Seniorenweltmeisterschaft im Schach

internationales Schachturnier

Die Schachweltmeisterschaft der Senioren ist ein seit 1991 jährlich von der FIDE veranstaltetes Turnier. Es findet ein offenes Turnier (für beide Geschlechter) und ein Frauenturnier statt. Seit 2014 gibt es zwei Altersklassen. Der Seniorenweltmeister erhält den Titel „Großmeister“ bzw. „Weiblicher Großmeister“, sofern er ihn schon nicht hat.

Drei Seniorenweltmeister am Brett: Jewgeni Wasjukow, Jānis Klovāns und Alexei Suetin (Bad Liebenzell 1996)
Weltmeisterinnen der Senioren: Tamar Chmiadaschwili (5 Mal), Nona Gaprindaschwili (5 Mal) und Jelena Fatalibekowa (3 Mal). Siegerehrung 2016 in Marienbad

Geschichte

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Die ersten Schachweltmeisterschaft der Senioren fand 1991 in Bad Wörishofen statt.[1] Von den ersten neun Seniorenweltmeisterschaften fanden allein sieben in Deutschland statt und wurden von Reinhold Hoffmann (ChessOrg) organisiert. Er hatte den Wettbewerb ins Leben gerufen und ihm ist auch zu verdanken ist, dass der Seniorenweltmeister den Titel Großmeister bekommt.

Im Jahre 1997 erhielt Reinhold Hoffmann von Egon Ditt, dem damaligen Präsidenten des Deutschen Schachbundes, in Anerkennung seiner Verdienste um das Seniorenschach den Ehrenteller des Deutschen Schachbundes überreicht. 1998 wurde er mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes geehrt. Im Juli 2006 erlag er einer schweren Krankheit.[2]

Ältester Sieger (noch vor der Trennung in zwei Altersklassen) war Viktor Kortschnoi, der 2006 im Alter von 75 Jahren den Titel errang.

Wie bei anderen Titelwettbewerben im Schach (Schachweltmeisterschaft, Schacholympiade, …) gibt es ein offenes Turnier für beide Geschlechter (an dem fast nur Männer teilnehmen) und ein reines Frauenturnier. Wenn die Zahl der Anmeldungen für ein separates Frauenturnier nicht reicht (wie bei der ersten WM im Jahr 1991), wird diese Trennung nicht vorgenommen; die beste Frau im gemeinsamen Turnier wird dann Weltmeisterin der Frauen. Analog wird bei den beiden Altersgruppen vorgegangen: Wenn nicht genügend Teilnehmer für beide Gruppen gemeldet sind (was beim Frauenturnier vorgekommen ist), spielten alle Jahrgänge ein gemeinsames Turnier und die besten jeder Altersgruppe gewinnen den Titel.[3]

Bis zum Jahr 2013 war das Mindestalter 60 Jahre bei den Männern und 50 Jahre bei den Frauen (Stichtag 1. Januar des Spieljahres). Seit 2014 beträgt das Mindestalter 50 Jahre, außerdem wird eine weitere Weltmeisterschaft mit dem Mindestalter von 65 Jahren ausgetragen.[4] Die Senioren-Weltmeisterschaft wird als offenes Turnier mit 11 Runden nach Schweizer System ausgetragen. Mit dem Titelgewinn ist seit 1997 bei den Männern die Verleihung des Großmeistertitels verbunden.[5][6] Die Siegerin bei den Frauen erhält den Titel Woman Grand Master („Großmeisterin der Frauen“).[7]

Siegerliste

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Jahr Spielort Weltmeister Weltmeisterin
1991 Deutschland  Bad Wörishofen Russland 1991  Wassili Smyslow Ungarn  Éva Karakas
1992 Deutschland  Bad Wörishofen Russland 1991  Efim Geller Ungarn  Éva Karakas
1993 Deutschland  Bad Wildbad Russland 1991  Mark Taimanow Russland 1991  Tatjana Satulowskaja
1994 Schweiz  Biel/Bienne Russland  Mark Taimanow Ungarn  Éva Karakas
1995 Deutschland  Bad Liebenzell Russland  Jewgeni Wassjukow Georgien 1990  Nona Gaprindaschwili
1996 Deutschland  Bad Liebenzell Russland  Alexei Suetin Russland  Walentina Koslowskaja
1997 Deutschland  Bad Wildbad Lettland  Jānis Klovāns Russland  Tatjana Satulowskaja
1998 Osterreich  Grieskirchen Lettland  Wladimir Bagirow Georgien 1990  Tamar Chmiadaschwili
1999 Deutschland  Gladenbach Lettland  Jānis Klovāns Georgien 1990  Tamar Chmiadaschwili
2000 Polen  Rowy Russland  Oleg Tschernikow Russland  Jelena Fatalibekowa
2001 Italien  Arco Lettland  Jānis Klovāns Russland  Jelena Fatalibekowa
2002 Deutschland  Naumburg (Saale) Lettland  Juzefs Petkēvičs Ukraine  Marta Litinskaja
2003 Deutschland  Bad Zwischenahn Russland  Juri Schabanow Georgien 1990  Tamar Chmiadaschwili
2004 Deutschland  Halle (Saale) Russland  Juri Schabanow Russland  Jelena Fatalibekowa
2005 Italien  Lignano Sabbiadoro Bulgarien  Ljuben Spassow Russland  Ljudmila Saunina
2006 Italien  Arvier Schweiz  Viktor Kortschnoi Russland  Ljudmila Saunina
2007 Osterreich  Gmunden Litauen  Algimantas Butnorius Polen  Hanna Ereńska-Barlo
2008 Deutschland  Bad Zwischenahn Vereinigte Staaten  Larry Kaufman und
Rumänien  Mihai Șubă
Lettland  Tamāra Vilerte
2009 Italien  Condino Kroatien  Mišo Cebalo Georgien  Nona Gaprindaschwili
2010 Italien  Arco Frankreich  Anatoli Waisser Georgien  Tamar Chmiadaschwili
2011 Kroatien  Rijeka Frankreich  Vladimir Okhotnik Russland  Galina Strutinskaja
2012 Griechenland  Kamena Vourla Danemark  Jens Kristiansen Russland  Galina Strutinskaja
2013 Kroatien  Opatija Frankreich  Anatoli Waisser Kasachstan  Jelena Ankudinowa
2014 Griechenland  Katerini Georgien  Surab Sturua (50+)
Frankreich  Anatoli Waisser (65+)
Russland  Swetlana Mednikowa (50+)
Georgien  Nona Gaprindaschwili (65+)
2015 Italien  Acqui Terme Bosnien und Herzegowina  Predrag Nikolić (50+)
Frankreich  Vladimir Okhotnik (65+)
Russland  Galina Strutinskaja (50+)
Georgien  Nona Gaprindaschwili (65+)
2016 Tschechien  Marienbad Georgien  Giorgi Bagaturow (50+)
Frankreich  Anatoli Waisser (65+)
Russland  Tatjana Bogumil (50+)
Georgien  Nona Gaprindaschwili (65+)
2017 Italien  Acqui Terme Peru  Julio Ernesto Granda Zúñiga (50+)
Russland  Jewgeni Sweschnikow (65+)
Luxemburg  Elvira Berend (50+)
Georgien  Tamar Chmiadaschwili (65+)
2018 Slowenien  Bled Armenien  Karen Movsesjan (50+)
Tschechien  Vlastimil Jansa (65+)
Luxemburg  Elvira Berend (50+)
Georgien  Nona Gaprindaschwili (65+)
2019 Rumänien  Bukarest Ukraine  Wadym Schyschkin (50+)
Armenien  Rafael Vaganian (65+)
Luxemburg  Elvira Berend (50+)
Georgien  Nona Gaprindaschwili (65+)
2022 Italien  Assisi Georgien  Surab Sturua (50+)
England  John Nunn (65+)
Luxemburg  Elvira Berend (50+)
Georgien  Nona Gaprindaschwili (65+)
2023 Italien  Terrasini England  Michael Adams (50+)
England  John Nunn (65+)
Spanien  Mónica Calzetta Ruiz (50+)
FIDE  Galina Strutinskaja (65+)
2024 Portugal  Porto Santo Vereinigte Staaten  Alexander Shabalov (50+)
Deutschland  Rainer Knaak (65+)
Israel  Masha Klinova (50+)
Deutschland  Brigitte Burchardt (65+)

Siehe auch

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Commons: Seniorenweltmeisterschaft im Schach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Start der Einzel-Seniorenweltmeisterschaft, chessbase, 25. Oktober 2023, Zugriff am 4. Februar 2025
  2. Reinhold Hoffmann ist tot, 26. Juli 2006 ein Nachruf von Herbert Bastian
  3. Rainer Knaak und Brigitte Burchardt sind Seniorenweltmeister, chessbase, 29. November 2024, Zugriff am 4. Februar 2025
  4. Ausschreibung der Seniorenweltmeisterschaft 2014 bei der FIDE (englisch, PDF-Datei; 295 kB)
  5. Seniorenweltmeisterschaft 1997 auf TeleSchach
  6. Bericht von Egon Ditt (DSB-Präsident) zum 68. FIDE Kongress (2.–10. September 1997 in Kischinjow).
  7. D.VIII.01. World Senior (Women) Championship aus FIDE handbook (englisch).