Soheila Golestani
Soheila Golestani (persisch سهیلا گلستانی; geb. 8. Dezember 1980 in Teheran) ist eine iranische Filmschauspielerin und Regisseurin. Weltweit bekannt wurde sie 2024 durch den Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ unter der Regie von Mohammad Rasulof.

Biographie
BearbeitenSoheila Golestani wurde 1980 in Teheran geboren. Sie absolvierte ein Theaterstudium mit Schwerpunkt Bühnenbild. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als Schauspielerin, wurde bald für den Film entdeckt, wo sie auch als Stuntdouble eingesetzt wurde. Als Filmschauspielerin arbeitete sie mit den führenden iranischen Regisseuren zusammen. 2015 realisierte sie ihren ersten eigenen Film „Two“.
Golestani erlangte während der Proteste 2022 nach Mahsa Aminis Tod in Polizeigewahrsam in den sozialen Medien Bekanntheit, als sie in einem Video neben anderen Künstlern ohne den vorgeschriebenen Hidschāb auftrat. Sie wurde festgenommen, kam aber gegen Kaution frei.[1][2] Ihre Teilnahme an den Protesten führte zu verstärkter Aufmerksamkeit seitens der iranischen Behörden, was ihre Arbeit erheblich erschwerte.[3]
In „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ verkörpert Soheila Golestani Najmeh, die Ehefrau des regimetreuen Juristen Iman, den sie anfangs treu ergeben unterstützt, während ihre beiden Töchter Rezvan (verkörpert von Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) zunehmend in Opposition zum theokratischen Regime in Teheran kommen. Ihre Generation lehnt sich gegen die Repressionen des Systems auf, geht auf die Straßen, wird dort brutal zusammengeschlagen, es kommt zu Verhaftungen, Tötungen und sogar Todesurteilen und Hinrichtungen. Als der Vater immer weniger mit dem Kontrollverlust zurecht kommt, er seine Töchter interniert und die Situation eskaliert, wendet sich auch Najmeh von ihm ab.[4]
Die Dreharbeiten zum Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ fanden unter erschwerten Bedingungen statt. Die gesamte Besetzung und Crew standen unter ständigem Druck der iranischen Sicherheitskräfte. Regisseur Mohammad Rasoulof, der von den iranischen Behörden zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde, floh Anfang des Jahres aus dem Land.[5]
Bei den Filmfestspielen im Cannes 2024 fand der Film eine große Resonanz und wurde dort schließlich auch mit einem Spezialpreis der Jury von Präsidentin Greta Gerwig ausgezeichnet. Hauptdarstellerin Soheila Golestan konnte an der Premiere in Cannes nicht teilnehmen, da ihr die Ausreise verweigert wurde.[6]
Die „Saat des heiligen Feigenbaums“ wurde im August 2024 von Deutschland für den Oscar in der Kategorie bester internationaler Film eingereicht[7][8] und im Januar 2025 von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in die Liste der Nominierten aufgenommen.[9]
Auszeichnungen
Bearbeiten- 2024: Nominierung als beste Schauspielerin für die Asia Pacific Awards für ihre Rolle in Die Saat des heiligen Feigenbaums[8]
- 2013: Beste Nebenschauspielerin auf dem Internationales Fajr-Filmfestival als für ihre Leistung in „Mieeman Darim“
Filmographie
BearbeitenDarstellerin
Bearbeiten- 2024: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ (Regie: Mohammed Rasoulof)
- 2021: „Two Dogs“ (Regie: Amir Azizi)
- 2021: „Khodkhasteh“ [Eigenwillig] (Regie: Alireza Bazrafshan)
- 2020: „Röntgenbild einer Familie“
- 2017: „Gargineh“ [Werwolf] (Regie: Abbas Nizamdoost)
- 2014: „Mihman Darim“
- 2014: „Bofalo“ [Büffel] (Regie: Kaveh Sajjadi Hosseini)
- 2013: „Emruz“ [Heute] (Regie: Reza Mirkarimi)
- 2013: „Bidari baraye seh ruz“ [Drei Tage lang erwachen] (Regie: Massoud Amini Tirani)
- 2013: „Shab biron“ [Nachts draußen] (Regie: Kaveh Sajjadi Hosseini)
- 2012: „Mieeman Darim“ [Wir haben einen Gast] (Regie: Mohammad Mehdi Asgarpour)
- 2011: „vaziyat sefid“ [Weißer Status] (Regie: Hamid Nematollah)
- 2008: „Bini“ [Nase] (Regie: Farzad Moatman)
- 2009: „Chehalsalegi“ [Vierzig Jahre alt] (Regie: Alireza Raisian)
- 2006: „Nas mal man, nas mal to“ [Die Hälfte meins, die Hälfte deins] (Regie: Asghar Abdullahi)
- 2003: „Bagh belor“ [Kristallgarten] (Regie: Rambad Javan)
- 2003: „Kimiyaye manpar“ (Regie: Mohammad Taqi Ranjbar)
Regie
Bearbeiten- 2015: „Two“[10]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ اعتراضات ایران؛ واکنش شاد معترضان به باخت تیم ملی و برخورد شدید ماموران قطری با تماشاگران ضدجمهوری اسلامی - Iranische Proteste; Die freudige Reaktion der Demonstranten auf die Niederlage der Nationalmannschaft und die harte Behandlung der anti-islamischen Zuschauer durch die katarischen Beamten. BBC Persian, 29. November 2022, abgerufen am 24. Januar 2025 (persisch).
- ↑ حمید پورآذری و سهیلا گلستانی آزاد شدند - Hamid Pourazari und Soheila Golestani wurden freigelassen. Abgerufen am 24. Januar 2025 (persisch).
- ↑ Rights Group: Iran Arrests Actors Behind Defiant No-Headscarves Video. VOA, abgerufen am 25. Januar 2025 (englisch).
- ↑ Joachim Kurz: Die Saat des heiligen Feigenbaums (2024). 2024, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Amira Aslani: „Ich wurde von Gummigeschossen getroffen, unter der Brust, an der Seite, am Rücken“. welt.de, 3. Januar 2025, abgerufen am 24. Januar 2025.
- ↑ Cannes, il regista Rasoulof con le foto degli attori rimasti in Iran. Il Sole 24 ORE, 24. Mai 2024 (italienisch).
- ↑ Mohammad Rasoulofs Film als deutscher Oscar-Beitrag ausgewählt. Spiegel, 23. August 2024, abgerufen am 24. Januar 2025.
- ↑ a b Iranian Actress Nominated for Asia Pacific Award. Iranwire, 16. Oktober 2024, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ "Saat des heiligen Feigenbaums" im Oscar-Rennen. 23. Januar 2025, abgerufen am 24. Januar 2025.
- ↑ Tiffany Pritchard: Q&A: Soheila Golestani & Mahtab Nasirpour, 'Two'. 18. November 2015 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Golestani, Soheila |
KURZBESCHREIBUNG | iranische Schauspielerin und Regisseurin |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1980 |
GEBURTSORT | Teheran |