteil der biologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsfläche betrug 2011 10,8 %.[35] 2005 erreichte der Anteil biologisch produzierender Betriebe mit 6320 sogenannten Knospe-Betrieben seinen bisherigen Höhepunkt, danach nahm dieser Anteil wieder ab und zwar sogar stärker, als der allgemeine Strukturwandel. Seit 2011 hat dieser Trend gedreht und die Anzahl an Bio-Landwirtschaftsbetrieben wächst wieder, zuletzt auf 5731 im Jahr 2012.[36] Es gibt keinen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzensorten, ausser zu Forschungszwecken.

Die Schweiz ist rohstoffarm. Abgebaut werden Kies, Kalkstein (Jura), Ton, Granit (Graubünden, Tessin) und Salz (Rheinfelden, Bex). Kohle, Uran und Erdöl sind bisher nur in Spuren gefunden worden. Mehrere Minen, die in der Vergangenheit Eisenerz (Sargans, Fricktal, Stechelberg), Asphalt (La Presta, Travers), Kupfer (Zinal) oder Gold (Gondo) lieferten, wurden mittlerweile geschlossen.

Ein wichtiger Rohstoff der Schweiz ist die Wasserkraft, die mit Speicherkraftwerken und Laufkraftwerken zwei Drittel des Schweizer Elektrizitätsbedarfs deckt. Siehe auch: Liste der Speicherseen in der Schweiz.

Gewerbe und Industrie

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Der grösste Teil des Bruttoinlandsproduktes wird im sekundären und tertiären Sektor erwirtschaftet. Der sekundäre Sektor (Industrie) hat beschäftigungsmässig stark an Bedeutung verloren, dennoch arbeiten rund 24 % der Beschäftigten in der Industrie.

Im sekundären Sektor dominieren die Uhrenindustrie (v. a. Swatch Group, IWC) und der Maschinenbau (z. B. ABB, Sulzer). Bekannt ist die Schweiz zudem für die Herstellung von Präzisionsinstrumenten, Apparaten sowie für die Pharmaindustrie (Novartis, Roche), die Chemie (Clariant), die Nahrungsmittel-Herstellung (Nestlé) und die Medizintechnik.

Einer der wenigen Rohstoffe, die die Schweiz besitzt, ist das Wasser zur Stromerzeugung; das Land gilt als „Wasserschloss Kontinentaleuropas“. Dennoch trug die Stromproduktion mit Hilfe von Laufkraftwerken (entlang der Flüsse) und Pumpspeicher-Kraftwerken (Nutzung von Gebirgs-Stauseen) 2015 nur etwa 15 % zum End-Energieverbrauch des Landes bei. Der mit Abstand grösste Verbrauchs-Anteil entfällt mit 51 % auf Erdölprodukte (16 % Brenn- und 35 % Treibstoffe). Gas trägt zu rund 14 % bei, Strom aus fünf Kernkraftwerks-Blöcken zu rund 10 %. Die Anstrengungen zur Verringerung der fossilen Energieträger und damit der Kohlendioxid-Belastung der Erdatmosphäre (gemäss Übereinkommen von Paris) hinken in der Schweiz noch immer deutlich hinter den gesteckten Reduktions-Zielen her (vgl. vor allem auch die Energieeffizienz); Sonnen- und Windenergie tragen zusammen mit rund 3 Prozent zur Deckung des Energiebedarfs bei.[37]

Dienstleistungen

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Der tertiäre Sektor hat eine immer grössere Bedeutung: 73 % der Erwerbstätigen arbeiteten 2003 im Dienstleistungssektor (15,1 % im Handel, 5,7 % in Hotels und Restaurants, 5,1 % in Banken und Versicherungen).

Die zu den grössten Banken der Welt gehörenden UBS AG wie auch die Credit Suisse haben ihren Sitz in der Schweiz. Beide Banken zusammen hatten 2003 einen Bruttoertrag von 60 Milliarden Franken. Die SwissRe gehört zu den weltgrössten Rückversicherern.

Die vier umsatzstärksten Schweizer Firmen sind jene, die mit ausländischem Rohstoffen auf dem Weltmarkt handeln. Dieser dienstleistungsbezogene Rohstoffhandel trug vor den Sanktionen, die im Zuge des Krieges in der Ukraine gegen Russland im Jahr 2022 eingeführt wurden, deutlich mehr zur Schweizer Wirtschaftsleistung bei, als der Tourismus.[38]

Seit fast 200 Jahren ist der Fremdenverkehr, begünstigt durch die Alpen und die Seen, ein beachtlicher Wirtschaftszweig in der Schweiz, jedoch tendenziell abnehmend. Im Jahr 2012 betrug der Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) noch 2,6 % und beschäftigte 4,4 % der arbeitenden Personen.[39]

Das Geld- und Finanzsystem

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Das Schweizer Finanzsystem besteht im Wesentlichen aus Banken, Versicherungen und Anwälten, die als Finanzintermediäre tätig sind. Der Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt BIP) der Banken und Versicherungen beträgt in der Schweiz 10,5 %[40]. Dieser Anteil beträgt zum Vergleich in Deutschland 3,6 % und in Grossbritannien 6,8 %.

Das hochentwickelte Bankensystem spielt international eine zur Wirtschaftsgrösse des Landes überproportionale Rolle. Günstige Zinsen des Schweizer Frankens, die lange Geschichte der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Stabilität, der weitgehende Verzicht auf Beschränkungen des Handels- und Kapitalverkehrs, und das traditionelle Verständnis der Diskretion in finanziellen Belangen haben günstige Voraussetzungen zur Entwicklung des Bankensektors geschaffen.[41] Die UBS AG ist die grösste Bank der Schweiz und eine der grössten der Welt. Die Bilanzsumme 2011 betrug 1'419 Mrd. Franken. Die Credit Suisse ist die zweitgrösste Bank mit einer Bilanzsumme 2010 von 1'049 Mrd. Franken. International bekannte Versicherungsgesellschaften sind z. B. die Swiss Re und die Zurich Insurance Group.

In der Schweiz gibt es über 9'000 Rechtsanwälte.[42] Diese Berufsgruppe gilt als politisch besonders einflussreich.[43] Viele von ihnen arbeiten als Finanzintermediäre, zum Beispiel gründen und verwalten sie Offshore-Firmen in Steueroasen. Diese dienen oft der Steuervermeidung bzw. der Verwaltung von Schwarzgeld.[44] Der Präsident des Schweizerischen Anwaltsverbandes sagte 2013:[45] … für Anwälte, die systematisch steuerverkürzende Offshore-Konstruktionen für Ausländer errichtet haben, besteht ein erhebliches Risiko, und es findet deshalb derzeit ein ähnlicher Paradigmenwechsel statt wie bei den Bankern. Unversteuertes Geld zu verwalten, ist kein Geschäftsmodell mehr.[44]

Die grössten Unternehmen

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Die grössten Unternehmen nach Umsatz 2018 (ohne Handel, Banken und Versicherungen)

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Die folgende Liste zeigt die 20 grössten Unternehmen der Schweiz nach Umsatz im Jahr 2018.[46] Dies ist ein Auszug der Liste der grössten Unternehmen in der Schweiz. Handel, Banken und Versicherungen folgen in einer eigenen Liste nach Umsatz 2018, nach Bilanzsumme 2008 bzw. nach Prämieneinnahmen 2008.

Rang Unternehmen Sitz Kanton Branche Umsatz in Mio. Schweizer Franken Umsatz in Mio. Euro
1 Nestlé Vevey VD Nahrungsmittel 89'791 96.841
2 Roche Holding Basel BS Chemie/Pharma 53'299 57.484
3 Novartis Basel BS Chemie/Pharma 48'353 52.149
4 ABB Zürich ZH Maschinenindustrie 33'784 36.437
5 LafargeHolcim Jona SG Bauzulieferer/Bauelemente 26'129 28.181
6 Mediterranean Shipping Company Genf GE Logistik/Spedition 26'000 28.041
7 Adecco Glattbrugg ZH Temporärarbeit 23'660 25.518
8 Kühne + Nagel International Schindellegi SZ Logistik/Spedition 22'220 23.965
9 Ineos Holdings Rolle VD Chemie/Pharma 16'900 18.227
10 Tetra Pak International Pully VD Papier-/Kartonindustrie 12'778 13.781
11 Syngenta Basel BS Chemie/Pharma 12'649 13.642
12 Richemont Bellevue GE Mischkonzern 12'199 13.157
13 Swisscom Worblaufen BE Telecom 11'662 12.578
14 Liebherr International Bulle FR Maschinenindustrie 10'939 11.798
15 Schindler Holding Hergiswil NW NW Maschinenindustrie 10'179 10.978
16 SBB Bern BE Bahnen/Öffentlicher Verkehr 9'442 10.183
17 The Swatch Group Neuenburg NE Uhrenindustrie 7'960 8.585
18 Die Schweizerische Post Bern BE Dienstleistungen 7'930 8.553
19 Alpiq Holding Lausanne VD Energieversorgung/-verteilung 7'163 7.725
20 Ceva Logistics Baar ZG Logistik/Spedition 6'886 7.427

Die grössten Handelsunternehmen nach Umsatz 2018

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Rang Unternehmen Sitz Kanton Branche Umsatz in Mio. Schweizer Franken Umsatz in Mio. Euro
1 Glencore International Baar ZG Welthandel/Rohstoffhandel 217'597 234.682
2 Vitol Genf GE Mineralölhandel 178'213 192.206
3 Trafigura Luzern LU Welthandel/Rohstoffhandel 136'421 147.132
4 Cargill International Genf GE Welthandel/Rohstoffhandel 108'010 116.491
5 Mercuria Energy Trading Genf GE Welthandel/Rohstoffhandel 102'398 110.438
6 Gunvor Genf GE Mineralölhandel 62'030 66.900
7 BHP Billiton Group Baar ZG Welthandel/Rohstoffhandel 37'695 40.655
8 Coop-Gruppe Basel BS Mischkonzern 29'207 31.500
9 Migros Zürich ZH Mischkonzern 28'071 30.275
10 Intersport Muri bei Bern BE Sportartikel/-bekleidung 12'500 13.481

Die grössten Banken nach Bilanzsumme 2015

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(sämtliche Zahlen konsolidiert auf Konzernebene, inklusive Tochtergesellschaften)

Rang Name Hauptsitz Bilanzsumme
(Mrd. CHF)
verwaltete
Vermögen
(Mrd. CHF)
Eigenkapital
(Mrd. CHF)
Reingewinn
(Mio. CHF)
Mitarbeiter (VZÄ) Quelle
1. UBS Zürich und Basel 942,819 2689 55,313 6203 60'099 [1] (PDF; 7,5 MB)
2. Credit Suisse Zürich 820,805 1214 44,382 2944 48'200 [2]
3. Raiffeisen Schweiz St. Gallen 205,748 209 13,318 808 9'286 [3]
4. Zürcher Kantonalbank Zürich 154,410 258 10,429 722 5'179 [4]
5. PostFinance Bern 114,468 115 4,803 575 3'654 [5]
6. Julius Bär Zürich 84,116 300 4,942 123 5'364 [6]
7. Banque Cantonale Vaudoise Lausanne 43,418 88 3,397 336 1'947 [7] (PDF; 6,5 MB)
8. Migros Bank Zürich 42,232 33 3,350 226 1'334 [8] (PDF; 349 KB)
9. Luzerner Kantonalbank Luzern 33,272 27 2,488 180 943 [9]
10. St.Galler Kantonalbank St. Gallen 31,189 36 2,075 133 1'065 [10]

Die grössten Versicherungen nach Bruttoprämieneinnahmen 2016

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(sämtliche Zahlen konsolidiert auf Konzernebene, inklusive Tochtergesellschaften)

Rang Name Hauptsitz Bruttoprämien-
einnahmen
(Mrd. CHF)
Kapitalanlagen
(Mrd. CHF)
Reingewinn
(Mio. CHF)
Mitarbeiter Quelle Haupttätigkeit
1. Zurich Insurance Group 1 Zürich 53,482 189,808 3211 54000 [11] Personen- und Sachversicherung
2. Swiss Re Zürich 33,231 130,5 3558 14053 [12] Rückversicherung
3. Swiss Life Zürich 17,366 n/a 926 7801 [13] Personen- und Sachversicherung
4. Helvetia St. Gallen 8,403 49,579 492 6481 [14] Personen- und Sachversicherung
5. AXA Winterthur Winterthur 7,993 76,398 300 n/a [15] Personen- und Sachversicherung
6. Bâloise Basel 6,711 62,892 534 7270 [16] Personen- und Sachversicherung
7. Helsana Dübendorf 6,370 6,035 98 3149 [17] Krankenversicherung
8. CSS Luzern 5,855 3,834 98 2417 [18] Krankenversicherung
9. Groupe Mutuel Martigny 4,477 2,758 −1,3 2122 [19] Krankenversicherung
10. SUVA 2 Luzern 4,240 39,957 27 4191 [20] Unfallversicherung

1 Zahlen bei Zurich Financial Services in US-Dollar (Bilanzwährung)
2 Zahlen bei SUVA, Allianz Suisse und Assura von 2015

Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich

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Gemäss zwei voneinander unabhängigen Ranglisten ist die Schweiz bezüglich internationaler Wettbewerbsfähigkeit auf dem 3. und auf dem 1. Rang platziert:

  • World Competitiveness Yearbook 2012: 1. Hong Kong, 2. USA, 3. Schweiz, 4. Singapur, 5. Schweden, 6. Kanada. Deutschland ist im 9. Rang, Österreich im 21. Rang (von 59 Ländern).[47]
  • Growth Competitiveness Index 2011/12: 1. Schweiz, 2. Singapur, 3. Schweden, 4. Finnland, 5. USA, 6. Deutschland, 7. Niederlande, 8. Dänemark, 19. Österreich (von 142 Ländern).[48]

Die englische Economist Intelligence Unit hat eine Rangliste der zehn Länder mit dem besten Business Environment erstellt, welche für die Jahre 2007–2011 gilt: 1. Rang: Dänemark mit 8,8 von 10 möglichen Punkten. 2. Finnland (8,8), 3. Singapur, 4. Schweiz, 5. Kanada, 6. Hong Kong, 7. USA mit je 8,7 Punkten, 8. Niederlande, 9. Australien, 10. Grossbritannien mit je 8,6 Punkten. (Quelle: The Economist, 1. September 2007).

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. IWF – World Economic Outlook Database, Oktober 2022; Abgerufen am 11. November 2022
  2. IWF – World Economic Outlook Database, Oktober 2022; Abgerufen am 11. November 2022
  3. IWF – World Economic Outlook Database, Oktober 2022; Abgerufen am 11. November 2022
  4. IWF – World Economic Outlook Database, Oktober 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  5. IWF – World Economic Outlook Database, Oktober 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  6. Eurostat – Bruttowertschöpfung Landwirtschaft Abgerufen am 2. Oktober 2010
  7. Eurostat – Bruttowertschöpfung Industrie Abgerufen am 2. Oktober 2010
  8. Eurostat – Bruttowertschöpfung Dienstleistung Abgerufen am 2. Oktober 2010
  9. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  10. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  11. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  12. Schweizerische Arbeitsmarktstatistik, abgerufen am 8. Juli 2011.
  13. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  14. Eurostat – Außenhandel nach deklarierendem Land Abgerufen am 2. Oktober 2010
  15. Bundesamt für Statistik – Ausfuhr wichtiger Waren Abgerufen am 2. Oktober 2010
  16. Bundesamt für Statistik – Aussenhandel Abgerufen am 2. Oktober 2010
  17. Eurostat – Außenhandel nach deklarierendem Land Abgerufen am 2. Oktober 2010
  18. Bundesamt für Statistik – Einfuhr wichtiger Waren Abgerufen am 2. Oktober 2010
  19. Bundesamt für Statistik – Aussenhandel Abgerufen am 2. Oktober 2010
  20. Eurostat – Außenhandel nach deklarierendem Land Abgerufen am 2. Oktober 2010
  21. Staatsschuldenquote der Schweiz von 2009 bis 2016 und Prognose für 2017 bis 2019 (in Relation zum Bruttoinlandsprodukt). Statista, abgerufen am 23. September 2018.
  22. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  23. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  24. World Economic Outlook Database October 2022 Abgerufen am 11. November 2022
  25. The International Monetary Fund (IMF): BIP pro Kopf (Kaufkraftparität). In: imf.org. 2019, abgerufen am 12. April 2020 (englisch).
  26. The International Monetary Fund (IMF): BIP (Nominal). In: imf.org. 2019, abgerufen am 12. April 2020 (englisch).
  27. Beschäftigte nach Vollzeitäquivalente und Wirtschaftsabteilungen. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 23. August 2021.
  28. Bruttowertschöpfung nach Branchen. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 23. August 2021.
  29. Swiss Performance Index – SIX. SIX, abgerufen am 29. Dezember 2022.
  30. Bernard Degen: Maschinenindustrie. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Dezember 2009, abgerufen am 30. November 2023.
  31. Simon Leresche, Laurent Tissot: 150 ans de production de turbines à Vevey (1863–2013). De Benjamin Roy à Andritz Hydro en passant par les Ateliers de Constructions Mécaniques de Vevey. Éditions Alphil-Presses universitaires suisses, Neuchâtel 2013, ISBN 978-2-940489-49-7. 150 ans de production de turbines à Vevey (1863–2013). In: Vevey.TV. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  32. Bundesamt für Statistik
  33. Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in KKS. In: ec.europa.eu. Eurostat, 1. Juni 2016, archiviert vom Original am 21. Dezember 2014; abgerufen am 4. Dezember 2016.
  34. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 2. September 2018 (amerikanisches Englisch).
  35. http://www.bio-suisse.ch/media/Aktuell/Dokumente2011/Mediendossier/d_grafiken_bio_suisse_11.pdf
  36. Schweiz hat mehr Biobauern – schweizerbauer.ch
  37. Bundesamt für Energie: Gesamtenergiestatistik 2015
  38. Walter Mayr: (S+) Schweiz und der Ukraine-Krieg: Das Land ist eine Schatzkammer für russische Oligarchen. In: Der Spiegel. 23. Juli 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Juli 2022]).
  39. Gerhard Lob: Im Tessin werden knapp 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts durch den Tourismus erwirtschaftet. Diese Wertschöpfung liegt über dem Schweizer Mittel, aber unter dem Bündner und Walliser Vergleichswert. Tessiner Zeitung TZ 20. Februar 2015, S. 3.
  40. Ist die Schweiz wirklich das Land der Banker?
  41. Peter Boumberger, William Gasser: Switzerland: monetary and financial system. In: The new Palgrave dictionary of money and finance. 1992.
  42. Mitgliederstatistik 2013 des Schweizerischen Anwaltsverbands SAV (PDF; 8 kB)
  43. zeit.de vom 14. April 2011: Die wahren Mächtigen im Land. – Wer meint, die Schweiz werde von Politikern und Managern geführt, der irrt. Im Geheimen regieren die Anwälte.
  44. a b Die Flucht des Geldes ins Paradies
  45. www.sav-fsa.ch (Memento vom 26. Dezember 2012 im Internet Archive)
  46. Top 500 Handelszeitung. Die grössten Unternehmen der Schweiz. In: bisnode.ch. Abgerufen am 28. Mai 2019.
  47. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.imd.org
  48. http://www3.weforum.org/docs/WEF_GCR_CompetitivenessIndexRanking_2011-12.pdf