St. Jakob (Obernsees)

Kirchengebäude in Mistelgau, Landkreis Bayreuth, Bayern

Die Kirche St. Jakob in Obernsees, einem Gemeindeteil der Gemeinde Mistelgau im Landkreis Bayreuth, ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche im Markgrafenstil. Das Gotteshaus steht in der Ortsmitte auf einem ins Tal vorspringenden Bergsporn und ist weithin sichtbar.

Evangelische Ortskirche St. Jakob, daneben das Gemeindehaus, Kantorat genannt

Geschichte

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Im Jahr 1390 wurde die Kirche St. Vitus zu Obernsees in einem Streit um das Zehntrecht zwischen dem Bischof von Bamberg und dem Burgherrn von Nürnberg genannt.[1] Diese St.-Vitus-Kirche war Anfang des 18. Jahrhunderts so baufällig, dass man 1707 bis 1709 einen neuen Chorturm errichtete. Das Kirchenschiff wurde in den Jahren 1727 bis 1729 zur Zeit des Markgrafen Georg Friedrich Karl erbaut. Das neue Gotteshaus wurde nach dem Apostel Jakobus benannt.

Architektur und Ausstattung

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Südportal

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St.-Jakob-Kirche Obernsees, Südportal

Die am markgräflichen Hof zu Bayreuth tätige Bildhauerfamilie Räntz zeichnete verantwortlich für die Gestaltung des Südportals. Die Inschrift über dem Portal trägt die Jahreszahl 1728:

„Dem dreieinigen Gott zu Ehren wird Anno MDCCXXIIX unter der ehrwürdigsten Regierung des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Georg Friedrich Carls Markgrafen zu Brandenburg in Preußen, Herzog usw. durch sorgfältige Direktion Hr. Friedrich Caspar Hagens Consistorial-Raths Oberhofprediger und Superintendent und Hr. Wolfgang Friedrich Raths- und Amtmann beider zu Bayreuth diese Kirche von Grund neu aufgeführt und ist dieselbe die erste so unter höchst gedacht Ihre hochfürstl. Durchl. Regierung im ganzen Lande neu auferbauet worden.“

Gemälde

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Die ursprüngliche Ausschmückung der Kirche besorgte der Maler Johann Peter Langheinrich, sie wurde 1761/1762 ergänzt vom Bayreuther Hof- und Kabinettmaler Wilhelm Ernst Wunder. Drei Ölgemälde auf Kalkputz in den rautenförmigen Feldern an der Langhausdecke stellen Christi Geburt, Kreuzigung und Auferstehung dar.

Bei der Sanierung in den Jahren 1978/1979 waren irreparable Schäden an Gemälden der Grund, dass die Abbildungen der zwölf Apostel, je paarweise in den Stichkappen, sowie das Dreieinigkeitssymbol mit der Umschrift „SANCTUS – SANCTUS – SANCTUS DOMINUS ZEBAOTH“ am Chorbogen übermalt wurden.[2]

An der dreiseitig umlaufenden, doppelten Empore befindet sich die für den Markgrafenstil typische Bilder-Bibel. Die obere Empore zeigt 15 alt-testamentarische Bilder, an der unteren Empore befinden sich 18 Bilder aus dem Neuen Testament, darunter jeweils die zugehörige Bibelstelle.

Drei Gemälde früherer Pfarrer sind zu sehen:[3]

  • rechts der Kanzel: Pfarrer Christoph Ulrich Althöfer († 1714), Anfang 18. Jahrhundert, Öl auf Leinwand
  • links am Chorbogen: Ovales Pfarrbildnis mit Wappen, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, Öl auf Leinwand
  • über dem Kanzelaufgang: ein Selbstporträt von Pfarrer Friedrich Thiermann, Inhaber der Pfarrstelle von 1923 bis 1932, er hat sich große Verdienste um die Sanierung der beiden Kirchen der Kirchengemeinde Obernsees gemacht.

Taufstein

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Im Mittelgang vor den drei Stufen, die hoch zum Altarraum führen, steht der kelchförmige, sechseckige Taufstein. Er wurde aus der Vorgängerkirche übernommen. Umlaufend am oberen Rand des aus Sandstein gehauenen Taufsteins ist zu lesen: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht denn solcher ist das Himmelreich. Markus 10“. Am Fuß des Taufsteines ist die Jahreszahl „1624“ zu lesen.

Die Kanzel wurde Ende des 17. Jahrhunderts in Kulmbach gefertigt. Die Figuren auf dem Schalldeckel stammen aus der Räntz-Werkstatt; unten am Kanzeldeckel schwebt eine Heilig-Geist-Taube. Die Flachnischen der Seitenfelder zeigen Figuren der vier Evangelisten und den Salvator Mundi, gefertigt 1713/1714 von Johann Caspar Fischer.[3]

 
Innenansicht mit Orgel

Die Orgel aus der Werkstatt des Orgelbauers Ludwig Weineck wurde 1859 erbaut, 1964 leicht verändert und 1979 überarbeitet. Das rein mechanische zehnregistrige Schleifladeninstrument hat heute folgende Disposition:[4]

Manual C–f3
1. Principal 8′
2. Hohlflauto 8′
3. Quintade 8′ (neu)
4. Octave 4′
5. Flauto allemande 4′
6. Quintflauto 3′
7. Octave 2′
8. Blockflöte 2′ (neu)
9. Mixtur III 113
Pedal C–c1
10. Subbaß 16′

Literatur

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  • August Gebeßler: Stadt und Landkreis Bayreuth (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 6). Deutscher Kunstverlag, München 1959, DNB 451450914, S. 131–132.
  • Helmut Hofmann: Evangelisch im Bayreuther Land – Porträt eines Dekanatsbezirkes. Verlag der Ev.-Luth. Mission Erlangen 1993, ISBN 3-87214-2550, S. 172–175.
  • Peter Poscharsky: Die Kirchen der Fränkischen Schweiz. 3. verbess. Aufl. Verlag Palm und Enke, Erlangen 1993, ISBN 3-7896-0099-7, S. 312–316.
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Commons: St. Jakob (Obernsees) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Einrichtungen der Kirchengemeinde Obernsees > St. Jakob Obernsees. Abgerufen am 4. Januar 2021.
  2. Archiv der Kirchengemeinde Obernsees: Evang.-Luth. Kirche St. Jakob - Wiedereinweihung am 27. Januar 1980.
  3. a b Archiv der Kirchengemeinde Obernsees: Baubeschreibung Kirche St. Jakob.
  4. Orgeldatenbank Bayern, Version 5 (2009), hrsg. von Michael Bernhard.

Koordinaten: 49° 55′ 11″ N, 11° 23′ 4″ O