Spectators (englisch für ‚Zuschauer‘) ist das vierte Studioalbum des deutschen Synthie-Pop-Duos Wolfsheim.[1]

Spectators
Studioalbum von Wolfsheim

Veröffent-
lichung(en)

29. Januar 1999

Label(s)
  • Metropolis Records
  • Strange Ways Records

Format(e)

CD, Digital

Genre(s)

Synthie-Pop

Titel (Anzahl)

11 (+ Bonus-Tracks)

Länge

42:06 (+ Bonus-Tracks)

Besetzung

Produktion

Studio(s)

The Factory, Belgien

Chronologie
Hamburg Rom Wolfsheim
(1997)
Spectators Spectators Trilogie
(2001)

Entstehung und Artwork

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Alle Stücke des Albums wurden zusammen von den beiden Wolfsheim-Mitgliedern Peter Heppner und Markus Reinhardt geschrieben. In Zusammenarbeit mit José Alvarez-Brill produzierten sie auch das Album. Gemastert wurde das Album im Master & Servant in Hamburg, unter der Leitung von Tom Meyer. Das Album wurde unter den Musiklabels Metropolis Records und Strange Ways Records veröffentlicht und durch Indigo vertrieben. Aufgenommen wurde das Album im Tonstudio „The Factory“ in Belgien.

Auf dem Cover des Albums ist – neben Künstlernamen und Albumtitel – ein Teil der Mondoberfläche, mit der Sicht auf die Erde, zu sehen. Dasselbe Coverprinzip mit ähnlichem Artwork findet sich auf den Singleauskopplungen Künstliche Welten und Once in a Lifetime wieder. Dazu enthält das Album ein 16-Seitiges Booklet. Das Artwork stammt von den Graphischen Werken Ottensen.

Veröffentlichung und Promotion

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Die Erstveröffentlichung von Spectators erfolgte am 29. Januar 1999 in Deutschland.[2] Noch im selben Jahr folgte eine europaweite Veröffentlichung, sowie eine Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten 2001 (unter dem Musiklabel Metropolis Records) und in Russland 2004.[3] Eigentlich sollte das Album bereits ein Vierteljahr vorher in Deutschland erscheinen. In einem Interview mit Laut.de verriet Heppner, dass er seine Nebenprojekte immer so „timen“ wollte, dass sie kurzfristig vor neuen Wolfsheim-Projekten stattfinden, um diese Projekte damit zu unterstützen. Jedoch hatte keiner damit gerechnet, dass sich Heppners Nebenprojekt mit Joachim Witt und der gemeinsamen Single Die Flut zu einem so großen Erfolg entwickelt. Wolfsheim wollte mit Spectators rauskommen und Die Flut sei immer noch in den deutschen Singlecharts gewesen. Das sei für ihn und Reinhardt als Band doof gewesen. Deswegen hätten sie die Veröffentlichung von Spectators um ein Vierteljahr verschoben.[4] Das Album besteht aus elf neuen Studioaufnahmen. Neben der regulären Ausgabe wurde zeitgleich eine „Special Edition“ von Spectators veröffentlicht. Diese beinhaltet zusätzlich eine zweite CD mit fünf Liveaufnahmen. Ebenfalls zeitgleich erfolgte die Veröffentlichung einer „Limited Edition“ von Spectators, diese beinhaltet zusätzlich die Maxi-Single zu Künstliche Welten.[5]

Um das Album zu bewerben, gingen Wolfsheim kurz vor und nach der Albumveröffentlichung auf die Spectators Tour 1998/99. Am 22. August 1999 spielten Wolfsheim auf dem Bizarre-Festival in Köln-Ossendorf. Das Konzert wurde im Rahmen des Westdeutschen Rundfunks für die Fernsehsendung Rockpalast aufgezeichnet und ausgestrahlt. Während des Konzertes wurde das Duo von einigen Cellisten und Violinisten begleitet. Die Setlist bestand überwiegend aus vergangenen Singleveröffentlichungen. Am selben Tag standen die beiden Wolfsheim-Mitglieder auch für einen Chat auf deren Webauftritt bereit.[6][7] Des Weiteren folgte ein Liveauftritt mit Once in a Lifetime in der RTL-Musikshow Top of the Pops.[8]

Das Album besteht aus elf neu eingespielten Titeln. Neun der elf Liedtexte sind in englischer Sprache, ein Liedtext ist in deutscher Sprache verfasst. Musikalisch bewegen sich die Lieder im Bereich des Dark Waves und Synthie-Pops. Bei E handelt es sich um ein reines Instrumentalstück. Bereits 1997 war eine EP-Veröffentlichung mit dem Titel E geplant, daraus wurde jedoch aufgrund einer Erkrankung Heppners nichts.[9] Bei dem Lied Blind wurden Wolfsheim von ihrem Produzenten José Alvarez-Brill als Gitarrist unterstützt.

Die Liveaufnahmen der speziellen Bonus-CD erfolgten während des ersten Teils der Spectators Tour 1998/99 in Essen am 23. Oktober 1998 und Herford am 24. Oktober 1998. Die Liveaufnahmen tätigte Jürgen Jansen. Die Remixversion von Künstliche Welten auf der limitierten Bonus-CD entstammt der Zusammenarbeit von José Alvarez-Brill und Hubertus Pohlmann. Die Aufnahme mit den Prager Philharmoniker erfolgte unter der Leitung des Dirigenten Mario Klemens. Das Lied F ist bis heute auf keinem Wolfsheim-Album zu finden.

Titelliste
# Titel Autor(en) Produzent(en) Länge
1 It’s Hurting for the First Time Peter Heppner, Markus Reinhardt José Alvarez-Brill, Peter Heppner, Markus Reinhardt 3:08
2 Künstliche Welten 3:26
3 Touch 4:10
4 Blind (feat. José Alvarez-Brill) 3:38
5 Once in a Lifetime 3:41
6 Sleep Somehow 3:13
7 For You 3:19
8 Read the Lines 4:36
9 I Don’t Love You Anymore 4:23
10 Heroin, She Said 5:01
11 E 3:26
CD 2 (Special Edition) a
1 A Look into Your Heart (live) Peter Heppner, Markus Reinhardt Carlos Perón 4:03
2 Closer Still (live) José Alvarez-Brill, Peter Heppner, Markus Reinhardt 3:05
3 Leave No Deed Undone (live) 4:01
4 A New Starsystem Has Been Explored (live) 3:45
5 This Time (live) Carlos Perón 3:09
CD 2 (Limited Edition) a
1 Künstliche Welten (Radio Edit) Peter Heppner, Markus Reinhardt José Alvarez-Brill, Peter Heppner, Markus Reinhardt 3:29
2 Künstliche Welten (Praha Edit) (mit den Prager Philharmoniker) 4:28
3 Künstliche Welten (Club Edit) 4:17
4 F 3:50
a 
Produzentenangaben der dazugehörigen Studioversionen.

Singleauskopplungen

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Bereits vor der offiziellen Veröffentlichung des Albums wurden im Oktober bzw. November 1998 die beiden Singles Once in a Lifetime und It’s Hurting for the First Time ausgekoppelt. Nach der Albumveröffentlichung folgte die Single Künstliche Welten im März 1999. Zu Promotionzwecken wurde eine Remixversion zu Sleep Somehow am 26. Juli 1999 veröffentlicht. Für den Spielfilm Erbsen auf halb 6 wurde am 1. März 2004 die Single Blind ausgekoppelt, allerdings in einer Version ohne Alvarez-Brill. Mit Ausnahme des Promo-Tonträgers konnten sich alle vier offiziellen Singles in den deutschen Singlecharts platzieren.

Charterfolge in den Singlecharts

Jahr Titel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, , Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH
1998 Once in a Lifetime DE23
(16 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 16. Oktober 1998
It’s Hurting for the First Time DE66
(6 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 30. November 1998
1999 Künstliche Welten DE66
(7 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 26. März 1999
2004 Blind 2004 DE53
(9 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 1. März 2004

Spectators Tour

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Spectators Tour 1998/99
von Wolfsheim
Präsentationsalbum Spectators
Anfang der Tournee 23. Oktober 1998
Ende der Tournee 10. März 1999
Konzerte insgesamt
(nach Land)
17 in Deutschland
Konzerte insgesamt 17
Chronologie
Dreaming Apes Tour 1996
(1996)
Spectators Tour 1998/99 Casting Shadows Tour 2003
(2003)

Die folgende Liste beinhaltet alle Konzerte in chronologischer Reihenfolge, die Wolfsheim bei der Spectators Tour 1998/99 gespielt haben. Die Tour erstreckte sich vom 23. Oktober 1998 bis 10. März 1999 und führte die beiden insgesamt durch 17 deutsche Städte.[11]

Tourdaten
Datum Stadt Veranstaltungsort Land
23. Oktober 1998 Essen Zeche Karl Deutschland  Deutschland
24. Oktober 1998 Herford Kick
25. Oktober 1998 Ludwigshafen am Rhein Colloseum
27. Oktober 1998 Hamburg Gruenspan
28. Oktober 1998 Halle (Saale) Easy Shorre
30. Oktober 1998 Chemnitz Kraftwerk
31. Oktober 1998 Cottbus Glad-House
1. November 1998 Jena Kassablanca
3. November 1998 Nürnberg Hirsch
4. November 1998 Essen Zeche Karl
2. März 1999 Nürnberg Hirsch
3. März 1999 Köln-Ehrenfeld Live Music Hall
5. März 1999 Hildesheim Vier Linden
6. März 1999 Dresden-Leipziger Vorstadt Alter Schlachthof
7. März 1999 Berlin Arena
9. März 1999 Magdeburg AMO Kultur- und Kongreßhaus
10. März 1999 Bremen Modernes

Mitwirkende

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Albumproduktion

Unternehmen

Rezeption

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Rezensionen

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Die US-amerikanische Musikportal Allmusic bewertet das Album mit 4,5/5 Sternen und der Begründung: „Smooth and sexy, Wolfsheim’s mix of bittersweet electronic harmonies and intense vocal style pave the way for lyrics which serve more than the melody. […] From track to track, Wolfsheim go from strength to strength. The dancefloor beats of Once in a Lifetime contrast with the reflective romance of Künstliche Welten, with tracks like Read the Lines giving a jovial relief from the gravity of the rest of the album. The new romatic characteristics have receeded from Wolfsheim’s The Sparrows and the Nightingales days, and what remains is a sound that is more intense than before. Spectators has a wider appeal than synth pop fans, and fans of gothic and related genres of music are also bound to find something in this release.“[12]

Nachdem Wolfsheim mit „elektronischem Independent-Pop als Vertreter des Dark Wave“ populär wurde variierte es in den 2000er-Jahren ihren Stil in Form einer „Akzentverschiebung durch eine zunehmende Betonung des Popcharakters; eingängige, melodiös-melancholische Stücke mit vornehmlich englischsprachigen Texten“ – so das deutschsprachige Wissensportal wissen.de.[13]

Das deutschsprachige Online-Magazin laut.de vergab 3/5 Sternen. Michael Schuh von der Redaktion beurteilte das Album mit folgenden Worten: Zusammenfassend beinhalte das Album melancholischen Synthie-Pop gepaart mit einer wehmutsgetränkten Stimme. Spectators sei poporientierter – „massentauglicher“ – als frühere Werke, aber in keinster Weise trendanbiedernd. Mit Künstliche Welten sei traditionell zumindest ein deutschsprachiges Lied auf dem Album enthalten. Als Experiment könne Sleep Somehow angesehen werden, da Drum-’n’-Bass-Anleihen bisher keinen Platz im Wolfsheim-Kosmos fanden. Heroin, She Said käme ziemlich industrialmäßig daher und überzeuge mit krachigem Refrain, der Rest sei einfach 100 % Wolfsheim. Böse Zungen mögen behaupten, dass das Duo mit ihrem „puristischen Elektro-Sound“ schlicht ein Jahrzehnt hinterher hinkt. Sicher sei das alles nicht neu und nur im Ansatz prickelnd, das sei Schuh aber trotzdem lieber als sämtliche „kommerzgeilen Retortenbands“, die mit billigsten Adaptionen früherer Hits den großen Reibach machen und die deutschen Charts zu einer Auflistung akustischer Grausamkeiten verkommen lassen.[14]

Volkmar Kuhle ist im Gothic-Lexikon der Meinung, dass das Duo mit Spectators etwas Abstand von ihrem bisherigen Stil genommen habe und zu diesem Zeitpunkt mit angesagten Stilelementen aus der elektronischen Musik experimentiert habe.[15]

Charts und Chartplatzierungen

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Spectators erreichte in Deutschland Position zwei der Albumcharts und konnte sich insgesamt fünf Wochen in den Top 10 und 25 Wochen in den Charts halten. In der Schweiz erreichte das Album in einer Chartwoche Position 41 der Charts. Ein Charteintritt in Österreich blieb bis heute verwehrt. 1999 platzierte sich Spectators in den Jahresalbumcharts auf Position 36 in Deutschland. Es war das erste Mal, dass sich ein Album in den Jahrescharts platzieren konnte.

Für Wolfsheim ist dies bereits nach 55578 und Dreaming Apes der dritte Charterfolg in den deutschen Albumcharts sowie der erste in der Schweiz. Es ist ihr erster Top-10-Erfolg in Deutschland. Bis heute konnte sich kein Album von Wolfsheim höher in der Schweizer Hitparade platzieren.

Chartplatzierungen
ChartsChart­plat­zie­rungenHöchst­platzie­rungWo­chen
  Deutschland (GfK)[16]2 (25 Wo.)25
  Schweiz (IFPI)[17]41 (1 Wo.)1
Jahrescharts
ChartsJahres­charts (1999)Platzie­rung
  Deutschland (GfK)[18]36

Auszeichnungen für Musikverkäufe

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2004 wurde Spectators in Deutschland von der BVMI (Bundesverband Musikindustrie) mit einer Goldenen Schallplatte für über 250.000 verkauften Einheiten ausgezeichnet. Obwohl das nachfolgende Album Casting Shadows mit Platin ausgezeichnet wurde, ist Spectators aufgrund von Abwertungen der Verleihungsgrenzen für Plattenauszeichnungen zwischen 1999 und 2002 der meistverkaufte Tonträger Wolfsheims bis heute.

Land/Region Aus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nung, Ver­käu­fe)
Ver­käu­fe
  Deutschland (BVMI)[19]  Gold250.000
Insgesamt   1× Gold
250.000

Einzelnachweise

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  1. Wolfsheim – Spectators. discogs.com, abgerufen am 13. August 2015.
  2. Wolfsheim – Spectators. musicline.de, abgerufen am 13. August 2015.
  3. Artist Biography by Michael Sutton. allmusic.com, abgerufen am 23. August 2015.
  4. Markus Brandstetter: Ich habe keine Ahnung von Dance. laut.de, 2. Oktober 2018, abgerufen am 3. Oktober 2018.
  5. Wolfsheim – Spectators (Limited Edition). discogs.com, abgerufen am 20. August 2015.
  6. Neues. grimmfrost.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2021; abgerufen am 27. April 2017.
  7. 13th Bizarre-Festival 20. – 22. August 1999 Köln, Butzweiler Hof. rockpalastarchiv.de, abgerufen am 27. April 2017.
  8. Marco Müller: Wolfsheim Once in a lifetime (top of the tops 1998). youtube.com, 14. März 2019, abgerufen am 8. September 2019.
  9. Wolfsheim Biografie. grimmfrost.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2021; abgerufen am 27. April 2017.
  10. Chartquellen Singles: DE AT CH
  11. Concerts. grimmfrost.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 13. August 2015.
  12. Wolfsheim – Spectators / AllMusic Review by Theo Kavadias. allmusic.com, abgerufen am 13. August 2015.
  13. Wolfsheim. In: Wissen.de. Abgerufen am 24. Februar 2024.
  14. Sympathischer Synthie-Pop mit himmlischen Melodien. laut.de, abgerufen am 26. April 2017.
  15. Volkmar Kuhle: Gothic-Lexikon. Lexikon Imprint Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89602-203-2, S. 316 f.
  16. Wolfsheim – Spectators. offiziellecharts.de, abgerufen am 13. August 2015.
  17. Wolfsheim – Spectators. swisscharts.com, abgerufen am 13. August 2015.
  18. Album-Jahrescharts 1999. offiziellecharts.de, abgerufen am 13. August 2015.
  19. Gold-/Platin-Datenbank. musikindustrie.de, abgerufen am 13. August 2015.