Siebeneck nach Archimedes

Konstruktionsverfahren von Archimedes für ein regelmäßiges Siebeneck

Das Siebeneck nach Archimedes (auch bekannt als Siebeneck im Kreise) bezeichnet das Konstruktionsverfahren von Archimedes für ein regelmäßiges Siebeneck. Es ist allerdings – wie jedes regelmäßige Siebeneck – nicht allein mit den klassischen Hilfsmitteln Zirkel und (unmarkiertem) Lineal exakt darstellbar.[A 1] Die bekannte Figur (siehe nebenstehendes Bild), von mehreren Übersetzern seines Werkes Siebeneck im Kreise als Neusis-Konstruktion bezeichnet, ist der überlieferten Ausarbeitung von Thabit ibn Qurra nachempfunden. Das darin eingezeichnete Siebeneck sowie dessen Umkreis sind nicht überliefert, sie dienen lediglich der Verdeutlichung. Es ist nicht bekannt, wie Archimedes das markierte Lineal zur Einschiebung (Neusis) nutzte, um den Punkt oder zu bestimmen.

  • Als Ansatz dient: Die Strecke ist gleich der Seitenlänge eines Siebenecks, wenn die beiden Dreiecke und den gleichen Flächeninhalt haben.
Siebeneck nach Archimedes
Siebeneck nach Archimedes

Die Aufgabe verlangt zu Beginn ein beliebiges Quadrat mit Verlängerung der Seite über hinaus und die Diagonale . Für die Weiterführung der Konstruktion sind zwei Varianten überliefert. Bei der ersten – die Archimedes zugeschrieben wird – bedarf es noch einer Transversalen, also einer ab Punkt schräg durch das Quadrat verlaufenden Halbgeraden. Dabei schneidet sie die Diagonale im Punkt , die Quadratseite im Punkt und bestimmt auf der Verlängerung den gesuchten Punkt (Abschnitt Konstruktion von Archimedes). Bei der zweiten Variante wird der Teilungspunkt auf der Quadratseite festgelegt und eine Parallele zu ab gezogen. Dabei entsteht der Schnittpunkt auf der Diagonale und auf (Abschnitt Teilungspunkt mithilfe eines Funktionsgraphen). In beiden Konstruktionsvarianten besitzen die erzeugten Dreiecke und den gleichen Flächeninhalt, sodass gilt:

und .

Diese zwei Varianten sowie zwei zusätzliche, die ebenfalls den Endpunkt bestimmen (Abschnitte Endpunkt M mithilfe eines markierten Lineals und Endpunkt M mithilfe zweier Zickzacklinien) werden im Folgenden auf unterschiedliche Art und Weise erörtert. Wurde die Seitenlänge auf diese Art und Weise ermittelt, können anschließend, durch eine einfache weiterführende Konstruktion bei gegebenem Umkreis bzw. bei gegebener Seitenlänge, Siebenecke als Konstruktion mit Zirkel und unmarkiertem Lineal bestimmt werden.

Geschichte Bearbeiten

 
Archimedes, gemalt von Giuseppe Nogari vor 1766

In der Geschichte der Mathematik ist zum regelmäßigen Siebeneck wenig zu finden, insbesondere zu der Archimedes (287–212 v. Chr.) zugeschriebenen[A 2][1] und im Folgenden beschriebenen Konstruktion aus seinem Buch über das „Siebeneck im Kreise …“. Es gibt jedoch dazu keine Dokumente, die Archimedes als Verfasser bestätigen.[2] Das in griechischer Sprache verfasste Werk ist nur mehr in Abschriften vorhanden. Erst rund 1100 Jahre später, sprich im 9. Jahrhundert, hat Thabit ibn Qurra (826–901)[A 3] das Werk von Archimedes – er nannte es „Buch des Archimedes, das davon handelt, den Kreis in 7 gleiche Teile zu teilen“ – ins Arabische übersetzt und somit den Beweis für die Richtigkeit der Konstruktion von Archimedes für die Nachwelt erhalten (siehe Abschnitt Beweis zu Punkt D).

„In der Tat geschieht dieses Archimedischen Buches durch verschiedene arabische Gelehrte Erwähnung, die selbst Abhandlungen über das reguläre Siebeneck schrieben. Sämtliche dieser arabischen Texte sind uns erhalten, und so ist es möglich, den Anteil des Archimedes an der Lösung des Siebeneckproblems in etwa festzustellen.“

Carl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abuʼl-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî dargestellt nach Al-qânûn al-masʻûdî [gekürzt Thabit ibn Qurra][3]

Das Buch des Archimedes zählt zu den ältesten arabischen Übersetzungen. Thabit ibn Qurra hatte viel Mühe aufgebracht, um die von „verständnislosen Abschreibern entstellten Sätze und Figuren“ aus dem Griechischen ins Arabische zu übertragen. Es vergingen nochmals rund 900 Jahre bis Muṣṭafā Ṣidqī Ibn Ṣāliḥ[4] im Juli 1740 „die Korrektur und Redaktion edler Texte“ abschloss.[5] Carl Schoy (1877–1925) übertrug das Buch des Archimedes vom Arabischen ins Deutsche. Er erhielt wertvolle Unterstützung von dem in Kairo lebenden Max Meyerhof, der ihm alle arabischen Schriften über das Siebeneck überließ. Sein Werk Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen [... gekürzt Thabit ibn Qurra] wurde nach seinem Tod von Julius Ruska und Heinrich Wieleitner 1927 veröffentlicht.[6]

Konstruktion von Archimedes Bearbeiten

 
Konstruktion von Archimedes, erst wenn die Dreiecke   und   den gleichen Flächeninhalt haben (grün), entspricht die Strecke   der Seitenlänge eines regelmäßigen Siebenecks, Animation mit 10 s Pause am Ende

In einem Quadrat  [A 4] mit beliebiger Seitenlänge wird eine Halbgerade ab dem Punkt   gezogen, bis sie die Verlängerung der Quadratseite   im Punkt   schneidet. Für die dabei entstehenden Dreiecke gilt:[7]

 

Die geometrische Konstruktion von Archimedes beruht hauptsächlich auf dem Bestimmen der Streckenlänge  . Hierzu soll er, so wird überliefert, die Konstruktionsmethode Einschiebung (Neusis) genutzt haben.[8] Sie entspricht in der Algebra der Lösung einer kubischen Gleichung.[7] Die Art und Weise, wie er diese Einschiebung durchführte, um den maßgebenden Punkt   theoretisch exakt zu erhalten, ist nicht überliefert.[9] Alhazen, ein arabischer Mathematiker (965–1040), war der Meinung, dass eine Lösung nur mithilfe der Kegelschnitte möglich sei.

„Es gründet Archimedes die Konstruktion des Siebenecks auf das Quadrat, das er zuerst behandelt; aber wir wissen nicht, wie wir das Quadrat auf die Eigenschaft hinarbeiten sollen, welche seine Vorschrift enthält. Und dies ist uns nicht klar, weil die Hinarbeitung des Quadrates auf die Eigenschaft, welche die Bedingung (der Lösung) enthält, nur mittels Kegelschnitte möglich ist. Aber der Autor (Archimedes) gibt in seinem Buche, in dem er das Siebeneck behandelt, keinen Hinweis auf sie, und er sah nicht, daß er in seinem Buche das vermengte, was nicht gleichartig war.“

„Carl Schoy“

Alhazen: Auseinandersetzung von Alhazen [Kurzform des Namens] über die Prämissen (zur Konstruktion) der Seite des Siebenecks.[9]
 
Bild 1: Schritt 1, Prinzipskizze
 
Bild 2: Schritt 2, Prinzipskizze mit Erweiterung

Im Jahr 1992 schreibt Christoph J. Scriba den Aufsatz „Einige Bemerkungen zu antiken Konstruktionen“ in Amphora, einer Festschrift für Hans Wußing zu seinem 65. Geburtstag. Darin zitiert er Johannes Tropfke aus dessen Werk Die Siebeneckabhandlung des Archimedes:

„Aber diese Beziehung mit dem Schneiden eines Quadrates durch
eine Transversale – ein glänzender Einfall, der Bewunderung
verdient, dessen Entstehung man leider nicht mehr verfolgen
kann.“

Christoph J. Scriba: 3.2 Erklärungsvorschlag zur Konstruktion des Archimedes[10]

Eine Einschiebung mithilfe eines markierten Lineals, dessen Kante um den Punkt   so gedreht ist, dass eine Strecke   die Bedingung liefert, die Dreiecke   und   haben gleich große Flächeninhalte, ist offensichtlich nicht zielführend.[11][9] Dies ist so, weil für jede Einschiebung die Voraussetzung besteht, dass der für die Markierung des Lineals erforderliche Abstand der beiden Marken konstruierbar ist. Die z. B. hierfür relevanten Streckenlängen   oder   erfüllen diese Bedingung nicht. Eine Möglichkeit der Einschiebung auf eine andere Art und Weise wird in Endpunkt M mithilfe eines markierten Lineals beschrieben.

Die folgenden Ausführungen, dargestellt in moderner Sprache, lehnen sich an die Beschreibung von Thabit ibn Qurra an, die im Wesentlichen aus zwei Schritten besteht. Als ersten Schritt (Bild 1) wird zur Vorüberlegung eine Prinzipskizze der Strecke   mit ihren Teilungspunkten   und   angefertigt. Darin sei   die Seitenlänge des Quadrates,   und   zugleich soll gelten:[12]

 

Im zweiten Schritt (Bild 2) erweitert man die soeben erstellte Prinzipskizze. Hierzu wird zuerst über die Strecke   mithilfe   das gleichschenklige Dreieck   errichtet. Verbindet man nun den Punkt   mit   ergibt sich das ebenfalls gleichschenklige Dreieck   Nach Thabit ibn Qurra haben – bei exakt bestimmtem Teilungspunkt   und Endpunkt   – die Winkel an den Scheiteln   und   jeweils die Winkelweite   und an den Scheiteln   (Supplementwinkel, Nebenwinkel) und   jeweils die Winkelweite   Somit ist der Winkel   der Zentriwinkel des Siebenecks.[13]

Teilungspunkt D mithilfe eines Funktionsgraphen Bearbeiten

 
Bild 3: Bestimmung des Teilungspunktes   mithilfe des Graphen der Funktion  , in der Darstellung ist  . Wenn  , verläuft der Graph durch die Punkte  .

Es bedarf dazu mindestens eines zusätzlichen Hilfsmittels, wie z. B. einer Parabel oder einer Parabel und Hyperbel[9] oder des im Folgenden ermittelten Funktionsgraphen.[13] Die Dreiecke   und   sind nicht Teil der Lösung, sie dienen lediglich der Veranschaulichung.

Für eine exakte Konstruktion (Bild 3) zeichnet man zuerst das Quadrat   mit der beliebigen Seitenlänge   und verlängert anschließend   über   hinaus. Um die Dreiecke   und   mit gleich großen Flächeninhalten zu erhalten, reicht es, den Teilungspunkt   zu bestimmen. Der fehlende Punkt   ist anschließend mithilfe eines Lots von   mit Fußpunkt   und einer Halbgeraden ab   durch den erzeugten Kreuzungspunkt   zu finden.

Es sei     und   sodass gilt:

 

Daraus ergibt sich für  

 

Gleichung   eingesetzt in   ergibt:

 

Gleichung   multipliziert mit   und anschließend dividiert durch   ergibt:

 

daraus folgt die kubische Gleichung[13]

 

Die Funktion   hat im Intervall   zwei Nullstellen  . Es gilt   Die dritte Nullstelle liegt außerhalb des Intervalls  .

Wenn   als Koordinatenursprung festgelegt wird, sind die kartesischen Koordinaten des relevanten Punktes   des Funktionsgraphen[14]

 

Beweis zu Punkt D Bearbeiten

 
Bild 4: Beweis durch Kreisteilung, darin ist   und die
Seitenlänge  ,   ist die kleinste Diagonale

Als Beweis für die Richtigkeit der Konstruktion von Archimedes soll die folgende Teilung des Kreises in sieben gleich lange Bögen dienen.[15]

Auf eine Gerade werden die Strecken mit den gegebenen Längen  ,   und   abgetragen, anschließend das gleichschenklige Dreieck   mit   eingezeichnet sowie die Punkte   mit   und   mit   verbunden. Nach dem Bestimmen des Umkreismittelpunktes   mithilfe der beiden Senkrechten auf   durch   sowie auf   durch   wird der Umkreis eingezeichnet. Es folgen die Verlängerungen der Strecken   und  , bis sie in   bzw.   den Umkreis schneiden. Nun wird   mit   verbunden, dabei ergibt sich der Schnittpunkt   der sogleich mit   verbunden wird. Der Mittelpunkt   des kleinen Kreises ergibt sich aus der Halbierung der Strecke   in   und der anschließenden Senkrechten zu   in  .

Aus der Darstellung (Bild 4) ist zu entnehmen (  Kreisbogen):[15]

  im   daraus folgt:
 
  folglich ist:
  und wegen Ähnlichkeit (W:W:W-Satz) der Dreiecke
  denn
  d. h.
 

Somit sind

  und   drei gleich lange Bögen. Darüber hinaus ist:
  und
 
 

dies bedeutet, die vier Punkte   und   liegen auf demselben Kreis mit Mittelpunkt   Wegen Kongruenz (drei Seiten gleich lang) der Dreiecke

  folgt
 

und aus der Ähnlichkeit (W:W:W-Satz) von

  folgt
 

Des Weiteren gilt:

  und  
  folglich ist
  wegen
  ist auch
 

also ist jeder der Bögen

  und  

Somit ist der Kreis   in sieben gleich lange Teile geteilt, was zu beweisen war.[15]

Endpunkt M mithilfe eines Funktionsgraphen Bearbeiten

 
Bild 5: Bestimmen der Strecke   mithilfe des Graphen der Funktion   als Animation

Das nebenstehende Bild zeigt eine alternative Lösung. Darin wird der Punkt   anstatt des Punktes   bestimmt. Die Dreiecke   und   sowie die Punkte   und   sind nicht Teil der Lösung, sie dienen lediglich der Veranschaulichung.

Für eine exakte Konstruktion zeichnet man zuerst das Quadrat   mit der beliebigen Seitenlänge   und verlängert   über   hinaus. Um die Dreiecke   und   mit gleich großen Flächeninhalten zu erhalten, reicht es, den Punkt   zu bestimmen. Abschließend wird die Verbindungslinie von Punkt   bis Punkt   eingetragen.

Vorüberlegung

Gesucht ist eine Funktion  , deren Graph die x-Achse eines kartesischen Koordinatensystems in   schneidet (Nullstelle) und somit die Strecke   erzeugt.

Ansatz

Sei   dann ist die Länge der Strecke   gleich dem Längenverhältnis der kleinsten Diagonale   zur Seitenlänge   des regelmäßigen Siebenecks (siehe hierzu Bild 4: Beweis durch Kreisteilung).[16]

 

Dies führt über die kubische Gleichung[17]

 

schließlich zur Funktion

 

mit deren dritten Nullstelle in   Für allgemeine   ergibt sich aufgrund linearer Skalierung entsprechend:[18]

 

Endpunkt M mithilfe eines markierten Lineals Bearbeiten

 
Bild 6: Konstruktion von Archimedes als Neusis-Konstruktion

Wie im Abschnitt Konstruktion von Archimedes erläutert, gibt es keine Überlieferung, wie er ein markiertes Lineal in seiner speziellen Neusis-Konstruktion nutzte, um den Punkt   zu erhalten.

Nichtsdestotrotz gibt es die Möglichkeit der Einschiebung (Bild 6) mithilfe der bereits bekannten Methode für ein Siebeneck mit gegebener Seitenlänge von David Johnson Leisk (auch Crockett Johnson genannt). In seiner Veröffentlichung aus dem Jahr 1975 beschreibt er den Lösungsweg zum Bestimmen der Hälfte des Zentriwinkels   mithilfe eines Quadrats und z. B. des gleichschenkligen Dreiecks  . Die Weiterführung liefert den Umkreismittelpunkt   des Siebenecks.[19]

Konstruktionsbeschreibung Bearbeiten

Es beginnt mit dem Quadrat   mit der Seitenlänge   und der Diagonalen  . Es folgen der Kreisbogen   um   mit dem Radius   und die Mittelsenkrechte der Strecke  . Nun wird das Lineal mit der Markierung der Seitenlänge   so platziert, dass ein Endpunkt der Markierung auf der Mittelsenkrechten, der zweite auf dem Kreisbogen   liegt und die Kante des Lineals durch den Punkt   verläuft. Die Bezeichnung der so gefundenen Punkte   und   sowie die Verbindungen des Punktes   mit   und   schließen sich an. Somit ergibt sich am Winkelscheitel   die Hälfte des Zentriwinkels  .

Weiter geht es mit der Halbierung der Strecke   in   und dem Errichten einer Orthogonalen (Senkrechten) auf   in   mit Schnittpunkt   auf der Mittelsenkrechten. Anschließend um   den Umkreis   des Dreiecks   mit dem Radius   ziehen; der Schnittpunkt ist  . Ab dem Punkt   trägt man einmal in Richtung   die Seitenlänge   des Quadrates auf dem Kreis ab; es ergibt den Schnittpunkt  . Nun bedarf es noch einer Verlängerung der Strecke   ab   und einer Halbgeraden ab   durch  , bis sie die Verlängerung ab   im gesuchten Punkt   trifft.

Diese Neusis-Konstruktion liefert eine Siebeneckseite mit der Länge   und eine mit der Länge  . Auch damit gilt (wie im Abschnitt Konstruktion von Archimedes erläutert):

  und  .

Beweis zu Punkt M Bearbeiten

 
Bild 7: Skizze für den Beweis der Neusis-Konstruktion,   und   sind Seiten zweier Siebenecke mit ungleichen Umkreisen

Ein möglicher Beweis (Bild 7) besteht darin, zu zeigen, dass das Dreieck   ein gleichschenkliges Dreieck ist. Mit anderen Worten:

Die Sehne   des Kreises   und die Strecke   müssen gleich lang sein.

Im gleichschenkligen Dreieck   mit den Schenkeln   ist die Sehne   eine Diagonale über zwei Seiten eines Siebenecks mit dem Innenwinkel  . Die Seitenlänge   ergibt sich aus:

 

Ergebnis der Berechnung der Streckenlänge   aus dem Abschnitt Endpunkt M mithilfe eines markierten Lineals:

 ,

daraus folgt

 .

Was zu beweisen war.

Endpunkt M mithilfe zweier Zickzacklinien Bearbeiten

 
Bild 8: Bestimmen des Punktes   mithilfe zweier sich kreuzender Zickzacklinien, in einem gleichschenkligen Dreieck mit den Innenwinkeln  ;  [20] Animation mit 20 s Pause

Archibald H. Finlay veröffentlichte 1959 in The Mathematical Gazette unter dem Titel 2863. Zig-Zag-paths einen Kreis mit acht speziellen Kreissektoren, die unterschiedliche Zickzacklinien beinhalten. Ein Kreissektor zeigt ein gleichschenkliges Dreieck mit dem Zentriwinkel   eines Vierzehnecks, den beiden Basiswinkeln mit je   sowie zwei sich kreuzende, vom Dreieck umschriebene Zickzacklinien mit sieben gleich langen Geradenabschnitten.[21]

Das Zusammenspiel des Dreiecks   mit Seitenlänge   des Quadrates und den beiden Zickzacklinien, ermöglicht das Finden des Punktes   der Strecke  .[22] Es ist vorteilhaft, die Konstruktion (Bild 8) mittels einer Dynamischen-Geometrie-Software zu erstellen. Für eine Konstruktion auf Papier gäbe es z. B. auch die Möglichkeit, den beweglichen Winkelschenkel durch einen Papierstreifen zu ersetzen, oder man nimmt dazu – für eine pragmatische Lösung – einfach sieben gleich lange Zahnstocher.[23] Die weitere Vorgehensweise wäre gleich wie die im Folgenden beschriebene bzw. wie die in der Animation (Bild 8) gezeigte.

Vorgehensweise

Nach der Konstruktion des Quadrates   und dem Einzeichnen der Diagonalen   wird die Seite   des Quadrates mittels einer Halbgeraden über   hinaus verlängert. Dies ergibt den feststehenden Winkelschenkel des späteren Winkels  . Eine nun folgende zweite Halbgerade ab dem Scheitel  , sprich, der bewegliche Winkelschenkel, schließt einen Winkel mit noch unbestimmter Winkelweite ein.

Es geht weiter mit den zwei sich kreuzenden Zickzacklinien, d. h. mit dem Eintragen der vorerst fünf Seitenlängen   – eine ist die Quadratseite. Beginnend mit der ersten Zickzacklinie beim Scheitel   wird zuerst auf dem beweglichen Winkelschenkel die Länge   abgetragen; dabei ergibt sich der Schnittpunkt  . Es folgt, wieder mithilfe  , das vorläufige Bestimmen der Punkte   und  . Auf die gleiche Art und Weise werden die Punkte   und   der zweiten Zickzacklinie eingetragen. Die siebte Länge   (rot, Grundlinie des gesuchten Dreiecks  ) wird nahe   auf dem feststehenden Winkelschenkel platziert.

Um das Dreieck   zu erhalten, bedarf es noch der Verbindung der Grundlinie der Länge   (rot) mit den Endpunkten   und   der beiden Zickzacklinien. Die Animation (Bild 8) zeigt ein Beispiel, wie dies erreicht werden kann.

Mit dem fertiggestellten Dreieck   ist der Punkt   so platziert, dass die Dreiecke   und   nun den gewünschten gleichen Flächeninhalt haben.[20]

Weiterführende Konstruktionen Bearbeiten

Umkreis gegeben Bearbeiten

Siehe hierzu Bild 9.

Ausgehend von den konstruierten Punkten   und   zieht man zuerst ab dem Winkelscheitel   die Halbgerade   mit der Winkelweite   Es folgt das Abtragen des gegebenen Umkreisradius   auf die Halbgerade   ab   dabei ergibt sich der Mittelpunkt   des Umkreises. Nun zieht man um   den Umkreis des gesuchten Siebenecks mit dem Radius   Schneidet der Umkreis die Strecke   in   so ist die Seitenlänge   hiermit gefunden. Schneidet der Umkreis die Strecke   nicht, wird ab   die Halbgerade   gezogen, bis sie den Umkreis in   schneidet und so die Seitenlänge   liefert. Abschließend werden die Seitenlänge   fünfmal gegen den Uhrzeigersinn abgetragen und die noch fehlenden Seiten des Siebenecks eingezeichnet.

 
Bild 9: Siebeneck bei gegebenem Umkreisradius  , Weiterführung der Konstruktion von Archimedes (Bild 3 oder 5), Animation, am Ende 30 s Pause
 
Bild 10: Siebeneck bei gegebener Seitenlänge  , Weiterführung der Konstruktion von Archimedes (Bild 3 oder 5), Animation, am Ende 30 s Pause

Seitenlänge gegeben Bearbeiten

Siehe hierzu Bild 10.

Ausgehend von den konstruierten Punkten   und   zieht man zuerst ab dem Winkelscheitel   die Halbgerade   mit der Winkelweite   Nun soll die gegebene Seitenlänge   bestimmt werden. Ist die Seitenlänge   wird sie auf   abgetragen. Andernfalls ist zuvor ab   die Halbgerade   zu ziehen, um drauf   platzieren zu können. Nach dem Einzeichnen eines Kreisbogens mit dem Radius   um  , bis die Strecke   in   geschnitten wird, zieht man eine Linie ab   durch   auf die Halbgerade  . Dabei ergibt sich der Schnittpunkt   sowie das Dreieck  . Wegen Ähnlichkeit der Dreiecke   entspricht der am Eckpunkt   eingeschlossene Winkel dem Zentriwinkel   des Siebenecks und   dem Mittelpunkt des gesuchten Umkreises. Abschließend werden der Umkreis um   mit dem Radius   gezogen, die Seitenlänge   fünfmal gegen den Uhrzeigersinn abgetragen und die noch fehlenden Seiten des Siebenecks eingezeichnet.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Archimedes' construction of a heptagon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jan P. Hogendijk: Greek and Arabic Constructions of the Regular Heptagon. Kap. 2.4: The Greek origin of the construction. In: JSTOR Journal. Article in Archive for History of Exact Sciences, Band.30, Nr. 3/4 (1984), S. 211, Springer
  2. Thomas L. Heath, Deutsch von Fritz Kliem: Archimedes' Werke. Handschriften und wichtigste Ausgaben — Reihenfolge der Abfassung — Dialekt — Verlorene Werke. → letzter Absatz S. 28. Berlin 1914 (archive.org).
  3. Carl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abuʼl-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî dargestellt nach Al-qânûn al-masʻûdî, Hannover, Orient-Buchhandlung Heinz Lafaire, 1927, S. 74 (712), Digitalisat (PDF; 4,2 MB) Herausgeber: Jan P. Hogendijk, University of Utrecht, Department of Mathematics; abgerufen am 14. Oktober 2019.
  4. Wollina: Muṣṭafa Ṣidḳī. In: Biographische Info. Qalamos, abgerufen am 4. Februar 2024.
  5. Jan P. Hogendijk: Greek and Arabic Constructions of the Regular Heptagon. Kap. 8.3: Manuscript sources, Constructions of the Heptagon, Translation, S. 290 In: JSTOR Journal. Article in Archive for History of Exact Sciences, Band.30, Nr. 3/4 (1984), S. 288–290, Springer
  6. Carl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abuʼl-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî dargestellt nach Al-qânûn al-masʻûdî. (PDF) Jan Hogendijk, University of Utrecht, Department of Mathematics, S. Titelblatt (629), abgerufen am 5. Februar 2024.
  7. a b H.-W. Alten, A. Djafari Naini, M. Folkerts, H. Schlosser, K.-H. Schlote, H. Wußing: 4000 Jahre Algebra, Geschichte–Kulturen–Menschen. 2.4.2 Konstruktion des regelmäßigen Siebenecks durch „Einschiebung“ von Archimedes. Springer–Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-43554-9, S. 80.
  8. Carl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abuʼl-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî dargestellt nach Al-qânûn al-masʻûdî. (PDF) Über die Konstruktion der Seite des dem Kreise einbeschriebenen regulären Siebenecks, 16. „Wir legen das eine Ende des Lineals auf den Punkt D ...“ Jan Hogendijk, University of Utrecht, Department of Mathematics, S. 82 (720), abgerufen am 5. Februar 2024.
  9. a b c d Carl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abuʼl-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî dargestellt nach Al-qânûn al-masʻûdî. (PDF) Über die Konstruktion der Seite des dem Kreise einbeschriebenen regulären Siebenecks. Jan Hogendijk, University of Utrecht, Department of Mathematics, S. 85 (723), abgerufen am 5. Februar 2024.
  10. Christoph J. Scriba: Einige Bemerkungen zu antiken Konstruktionen, J. TROPFKE schrieb in [TROPFKE 1936], S. 684 „über diese archimedische Konstruktion.“
  11. J. L. Berggren: Mathematik im mittelalterlichen Islam. (PDF) §4 Abu Sahl über das regelmäßige Siebeneck. archive.org, 20. August 2021, S. 85, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. August 2021; abgerufen am 22. Oktober 2021.
  12. H.-W. Alten, A. Djafari Naini, M. Folkerts, H. Schlosser, K.-H. Schlote, H. Wußing: 4000 Jahre Algebra, Geschichte–Kulturen–Menschen. 2.4.2 Konstruktion des regelmäßigen Siebenecks durch „Einschiebung“ von Archimedes. Springer–Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-43554-9, S. 81.
  13. a b c H.-W. Alten, A. Djafari Naini, M. Folkerts, H. Schlosser, K.-H. Schlote, H. Wußing: 4000 Jahre Algebra, Geschichte–Kulturen–Menschen. 2.4.2 Konstruktion des regelmäßigen Siebenecks durch „Einschiebung“ von Archimedes. Springer–Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-43554-9, S. 81–82.
  14. 3 Nullstellen des Funktionsgraphen. Wolfram Alpha, abgerufen am 13. Juli 2020.
  15. a b c Carl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abuʼl-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî dargestellt nach Al-qânûn al-masʻûdî. (PDF) Über die Konstruktion der Seite des dem Kreise einbeschriebenen regulären Siebenecks. Jan Hogendijk, University of Utrecht, Department of Mathematics, S. 83 (721), abgerufen am 5. Februar 2024.
  16. OEIS COMMENTS, rho(7):= 2*cos(Pi/7) is the length ratio (smallest diagonal)/side in the regular 7-gon (heptagon).
  17. OEIS COMMENTS, An algebraic integer of degree 3 with minimal polynomial x3 - x2 - 2x + 1.
  18. OEIS COMMENTS, rho(7):= 2*cos(Pi/7)
  19. Crockett Johnson: A Construction for a Regular Heptagon. (PDF) In: The Mathematical Gazette. Florida Atlantic University, März 1975, S. 17–19, archiviert vom Original am 28. Mai 2023; abgerufen am 30. Dezember 2023 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/math.fau.edu
  20. a b Crockett Johnson: A Construction for a Regular Heptagon. (PDF) In: The Mathematical Gazette. Florida Atlantic University, März 1975, S. 20, archiviert vom Original am 28. Mai 2023; abgerufen am 30. Dezember 2023 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/math.fau.edu
  21. Archibald H. Finlay: 2863. Zig-Zag paths. (PDF) In: The Mathematical Gazette. Cambridge University Press, 3. November 2016, S. 199, abgerufen am 25. Januar 2022.
  22. Crockett Johnson: A Construction for a Regular Heptagon. (PDF) In: The Mathematical Gazette. Florida Atlantic University, März 1975, S. 19–20, archiviert vom Original am 28. Mai 2023; abgerufen am 30. Dezember 2023 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/math.fau.edu
  23. Eric W. Weisstein: Regular Heptagon. In: The Mathematical Gazette. MathWorld, A Wolfram Web Resource, abgerufen am 21. Juni 2023.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Ein regelmäßiges Vieleck, sprich n-Eck oder Polygon, ist nach Carl Friedrich Gauß nur dann konstruierbar: Wenn   das Produkt einer Potenz von 2 mit paarweise voneinander verschiedenen Fermatschen Primzahlen ist.
  2. Jan P. Hogendijk: „Die Zuschreibung an Archimedes erfolgt auch durch die arabischen Gelehrten Abu‘l-Jud, Al-Sijzi, Al-Kuhi, Al-Saghani, Al-Shanni, Ibn al-Haytham und Kamal Al-Din ibn Yunus. Der Name Archimedes und sogar der Name des Übersetzers Thabit ibn Qurra könnten jedoch von einem Schreiber dem Text hinzugefügt worden sein“ [Übersetzung].
  3. In der Literatur findet man häufig auch 836 A.D. als Geburtsjahr.
  4. Die Bezeichnungen der Punkte sind dem Buch von H.-W. Alten 4000 Jahre Algebra, Geschichte–Kulturen–Menschen, S. 81 entnommen.