Senatsreserve

gesetzlich verordnete Bevorratung des Senats von Berlin für den Fall einer zweiten Blockade West-Berlins (1949–1990)

Die Senatsreserve war eine gesetzlich verordnete Bevorratung des Senats von Berlin für den Fall einer zweiten Blockade West-Berlins.

Geschichte

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Nach der Berlin-Blockade 1948/1949 beauftragten die drei Stadtkommandanten West-Berlins den Senat, Lager für Grundnahrungsmittel, Medikamente, Kohle, Treibstoffe, Rohstoffe für die Industrie und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs anzulegen. Beabsichtigt war, dass bei einer eventuellen neuen Blockade Berlins ein „normales“ Leben in dem Westteil der Stadt für mindestens 180 Tage, also ein halbes Jahr, gesichert wäre und eine Blockade somit nicht mehr sinnvoll wäre.

Im Jahr 1953 wurde eine Vergrößerung der Senatsreserve beschlossen; zu diesem Anlass kam Eleanor Lansing Dulles als Berlin-Verantwortliche des US-Außenministeriums in die Stadt und wurde Zeugin der Unruhen vom Aufstand des 17. Juni.

Jahrzehntelang wurden in der Senatsreserve etwa vier Millionen Tonnen Güter gelagert. Zeitweise bestanden über 700 Lager in West-Berlin und nur relativ wenige Menschen hatten detaillierte Kenntnisse darüber.

Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 und dem Ende des Kalten Krieges wurde die Senatsreserve aufgelöst. 90.000 Tonnen Lebensmittel, Medikamente und andere Güter wurden 1990/1991 der Sowjetunion kostenlos als humanitäre Hilfe überlassen.

Die Bestände an Kohle wurden in den Berliner Kraftwerken verfeuert.

Bestände

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Der Wert der bevorrateten Güter betrug rund zwei Milliarden D-Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 2,1 Milliarden Euro), das permanente Auswechseln der Güter gegen frische Produkte, die sogenannte „Wälzung“, kostete jährlich mehrere Millionen Mark. Rund 100 Mitarbeiter waren mit der Verwaltung der Vorräte beschäftigt.

Die hohen Kosten der Lagerbestände und des ständigen Austausches wurden durch die Finanzhilfen der Bundesregierung beglichen.

Die Altbestände verkaufte der Senat preisgünstig an die Bevölkerung; in Kochbüchern fanden sich Rezepte, die in der Zutatenliste auf Waren aus Senatsreserven zurückgriffen, beispielsweise hieß Rindfleisch in Dosen „Senatsreserve“ oder „Schütz-Fleisch“ – nach dem damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz.

Bevorratung (Auswahl) für rund zwei Millionen West-Berliner:

Lebensmittelkarten und Bezugsausweise

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Um im Notfall die Güter geordnet an die Bevölkerung abgeben zu können, wurden in der Berliner Bundesdruckerei Bezugsausweise und Lebensmittelmarken hergestellt:

  • Kleinkinder bis 1 Jahr: Säuglingskarte, Milchkarte A (siehe Foto), Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 1–3 Jahre: Kinderkarte, Kartoffelkarte 200, Milchkarte B, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 4–5 Jahre: Kinderkarte, Zulagekarte C, Kartoffelkarte 200, Milchkarte B, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 6–8 Jahre: Kinderkarte, Zulagekarte D, Kartoffelkarte 300, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 9–13 Jahre: Grundkarte, Zulagekarte B, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 14–19 Jahre weiblich: Grundkarte, Zulagekarte B, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 14–19 Jahre männlich: Grundkarte, Zulagekarte A, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • ab 20 Jahren: Grundkarte, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren: Raucherkarte
  • Erwachsene und Jugendliche ab 18 Jahren: Bezugsausweis A
  • Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Versandberechtigung für Postpakete (12 Paketmarken, siehe Foto)

Lager der Senatsreserve (Auswahl)

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Gedenktafel auf dem ehemaligen Kasernengelände in Berlin-Tempelhof

Literatur

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Siehe auch

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Commons: Senatsreserve – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien