Sinfonieorchester Aachen

Sinfonieorchester des Theaters Aachen

Das Sinfonieorchester Aachen ist das Konzert- und Opernorchester des Theaters Aachen. Mit seinen Ursprüngen im Jahre 1721 gehört es zu den ältesten Klangkörpern Deutschlands. Seit 1852 wird es als eines der ersten in Deutschland als städtisches Orchester geführt. Heute besteht es aus rund 70 Musikerinnen und Musikern und absolviert jährlich etwa 140 Auftritte in Aachen selbst, aber auch in der Umgebung und auf Konzertreisen. Die regelmäßigen Sinfoniekonzerte finden im Eurogress Aachen statt.

Geschichte

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Vorgeschichte

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1721 wurde den zwei Kompanien der Stadtsoldaten eine Militärmusik beigegeben, die u. a. aus sechs Oboisten bestand. Diese spielten zusammen mit Laienmusikern auch im Münsterorchester. Der britische Musikhistoriker und -publizist Charles Burney berichtet 1773 von einem Aufenthalt in Aachen, das Musikleben dort sei im Vergleich zu anderen Städten eher unbedeutend gewesen. Ein Antrag der Musikanten aus dem Jahre 1771 zur Einrichtung und Ausführung von so genannten Concerts zur Ergötzung der ansehnlichen Leute stellt einen wichtigen Punkt in der Entwicklung des städtischen Musiklebens dar.[1] Ab dem Jahr 1782 musizierten nicht akademisch ausgebildete Musiker in der neuen, von Jakob Couven erbauten Redoute in der Aachener Komphausbadstraße. Zwar sind Details dieser musikalischen Aktivitäten nicht bekannt, allerdings war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Aachener Musiker zunächst für die Unterhaltungsmusik für die Speisen und Getränke verzehrenden Kurgäste zu sorgen hatten. Konzerte im heutigen Sinne, bei denen ein Publikum den Darbietungen der Künstler schweigend lauscht, gab es zu dieser Zeit noch nicht. 1787 profilierte sich Georg Zethner als Leiter der nicht fest organisierten Aachener Musikanten. Für die Aufführung von Haydns Oratorium Die Schöpfung im Jahr 1803 war etwa die Hälfte der insgesamt 48 Musikanten von auswärts zur Verstärkung eingeladen worden. Von einem klassischen Orchester oder einer überregional bedeutenden Aufführung konnte allerdings auch jetzt noch nicht die Rede sein. Dass vom damaligen Aachener Musikleben keine Berichte aus der überregional relevanten Musikliteratur vorliegen, kann als weiterer Hinweis für die in dieser Zeit geringe historische Bedeutung des Aachener Musiklebens angeführt werden.[2]

Einweihung des neuen Stadttheaters

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Kurz nach der Einweihung des neuen Stadttheaters am 28. März 1825 mit Louis Spohrs Oper Jessonda wurden im Rahmen des achten, erstmals in Aachen stattfindenden Niederrheinischen Musikfestes die Aachener Musikanten einschließlich des Chores auf 422 Mitglieder aufgestockt, um am 24. Mai 1825 unter der Leitung von Ferdinand Ries Beethovens 9. Sinfonie aufführen zu können, allerdings mit Kürzungen, die mit dem hohen Schwierigkeitsgrad der Musik zu tun hatten. Diese Aufführung war die erste von Beethoven selbst autorisierte außerhalb Wiens, von einer früheren Aufführung am 1. April desselben Jahres in Frankfurt hatte Beethoven keine Kenntnis.[3] Von da an nahmen die Aachener Musikanten und später dann das Städtische Orchester regelmäßig an diesem bis 1958 ausgetragenen Musikfest Teil, welches abwechselnd in den Städten Elberfeld, Düsseldorf, Köln und Aachen stattfand. Dabei wurde es vereinzelt von auswärtigen Gastdirigenten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Julius Rietz, Max Bruch, Carl Reinecke, Richard Strauss, Hans Pfitzner, Clemens Krauss oder Felix Weingartner geleitet. Auch traten immer öfter Gastinterpreten wie der erst 12-jährige César Franck (1835), Johann Strauss, Vater (1836) oder Jacques Offenbach (1843) mit dem Orchester auf. 1841 fand die erste große, nach Frankreich führende Auslandstournee des Sinfonieorchesters statt.

Vom Aachener Instrumentalverein bis zur festen städtischen Institution

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Nach der Gründung des Aachener Instrumentalvereins im Jahr 1844, der das städtische Orchester verstärken sollte, wurde durch Beschluss des Stadtrates das noch immer mit Freizeitmusikern bestückte Orchester im Jahr 1852 in eine feste, ständige Einrichtung umgewandelt, die nun Berufsmusiker im Angestelltenverhältnis beschäftigte. Damit war das Aachener Sinfonieorchester das erste seiner Art im Rheinland. Vorübergehend fanden die Musiker zwischen 1862 und 1864 im Bernarts-Theater in Aachen eine feste Bleibe, bevor sie sich dauerhaft im Theatergebäude einrichten konnten. Ab diesem Zeitpunkt bot das Orchester zusätzlich regelmäßige Winterabonnements, musikalische Projektwochen und ab 1910 die bekannten Kurkonzerte an. Dabei wurden sie je nach Programmgestaltung immer wieder von verschiedenen Gesangsvereinen und Chören, die in jenen Jahren zahlreich entstanden waren, begleitet. Zur Unterstützung des Orchesters und als Bindeglied zur Öffentlichkeit gründete sich im Jahr 1924 der Förderverein Gesellschaft der Musik- und Theaterfreunde zu Aachen. Seit einer Fusion mit dem jüngeren Verein accelerando – Freunde des Sinfonieorchesters Aachen und dem Förderverein Haus für Musik im Jahr 2006 heißt der Verein Musik- und Theaterfreunde Aachen.[4]

Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg

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Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Konzertbetrieb soweit möglich aufrechterhalten. Die Aufführungen fanden aber teilweise in der Aula oder der Talbothalle der RWTH Aachen und im Aachener Dom statt. Nach dem Krieg begann das Orchester ab 1945 zunächst im 14-täglichen Rhythmus mit Aufführungen aus der Reihe der Dommusik. 1946 trat es bei dem ersten Musikfest im Kloster Steinfeld auf. Nach der Wiedereröffnung des Stadttheaters im Jahr 1951 nutzte das Sinfonieorchester dieses als Konzertraum. Im gleichen Jahr nahm es ebenfalls die im Krieg unterbrochenen Kurkonzerte wieder auf und übernahm ab 1958 wieder die musikalische Ausgestaltung der Aachener Heiligtumsfahrt. Darüber hinaus kam es in den Folgejahren zu zahlreichen Gastauftritten im In- und Ausland sowie zu regelmäßigen Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem Aachener Domchor, dem Sinfonischen Chor Aachen, dem Aachener Bachverein, dem Jungen Chor Aachen und der Cappella Aquensis.

Das Orchester heute

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Das Repertoire des Sinfonieorchester Aachen erstreckt sich von Aufführungen Alter Musik über die großen Werke der musikalischen Tradition bis hin zu zeitgenössischen Werken und Crossover-Projekten. Das Orchester verfügt über ein eigenes Barock-Projekt „Akzent Barock!“, in dessen Rahmen ein umfangreiches Barockinstrumentarium angeschafft wurde. In den Sinfoniekonzerten, aber auch in weiteren Konzertformaten wird in jeder Spielzeit ein zeitgenössischer Komponist oder eine zeitgenössische Komponistin als „composer in focus“ besonders in den Mittelpunkt gestellt. Neben den Sinfoniekonzerten gibt es zahlreiche weitere Konzertreihen, so zum Beispiel die Sonderkonzerte (teilweise an besonderen Spielstätten), die Kammerkonzerte im Spiegelfoyer des Theaters, Jugend- und Familienkonzerte sowie die „Krabbel-“ und „Sitzkissenkonzerte“ für Kleinkinder. Außerdem finden im Spätsommer Open-Air-Konzerte unter dem Titel „Kurpark Classix“ statt.

Kapellmeister und Musikdirektoren

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Einige sehr renommierte Dirigenten wie Leo Blech, Fritz Busch, Herbert von Karajan und Wolfgang Sawallisch haben ihre Karriere in Aachen begonnen.

Diskografie (Auswahl)

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Marcus R. Bosch mit dem Sinfonieorchester Aachen
Kazem Abdullah mit dem Sinfonieorchester Aachen
Christopher Ward mit dem Sinfonieorchester Aachen

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Alfons Fritz: Musik zur Zeit der französischen Herrschaft. In: Aachener Geschichtsverein (Hrsg.): Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 23. Verlag der Cremerschen Buchhandlung (C. Cazin), Aachen 1901, S. 31–170 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Vgl. die Beiträge in der umfangreichen Veröffentlichung zur Aachener Musikgeschichte ‘‘Tonarten einer Stadt‘‘ und den MGG-Artikel Aachen.
  3. Stephan Eisel: Bonn und Beethovens Neunte, Königswinter 2024, S. 72.
  4. Website der Musik-und Theaterfreunde Aachen e. V. Abgerufen am 26. März 2021.