Sebastian Striepe

brandenburgischer Staatsmann

Sebastian Striepe (* 25. März 1582 in Glienicke; † 29. Oktober 1649 in Cölln (Spree)) war ein brandenburgischer Staatsmann.

Herkunft und Familie

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Epitaph der Eltern, Balthasar und Ursula Striepe

Sebastian war Angehöriger der Ratsherren- und Beamtenfamilie Striepe. Der 1554 mit 44 Jahren verstorbene, gleichnamige Großvater war Bürger und Ratsverwandter zu Salzwedel.[1] Seine Eltern waren der Amtmann in Arendsee (Altmark), Balthasar Striepe (1539–1609) und Ursula, geborene Gartz (1554–1613), Tochter des Hoyer Gartz (1507–1570), Ratskämmerer und Gutsbesitzer zu Salzwedel,[2] Herr auf Rietza und Klein Gartz, begraben in der Marienkirche (Salzwedel),[3] und der Anna geb. Chüden († 1576).[4] Die Gartz (Garze) waren Ratsherren und Patrizier zu Salzwedel, wurden wie die Chüden schon im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 verzeichnet[5] und 1472 von Kurfürst Albrecht Achilles belehnt.[6] Noch früher urkundlich belegt,[7] gehörten die Chüden dem Patrizierstand zu Salzwedel an: bereits 1333 wurde Barthold von Chüden von Ludwig dem Älteren mit dem halben Dorf Büssen, mit dem halben Straßenrecht und Kirchlehen belehnt.[8] Das aufwendige Epitaph der Eltern Sebastians befindet sich in der Klosterkirche zu Arendsee.[9] Er vermählte sich 1613 mit Eva Maria Pruckmann (1590–1645), Tochter des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann (1562–1630). Aus der Ehe sind fünf Töchter und zwei Söhne hervorgegangen, darunter:

Sebastian Striepes Bruder Hoyer Striepe (1586–1639) heiratete 1623 die Schwester der Ehefrau Sebastians, Sibylla Pruckmann (1592–1640), Witwe des kurbrandenburgischen Rats zu Stendal[10] Heinrich Schardius (1559–1621),[2] und stieg zum Geheimen Kammersekretär und Pfennigmeister auf.[11] Sein Sohn Hoyer Friedrich Striepe (1627–1670), war zuletzt Bürgermeister von Berlin.

Ein weiterer Bruder war Balthasar Striepe († 4. August 1641), der wie der gleichnamige Vater Amtmann zu Arendsee war. Der Bruder war mit Maria geb. Deter verheiratet, einer Tochter des Bartholomäus Detert († 1618),[12] Bürgermeister von Pritzwalk und Verordneter der altmärkischen und priegnitzischen Städte.[13] Die Familie Deter(t)/Di(e)ter muss einen Hund oder eine Meerkatze, sitzend, im Wappen geführt haben.[14] Dieses ist als Wappen mütterlicherseits dargestellt auf einem Epitaph in der Klosterkirche Arendsee, für den am 15. April 1611 bereits 13 Stunden nach seiner Geburt verstorbenen Balzer (Balthasar) Striepe. Der Leichnam des Neugeborenen wurde „im Grab seines Großvaters“ beigesetzt.[15] Daneben hatte Balthasar noch die Söhne Balthasar Striepe, 1651 Amtmann zu Arendsee, Sebastian Striebe, urkundlich 1646,[16] und Hoyer Striepe, Amtmann zu Salzwedel, der 1667 die Burg Salzwedel kaufte,[17] sowie die Tochter Ursula Striepe, die 1630 Andreas Lindholtz (1595–1655)[18] heiratete, der Kammergerichtsadvokat und zwischen 1641 und 1655 Berliner Bürgermeister war.[2] Diese Nichte Ursula war Teil von Sebastian Striepes Haushalt und so war bei der Verlobung mit Lindholtz Sebastian Striepes Schwiegervater, der Kanzler Friedrich Pruckmann, sowie der Vizekanzler des Kammergerichts Andreas von Kohl anwesend.[19]

Über seinen Onkel mütterlicherseits Johann Gartz (1538–1601), Stadtkämmerer zu Salzwedel und Herr auf Rietza und Klein Gartz sowie Buch bei Stendal, der ab 1559 in erster Ehe mit Sebastians Tante väterlicherseits Anna Striepe († 1563) verheiratet war, war Sebastian Striepe auch ein Vetter des Hoyer von Gartz und Ritzau (1565–1617), Herr auf Rietza und Klein Gartz. Während seines Jurastudiums an der Universität Altdorf 1582–1586, wo er Schüler des Johannes Busereuth war, verliebte sich der Vetter und verheiratete sich schließlich unstandesgemäß. Hoyer von Gartz kehrte deshalb nach seinem Studium nicht nach Salzwedel zurück, sondern ging nach Breslau, wo er sich als Advokat niederließ, erhielt 1596 als kaiserlicher Rat den Reichsadel und begründete so die schlesische Linie derer Gartz. Auch war er Landeshauptmann der Freien Standesherrschaft Wartenberg.[20] Sein Totenschild befindet sich in der Elisabethkirche (Breslau).[3]

Werdegang

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Striepe bestritt von Mai 1599 bis August 1603 ein Jurastudium in Wittenberg. Im Frühjahr 1604 studierte er in Leiden. Seine Kavalierstour führte ihn über England, mit London, Oxford und Cambridge, Frankreich, Flandern und Holland. Durch Vermittlung über Simon Ulrich Pistoris (1570–1615) kam er im Oktober 1607 in Cölln in brandenburgische Dienste. Bis 1611 war er dann als Legationssekretär bei Gesandtschaften in Düsseldorf, Haag und Paris. Seit 1611 war er brandenburgischer Lehnssekretär und avancierte 1615 zum Hof- und Kammergerichtsrat sowie 1625 zum Wirklichen Geheimen Rat. Er war in den Jahren 1626 bis 1634 mit mehreren diplomatischen Missionen nach Pommern, Mecklenburg und Braunschweig entsandt worden. 1636 war er mutmaßlich der einzig in Berlin verbliebene Geheimrat, war jedoch mit Verwaltungs- und Rechtsangelegenheiten ausgelastet, so dass die Regierung von Adam von Schwarzenberg (1583–1641) geführt wurde.[21] Er war 1638 Levin von dem Knesebeck (1597–1638) adjungiert. Nachdem er im Dezember 1640 auf seinen neuen Dienstherrn Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688) den Eid abgelegt hatte, wurde er als Wirklicher Geheimer Rat bestätigt und avancierte zum Lehnsdirektor und zum Dirigent der Justizsachen am Kammergericht. Striepe wurde im Cöllner Dom begraben.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Friedrich Budczies: Zur Genealogie der altmärk. Familie Striepe. In: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie, 17. Jahrgang, 1889, S. 465–472.
  2. a b c Peter Bahl: Der Hof des Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft, S. 601 f.
  3. a b Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 2, Dortmund 1987, S. 3 f.
  4. Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel. Datenbank historischer Grabmäler der Altmark. Anna Gartz (Abgerufen am 18. Mai 2020.)
  5. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit, 2016, S. 987. Legendär berichtet Johann Sinapius unter Berufung auf Christoph Entzelt und Andreas Angelus, dass die Gartz bereits 927 bei der Einnahme der Stadt Brandenburg mitgewirkt hätten und zu dieser Zeit ins Land gekommen seien. Vgl. Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 2, Dortmund 1987, S. 3.
  6. August Wilhelm Pohlmann: Geschichte der Stadt Salzwedel, 1811, S. 143 und S. 309.
  7. Angeblich bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts, adligen Herkommens, vgl. Johann Heinrich Büttner: Genealogiae oder Stamm- und Geschlecht-Register der vornehmsten Lüneburgischen Adelichen Patricien-Geschlechter, Lüneburg 1704, VII. Die von Chüden.
  8. August Wilhelm Pohlmann: Geschichte der Stadt Salzwedel, 1811, S. 306. Zu den Chüden vgl. auch Johann Ernst Fabri: Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde, 1796, S. 358 und S. 502 sowie Johann Friedrich Danneil: Das Geschlecht der von der Schulenburg, 1847, S. 293 f.
  9. Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel. Datenbank historischer Grabmäler der Altmark. Balthasar Striepe (Abgerufen am 17. Mai 2020.)
  10. Lothar Noack und Jürgen Splett: Mark Brandenburg mit Berlin-Cölln 1506–1640, S. 567.
  11. Christian Schmitz: Ratsbürgerschaft und Residenz, S. 121 ff.
  12. Peter Bahl: Der Hof des Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft, S. 716.
  13. Christian Schmitz: Ratsbürgerschaft und Residenz, 2002, Ahnentafel 20: Lindholtz/Striepe (S. 276.)
  14. Tatsächlich ist ein ähnliches Wappen (allerdings im 1. und 4. Viertel des Schildes) verzeichnet für „die Dieter“, im Nachfolgeband 4 („Beadelte“) des Wappenwerks von Johann Siebmacher, herausgegeben unter Rudolf Johann Helmers zu Nürnberg zwischen 1701 und 1705, Tafel 48.
  15. Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel. Datenbank historischer Grabmäler der Altmark. Balzer Striepe (Abgerufen am 15. Mai 2020.)
  16. Zweiundzwanzigster Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel, Abtheilung Geschichte, Heft 2, herausgegeben von Theodor Friedrich Zechlin, Magdeburg 1889, S. 20.
  17. August Wilhelm Pohlmann: Geschichte der Stadt Salzwedel, 1811, S. 241.
  18. Andreas Lindholz.
  19. Christian Schmitz: Ratsbürgerschaft und Residenz, 2002, S. 133.
  20. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit, 2016, S. 1016.
  21. Carl Eduard Geppert: Chronik von Berlin von der Entstehung der Stadt bis heute. Band 2, Berlin 1840, S. 286.