St. Josef-Stiftung

Schweizer Stiftung zur Schulung, Betreuung und Pflege von Menschen mit einer geistigen Behinderung

Die St. Josef-Stiftung ist eine privatrechtliche Schweizer Stiftung im Sinne von Art. 80 ff. ZGB mit Sitz in Bremgarten AG. Sie widmet sich der Schulung, Betreuung und Pflege von Menschen mit einer geistigen Behinderung.

St. Josef-Stiftung
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Rechtsform Stiftung[1]
Gründung 10. Dezember 1889 / 1948[2]
Sitz Bremgarten AG, Schweiz (Koordinaten: 47° 20′ 51,5″ N, 8° 20′ 26,7″ O; CH1903: 668167 / 244478)
Zweck Schulung, Betreuung und Pflege von Menschen mit einer geistigen Behinderung
Vorsitz Thomas Bopp
(Stiftungsleiter)
Peter Thurnherr
(Stiftungsratspräsident sowie Vorsitz der Stiftungskommission)
Umsatz 32’472’241 CHF (2022)
Bilanzsumme 49’564’066 CHF (2022)
Beschäftigte 409 (2022)
Website www.josef-stiftung.ch

Dabei ist die Stiftung aus ihrer katholischen Tradition heraus einem christlichen Menschenbild verpflichtet und engagiert sich für den behinderten Menschen und dessen Leben in Achtung, Würde und Integrität. Gleichzeitig erstrebt sie eine weitgehende Öffnung der Institution, um zum gegenseitigen Verständnis beizutragen und einer etwaigen Isolierung der behinderten Menschen entgegenzuwirken. Dazu gehört auch, dass die Stiftung fremde Anbieter auf dem eigenen Areal beherbergt (Schule der Stadt Bremgarten, Schulpsychologischer Dienst, kantonale Berufsfachschule Gesundheit und Soziales).

Es werden rund 180 Menschen mit einer geistigen Behinderung dauerhaft und umfassend betreut.

Darüber hinaus führt die Stiftung eine eigene Gaststätte und organisiert Veranstaltungen in den Bereichen Bildung, Kunst und Kultur.

Mit über 370 Mitarbeitenden ist sie ein bedeutender Arbeit- und Auftraggeber in der Region und engagiert sich auch intensiv in der Aus-, Fort- und Weiterbildung ihrer Angestellten.

Stiftungszweck

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„Die St. Josef-Stiftung, Bremgarten, steht im Dienste behinderter und von Behinderung bedrohter Mitmenschen. Sie bezweckt die Bildung, Erziehung und Betreuung vorab geistig behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener. Sie führt ein Wohnheim, eine Heilpädagogische Schule, einen Heilpädagogischen Dienst/Früherziehung sowie Ambulatorien für Psychomotorik-Therapie.“

Zitat aus der Stiftungsurkunde

Tätigkeitsfelder und Angebote

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Fachangebote

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  • Heilpädagogische Schule: Schulung und Förderung interner und externer Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener von 4 bis 20 Jahren – sowohl Schul- und Praktischbildungsfähige als auch Gewöhnungsfähige und Schwerstbehinderte – entsprechend ihren Möglichkeiten in einem geschützten Rahmen. Ergänzend dazu pädagogisch-therapeutische und medizinisch-therapeutische Massnahmen (u. a. Ergotherapie, Physiotherapie, heilpädagogisch-/psychologische Einzelförderung, Logopädie, Sondergymnastik)
  • Wohnen und Beschäftigung:
    • Familienähnlich gestaltete Wohngruppen für Kinder und Erwachsene vom 4. Lebensjahr an bis zum Angebot einer lebenslangen Aufenthaltsmöglichkeit. Ausserhalb der Schul-, Therapie-, Beschäftigungs- oder Arbeitszeit bieten die Wohngruppen Erholung, Pflege, Betreuung und Förderung. Freizeitaktivitäten bis hin zu Ferienlagern oder der gemeinsamen Aufführung eines Musicals runden das Angebot der Wohngruppen ab.
    • Beschäftigungsstätte für Menschen mit einer geistigen Behinderung, die den Anforderungen einer geschützten Werkstätte nicht gewachsen sind, um diesen eine sinnvolle Tagesgestaltung zu bieten. Einfache, dort hergestellte Bastelarbeiten werden auch zum Kauf angeboten.
  • Psychomotorik-Therapie: Abklärung, Beratung und Therapie für Kinder und Jugendliche der Volks- und Sonderschule mit Auffälligkeiten in ihrem Bewegungserleben und Bewegungsverhalten, durchgeführt in Ambulatorien in Berikon, Bremgarten, Muri und Wohlen. In der Therapie werden durch gezielten Einsatz von Material und kreativen Medien oder durch anregungsreiche Bewegungslandschaften die kindlichen Bewegungsbedürfnisse angesprochen und die Handlungsfähigkeiten erweitert. Im Bewegungs- und Symbolspiel kann das Kind Erlebnisse, Gefühle und Konflikte ausdrücken und verarbeiten. Durch gezielte Übungen werden Bewegungsabläufe und methodische Fertigkeiten aufgebaut und gefördert. Derzeit nehmen über 100 Kinder die entsprechenden Angebote wahr.
  • Heilpädagogischer Früherziehungsdienst für die Bezirke Bremgarten und Muri: Diagnostik und Förderung entwicklungsauffälliger oder entwicklungsgefährdeter Kinder sowie Beratung, Begleitung und Unterstützung der Familie ab Geburt des Kindes bis zu seinem Übertritt an eine Schule oder Institution. Die heilpädagogische Früherziehung findet in der Regel zu Hause in der gewohnten Umgebung des Kindes statt, zuweilen auch in den Räumen des Heilpädagogischen Dienstes (einzeln oder in Gruppen). Derzeit nehmen ebenfalls über 100 Kinder dieses Angebot wahr.
  • Medizinischer Dienst: Angebot zur Begleitung von Betreuten, Mitarbeitenden und Eltern. Ausgebildete Pflegefachfrauen beraten, unterstützt von Fachärzten, die Betreuenden, Eltern oder Therapeuten bezüglich Gesundheitsfragen, medizinischer Therapien und Behandlungen bei Krankheit, führen ärztlich verordnete Therapien durch und vermitteln neue Pflegetechniken. Bei Notfällen innerhalb des Stiftungsareals leistet der Medizinische Dienst erste Hilfe.

Spielplätze, Spielwiese und Tierpark

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  • Die Stiftung stellt ein breites Spielangebot für Kinder aller Altersklassen zur Verfügung – von der Kinderschaukel bis zum Fussballplatz.
  • Der Tierpark „Tipajo“, eingebettet in die parkähnliche Anlage des Stiftungsareals, beherbergt eine grosse Zahl verschiedener, meist zutraulicher Tiere, wobei die Bewohner der Stiftung nach Möglichkeit in die Pflege der Tiere einbezogen werden.

Gastronomie

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  • Eigenes, auch für das allgemeine Publikum geöffnetes Restaurant und Begegnungsstätte („JoJo“)
  • Party- und Veranstaltungsservice für die gesamte Region an 365 Tagen im Jahr
  • Pflege der eigenen Kulturgüter (ehemaliges Kapuzinerkloster, Kapuzinerkirche etc.) in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege
  • Begehen der kirchlichen und weltlichen Feste im Jahreskreis gemeinsam mit den Betreuten, deren Angehörigen, den Stiftungsangehörigen und der breiteren Öffentlichkeit
  • Diskussionen
  • Themenabende
  • Symposien
  • Lesungen
  • Vorträge
  • Ausstellungen
  • Gottesdienste
  • Konzerte
  • Fasnachtsball
  • Theateraufführungen
  • etc.

Interne Dienste

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  • Medizinischer Dienst: medizinische Versorgung der Behinderten im Rahmen einer ganzheitlichen Gesundheitspflege
  • Ökonomie: Versorgung der Stiftung. Hauptaufgaben: Reinigung, Wäscherei, Unterhalt und Werterhaltung der Mobilien und Immobilien, Personen- und Objektschutz
  • Administration: Buchhaltung/Rechnungswesen, Personaldienst, Informatik, Sekretariat und Empfang
  • Betriebskinderhort

Seelsorge und Religionsunterricht

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  • Ingenbohler Schwestern: Heute lebt noch eine kleine Gemeinschaft im Personalhaus.
  • Kapuziner: Zurzeit wohnt noch ein Pallottinerpater auf dem Areal der Stiftung.

Aus-, Fort- und Weiterbildung

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Als einer der grössten Arbeitgeber der Region engagiert sich die Stiftung intensiv in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitenden. Zwischen 30 und 40 Lehrplätze stehen ständig zur Verfügung. Angeboten werden folgende Ausbildungen, teilweise auch in Form eines Praktikums:

  • Sozialpädagogin/Sozialpädagoge
  • Fachfrau/Fachmann Betreuung, Fachrichtung Behindertenbetreuung
  • Heilpädagogin/Heilpädagoge
  • Fachfrau/Fachmann Betreuung, Fachrichtung Kinderbetreuung
  • Heilpädagogin, Früherzieherin
  • Psychomotorik-Therapeutin
  • Kauffrau/Kaufmann
  • Koch
  • Fachfrau/Fachmann Betriebsunterhalt EFZ/EBA
  • Fachfrau/Fachmann Hauswirtschaft EFZ/EBA
  • Pra Hauswirtschaft Insos
  • Gärtner/Gärtnerin EBA

Geschichte (Überblick)

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Die Stiftung wurde am 10. Dezember 1889 im ehemaligen Bremgartner Kapuzinerkloster, das nach der Aufhebung aller Klöster im Kanton Aargau im Jahr 1841 fast 50 Jahre leer gestanden hatte, nach Restauration und Umbau mit einem Kinderheim für geistig Behinderte („Anstalt St. Joseph“) offiziell eröffnet. Für die Führung wurden Ordensfrauen der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz Ingenbohl gewonnen. Zur kontinuierlichen Unterstützung und insbesondere der Regelung aller auftretenden rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Fragen wurde ein Hilfsverein gegründet. 1944 wurde die Stiftung in „St. Josefsheim Bremgarten“ umbenannt.

1948 erfolgte die Gründung der eigentlichen Stiftung unter dem Namen „St. Josefsheim Bremgarten“, und der Hilfsverein wurde durch einen Stiftungsrat als Träger abgelöst.

1955 konnten Schulhaus und Turnhalle eingeweiht sowie eine Unterführung der Bremgarten-Dietikon-Bahn erstellt werden.

Mit Inkrafttreten der Schweizerischen Invalidenversicherung im Jahr 1960 wurde die Erziehung und Bildung geistig behinderter Kinder als öffentliche Aufgabe anerkannt, sodass die Stiftung in der Folge ihr Förderangebot deutlich ausbauen konnte. Zu Anfang der Siebzigerjahre wurden die eigenständigen Bereiche Psychomotorik-Therapie und Heilpädagogischer Dienst Früherziehung ins Leben gerufen. Im Jahr 1974 erfolgte die Eröffnung der Heimerzieherschule, der späteren Fachschule für sozialpädagogische Berufe.

1975 wurde der Zentralbau bezogen.

1983 wurden die ersten Wohngruppen für gewöhnungsfähige und schwerstbehinderte Erwachsene eröffnet. Im Jahr 1987 wurde die Geschäftsführung vom Institut Ingenbohl an den Stiftungsrat übergeben. Im Jahr 1988 erfolgte der Einzug der Kapuziner, nachdem das alte Gärtnerhaus renoviert und zum Kapuzinerhaus umgebaut worden war.

1991/1992 wurde auf dem Areal auch die Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinschaft Bremgarten errichtet (Einrichtung eines Betsaals, kein eigenständiges Gebäude).

1994 konnte der Tierpark gebaut und eröffnet werden. Im Jahr 2002 wurde das neue Wohnhaus „Haus am Rank“ eröffnet, im Jahr 2003 erfolgte schliesslich die Eröffnung des öffentlichen Restaurants „JoJo“, im Jahr 2005 die Parkplatz-Erweiterung mit dem Bau einer Tiefgarage, Neugestaltung des Areals sowie Neubau der Heilpädagogischen Schule.[2]

Zum Ende 2019 wurden im Bereich Heilpädagogische Schule/Wohnen für Kinder 111 Kinder betreut. Die Zahl betreuter Erwachsener betrug 79. Wirtschaftlich erreichte die Stiftung 2019 bei einem Umsatz von etwa 31 Millionen Franken einen Überschuss von rund 698'000 Franken.[3]

Die COVID-19-Pandemie beeinflusste die Arbeit der Stiftung stark. Besondere Auswirkungen hatten die pandemiebedingten Einschränkungen auf Bereiche wie die Physio- und Ergotherapie sowie auf die heilpädagogische Arbeit. Mindestens bis zum Spätherbst 2020 konnte durch Schutzmaßnahmen jedoch verhindert werden, dass Klienten oder Mitarbeiter infiziert wurden.[4]

Literatur

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  • Jahresbericht 19/20 St. Josef-Stiftung 5620 Bremgarten, Ausgabe 108, Bremgarten AG, November 2010

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Eintrag der «St. Josef-Stiftung» im Handelsregister des Kantons Aargau
  2. a b Geschichte. St. Josef-Stiftung, abgerufen am 7. Mai 2021.
  3. Jahresbericht 19/20. (pdf, 2,75 MB) St. Josef-Stiftung, abgerufen am 7. Mai 2021.
  4. Therapie auf Distanz gestaltet sich schwierig. In: Aargauer Zeitung, 24. November 2020, S. 23.