Seder

jüdischer religiöser Brauch des Pessachfestes
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Der Seder (hebräisch סדר, „Ordnung“) oder Sederabend ist eine zeremonielle Mahlzeit am Beginn des jüdischen Pessach-Festes.

Sedertisch mit Haggada-Ausgaben

Beschreibung

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Der Sederabend findet am Vorabend des 15. Nisan statt. Er ist der Auftakt des Pessach-Festes. An ihm wird im Kreis der Familie (oder der Gemeinde) des Auszugs aus Ägypten gedacht. Dies geschieht nach einer äußeren und inneren (spirituellen) Ordnung – daher die Bezeichnung „Seder“. Es werden Texte über die Gefangenschaft der Israeliten in Ägypten und deren Flucht sowohl vorgelesen als auch gesungen. Die Texte sind biblischen und rabbinischen Ursprungs. Jeder Teilnehmer hat eine Haggada vor sich, ein Buch, in dem diese Texte und die übrigen Anweisungen für den Ablauf des Seder stehen. Es werden gemeinsam Lieder mit aramäischem Text gesungen. Die Teilnehmer essen während des Abends von der Matze, dem Bitterkraut (Meerrettich, Kopfsalat oder beides)[1] und den anderen Speisen. Zu vier feststehenden Zeitpunkten wird vom Wein getrunken, nach den vier Schritten der Erlösung aus dem 2. Buch Mose.[2] Stets steht symbolisch auch ein Stuhl, ein Gedeck und ein Becher Wein für den Propheten Elijahu bereit, dessen Erscheinen man an diesem Abend erwartet.

Ein gemeinsames Abendessen ist Teil des Ablaufs; lustig für jüngere Kinder ist das Verstecken eines Matzenstückes, des Afikomans, am Sederabend. Der jüngste Teilnehmer fragt traditionell den Leiter des Seders nach der Bedeutung verschiedener Aspekte des Rituals, indem er mit Ma Nischtana die vier Fragen stellt, die dann erklärt werden. Zum Abschluss jedes Seders wird Chad gadja gesungen.

Die symbolischen Speisen

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Der Sederteller im Uhrzeigersinn oben beginnend: Maror, Seroa, Charosset, Chaseret, Karpas, Beitzah
 
Traditioneller Sederteller, Deutschland, 19. Jh.
 
Sederschälchen, datiert zwischen 1790 und 1810, in der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz.

Am Sederabend wird der Tisch mit Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt.

  • Ungesäuertes Brot (Matze) als Symbol der Eile, in der die Juden aus Ägypten geflohen sind, so dass sie nicht einmal den Brotteig säuern konnten und dieser konnte so nicht aufgehen.
  • Salzwasser als Symbol des Weinens über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, wo das Pessachlamm geopfert wurde. Die Sephardim verwenden stattdessen Essig, die jemenitischen Juden lassen es ganz aus.
  • Ein Sederteller (Ka'ara), auf dem sich die folgenden Speisen befinden. In der Anordnung der Speisen gibt es Varianten, hier eine gängige Anordnung:[3]
    • Maror – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Römersalat, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
    • Seroa – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessach-Lamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen; der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten.
    • Charosset – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
    • Chaseret – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als Maror sein, es wird zusammen mit dem Charosset gegessen.
    • Karpas – Sellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
    • Beitzah – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
  • ein Becher Wein, der für den Propheten Elija bestimmt ist.

Siehe auch: Speisevorschriften für Pessach

In den letzten Jahrzehnten wurde speziell in liberalen Kreisen eine weitere Mulde im Sederteller eingeführt, in die eine Mandarine oder Orange gelegt wird. Die Einbeziehung dieser süßen, saftigen Frucht mit ihren bitteren Kernen steht für die wertvollen Beiträge von Homosexuellen und Frauen zum Judentum und zugleich für deren historische Ausgrenzung, Menschen, die von der Gesellschaft marginalisiert wurden und die heute noch um Anerkennung kämpfen müssen.[4]

Ablauf eines Sederabends

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Der Ablauf des Sederabends ist nicht einheitlich geregelt und wird in Einzelheiten variiert. Hier ein möglicher Ablauf in 14 Schritten:[5]

  1. Kadesch קדש (Rezitation von Kiddusch und der erste Becher Wein)
  2. Urchatz ורחץ (Waschen der Hände)
  3. Karpas כרפס (Vorspeise, das Karpas wird in Salzwasser getaucht und gegessen)
  4. Jachatz יחץ (Brechen der Matze) und Verstecken des Afikomans
  5. Magid מגיד (Nacherzählung des Auszuges aus Ägypten; die Kinder fragen: „Weshalb ist dieser Abend anders als alle anderen?“, die vier Fragen: „Weshalb das Eintauchen? Warum nur Matze? Wozu die bitteren Kräuter? Warum entspannen wir uns und essen auf der linken Seite wie die Könige?“; Essen des Eis; der zweite Becher Wein)
  6. Rochtzo רחצה (Waschen der Hände) und sprechen der Bracha
  7. Mozie מוציא, Mazza מצה (Verzehr der Matze)
  8. Maror מרור (bittere Kräuter werden mit Charosset gegessen)
  9. Korech כורך (die Matze werden mit Maror und Charosset gegessen)
  10. Schulchan Orech שולחן עורך (festliches Mahl)
  11. Zafun צפון (der Afikoman wird von den Kindern aus dem Versteck zurückgebracht und gegessen)
  12. Bairach ברך (Der dritte Becher Wein als Dank nach dem Mahl, öffnen der Haustür und rezitieren der Passage, die Elias einlädt in Vorwegnahme der bevorstehenden Erlösung zu erscheinen und der Becher Elias)
  13. Hallel הלל (Preisung und der vierte Becher Wein)
  14. Nirza נירצה (Annahme)

Gesungene Lieder (Auswahl)

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Echad mi jodea (hebräisch אחד מי יודע ‚Eins – wer weiß es?‘) ist ein traditioneller Frage-Antwort-Gesang, eine Zählgeschichte, die an Pessach gesungen wird und in der Haggada zu finden ist. Es zählt gemeinsame jüdische Motive und Lehren auf.

Chad gadja (reichsaramäisch חַד גַדְיָא ‚ein kleines Lämmchen‘) sind die Anfangsworte eines hebräisch/aramäischen Volksliedes, das am Sederabend zu Pessach zum Abschluss der Haggada gesungen wird. Die Botschaft des Liedes ist, dass der Gott Israels der Herrscher ist, der die Welt und seine Geschöpfe regiert.

Ma Nischtana (מַה נִּשְׁתַּנָּה ‚Was unterscheidet...‘) ist eines der berühmtesten Lieder aus der Haggada. Das jüngste Mitglied am Tisch stellt „die vier Fragen“, die mit diesen Worten beginnen.

Dajenu (דַּיֵּנוּ ‚es hätte uns genügt‘) ein Loblied auf die 15 Wohltaten Gottes.

Siehe auch

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Literatur

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  • A. F–l.: Im Frieden des Sabbathlichtes – Aus den vier Wänden des jüdischen Familienlebens. In: Die Gartenlaube. Heft 20, 1867, S. 313–319 (Volltext [Wikisource]).
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Commons: Seder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Die Vorbereitung auf den Seder. In: chabad.org. 30. Januar 2007;.
  • Lessing-Gymnasium Döbeln: Jüdische Geschichte und Kultur – ein Projekt des Lessing-Gymnasiums Döbeln. In: judentum-projekt.de. Archiviert vom Original am 24. März 2015;.

Einzelnachweise

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  1. Heinrich Simon: Pessach. In: Jüdische Feiertage. Verlag Hentrich und Hentrich und Centrum Judaicum Berlin, 2003, archiviert vom Original am 5. Oktober 2017; abgerufen am 23. Dezember 2020 (wiedergegeben auf zentralratdjuden.de).
  2. 2. Mose 12 EU
  3. Die Sederschüssel – Was gehört darauf. In: chabad.org. 30. Januar 2007, abgerufen am 23. Dezember 2020.
  4. Ein neues Ritual für den Seder-Abend, jüdisches Museum Berlin. Abgerufen am 7. April 2022.
  5. Eine Anleitung in 14 Schritten zu einem „seelenvollen Seder“. In: chabad.org. 30. Januar 2007, abgerufen am 23. Dezember 2020.